marathon4you.de

 

Laufberichte

34. Tiberias Marathon: Sonne statt Schnee und Eis

06.01.11

Genug gebummelt


Ich überlaufe die alle 5-KM ausliegenden Zeitmessmatten und nehme den Rückweg in Angriff. 2:17 Std. hat‘s bis zum Halben gedauert. Die zweite Hälfte zurück will ich schneller laufen. Schließlich sind die Fotos ja fast alle im Kasten.

Ich gebe Gas und überhole Läufer um Läufer. Viele müssen auf dem Rückweg ihrem raschen Anfangstempo und den steigenden Temperaturen Tribut  zollen. Viele gehen. Ich genieße den Rückweg entlang des schönen Sees Genezareth, dem größten und wichtigsten Süßwasserreservoir Israels. 21 KM ist der See lang, 9 KM breit.

Wir laufen übrigens unter dem Meer, besser gesagt 221 Meter unter dem Meeresspiegel. Bis zum Toten Meer fällt das Land noch weiter ab bis auf über 400 m unter NN.

Die Region um den See bietet viele historische und religiöse Stätten. Dazu locken eine schöne Landschaft und Outdooraktivitäten, ein beliebtes Urlaubsziel.
Jens voraus

Bei KM 28 laufe ich an Jens vorbei. Er läuft gleichmäßig und ist auch auf der Überholspur. Das Espresso-Gel habe ich schon, die roten Klümpchen hole ich mir gleich. Da kommt auch schon der Jordan. Es geht hinauf und hinunter zum Kibbuz Kinneret. Vor dem Kibbuz liegt zum See hin der Friedhof. Hier haben einige Führer der zionistischen Bewegung ihre letzte Ruhe gefunden.

Ich hab meine Ruhe noch nicht. Die KM-Schilder beginnen schon seit dem Erreichen des Südufers mit einer 3, aber bis zum Ziel gibt es noch was zu tun. Dann taucht lang ersehnte die Silhouette von Tiberias auf. Aber vorher laufen wir noch an den heißen Quellen von Hammat Tiberias vorbei. Schon zu König Salomos Zeiten soll es sie gegeben haben.


Kein Kaffee, aber Datteln


Mir ist jedoch die Zielverpflegung im Moment wichtiger als die Heißen Quellen und ich halte weiter mein Tempo. Für den Rückweg brauche ich weniger als zwei Stunden. Na also, geht doch. Ein schöner langer Lauf neigt sich dem Ende entgegen.

Beim Zieleinlauf herrscht Stimmung. Links und rechts stehen Zuschauer, der Sprecher begrüßt mich mit Namen und ich steuere nach dem Ziel erst mal nach links. Hier stand 2009 die Kaffeemaschine. Aber was ist das? Kein Kaffee weit und breit in Sicht. Dafür aber ein Tisch mit Äpfeln, Bananen und Datteln. Da greife ich doch zu. Über 20 Datteln verschwinden in meiner Mundöffnung bevor ich den Chip (gab‘s im Starterbeutel) zurückgebe und im Gegenzug die begehrte Finisher-Medaille erhalte.

Noch einige weitere Datteln, da wird auch schon Jens vom Sprecher im Ziel begrüßt.

Leider gibt es außer Wasser keine anderen Getränke im Ziel. Mir ist kalt, trotz der Sonne. Ich bin durch meine ständigen Wasserduschen total durchnässt und wir fahren rasch nach Karei Deshe zum Duschen, das ist in Tiberias leider nicht im Zielbereich möglich.

Mehr zum Thema

 

Ilan, König des Falafels


Nach dem Duschen, frisch gestärkt mit einer Flasche Granatapfelsaft und in trockener Kleidung machen wir uns noch einmal auf nach Tiberias. Unser Abendessen steht an. Dazu gehen wir ins Zentrum. In der Ha Galil steht eine Imbissbude neben der anderen, nur unterbrochen von Ständen, an denen frisch gepresste Säfte angeboten werden. Unsere Reihenfolge ist wieder: Granatapfelsaft, das Zeug schmeckt frisch gepresst einfach göttlich, Falafel und nochmal Granatapfelsaft.

