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Laufberichte

Grüße aus dem Adventwald

 

29mal in Folge fand der Twistesee Adventsmarathon seit dem Jahr 1981 unter Cheforganisator Heinrich Kuhaupt vom LT Arolsen statt, bevor er 2010 ausfiel und im Juni 2011 als Arolser Waldmarathon nachgeholt wurde. Im selben Jahr übernahm das Sport Event Team, ein kleiner sportbegeisterter Betrieb der Familie Wierschula, die Federführung und ließ den schon totgesagten Adventsmarathon wieder aufleben.

Bei Freunden des Landschaftsmarathons ist die Veranstaltung, die seit jeher auf den Samstag vor dem 1. Advent fällt, zwar nach wie vor sehr beliebt, allerdings haben sich die Meldezahlen im Vergleich zu den Höchstständen  etwa halbiert.  Jetzt lädt das Sport Event Team zum 4. Adventsmarathon unter seiner Regie ein, der gleichzeitig der 33. insgesamt ist.

Ein Blick auf die Ergebnisliste mit fast 250 Finishern zeigt das deutschlandweite Einzugsgebiet. Der spätere Sieger der Männer von den „Worschtfreunden Jillek“ reiste aus dem oberpfälzischen Amberg an, gemeinsam mit einigen Vereinskameraden, von denen zwei weitere ebenfalls in den Top Ten landeten. Der Spitzenplatz in der Teamwertung war ihnen sicher. Hessische Vereine etwa aus Marburg, Wetzlar, Friedberg, Griesheim sind dabei. Nordrhein-Westfalen ist  z.B. mit Dortmund, Münster und Essen vertreten. Niedersachsen? Göttingen, Hasede bei Hildesheim, Gifhorn. Des Weiteren finden sich Teilnehmer aus Thüringen, Rheinland-Pfalz und Berlin in Bad Arolsen ein

Als ich um kurz vor 10 Uhr auf dem Campingplatz am Twistesee eintreffe, versammelt sich am Rande des Staudamms unter dem Startbanner ein Grüppchen von Frühstartern, denen eine Stunde mehr Zeit zur Verfügung steht, um den Zielschluss bis um 16 Uhr nicht zu verpassen.

In der Halle versammelt sich die Laufgemeinde der Hauptgruppe, deren Start für 11 Uhr vorgesehen ist.  Auch ich hole meine Startnummer ab und nehme wie alle anderen einen Mini-Adventskalender entgegen, gebe meine Wertgegenstände zur Verwahrung ab und ziehe meine Laufklamotten an. Es gibt einige Hinweise zur Strecke, die gegenüber den Vorjahren unverändert bleibt. 1993 war ich hier zuletzt, damals bei Eis, Schnee und heftigen Minusgraden. An die Strecke kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern. Also höre ich aufmerksam zu. Vor einem 18%igen langen Anstieg wird gewarnt und um Vorsicht bei den wenigen Straßenüberquerungen gebeten.

Bei kühlen zwei Grad und trübem Novemberhimmel bietet der Weg zum Start eine gute Gelegenheit, sich warmzulaufen. Allmählich füllt sich der Staudamm mit mehr als Teilnehmern.  Als ich mich dazugeselle, sehe ich weiter vorn eine alte Bekannte: Astrid Staubach von der LG Vogelsberg, unser wieselflinker Laufguide vom 2012er Herbsteiner Trainingslager, vor Monatsfrist in Frankfurt noch mit grandioser Laufzeit von 2:57 Std. unterwegs  und  damit erstmals unter der magischen Grenze von drei Stunden. Dann fällt  auch schon der Startschuss, pünktlich um 11 Uhr!

Die ersten drei Kilometer auf dem flachen Uferradweg des Sees, vorbei am Café, dem gelben Zelt des Marathonziels und dem Schwimmbad, vergehen wie im Flug. Dann verlassen wir das Gewässer, das sich mit kaum bewegter Oberfläche zeigt. Zwischen KM 3 und 3,8 verläuft der Weg parallel zur Bundesstraße 450. Eine scharfe Biegung nach links, ein längerer Anstieg und schon sind wir im Wald, der uns so bald nicht wieder loslässt.

Im Vorbeilaufen greife ich mir am ersten Getränkepunkt einen Teebecher. 7 km sind gelaufen. Nur keine Zeit verlieren! Was für ein Unsinn, im Rückblick. Aber ich lasse mich zu einem Kilometerschnitt von unter 5 Minuten hinreißen, obwohl ich weiß, dass der höchste Streckenpunkt erst bei KM 31 lauerte. Irgendwie fühle ich mich auch getrieben, weil einige Läufer hinter mir sind, von denen drei in einem fort plappern und ein anderer schnauft wie eine Dampflok.  Ich kann ihnen nicht entkommen und lasse ich sie  später  an einem Verpflegungspunkt ziehen.  Naja, vielleicht nicht ganz freiwillig.

Aber zunächst laufen wir einen über zwei Kilometer langen, schnurgeraden Weg entlang und kommen bei  KM 9 aus dem schützenden Wald.  Auf der Freifläche pfeift uns ein unangenehmer Wind um die Ohren. Meine Finger  sind schnell steif gefroren und bleiben es bis zum Ziel.

Nach wenigen hundert Metern sind wir wieder im Wald, den wir noch einmal kurz beim Überqueren der  B450 bei KM 10 verlassen.  Dahinter wartet der 1. Verpflegungspunkt mit Trink- und Essbarem auf uns: Wasser, Cola, warmer Tee, Bananenhälften, Müsliriegel-Stückchen, salzige Knabbereien, Gebäck. Was vergessen?

