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Laufberichte

Das Geheimnis des Erfolgs

31.10.10

Sollte jemand beim Loslaufen Ladehemmungen verspüren, so jagen ihm spätestens nach wenigen hundert Metern ein paar verrückte Bienen einen musikalischen Stachel in den Hintern. Die „Crazy Bees“ bearbeiten gekonnt ihre Steel Drums. Sie sind nicht die ersten akustischen und rhythmischen Einheizer, denen unsere Ohren begegnen. 26 Formationen sind es insgesamt und die nächste lässt nicht lange auf sich warten. Einen Kilometer später spielen die „Pipes and Drums of the Lucerne Caledonians“ auf ihren Dudelsäcken meine Laufhymne schlechthin: Chariots of Fire.

Das gibt Gänsehaut.

Von hier weg stehen entlang der Strecke beidseitig Absperrungen, hinter denen sich Zuschauer nahtlos aneinanderreihen. Von Viktor Röthlin erfahren sie von einem absoluten Fachmann Wissenswertes zum Marathon, zum Beispiel, dass ein weit verbreiteter Fehler das zu hohe Anfangstempo sei. Trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen, das Feld mit Transparenten, Kuhglocken, Tröten und Zurufen zum Übertreiben anzustacheln. Diese Leute haben sich nicht an die Strecke verirrt, sie sind mit voller Absicht für uns Teilnehmer da.

Voll motiviert.

Weil ich die verschiedenen Sehenswürdigkeiten im vergangenen Jahr ausführlich beschrieben und teilweise auch gestern nochmals fotografiert habe, gilt mein Hauptaugenmerk im Abschnitt über die Seebrücke, am Bahnhof und dem KKL der Stimmung auf und neben der Strecke.

Die ist großartig.

Nach dem KKL erfuhr die Streckenführung auf der ersten Runde eine positive Veränderung, um Engpässe zu verhindern. Dieses Mal geht es noch nicht an den See. Dieses Privileg ist den Marathonis auf der zweiten Runde vorbehalten und das ist auch gut so, damit sie nicht schon nach vier Kilometern von Halbmarathonis, deren Übermotivation sie bereits da schwächeln lässt, aufgehalten werden. Mit dem Blockstart und dieser Anpassung hat das OK auf eigene Beobachtungen und Rückmeldungen der Athleten reagiert.

Da wird man ernst genommen.

Lange dauert es nicht, bis es auf der „Originalstrecke“ weitergeht. Die folgende kleine Steigung kann auf diese Wiese sogar mit etwas mehr Schwung in Angriff genommen werden, weil nicht unmittelbar vorher eine rechtwinklige Kurve genommen werden muss.

Nach vier Kilometern und erstem Rollen wird auf beiden Straßenseiten nebst Wasser bereits Iso und Long Energy angeboten. Hier und bei allen folgenden Verpflegungsposten wird am Schluss nochmals Wasser abgegeben, was ich jeweils sehr schätze. Alle Tische sind gut beschriftet und Platz gibt es genug. Überraschungen gibt es keine, denn auch auf der Website ist das Thema Verpflegung detailliert beschrieben. Soll ich trotzdem noch etwas dazu sagen?

Gut versorgt.

Warum der Lucerne Marathon trotz toller Stimmung und Unterstützung am Streckenrand kein Kurs für Bestzeiten ist, wird spätestens nach fünf Kilometern klar. An der Stutzstraße (Ein Stutz ist in der Schweiz nicht nur ein Franken, sondern auch ein besonders steiles Wegstück)stellen sich uns etwa vierzig Meter Höhenunterschied entgegen und wer sie überwunden hat, kann darauf hoffen, dass er einer der Sieger der Bergpreiswertung ist. Ein neu ins Boot geholter Sponsor hat hier oben einen Torbogen stehen und hat fünf beliebige Durchgangszeiten bestimmt. Wer in diesem Fall zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann sich freuen. Den glücklichen Zufallssiegern werden unmittelbar nach der Zielpassage je zwei Eintritte ans Lauberhornrennen überreicht.

Siegeschance für alle.

