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Laufberichte

Interview mit Elke Streicher und Rainer Koch

02.07.09
Autor: Klaus Duwe

Für viele ist es keine angenehme Vorstellung, nach einem anstrengenden Lauf mit hundert anderen Läufern und Helfern auf manchmal engstem Raum zu leben. Wie hast Du das erlebt, Rainer?

Rainer:
Manchmal war es schon etwas sehr eng, aber das wusste ich im Voraus. Nach solchen Tagen genoss ich die großen Hallen oder Bungalows wieder umso mehr. Wobei es in den Bungalows oder Zimmern auch immer sehr eng war. Man muss hier einfach lernen, seine Ansprüche zu senken und mit dem Nötigsten auszukommen.

Elke, Du hast nicht in den Gemeinschaftsunterkünften übernachtet, hattest ein Mobilmobil als Begleitfahrzeug.

Elke:
Für mich war das Wohnmobil sehr wichtig. So waren wir völlig autark. Wir konnten alle Dinge mitnehmen, die für solch einen Lauf essentiell sind (Aminosäuren, Proteindrinks, Sojamilch, ausreichend Getränke, Nahrungsergänzungsmittel, Riegel etc.) ohne uns mit einer 30 kg Gepäckbegrenzung belasten zu müssen. Weiterhin hatten wir einen Kühlschrank, der voll war mit Joghurt, Milchreis und alkoholfreiem Bier und Eispacks. Wir hatten Strom, ich hatte meinen Laptop und eine Verbindung zur Heimat  und zu meinen Blog. Und was am Allerwichtigsten war: wir hatten unsere Privatsphäre. Ich konnte die Türe zumachen. In der Turnhalle steckt man inmitten des ganzen Trubels, das wäre mir auf so lange Zeit schwer gefallen, ich benötige immer einen Ort, an den ich mich in Ruhe zurückziehen kann. Das Wohnmobil hatte nur Vorteile: man konnte morgens länger schlafen und vor allen Dingen konnte man auch schlafen, war ungestört von irgendwelchen Mitläufern, die schnarchen oder sonstige Töne von sich geben.

Rainer, ich habe deinen Lauf im Internet verfolgt und mir ist aufgefallen, dass Du sehr gleichmäßig vom ersten bis zum letzten Tag gelaufen bist. Nur bei den besonders langen und schweren Etappen hat das Tempo naturgemäß etwas gelitten. Fast hatte ich den Eindruck, Du hättet auch zurück laufen können. Zumindest bis Dettelbach.

Rainer:
Also weiterlaufen hätte ich schon können, wobei es sicher eine Motivationsfrage ist. Gerade oben in Schweden hatten wir immer wieder schlechtes Wetter bei kühlen Temperaturen. Dies trübt bei einem solchen Lauf die Stimmung, was die Motivation sinken lässt. Dies sieht man dann auch am Tempo.

Elke, bei dir fallen die letzten Etappen auf. Da warst du etwas langsamer. Sonst bist auch Du über die gesamte Distanz sehr gleichmäßig gelaufen. War das dann doch etwas Schwäche?

Elke:
Nein, geschwächelt habe ich nicht. Das lag zum einen daran, dass ich die letzten Tage noch einmal so gut es ging genießen wollte und keine Lust hatte, mir hier noch einen abzustressen, nachdem die Platzierungen sowieso klar waren. Zum anderen lag das ganz klar an den Wetterverhältnissen.

Kommt nach einem solchen Erlebnis nicht eine große Leere? Wie schafft Ihr jetzt die Rückkehr in den Alltag?

Elke:
Bei mir kommt keine Leere auf, ich nehme gerade mein nächstes großes Ziel in Angriff und arbeite an meiner Promotion. In den Alltag kam ich schneller, als mir lieb war. Montagnacht kam ich nach Hause, Dienstag hatte ich noch frei, um auszupacken und am Mittwoch war ich schon bei der Arbeit. Seit ich hier bin, geht es richtig rund. Ein Interview am anderen, lauter Freunde, die einen sehen wollen, stapelweise Post und Mails zu beantworten, es ist in 10 Wochen so viel liegengeblieben, dass überhaupt keine Leere aufkommen kann! Ich bin unheimlich froh, wieder hier zu sein

Rainer:
Eine Leere kommt immer dann auf, wenn man verpasst, sich neue Ziele zu setzen. Nachdem ich aber noch mein Masterstudium beenden muss, habe ich hier auf jeden Fall schon „neue“ Aufgaben. Und der Alltag holt einen schnell genug von selbst ein. Ähnlich wie Elke bin ich am Dienstag heimgekommen und am Mittwoch wieder auf die Arbeit gegangen.

