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Laufberichte

Festtage am Mont Blanc

31.08.08
Autor: Klaus Duwe

Ich mache jede Wette: die Verantwortlichen des Utra-Trail du Mont Blanc (UTMB) geben erst Ruhe, wenn sie auf  10.000 m Höhendifferenz verweisen können.

9.448 m kommen laut Roadbook heute  auf der 166 km langen Strecke von Chamonix – Les Chapieux – Courmayeur – Chamonix schon zusammen. 5.734 m sind es beim Lauf von Courmayeur nach Chamonix. Aus den 98 km werden bestimmt demnächst 100.

In der Mont-Blanc-Region ist Hochsaison. In Chamonix kommen dieses Wochenende noch 4500 Läuferinnen und Läufer aus 51 Nationen und 5 Kontinenten, die allermeisten in Begleitung, dazu. Die Hotels sind inklusive sämtlicher Besenkammern ausgebucht. Durch die Straßen ziehen verwegene Gestalten. Am leichten Rucksack, den bunten Shirts aus aller Welt  und den Klamottenbeuteln sind sie leicht als Trailer zu erkennen. Die ganze Stadt steht im Zeichen des Ultra-Trail, ist mit bunten Fahnen und Transparenten  geschmückt. Auch der große Start- und Zielbogen vor der Kirche am Place du Trianglede l’Amitié ist bereits aufgebaut. Neugierige Passanten bleiben stehen, studieren die Streckendaten mit den unglaublichen Details, schütteln den Kopf . 


„Sind Sie auch dabei?“ Ich bin noch nicht eingecheckt, muss ich mich bereits zum ersten Mal entschuldigen: „Nein, ich bin verletzt.“ Nicht das Schienbein, nicht der Meniskus, jetzt schmerzt die Seele. Mein ganzes Wintertraining mit 9 Marathons und Ultras bis Ende März war darauf ausgerichtet, dieses Jahr hier wieder am Start zu sein. Dann das Aus in Eschollbrücken bei km 30 …

Also werde ich den legendären Lauf so gut es geht als Zuschauer begleiten und euch berichten. Auf die Erlebnisse der Helden, die die mörderischen Strecken zurücklegen und dafür ein oder sogar zwei Nächte im Hochgebirge unterwegs sein werden, braucht ihr deshalb nicht verzichten. Laufberichte sind fest versprochen.

Die Startnummern für beide Läufe gibt es dieses Jahr wieder komplett in Chamonix. Dafür ist auf dem Camp Savoy  ein 2500 qm großes Zelt errichtet. Ultra-Trail Show nennt sich das Ganze. Und das ist es auch. 70 Aussteller, Spezial-Ausrüster und Veranstalter von Wüsten-, Berg- und Insel-Trails aus der ganzen Welt sind vertreten. Wer meint, der UTMB sei ein Exote, hier wird er eines Besseren belehrt. Es gibt viel zu tun für einen Trailer.

Die erste Prüfung wartet auf die Teilnehmer schon hier - keine körperliche, eher eine mentale. Wie jedes Jahr wird die von den Trailers mitzuführende Ausrüstung und Verpflegung Stück für Stück überprüft. Keine Chance, wenn die elastische Binde fehlt oder die zweite Stirnlampe nicht funktioniert. Nachbessern und wiederkommen, lautet die Anweisung. Obwohl zahlreiche Counter eingerichtet sind, steht Eberhard zwei Stunden in der Schlange. Dann hat er aber die begehrte Startnummer, den Chip und das Teilnehmershirt – und den Beutel für die Abfälle, sowie einen Trinkbecher, denn Umweltschutz wird groß geschrieben beim Ultra-Trail du Mont Blanc. 

Freitag, 29. August 2008
Courmayeur (1224m), Italien,10.00 Uhr: Strahlender Sonnenschein, 22 Grad.