Nach der Strecke durch das Außenquartier der Stadt geht es auf der Seestraße weiter um die Horwer Halbinsel herum. Der Übergang  von Stadt- zu Landschaftmarathon ist fließend. Mit der wechselnden Aussicht auf den von Bergen gesäumten See ist es ein schönes Fleckchen Erde. Bemerkt haben das vor mir schon andere und vor allem finanzkräftigere Leute. Manch üppig dimensioniertes und gepflegtes Anwesen schmiegt sich an die sanften Hügel dieser schön gewählten Strecke.

Nach Kastanienbaum, nach ungefähr neun Kilometern, ist die Strecke praktisch eben und grenzt teilweise direkt ans Ufer. Die Sonne lässt die verfärbten Bäume besonders intensiv strahlen, der Pilatus trägt, wie sich das für einen richtigen Berg gehört, eine saubere Schneemütze, die Temperatur ist geradezu ideal. Besser könnte es nicht sein. Es ist nicht Zufall, dass der Lucerne Marathon wieder Wetterglück hat. Die statistische Auswertung  des Wetters ließ die Organisatoren dieses Wochenende im Herbst wählen, womit sie bisher ein goldenes Händchen hatten.

Gut gewählt und akribisch geplant.

Was das oben genannte Bild zu einem richtigen Werbeplakat vervollständigt, sind die Zuschauer. Sie nehmen den Marathon nicht nur zum Anlass, für sich Party zu machen. An verschiedenen Orten machen sie Party für und mit uns, feiern uns wie Helden, schenken Getränke aus oder verteilen Schokolade. Sicher, für Luzern sind Touristen wichtig. So viel Freundlichkeit ist aber mehr als man erwarten kann.

Ein herzlicher Empfang.

Gegen das Zentrum von Horw zu steigt die Strecke leicht an. Gut so, denn der frenetische Jubel der Zuschauer treibt sonst zu fest an, was die Speicher zu schnell leert. Kurz nach dem Kreisverkehr steht ein Torbogen, der Zieleinlauf für die Schnuppermarathonis und einen der beiden Maratholinos. In den Kategorien Buebe und Meitschi (Knaben und Mädchen) können sich Kinder mit Jahrgang 2004 und jünger auf den letzten Metern eines Marathons versuchen. Weil es um die Jüngsten und den Breitensport geht, nicht um ehrgeizige Eltern, wird keine Rang-, sondern eine alphabetische Finisherliste geführt und selbstverständlich erhalten alle Finisher eine Medaille. Die Startgebühr übernimmt der Presenting Partner.

In den Nachwuchs investiert.

Die erneute Verpflegung und musikalische Aufmunterung kann nicht verhindern, dass nach mittlerweile 14 Kilometern bei zahlreichen Halbmarathonis der Saft draußen ist. Im ersten Block mit einer Zielzeit unter 1:30 vor Augen gestartet, sind sie die Herausforderung zu schnell angegangen. Weil gerade an dieser Stelle sich die Strecke durch ein Familiengartenareal und anschließend auf einem gesplitteten Spazierweg verengt, fällt es mir so richtig auf. Als begeisterter Trailläufer bereiten mir die Ausflüge in die Botanik - zwecks Überholmanöver zur Beibehaltung des Durchschnitts - glücklicherweise keine Schwierigkeiten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der eine oder andere, sich schon auf der Kriechspur befindliche Sportler sich in dem Moment so unterirdisch gefühlt hat wie der drei Kilometer lange Tunnel der Zentralbahn , der vor wenigen Tagen unter der Allmend durchbrochen wurde. (Für Interessierte: Um den Eintritt von Grundwasser zu verhindern, wurde er unter Überdruck ausgebohrt.)

Nach der Passage des Armee-Ausbildungs-Zentrums auf der Luzerner Allmend ist wieder vorbei mit unbefestigtem Untergrund. Nach Grünflächen sind neben der Strecke wieder Wohnhäuser, sonst ändert sich nichts. Die Unterstützung der Zuschauer, Musik und Verpflegung, alles bleibt sich gleich. Die Richtungsänderungen geben dafür immer wieder ein neues Bild und vor allem keinen Anlass zu mentalem Schwächeln. Es gibt keine endlos scheinende, entmutigende Geraden. Im Gegenteil, nach ein paar umkurvten Häuserecken kommt schon wieder eines der Kilometerschilder.

Für Abwechslung ist gesorgt.

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