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Laufberichte

Alles gerichtet in Marathon City

12.09.10
Autor: Klaus Duwe

Die Halbdistanz wird erreicht. 2:20 Stunden. Wer viel fotografiert und quatscht, den bestraft der Zeitnehmer.  Während eine solche Zeit für manchen ein Alptraum ist, ist meine Horror-Vorstellung  ein leerer Foto-Chip. Also halte ich bei den halbnackten Samba-Tänzerinnen wieder voll drauf und auch das Frühstückbuffet vor dem Haus entgeht mir nicht. Geht es nach den Kids bei der Getränkestelle, müsste ich das Wasser literweise in mich rein schütten. „Darf ich Dich wenigstens nass machen?“ „Nein, ich bin es schon.“ Gut erzogen, der Junge. Er lässt es sein.  Durch den Ort wird man regelrecht getrieben. Überall, sogar auf dem Garagendach, stehen oder sitzen Leute und feiern „ihre“ Läufer. Es ist herrlich. Hier hat sich ein kleiner Fanclub von Hawe postiert. „Er kommt gleich“, sage ich. Wenn ich weiter so bummele, holt er mich mit seinen 5-Stunden-Läufern auch tatsächlich noch ein.

Fünf Kilometer geht es jetzt übers Land. Es ist ruhig. Zeit zum Nachdenken, was denn heute eigentlich für ein Tag ist: 12. September 2010. Der Überlieferung nach vor genau 2500  rannte der Bote Pheidippides von Marathon nach Athen, um die frohe Botschaft vom Sieg über die Perser verkünden. Dann brach er zusammen und war tot. Für mich ist der Lauf von Marathon nach Athen der einzige Marathon der Welt, den man wirklich gelaufen sein muss. Schön ist er nicht, aber halt das Original. Wer einmal in das historische Olympiastadion eingelaufen ist, wird es niemals vergessen. Die 42 Km davor schon eher. 

Da gefällt es mir hier schon wesentlich besser. Von Weitem wird ein großer roter Ziegelbau sichtbar. Ich erkundige mich und erfahre, dass es Haus Vögeding (km 25) ist, ein im 16. Jahrhundert erbauter, von Gräften (Wassergräben) umgebener Adelssitz, von 1827 – 1939 im Besitz der Freiherren Droste zu Hülshoff. Das herrschaftliche Haus ist das rückseitige Motiv der diesjährigen Medaille.

„Taka tun“ nennt sich eine Trommlergruppe, die sich mitten in der Pampa postiert hat. Ihre Chefin fegt wie ein Derwisch durch die Gegend, ist mal am Tanzen, mal schlägt sie selbst die Trommel. Man sieht’s, es macht Spaß. Der Funke springt über. Lachende Gesichter, statt gequälter Minen. Auch die an den Bäumen hängenden, aufmunternden Botschaften der Fans an die Läufer verfehlen nicht ihre Wirkung. Motivation, wo man sie nicht erwartet. Von Leuten, die ganz offensichtlich wissen, was beim Marathon geleistet wird, auch hier hinten im Feld. Ich will die Staffelläufer, die sich noch keine 42 km zutrauen, da nicht ausnehmen. Auch wenn sich gerade eine übermotivierte Läuferin im sagenhaften 6:30er Schritt und einem „Zur Seite!“  den Weg freischreien will.

Kaum sieht man den Kirchturm von Roxel, hört man auch schon den Lärm. Die Leute in Roxel stört der leichte Nieselregen wenig, sie feiern Marathon. Balancao mit ihren Trommeln bestimmen den Rhythmus. Jürgen Baumhör stellt die Läufer namentlich vor, so gut es geht. Durch die Staffelläufer ist das Feld noch ziemlich belebt. Auch ein Grund, weshalb ich gegen diesen Wettbewerb grundsätzlich nichts einwende. Die Straßen- und Gartenfeste gehen weiter. Zwischenzeit bei km 30? Vergiss es. Dabei sein ist alles. Statt zu massieren (wer braucht hier hinten schon so was?) machen die Physio-Mädels die Welle. Auf dem Weg nach Gievenbeck gibt es Blues, dann läuft man in eine leichte Senke, lässt es rollen und wird von Trommeln weiter vorwärts getrieben.

 
 

Informationen: Volksbank Münster-Marathon
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