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Laufberichte

TDS: 112 km von Courmayeur nach Chamonix

28.08.11

Der TDS (Sur les Traces des Ducs de Savoie) wurde 2009 zum ersten Mal veranstaltet und war das wenig beliebte Rennen, da er in Chamonix nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit um 05:00 Morgens gestartet wurde und in Courmayeur endete.

Dies war für die Läufer wenig attraktiv und wurde vom Veranstalter schnell erkannt. So sollte 2010 der TDS in entgegengesetzter Richtung verlaufen, um den Zieleinlauf in Chamonix zu ermöglichen. Leider fiel der Start 2010, wie auch alle anderen Rennen der Kaltwetterfront zum Opfer und fiel aus. 2011 stehe ich fürs Team Raidlight am Start.

Daten zum TDS

112km, 7100 positive Höhenmeter, 31 Stunden maximale Zeit. Die Teilnehmerzahl ist auf 1200 Läufer beschränkt und benötigt werden zwei Qualifikationspunkte.

2011 habe ich einen Startplatz ergattert und zugleich ordentlich Respekt... 112 km sind nicht ohne und das bei einem Höhenprofil von 7100 positiven HM. Ich bin fit und bin als Vorbereitung einige Trainings-Ultra-Läufe über 50km mit der kompletten Ausrüstung gelaufen. Dadurch wird man zwar nicht gerade schneller, aber man lernt bei langen Trainingsläufen bereits autonom zu sein und gewöhnt sich an das Gewicht des Rucksacks. Außerdem ist das DIE Gelegenheit, das Material zu testen, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Dazu noch ein paar offizielle Ultras und Marathons (Rodgau-Ultra, Brocken-Challenge, Liechtenstein-Marathon, Zugspitz-Ultra, Verbier, K78 Davos) sorgen für eine gute Grundlage.

Ich bin bekennender Hobbyläufer, dessen Ambitionen nicht im Sieg oder in Platzierungen liegen, sondern ich möchte einfach nur gesund und innerhalb der Zeitvorgaben ankommen. Außerdem: Wer länger läuft, hat länger was davon...
Am Mittwoch hole ich mir in einer nicht enden wollenden Schlange meine Startnummer im Sportzentrum Chamonix ab. Anfängerfehler… die holt man auch nicht am Vormittag ab, wir braten in der Sonne.

Die Organisation in der Halle ist wie immer vorbildlich und ich bekomme bei der Kontrolle der Pflichtausrüstung sogar von Frau Poletti persönlich noch einmal die Notwendigkeit der derselben vorgetragen. Ich oute mich als einer der Leidtragenden aus dem Vorjahr, der den Rennabbruch des UTMBs hautnah erlebt hat und um die Wichtigkeit des richtigen Equipments weiß. Das lässt sie lächelnd innehalten und wünscht mir Glück fürs Rennen.

 

Donnerstag, 25.08.2011 – 09:00 Uhr - Start

Wir werden frühmorgens um 06:45 in Bussen von Chamonix nach Courmayeur gefahren. Am Start in Courmayeur ist alles sehr entspannt. Ansprachen auf Italienisch und Französisch, Nationalhymnen zum Mitsingen, letzte Infos zum Wetter, sowie folkloristische Darbietungen - für alle was dabei. Nur für mich nicht, ich stehe hinten und kriege mal wieder nix mit.

Dann die Filmmusik von "Fluch der Karibik" und 1200 Läufer werden endlich losgelassen. Raus geht’s aus Courmayeur, die Skipiste hoch zum ersten VP:

Col Checrouit (1956m – 6,5 km)

Viele geben schon beim ersten Aufstieg mächtig Gas, ich lasse mir noch Zeit. Die Strecke ist schließlich lang genug um sich kaputt zu machen. Außerdem laufe ich hier kein Rennen gegen andere (das ohnehin nur einer gewinnen kann...), sondern für mich selbst. Um 10:20 Uhr komme ich am VP Col Checrouit an und habe schon eine Menge an Flüssigkeit verloren und tanke ordentlich nach.

Die Verpflegung ist hier bereits auf Vollpensions-Niveau und lässt keine Wünsche offen. Ich habe mir vorgenommen, an jedem VP zusätzlich Salztabletten zu mir zu nehmen. Diese Maßnahme hat nicht unwesentlich zum Gelingen des Laufes beigetragen. Ich schieße noch ein paar Fotos und weiter geht’s zum 

Col de la Youlaz (2661 m – 11,4 km)

Wir steigen auf anspruchsvollen Wegen, teils Singletrails nach oben und rechterhand liegt das gigantische, noch in Wolken gehüllte Massiv des Mont Blanc.

Der weiße Berg ist noch in Wolken gehüllt, aber was wir sehen, ist schon beeindruckend und die Dimensionen sind atemberaubend. Den gleichen Weg werden morgen in umgekehrter Richtung die UTMBler nehmen. Weniger beeindruckend ist die Tatsache, dass es hier langsam eng wird und zwar richtig eng. Manchmal staut es sich ein wenig und es geht nur zäh voran. Die Schlange aus 1200 Läufern hat sich nicht wie vom Veranstalter erwartet, auseinandergezogen, sondern wir treten uns gegenseitig in die Fersen und duellieren uns (versehentlich) mit den Laufstöcken. Die Spitzen- und Werksläufer der großen Sportartikelhersteller kratzt das wenig, die sind hier längst durch.

Nach ein paar Biegungen verlassen wir die UTMB-Strecke und sehen linkerhand hoch oben den nächsten Kontrollpunkt auf dem Col de la Youlaz und: eine nicht enden wollende Schlange aus Läufern. Wir laufen noch ein paar Meter, dann ist endgültig Schluss. Alles steht, manche werden ungeduldig und beginnen zu schimpfen, andere wittern die Gunst der Stunde und beschließen, den Weg zu verlassen und die Route direkt anzugehen, vorbei an allen anderen.

Das sorgt für Unmut und die Ausreißer werden mit Buhrufen und Pfiffen zur Raison gebracht. Sie werden (zu Recht) lautstark an das Reglement erinnert, welches besagt, dass die Wege nun mal nicht verlassen werden dürfen. So geht es dann auch nur mühsam schrittweise weiter. Ich beginne allerdings langsam zu frieren, schließlich stehen wir alle schon in verschwitzen Klamotten rum. Manchmal kommt die Sonne durch und wärmt uns ein wenig, Petrus war sicher ein Trailer.

 
 

Informationen: Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)
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