Der Ort ist total überlaufen. Riesengroß ist das Interesse am größten Laufspektakel der Region. 2100 Läuferinnen und Läufer fallen in den Ort ein, mehr als doppelt so viele Begleiter schätzt man, dazu die Bevölkerung und die vielen  Urlaubsgäste. Die Stimmung ist phantastisch, genau wie die Wetterprognose. Die Trailer sind zu beneiden.


Marco Olmo, zweifacher Sieger auf der großen Schleife, präsentiert sich dem Publikum und den Trailers. Der mittlerweile 59-jährige wird stürmisch gefeiert. Die Nationalhymnen der Schweiz, Frankreichs und Italiens, der Länder also, durch die der Ultra-Trail du Mont Blanc führt,  werden gespielt. Immer wieder  erfolgen Durchsagen, immer in drei Sprachen. Der Sprecher heizt die Stimmung an. Letzter Check, ist alles an seinem Platz, passt die Schnürung, noch etwas Sonnencreme, ein Schluck aus der Flasche, ein Blick in den wolkenlosen Himmel, ein Gebet vielleicht, die Faust geballt und dann nur noch Jubel.


11.00 Uhr, es geht los. 98 Kilometer, 5549 m rauf, 5736 m runter. In 26 Stunden wird der Letzte in Chamonix eintreffen.

Viel Glück Trailers. Wie gerne wäre ich dabei.

Chamonix, 13.00 Uhr

Im Casino stellen sich die Favoriten des UTMB, einem der größten und schwersten Rennen der Welt, der Presse. Alle sind sie da: Lizzy Hawker (GB), Nikki Kimball (USA), Marco Olmo (ITA), Dawa Sherpa (NP), der Premierensieger, Vincent Delebarre (FRA), Nicolas Mermoud (FRA) und Christophe Jaquerod (CH). Nur der amerikanische Extremläufer Scott Jurek fehlt und auch Jens Lukas, der Deutsche, der sich letztes Jahr nur Marco Olmo geschlagen geben musste, ist nicht da.


Marco Olmo muss lachen. Zum hundertsten Mal wird er nach dem Geheimnis seiner Fitness und Gesundheit gefragt. Wen wundert’s? Der Mann ist mein Jahrgang. Aber ein Geheimnis hat er nicht. „Ich höre auf meinen Körper, bei der Ernährung und beim Lauf“, das sei alles.

Alle Athleten betonen die große Kameradschaft untereinander und den Respekt vor allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Oberstes Ziel sei die Solidarität und ein gesundes Finish.

Gute Nachrichten hat Catherine Poletti, die Organisationschefin. Nachdem in diesem Jahr wieder über 8000 Bewerbungen für die 4500 Startplätze vorlagen, will man für nächstes Jahr nach Möglichkeiten suchen, das Starterfeld zu vergrößern. Hört sich nach neuerlicher Streckenänderung an. 

Chamonix, 17.30 Uhr

Eine Stunde vor dem Start geht in Chamonix nichts mehr. Die Stadt gehört endgültig den Trailers. Sie versammeln sich am Place du Trianglede l’Amitié. Am Nachmittag gab es noch einmal ein kräftiges Nudelmenü, die Kleiderbeutel für Courmayeur und Champex sind verfrachtet. Die Nervosität steigt. Am Startbogen ist ein Transparent mit den Flaggen aller 51 teilnehmenden Nationen angebracht. Vangelis wird angespielt. Durchsagen, Wünsche, Aufrufe.

An der Straße gibt es kaum noch Plätze, die Leute stehen in dichten Reihen. Dabei sind es noch 30 Minuten bis zum Start. Die Atmosphäre ist einmalig, sie geht unter die Haut. Ein Festtag für Läufer, für die Familie, für die Bevölkerung. Niemals habe ich eine ähnliche Stimmung erlebt, wie hier in Chamonix. Nur Courmayeur kann da einigermaßen mithalten. Man verabschiedet sich ja auch nicht mal für Stunden. Der Erste wird nach 22, 23 Stunden zurück erwartet, der Letzte nach 46 Stunden.