Falafel holen wir uns natürlich wieder bei Ilan, dem selbsternannten König des Falafel.

Und hier bin ich auch schon bei meinen


Tipps für Reiselustige Läufer:


Es gibt die Brottasche (Falafel) mit oder ohne Fleisch gefüllt, dazu erhält man ein kleines Schälchen. In dieses kann man so viel der leckeren Köstlichkeiten, die vor der Theke in kleinen Schälchen liegen, nehmen wie man möchte. Und wir nehmen viel. Besonders drei Dinge haben es uns angetan: die scharfe rote Tunke, die leckeren eingelegten Zitronenscheiben und die kleinen roten Dinger. Dabei handelt es sich, so klärt uns Freund Roni auf, um Eggplants. Das ist eine kleine Art von Auberginen.

Hier noch die Empfehlungen aus unserem Reiseprogramm 2011:
Massada, für mich ein Muss eines jeden Israelbesuchs. Zu Fuß in 45 Minuten über den Snake Path zu erreichen. Für Bequeme oder nach dem Marathon Geschädigte auch über eine Seilbahn zu erreichen. Die Festung auf dem 350 m hoch aufragendem Berg wurde von 70-73 n. Chr. von den Römern belagert. Kurz vor der Eroberung begingen die Eingeschlossenen kollektiven Selbstmord. Neben Snake Path führt auch der Runners Trail auf den Berg. Er ist länger und führt an den ehemaligen römischen Lagern über die von den Römern aufgeschüttete Rampe auf den Berg. Achtung: Es gibt keinen Weg durchs Wadi Massada.

Ein Gedi, 20 KM von Massada entfernte Oase am Toten Meer. Bademöglichkeit mit Duschen am Strand des Toten Meeres. Duschen sind zwingend notwendig wegen des hohen Salzgehaltes des Wassers, nicht ohne Duschmöglichkeit im Toten Meer baden! Unbedingt lohnenswert ist ein Besuch im Ein Gedi National Park. Ein kurzer Spaziergang entführt einem hier in eine andere Welt. Aus den Bergen der sonst so kargen und absolut lebensfeindlichen Judäischen Wüste fließt hier Wasser. Es gibt mehrere Quellen und Wasserfälle. Wir bewundern eine üppige Vegetation und können eine Herde Steinböcke und Klippschliefer sehen. Die putzigen kleinen Klippschliefer ähneln äußerlich Murmeltieren, sind aber genetisch mit Elefanten verwandt!

Akko. Alte Kreuzfahrerstadt 20 KM nördlich von Haifa.  Sehenswerte Altstadt mit fast noch komplett erhaltener Befestigung.

Roch Hanigra, unmittelbar an der Grenze zum Libanon. Kreidefelsen am Meer mit schönen Grotten, Zugang über Seilbahn von oben. Einer der Höhepunkte der Reise für mich.

Wir sind uns vor Ilans Imbiss in Tiberias einig. Es war ein schöner Lauf und wir werden wiederkommen und in Israel laufen. Neben Tiberias gibt es seit 2009 auch einen Marathon in Tel Aviv und am 25. März 2011 findet der erste Jerusalem-Marathon statt. Konkurrenz belebt das Geschäft.

Für uns steht fest: Wir kommen wieder.

Schalom!

Ach ja, gewonnen hat ein Kenianer in 2.10,02 Stunden. Die ersten fünf Läufer waren nur 24 Sekunden voneinander getrennt.

Fazit: Gute Organisation, schöner Kurs, Landschaftslauf optimal mit einem Urlaub zu kombinieren.

Wir danken unseren Freunden für Ihre Gastfreundlichkeit!

123
 
 


 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024