Wann kommen die nächsten Wettkampf, was sind die weiteren Pläne?

Rainer:
Als nächsten Wettkampf werde ich den Trail-WC in Chevalier, Frankreich laufen. Aber größere Pläne gibt es bis jetzt noch nicht.

Elke:
Bei mir hat jetzt die Promotion oberste Priorität. Wahrscheinlich mache ich erst im Frühjahr 2010 wieder was.

Habt Ihr eigentlich schon einmal daran gedacht, Profi zu werden?

Elke:
Ja natürlich. Oft habe ich davon geträumt. Vor allen Dingen, wenn mir die Doppelbelastung Training und Job zu viel wurde. Ich bin allerdings mittlerweile zu der Auffassung gekommen, dass mir ohne meine Arbeit etwas fehlen würde. Das Profidasein stellt man sich immer so schön vor, doch in unserer Sportart muss man richtig ackern, um sich Sponsoren an Land zu ziehen, damit man einigermaßen davon leben kann. Das ist sehr nervenaufreibend und teilweise auch frustrierend. Als Amateur bin ich unabhängig und kann mir meine Sachen im Zweifelsfall auch selber kaufen. Ich habe keinen Leistungsdruck von außen. Das ist ein großer Vorteil. Noch dazu habe ich das Glück, einen Traumjob zu haben, der immer mit neuen Herausforderungen auf mich wartet und sehr viel Spaß macht.

Rainer:
Wie sagte mal ein Bekannter – In unserem Sport gibt es in Deutschland nur Gönner, aber keine Sponsoren. Außerdem habe ich schon einen Job der mir gut gefällt. Es ist ein schönes Hobby und das ist auch gut so.

Alles Gute für Euch und noch einmal herzlichen Glückwunsch.

Ergebnisliste

  1. Rainer Koch  378:12:44
  2. Takasumi Senoo  406:59:43
  3. René Strosny  407:05:30
  4. Robert Wimmer  415:53:27
  5. Jan Nabuurs  430:00:54
  6. Trond Sjavik  436:41:54
  7. Martin Wagen  438:42:26
  8. Henry Wehder  457:00:50
  9. Janne Kankaasyrjä  460:57:52
10. Stephane Pelissier  466:11:11
11. Hans-Jürgen Schlotter  472:48:01
12. Eiolf Eivindsen  484:53:42
13. Achim Heukemes  488:51:11
14. Werner Selch  496:02:16
15. Markus Bernhard  506:40:19
16. Ullrich Zach  515:15:27
17. Christian Fatton  517:16:27
18. Matthias Bramstang  527:02:13
      Andreas Falk  527:02:13
20. Furuyama Takako  529:06:05
21. Elke Streicher  536:01:19
22. Marcel Heinig  543:26:12
23. Ching-Hui Chen  545:15:16
24. Klaus Wanner  548:31:41
25. Tom Wolter-Roessler  560:43:19
26  Roger Warenghem  564:43:22
27. Alain Lemarchand  566:06:50
28. Ubel Dijk  568:39:49
29. Koji Nakamura  571:09:45
30. Russell Secker  602:01:35
31. Gèrard Denis  611:22:08
32. Kazuko Kaihata  615:08:37
33. Christian Marti  615:13:23
34. Bernd Wagner  626:35:26
35. Yasuo Kanai  627:51:51
36. Hermann Böhm  629:01:01
37. Joachim Hauser  642:13:12
38. Tsuyoshi Sugawara  649:58:43
39. Klaus Neumann  651:27:39
40. Shoji Konoeda  669:20:51
41. Heinz Jäckel  675:05:07
42. Heike Pawzik  692:42:23
43. Theo Kuijpers  696:24:57
44. Okuno Tomoko  721:35:36
45. Saeko Kishimoto  722:46:02

 

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