Zwei Tage - kein Schlaf, nur laufen, gehen, steigen. Fluchen, schimpfen, frieren und schwitzen. Es ist kein Lauf, es ist eine Expedition. Noch fünf Minuten. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt.


18.30 Uhr, endlich geht es los. Die Ersten rennen, aber bald kommt das Feld ins Stocken. Die Gasse, die die Zuschauer den Trailern lassen, ist zu schmal. Bis zum Ortsausgang wird marschiert, gelacht, gewunken, dann endlich gelaufen. Chamonix und die ganze Region um den Mont Blanc feiert ein Riesenfest.

Unglaublich, aber dennoch wahr: bereits am Mittwoch sind in Chamonix 59 Teams mit jeweils 3 Läufern gestartet. Sie legen in maximal 100 Stunden 220 Kilometer zurück und 17.000 Höhenmeter.

Für mich sind die Tage hier in Chamonix fast die Höchststrafe. Fast, weil zu Hause bleiben noch schlimmer wäre. Meine neuerliche Verletzung ist so schlimm, dass ich noch nicht einmal eine Bergtour unternehmen kann, um so noch näher an der Strecke und an den Trailers zu sein. Ich sitze im Pressebus und lasse mich nach Saint Gervais (km 21) chauffieren. Lange bevor die ersten Läufer eintreffen, ist die Verpflegungsstelle komplett eingerichtet. Die Musik spielt sich warm und immer mehr Zuschauer strömen auf den Platz.

Irgendein Witzbold fängt an zu klatschen, und schon drängt alles an die Absperrungen. Zu früh, obwohl die ersten 21 Kilometer bis hier her die schnellsten des gesamten Rennens sind. Bis Les Houches (km 8 – 1012 m) ist es fast flach. Dann geht hoch nach La Charme (km 15 – 1799 m) und anschließend fast senkrecht 1000 Meter runter nach Saint Gervais (km 21 – 807 m).

Aber dann, Jubel wie beim ersten Tor des Eröffnungsspiels einer Fußball-WM. Die Trailers kommen angerannt. Zuerst noch ganz vereinzelt, dann werden es immer mehr. Ganz weit vorne und unter den ersten Männern liegt Lizzy Hawker („Elisabeth OOOOker“), die sich sichtlich freut über den Jubel. Gut sieht sie aus, kein Vergleich zu Davos, wo sie sich über den K 78 quälte und doch geschlagen wurde. Aber es ist ja gerade mal ein halber Marathon gelaufen. 


Weiter geht’s meist durch Wald auf einem schmalen, schlechten Weg nach Les Contamines (km 31) und zur Kirche Notre Dame Gorge (km 35 – 1210 m). Welch eine Überraschung für die Trailer. Laute Musik, Scheinwerfer und hunderte Zuschauer mit Fackeln machen die Nacht zum Tage und das Gelände zur Festwiese.

Endlich taucht aus dem Dunkel auch der zweifache Sieger Marco Olmo auf. Er liegt ziemlich zurück. Seine Stärke ist aber nicht unbedingt der relativ schnelle Lauf  bis hier her. Sein Vorteil sind die Ausdauer und die Erfahrung. Aber heute ist nicht sein Tag. Obwohl er sich bis auf den 5. Platz vorarbeitet, kommt er diesmal nicht ins Ziel.

Ziemlich genau die Marathondistanz  (43 Kilometer) entfernt ist Courmayeur. Dabei sind aber mehr Höhenmeter (2820) zu bewältigen, als beim angeblich härtesten Marathon der Welt, dem Graubünden Marathon (2682). Dreimal geht es rauf und runter, höchster Punkt ist der Col de la Seigne (km 60) mit 2526 m, der schlimmste Abstieg der vom Col Chécrouit (km 73 - 1956 m) hinunter nach Courmayeur (km 78 – 1190 m).


