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Laufberichte

Auf Professor Boernes Spuren

13.09.09

Markus macht mich, zum Fotografieren leider zu spät, auf das Antiquariat aufmerksam, das in der Fernsehserie „Wilsberg“ eine Rolle spielt. Auch das läuft also in Münster. Auf der Promenade, die ich zu einem anderen Zeitpunkt auf jeden Fall nochmals laufen werde, geht es weiter zum Buddenturm. Der hat aber nichts mit den von mir hochgeschätzten Buddenbrooks von Thomas Mann zu tun, sondern ist als Wehr- und späterer Pulverturm ältester erhaltener Teil der ehemaligen Münsteraner Stadtbefestigung.

Nach einer Schleife, in deren Verlauf wir km 5 passieren, kehren wir auf die Promenade zurück und laufen – schön ist das hier! – am Zwinger vorbei. Dieses Rondell ist Teil der ehemaligen neuzeitlichen Stadtbefestigung und beherbergt heute Teile des Stadtmuseums. Eigentlich könnte ich das Laufen aufgeben und nur noch fotografieren, so viele attraktive Motive werden geboten. Aber ich will und muß ja vorankommen. Irgendwie bin ich noch nicht so weit, den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen und in aller Ruhe fotografierend nur noch zu joggen. Am Ludgeriplatz im Süden der Altstadt geht es wieder in dieselbe über die uralte Ludgerikirche auf die Salzstraße, offensichtlich DIE Einkaufsstraße und Fußgängerzone. Heute ja wohl mehr Fußläuferzone. Eine Besonderheit der Salzstraße sind die in das Pflaster eingelassenen und mit Messing umrandeten Steine aus allen Hansestädten, die an die Mitgliedschaft und die Bedeutung der Stadt in der Hanse erinnern.

Etliche aus dem Tatort bekannte Bilder habe ich schon gesehen. Fast meint man, jeden Augenblick auf „Alberich“ und Frau Staatsanwältin Klemm mit ihrer markanten Marlboro-Baßstimme zu stoßen. Oder sich vor dem mit Mühe auf dem Fahrrad halten könnenden Hauptkommissar Thiel in Sicherheit bringen zu müssen. Schön, das alles mal live und in Farbe sehen zu können. Übrigens kommen auf jeden bisherigen Marathon zwei Tatorte aus Münster (8:16). Der Zuschauerzuspruch, das sei bereits an dieser Stelle gesagt, ist phänomenal und braucht den Vergleich mit deutlich größeren Läufen kaum zu scheuen.

Bei km 9,5 sind wir dann fast am Ziel. Wie gesagt, fast. Aber wir biegen nach Südwesten ab und verlassen den Innenstadtabschnitt dieses Laufs und wechseln in die Vororte und ins Grüne. Die Umrundung des Aasees gefällt mir ausgesprochen gut. Den größten Teil dieses künstlich angelegten, nur 2 m tiefen, aus Gründen des Hochwasserschutzes angelegten Gewässers, umrunden wir, überqueren ihn auf der Torminbrücke, umrunden auch den Zentralfriedhof (km 15 kommt kurz danach) und verlassen die Stadt in nordwestliche Richtung. Jetzt beginnen wir erstmals zu erkennen, daß die vom Deutschen Leichtathletik-Verband offiziell vermessene und mit blauer Ideallinie versehene Strecke eine Mischung aus Stadt- und Landschaftsmarathon bietet. Eigentlich müsste jetzt Herbert Thiel, des Herrn Hauptkommissars schräger Vater mit seinem klapprigen Taxi auftauchen, um uns weiterzutransportieren...

Nachdem wir den Stadtteil Gievenbeck vorerst nur gestreift haben, geht es, entlang des Kinderbachs (dürfen da nur Kinder reinfallen?) nach Nienberge, das erst seit kurzem in den Marathon einbezogen ist. Bevor wir aber in Nienberge einlaufen, wird erst einmal bei km 20 die B 54 überquert und wenig später die A1. Wie oft bin ich schon unter dieser Brücke hergefahren und habe mir nichts Böses dabei gedacht! Noch vor der Überquerung dieser großen Straßen merke ich, daß heute nicht mein Tag ist. Noch vor der Halbzeit muß ich mich deutlich anstrengen, mindestens 10 km zu früh im Vergleich zu sonst. Aber: He, hier ist ja richtig was gebacken! Nienberge ist klasse und läßt die Müdigkeit vorübergehend fast vergessen: Als Rheinländer stelle ich hier Karnevalsstimmung fest. Jede Menge Randale in unterschiedlichsten Ausprägungen. Von wegen bedächtige Westfalen! Sie strafen alle Vorurteile Lügen und widerlegen die klassischen Klischees.

Bei dem ersten Fellhäufchen habe ich mir ja noch nichts Böses gedacht. Beim zweiten auch noch nicht. Dann wurde es aber auffällig: Der Münsteraner wird mit seinem Auto offensichtlich gezielt zur Bekämpfung der hier herrschenden Karnickelplage eingesetzt. Auch demzufolge also kann der Westfale so langsam nicht sein, sonst würde er ja keines erwischen. Nach der zehnten gezählten Leiche beschließe ich, jede Pietät über den Haufen zu werfen und doch eines abzulichten. Natürlich kam danach keine mehr oder ich war zu schlapp, sie zu bemerken.

Halbmarathon ist nach rund 1:55 Std. erreicht und ab dem Ortsausgang geht es dann wirklich über plattes Land, so wie sich der Westerwälder Westfalen vorstellt. In einer langen Reihe kann man die Läufer beobachten, deren Zahl allerdings insgesamt leider kontinuierlich nach unten zeigt: Rückläufige Finisherzahlen sind seit dem Start im Jahr 2002 (von gut 4.000 auf rund 2.900 in 2008) zu vermelden. Im Ziel werden dieses Mal lediglich 2.730 Finisher registriert. An mangelnder Organisation und unattraktiver Strecke kann das allerdings nicht liegen, das sei deutlich gesagt.

Bei etwa km 22 laufen wir auf Claudia Weber und Thomas Wenning auf, die natürlich nicht arbeitslos sind und wieder Fotos für die Runner’s World schießen. Natürlich habe ich sofort die A-Karte gezogen, darf voraussprinten und beide ablichten. Thomas revanchiert sich freundlicherweise. Es gibt viel zu erzählen, v.a. auch für und mit Markus, der beide bisher noch nicht kannte. Thomas kriegt sich nicht ein, von seinem heutigen Superstart zu erzählen, denn er lag exakt 17 Sekunden IN FÜHRUNG! Warum? Er „mußte“ ja ein Startfoto schießen und das gestaltet sich bei einer Nettozeitnahme, bei der man ja die Startmeßmatte überqueren muß, schwierig. Also in die erste Reihe gestellt, volles Rohr losgelaufen, schnell umgedreht und abgedrückt. Sowohl die Kenianer als auch der WDR müssen blöde Gesichter gemacht und gar nicht gewußt haben, wie sie hierauf reagieren sollen. Hauptsache, der Jung hatte seinen Spaß gehabt!

Ab km 25 legt mein persönliches Unwohlsein leider noch weiter zu, aber ich beiße die Zähne zusammen und mache auf gute Miene. Rund 5 km des platten Landes liegen hinter uns inkl. der Überquerung der Aa, als wir den Stadtteil Roxel entern. Auch hier herrscht eine gute Stimmung und eine schöne Runde führt uns durch den 8.000 Seelen-Ort, an dessen Ende wir erneut die A1 überqueren um, an Altenroxel vorbei, wieder auf Münster zu  laufen.

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Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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