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Laufberichte

Rodgau muss sein! Oder: Freunde tun gut

30.01.10
Autor: Joe Kelbel

Doch auch M70-Hajo zeigt mir  seinen Rücken. Opa Feller nimmt einen Anlauf und hängt mich ab. Aber dem M 100 will ich mich heute nicht geschlagen geben, er hatte mich schon am Bärenfels versägt. Ein bißchen Leben habe ich ja noch in mir! Bitte Leute!

Bernhard Sesterheim steigt aus. Leistenschmerzen. Ja, was ist denn heute los? Angela beendet bei km 35, doch ihr Hauptgewinn René läuft sauber durch. Schließlich ist die gemeinsame Wohnung ja jetzt eingerichtet.

Da sehe ich Gabi Kenckenberg, die Gesamt-Achte von letztem Jahr. Sie kann nicht starten, hatte eine Lungenentzündung.Sie hält mir einen Becher Glühwein entgegen. Ich sabber mir das heisse Zeugs über meine Startnummer, das sieht cool nach Blut aus. Sofort reagiert die Werwölfin, die andere Gabi. Sie fungiert, wie all die Jahre, als Sprecherin und wird nicht ohne Grund Frau Werwolf genannt: „Der Joe nimmt unerlaubtes Doping außerhalb der Verpflegungszone zu sich!“

Nach der nächsten Runde sehe ich Eric (E.T.) im Zielbereich. Er versucht für die nächsten Runden Motivation durch den Konsum von Weizenbier zu erlangen. Ich nehme ihm ein bißchen Konsum ab, doch der Glühwein von Gabi war besser.

Dann überholt mich Stevie. Ihm haben sie die Schienbeine durchgesägt, damit er wieder laufen kann. Jetzt läuft er für seine große Liebe. Doch Frauen sind blind. Also muss er dieses Jahr den Deutschlandlauf angehen. Ich glaube, wäre  dieses Jahr wieder Europalauf, würde sie aihn uch nicht sehen!

Gerhard Albert ist besser dran. Er  wird den Deutschlandlauf für „seine Kinder“ laufen, für die Fanconi-Anämie-Stiftung, die blutkranke Kinder unterstützt. Sascha und Brigitte, die sich beim Frankfurt Marathon  lieben gelernt haben, versägen mich jetzt auch noch, warten noch nicht mal auf mich im Ziel. Mensch Freunde, ihr auch noch?

Runde um Runde, Gedanken über Kampf, Liebe, Krankheiten und Kilometer und es nimmt kein Ende! Und immer dieser deprimierende Zaun vom Opel-Testgelände. Dahinter ist eine ringförmige Hochgeschwindigkeitsteststrecke. Doch was ist mit mir ? Wie hat man mich getestet! Wo bleibt meine Geschwindigkeit?

Sascha überholt mich zum zweiten Mal, martialisches Bild im Schneetreiben. Wir beide sind knallharte Kämpfer! Auch Daniel überholt mich wieder, doch er weiss, das ich niemals aufgebe, niemals, er macht ein Foto und entschwindet im Schneetreiben.

40 Minuten für die letzte Runde- Mein Leben versinkt im Blizzard. Der Wind pfeifft über das Feld mit einem grellen Ton und bedeckt mit grausig-weissen Schlieren die Fußspuren meiner Vorläufer. Der Schnee klatscht mir gegen das Ohr. Junge, Junge, ist das kalt!. Ich wehre den Schnee  mit der Hand ab, es ist wie vor 2 Wochen. Weit und breit ist niemand in diesem weissen Getöse zu sehen, nicht mal  die Silouette des rettenden Waldrandes ist zu erkennen. Meine rechte Hand ist aufgeplatz und blutet wie Sau, was für ein Leiden muss das wieder sein?

Es ist einsam, heulend-still  und kalt. Ich bin zwar mit mir zufrieden aber nicht mit der Welt.
Als ich ins Ziel torkele erkenne ich , dass selbst Frau Wehrwolf in ihrem warmen Bus den Schneemassen kein Paroli bieten kann. Warum ist dieses Jahr nur so kalt?

Im eiskalten Zielbereich komme ich zu dem Schluß, dass ich als Kämpfer kämpfen muss, nicht meditieren. Unheimlich viele Läufer haben mich angesprochen, zählen auf mich, auf meine Leistung und auf meine Berichte: Viele Marathon4you-Leser, die meinen letzten Bericht gelesen haben, stehen zu mir. Ich bin Euch sehr dankbar!

Ich hatte keine schlechte Zeit, aber ich möchte alles mit dickem Schnee zudecken, so wie  meine Startnummer, die nicht mehr erkennbar ist. Das Stimmungstal ist da. Ich mag  spät sein, aber ich bin gut! Immerhin besser als 80 Millionen Deutsche! Ich kann einen 50er finishen! Und ich werde kämpfen, ich werde kämpfen!

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Ergebnisse 50 km Ultramarathon

410 Finisher

Männer

1 Glyva, Evgenii Symi, Ukraine Malaya Pavlovka  3:08:34,4 
2 Hegmann, Tobias Groß-Umstadt TSG Kleinostheim  3:15:14,6
3 Dehaut, Thomas Obernheim-Kirchenarnbach LLG Landstuhl 3:18:27,1

Frauen

1 Ulrich, Veronika Offenbach LG TELIS FINANZ Regensburg  3:49:41,9  
2 Friedländer, Katja Niedernberg   4:06:39,4   
3 Müller, Antje Rötha SV Eula 4:20:59,4  

 

 

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Informationen: Ultramarathon Rodgau
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