Bevor die Trailer in die engen, kühlen Gassen von Courmayeur (klingt französisch, ist aber italienisch) eintauchen, werden sie in Dolonne von vielen Zuschauern begeistert empfangen. Im Sportzentrum sind die Kleiderbeutel deponiert, es gibt warmes Essen und eine große Getränkeauswahl, Massagen und Duschen. Die erste Nacht ist überstanden. Aber nicht alle gehen von hier weiter. Die Strapazen dieses Teilstückes sind für manchen schon zuviel. Blut fließt aus Sturzwunden an Beinen und Armen und Tränen kullern über die enttäuschten Gesichter. Carmen Hildebrand glaubt nicht mehr an ein Finish. Zu sehr schmerzen die verletzten Knie. "Vielleicht geh ich Champex raus - ich wußte, das wird nichts." Ich weiss nicht, was unterwegs noch alles passiert ist. Aber sie kommt ins Ziel. Unglaublich.

Es wird ein warmer Tag, die Trailer tauschen „lang“ gegen „kurz“, verstauen die Lampen, geben über Handy ihrer Familie ein Lebenszeichen, schnappen sich die Stöcke und weiter geht’s.

Ab hier ist übrigens der weitere Streckenverlauf mit Ausnahme einer kleinen Aufwärmrunde gleich zu Beginn identisch mit dem CCC (Courmayeur-Champex-Chamonix, 98 km, 5549 HM).

Vier Kilometer geht es steil bergauf zum Rif. Bertone (km 82 – 1989 m) und dann ohne große Schwierigkeiten, aber mit atemberaubenden Ausblicken zum Rif. Bonatti (km 90 – 2020)  und dann hinunter nach Arnuva ( km 94 – 1769 m). Hier wird das Einhalten des Zeitlimits äußerst streng kontrolliert, denn jetzt kommt der Anstieg auf den höchsten Punkt der Tour, den Grand Col Ferret (km 99 – 2537 m). Ohne lästige Grenzkontrolle ist man jetzt in der Schweiz und nach einem heftigen Abstieg in  La Fouly (km 108 - 1593 m), acht Kilometer weiter in Praz de Fort (1151 m). Auf den letzten 18 Kilometer hat man fast 1400 Höhenmeter verloren. Wenn bei km 123 Champex erreicht wird, die letzte große, alles umfassende  Versorgungsstation mit Kleiderdeport, liest sich die Zwischenbilanz der Trailers folgendermaßen:

123 Kilometer – 6899 m rauf und 6457 runter. Nonstop. Das bringt mancher stolzer Wanderer in seinem ganzen Urlaub nicht zusammen. Die Menschen in den Dörfern können die Leistung der Trailers sehr gut einschätzen. Ihre Begeisterung, ihr Zuspruch und ihre Anerkennung kennen keine Grenzen. Glaubt mir, so etwas erlebt ihr nur hier.

Informationen: Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

Nach Champex stellt sich den Trailers ein relativ kleiner Berg in den Weg. Bovine ist sein Name. Sein höchster Punkt, eine saftige Bergwiese, ist noch nicht einmal 2000 m hoch. Dennoch ist es der schlimmste Berg der ganzen Tour, zumindest für die, die den „Hügel“ bei Nacht nehmen müssen.

Der Pfad ist schmal und teilweise äußerst steil, wurzlig und steinig, die Feuchtigkeit der Nacht macht ihn rutschig, dauernd liegen riesige Felsbrocken im Weg, müssen umgangen oder überklettert werden. 4 oder 5 Kilometer mögen es sein, eine Ewigkeit. Auch den Abstieg nach Trient (km 138 – 1300 m)wird keiner vergessen. Über Wiesen geht es fast senkrecht abwärts. Wer hier ohne Sturz nach unten kommt, hat gut trainiert. Oder einfach nur Glück gehabt. Zuerst hört man nur ab und zu das Gebimmel einer Kuhglocke oder das Rauschen eines Bächleins. Sonst ist es absolut ruhig. Eine Ruhe, wie sie kein Städter kennt.