Etwas matschig weil zerfahren, ist der Weg, der bis kurz nach KM 11 am Waldrand entlang führt. Ansonsten ist der Zustand der Waldwege bestens.  Schließlich sind wir nicht beim Trail- oder Crosslauf. Bei KM 13,5 gibt es eine Ausstiegsmöglichkeit. Man kann abkürzen und kommt nach einem kurzen Stück bei km 34 wieder auf die offizielle Strecke und hat damit fast die Hälfte eingespart. Natürlich ohne Wertung.

Das erste Drittel liegt hinter mir. 1:08 Stunden zeigt die Uhr an. Nun geht's zwei Kilometer bergab auf Landau zu, einem weiteren Stadtteil von Bad Arolsen. Am Ende des Gefälles bei KM 16 kommt das dortige Schwimmbad ins Blickfeld und die nächste Streckenverpflegung. Es folgt ein halber Kilometer entlang der Kreisstraße 9. Der Autoverkehr ist nur spärlich, ein Glück! Ab KM 17 sind wir wieder im Wald. Steil geht's bergauf! Eine Gehpause finde da nicht nur ich für angebracht. Ob das die 18% sind, vor denen wir vorhin gewarnt sind? Nach einigen hundert Metern ist der Weg wieder laufend zu bewältigen, führt aber bis KM 19 weiter bergauf und geht dann in ein welliges Profil über.

Nach einem kurzen Stück auf der Landesstraße 3198 zwischen Landau und Freienhagen habe ich die Streckenhälfte erreicht und damit die nächsten Verpflegungsstelle. 1:44 Std. zeigt die Uhr. Gemessen an den anderen Versorgungsstellen ist hier eine richtige Stimmungshochburg, denn mehr  Fans sind nirgendwo an der Strecke. Nach 700 Metern schließt sich eine fast vier Kilometer lange Schleife bis in den äußersten Südwesten der Strecke an. Ganz in der Nähe liegt die Winterlauf-Waldstrecke von Ippinghausen.

Während ich eine Reihe von Frühstartern überhole, kommen mir drei schnelle Läufer entgegen, die am Ende den Gesamtsieg unter sich ausmachen. Einer von ihnen ist Michael Leck vom Laufteam Wolfhagen.  Dann Streckenkontrolle bei KM 23. Alle Startnummern werden registriert. Nicht dass jemand auf dumme Gedanken kommt. Abkürzende Läufer betrügen nicht nur sich selber, sie werden auch disqualifiziert.

Nach dem Siebringhäuser Teich bei KM 28,5 geht es bis KM 31 zum höchsten Streckenpunkt mit 435 Metern über NN. Insbesondere der erste Abschnitt ist so steil, dass ich ihn wie die meisten lieber  gehend  bewältige. Es ist nicht nur der höchste, sondern auch der kälteste Punkt der Strecke. Das stört aber nicht weiter. Es kann ja nur noch bergab gehen, denn der Twistesee liegt  über 200 Höhenmeter tiefer.

Leider geht es auch mit meiner Leistungsfähigkeit bergab. Im letzten Drittel kostet ich die Versorgungspunkte weidlich aus. An einem einsamen Gasthaus kurz vor KM 34 nasche von allem, was da so angeboten wird. Und das ist jede Menge. Jetzt ist mir noch wichtig, anzukommen, egal wie.

Nach einigen abschüssigen  Kilometern sehen wir das Dorf Braunsen an der Twiste liegen. Am Rande des Dörfchens können wir uns über eine letzte Trinkgelegenheit und die Gewissheit freuen, nur noch vier Kilometer vor uns zu haben.

Ein gewundener Weg führt uns an Weideflächen vorbei zu einer Unterführung der B450. Jenseits derselben erreichen wir den Twistestausee. Auf dessen Uferweg, auf dem wir ein paar Stunden zuvor in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren, taucht das KM-Schild 40 auf. Einen halben Kilometer vor dem Ziel ist schon das leuchtend gelbe Zelt zu erspähen, vor dem der omnipräsente Jochen Wierschula, diesmal als Zielsprecher, alle Finisher  begrüßt.

Glücklich bin ich nach 3:45:12,8 Std. im Ziel. Jemand hängt mir eine schöne Medaille um. Die Verpflegung ist sehr reichhaltig. Aber das haben wir uns auch verdient. Glühwein soll auch im Angebot sein,  habe ich aber wohl übersehen. Ein Dank an die Helferinnen und Helfer und dann aufwärts zur Twisteseehalle.

Warme Halle, kalte Duschen! Gemütlich ist es nur in der Halle, in der selbstgebackener Kuchen, Würstchen, belegte Brötchen und vieles mehr angeboten wwird. Um die Zeit bis zur Siegerehrung zu überbrücken, gibt Jochen Wierschula den Showmaster und verlost einige riesige Schokoladen-Wweihnachtsmänner.

Fazit: Top organisierte Veranstaltung, freundliches Helferteam, tolle Streckenverpflegung, schöne Landschaft, für mich als Nordhesse auch heimatnah, anspruchsvolle Strecke, adventliche Stimmung in der Twistesee-Halle.

Samstag vor dem 1. Advent, ein Termin, den sich jeder Landschaftsläufer merken sollte!

 

Informationen: Twistesee-Adventsmarathon
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