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Laufberichte

Ein besonderes Jubiläum

11.09.11

Die folgenden zwei Kilometer gehören dem Aasee. Auch wenn wir den in voller Pracht fast nur bei Überquerung der Brücke auf dem Kardinal-von-Galen-Ring zu sehen bekommen. Hier begegnen wir dem Mann mit dem Hammer. Er ist ebenfalls Dauergast in Münster und auf der ganzen Strecke unterwegs, auch wenn er meist jenseits der 30 KM-Marke erwartet wird. Wir lassen uns lieber erst mal von den Kids ablenken, die bei KM 13 auf ihre Papis warten, um von hier die letzten 1,5 Kilometer mit ihnen gemeinsam zum Ziel zurück zu legen.

Die nächste Verpflegungsstation weckt in mir Bedenken, ob ich heute das richtige Tempo gewählt habe. Erschwerend kommt hinzu, dass ich zum Trinken eine Gehpause einlegen muss, während Hermann seinen Rhythmus beibehält. Doch die Bedenken sind schnell verflogen, werde ich doch an der nächsten Bühne anhand meiner Startnummer besonders begrüßt, wie zahlreiche andere Jubiläumsteilnehmer auch. Das motiviert und so fallen die nächsten Kilometer zur Halbmarathonmarke in Nienberge immer noch leicht, auch wenn jetzt erst einmal ein Teilstück über Land angesagt ist. Dafür versteckt sich die Sonne langsam hinter den Wolken und eine leichte Brise sorgt für bessere Laufbedingungen.

Die Halbmarathonmarke erreichen wir so in der angepeilten Zeit. Abwechslung bringt uns hier der Themenpark New York. Eine Freiheitsstatue lässt mich von meiner Freiheit zu Laufen träumen, während Uncle Sam die Kinder und die Läufer unterhält. Und bin ich wieder allein mit meinen Gedanken führt uns der Weg nach Roxel wieder über Land. Doch da ist Hermann auf einmal verschwunden. Ein kurzer Blick zurück zeigt mir einen gehenden Freund. Eigentlich hatte er doch gut trainiert und ich wollte mich doch ziehen lassen. Aber wie sich herausstellt hat er heute Probleme mit dem Magen und ich werde zum Zugläufer. Jetzt beginnt es auch noch leicht zu nieseln. Schnell wird klar, dass von unserer angepeilten Zeit nicht viel übrig bleiben wird, aber was spielt dass schon eine Rolle, wenn man die Strecke gemeinsam genießen darf. Und langweilig wird es sowieso nicht. Eine Strecke durch das Münsterland führt immer an zahlreichen Höfen vorbei und wenn der nächste offizielle Powerpoint zu weit entfernt ist, macht man halt selbst einen. Die Trompete wird herausgeholt und den Läufern der Marsch geblasen.

So erreichen wir wohlbehalten Roxel. Eine neue Welle der Sympathie schlägt uns hier entgegen und wir lassen uns gerne von ihr über die Zeitnahme bei KM 30 hinweg getragen. Da spielt es längst keine Rolle mehr, ob wir laufend oder gehend unterwegs sind. Die meisten Zuschauer zollen uns eh schon Respekt für die bereits zurück gelegte Strecke.

Der Weg von Roxel führt Richtung Innenstadt, wo man früher noch eine Standortpositionierung vornehmen konnte, weil sich das Feld hier auf mehreren Kilometern begegnete. Wir machen dies heute ebenfalls, allerdings mit einer weiteren aktiven Gehpause. Sie gelingt uns trotzdem, weil wir zahlreiche Teilnehmer mit denselben Problemen beobachten können. Das gibt mir die Gelegenheit, die Gruppe der Friedensläufer näher in Augenschein zu nehmen. Anlässlich des Jahrestages der Anschläge von New York nehmen sie am Jahrestag am Münstermarathon teil. Vorher haben sie bereits am 17. August beim Friedenslauf von Osnabrück nach Münster teilgenommen und werden im November schließlich den größten Marathon der Welt im Central-Park beenden. Eine durchaus passende Zusammenstellung der Läufe, wenn man bedenkt, dass in Osnabrück und Münster bereits von 1643 bis 1648 zäh um die Beendigung des letzten Glaubenskrieges in Europa gerungen wurde. Schon damals brauchte man einen langen Atem, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Erschwerend kam hinzu, dass sich die Konfessionen noch nicht einmal auf einen gemeinsamen Verhandlungsort einigen konnten. Die katholischen Kriegsteilnehmer versuchten sich in Münster zu einigen, während die Reformierten in Osnabrück tagten. Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gebracht, da sind die Friedensläufer bereits nach vorne verschwunden.

Als es für uns nach einer Linkskurve nach Gievenbeck geht, werfe ich einen letzten sehnsüchtigen Blick geradeaus. Früher ging es von hier direkt zum Ziel. Für wehmütige Gedanken bleibt mir jedoch keine Zeit, denn schon tauchen wir in einen Läufer-Pulk in weißen T-Shirts ein. Wir haben gerade den Punkt passiert, an dem die Teilnehmer eines Benefizlaufes zugunsten der SOS-Kinderdörfer eingestiegen sind. Tja, am Marathon-Sonntag ist eben ganz Münster auf den Beinen, egal welche Strecke zurückgelegt oder angefeuert und gefeiert wird. Kurz darauf zeigen uns Batman und Spiderman an, daß wir nun Hollywood erreicht haben. Die Traumfabrik hat für diesen Powerpoint Pate gestanden. Wir träumen jetzt nur noch vom Ziel, das jetzt noch kurze 5 KM vor uns liegt. Das motiviert und Hermann und ich finden gemeinsam wieder einen durchgängigen Laufrhythmus. Auch der lässige Kommentar auf dem Kilometerschild noch 39 kann uns jetzt nicht mehr stoppen.

Und die letzten zwei Kilometer fallen noch leichter. Säumen doch so viel begeisterte Zuschauer den Zieleinlauf, wie noch nie. Da fühlt es sich an, wie es uns von der Band entgegenschallt: „1000 und eine Nacht - und es hat Zoom gemacht“. Kurz bevor wir zum letzten Mal Richtung Münsteraner Wohnzimmer abbiegen erwarten uns Silke und Uta bereits. Mit Uta durfte ich 2005 den Einlauf auf dem Prinzipalmarkt genießen, heute zusammen mit Hermann. Was gibt es schöneres, als mit Freunden unterwegs zu sein. So gibt es wieder einmal ein Gänsehautfeeling vom Feinsten. Erst recht, als ich mein Poloshirt für den Jubilie-Club in Empfang nehmen darf.

Der Jubiläums-Münstermarathon hat meine Erwartungen wieder einmal übertroffen. Da kann ich allen Läuferinnen und Läufern nur viele Teilnahmen wünschen um sagen zu können: Willkommen im Club. Und ich bin gespannt welche Highlights im nächsten Jahr dazu kommen.

 

Marathonsieger

 

Männer

1 Kipkemoi Yator, Elijah 2:13:10
2 Maiyo, Nicholas Kipsang 2:14:11
3 Tamrat Girma, Elanso 2:14:17

10 Butzlaff, Martin SC Magdeburg 2:32:59

 

Frauen

1 Kouhan, Sviatlana 2:35:35
2 Ayato, Zeineba 2:37:29
3 Jeruto Chemaoi, Faith 2:42:52

8 Rauschenberg, Eve LC Haßloch 2:51:24

2423 Finisher

12
 
 

Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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