Dann hört man fetzige Musik. In Trient ist Party, die ganze Nacht. Schläft hier überhaupt einer? Geht nicht, bei dem Lärm. Die Trailer freut’s. sie sind die zweite Nacht unterwegs. Der nächste Berg (Catogne, km 143 – 2011) gleicht dem vorangegangenen, ist aber viel einfacher zu gehen.

Auch in Vallorcine (km 149 – 1260 m) wird gefeiert, mehr als die Jahre zuvor, wo sich auch niemand beschwert hat. Wer es bis hier geschafft hat, gewinnt an Zuversicht. Aber Vorsicht, die unbarmherzigen Organisatoren haben zugeschlagen. Früher ging es nach Argentiere und dann auf dem Panoramaweg nach Chamonix, wobei der Weg nur bezüglich der schönen Aussichten das hält, was der Name verspricht. 


Jetzt hat man den Tete aux Vents (2130 m) entdeckt und kommt so den 10.000 Höhenmetern immer näher. Die Flüche müsstet ihr mal hören: nach 153 km geht es in Serpentinen steil nach oben, 700 Höhenmeter! Verteilt man einen solchen Anstieg auf einen Landschaftsmarathon, spricht man von einem „anspruchsvollen“ Lauf. Es ist unglaublich.

Längst hat es sich herumgesprochen, dass ein junger Spanier vorne liegt. Den Namen kennen nur die Begleiter, die sich am Col des Montetes aufstellen und die katalanische Fahne in Position bringen: Kilian Jornet. Wenig später kennt ihn die ganze Welt. 20 Jahre ist er alt, Biker ist er und Skiläufer, aber alles extrem. Die Organisatoren müssen ihren Zeitplan ändern. Trotz der Streckenverschärfung ist er viel schneller unterwegs als Marco Olmo letztes Jahr – über 34 Minuten! Der Abstand zum Zweiten, immerhin Sherpa Dachhiri Dawa, Sieger des ersten Laufes um den Mont Blanc, beträgt fast genau eine Stunde. Im Laufschritt nimmt er den letzten Berg in Angriff.


Ich sehe nur die unglaubliche Leistung dieses jungen Mannes. Andere sehen mehr. Irgendwo wurde er gesehen, wie er sich abseits der Strecke mit einem Berater bespricht. Das ist nicht erlaubt. Außerdem wirft man dem Spanier vor, er sei ohne Rucksack gelaufen. Stimmt, einen Rucksack habe auch ich nicht gesehen. Aber unter dem Trikot trägt er eine Art Korsett mit Taschen, wie er es vom her Biken her kennt. Es geht auch gar nicht anders, ohne eigene Verpflegung kommt hier keiner durch. Hoffentlich lässt man dem Jungen den Sieg.


Lizzy is back – die Fast-Schweizerin feiert ein glänzendes Comeback. Die Niederlage in Davos ist vergessen. Wäre sie nicht eine so besessene Läuferin, sie wäre dort gar nicht gestartet. Hier in Chamonix gewinnt Lizza Hawker in gewohnter Manier – überlegen und mit Streckenrekord:  25:19:41 Stunden. Auch sie ist damit schneller als ihre Vorgängerinnen Nikki Kimball (2007) und Karine Herry (2006) auf den damals noch kürzeren Strecken. Ihre eigene Siegerzeit aus dem Jahr 2005 unterbietet sie sogar um 94 Minuten! Nur 13 Männer sind heute schneller als sie. 


Ganz Chamonix ist im Freudentaumel, feiert seine Helden. Und Helden sind sie alle, die hier einlaufen. Nur in den Nachstunden sind kaum Zuschauer da. Meist sind es die Angehörigen, die ihre Trailer in Empfang nehmen. Kaum bricht der Tag an, strömen die Menschen in die Stadt, wo die Laufstrecke so angelegt ist, dass die Läuferinnen und Läufer möglichst viel von der sagenhaften Atmosphäre und Stimmung mitbekommen. Ehrlich, ist kein Unterschied, ob der 1., der 79. oder 343 ins Ziel läuft. Er wird bejubelt und gefeiert, ganz der Leistung angemessen.

Ich habe so etwas noch nie erlebt. Sagte ich das nicht schon einmal? Es ist so.

Stolz werden die diesmal knallroten, hochwertigen Finisher-Westen getragen. Schön, dass die erfolgreichen Teilnehmer des CCC dieses Jahr auch mit einer solchen Weste (in schwarz) ausgezeichnet werden. 

Uli Calmbach ist Schwabe, kommt aus Göppingen. Er läuft ins Ziel und weiß nicht, wie ihm geschieht. Nein, nein, er ist nicht neben der Kapp, wie man so sagt. Ganz im Gegenteil. Man sieht ihm die Strapazen nicht an. Nein, er ist irritiert, weil kaum ein Läufer vor ihm ist. Damit hat er nicht gerechnet, darauf hat er es auch gar nicht angelegt. „Einigermaßen durchkommen,“ sei seine Strategie gewesen. „Und auf nichts einlassen.“ Jetzt ist er unter die 10 besten Extremläufer der Welt gelaufen, Platz 9, bester Deutscher, in 24:21:20 Stunden, knapp hinter dem Ungarn Csaba, der hier schon Zweiter wurde.

„Wie war der letzte Berg, wie bist du damit fertig geworden?“ Er schaut mich fragend an. Hat er mich nicht verstanden? Dann kommt doch die Antwort: „Ok, ganz ok, mir hat’s gefallen, die ganze Strecke hat mir gefallen. Stimmt es, Jens Lukas ist raus?“ Ja, Jens Lukas, im letzten Jahr noch Zweiter, ist ausgestiegen.

Nicht ganz in die Top Ten hat es Gaylord Topher geschafft, aber bester Amerikaner ist er dennoch. Auch er hat es darauf nicht angelegt. Auch er ist kein Profi, im Gegenteil. Er hat einen aufreibenden Job. Er ist Chef des Outdoorspezialisten The North Face, Titelsponsor des UTMB. Wie er es trotzdem schafft, an solchen Rennen nicht nur teilzunehmen sondern auch noch erfolgreich zu sein? Im Mai gewann er den Lauf von Nemea nach Olympia (180 km, 3780 HM) und in 6 Stunden kommt er schon mal auf über 80 km. 

UTMB 166 km

Sieger Männer

1. Jornet Kilian 20:56:59
2. Sherpa Dachhiri Dawa 21:56:52
3. Chorier Julien 22:31:35 

2.383 Teilnehmer insgesamt, davon 173 Frauen (7,3 %)
1.269 Finisher = 53 %  


Frauen

1. Hawker Elisabeth 25:19:41
2. Herry, Karine 27:38:35
3. Dubois,Catherine 28:30:59

Sieger CCC 98 km

Männer

1. Le Normand, Guillaume FRA 12:26:04
2. Rollanet, Renaud FRA 12:57:04
3. Powell, Alun GB 13:33:09


Frauen

1. Colquhoun, Lucy GB 14:33:37
2. Maxwell, Fiona GB 16:44:27
3. Volard-Gilet, Nicole FRA 16:57:31

2.033 Teilnehmer insgesamt,  davon  287 Frauen (14,1 %)   
1.318Finishers = 65%  

Von den 59 gestarteten Teams, die 220 km mit 17.000 HM zurücklegten,
kamen 29 ins Ziel.

 

Informationen: Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB)
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