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Laufberichte

Gute Tage - gute Füße (K78)

 

Monstein im Schatten

 

Der Wald gibt uns wieder frei und wir sehen die markante Kirche von Monstein noch im Schatten vor uns. Aus Monstein kommt übrigens auch ein leckeres Bier. Leider gibt es an der VS in Monstein kein solches Gebräu, das hätte was. Dafür gibt es aber schon hier Schwämme. Die werden bei der aufkommenden Hitze des Tages noch gute Dienste leisten.

Eine Straße führt uns unterhalb der Kirche steil hinab. Wir wechseln auf einen Waldweg. Der führt uns hinunter zur Straße. Seit längerem höre ich Schüsse. Sie kommen von der nahen Biathlon-Schießanlage.

Ein kurzes Stück geht es entlang der Straße, vorbei am Bahnhof Monstein. In Schmelzboden gibt es wieder Getränke und schon folgt ein weiterer Höhepunkt der Strecke. Es geht durch die wildromantische Zügenschlucht. 20 Km liegen hinter uns. Ich bin erneut total begeistert von der rauhen Schlucht, die die Landwasser ins Gestein gegraben hat. Mehrmals müssen wir durch kurze Tunnel und über uns quert die Rhätische Bahn auf Viadukten die Schlucht.

Der Weg ist zunächst breit und gut gesichert.  Nach einer Brücke wird er schmal, ist  aber wunderschön zu laufen in Richtung Wiesen. Eine VS an der Bahnstation bietet auch etwas zu Essen. Ich greife gerne zu und will über die Gleise auf das Viadukt laufen. Da steht erneut Daniel und fotografiert. Und wieder heißt es stehenbleiben und ein Schwätzchen halten. Allerdings ist dieses nun kurz, da ein Signal ertönt und auf einen einfahrenden Zug hinweist.

Ich laufe rasch noch über die Gleise bevor sich die Schranken senken. Leider dauert die Einfahrt des Zuges noch etwas, so dass ich schon über das Viadukt hinüber bin. Auch diesmal kann ich kein Foto von dem Viadukt mit Läufern und Zug machen. Dennoch ist das Viadukt einer der absoluten Höhepunkte der Strecke.

 

 

 

Der Tiefpunkt naht

 

Ein Wurzelweg führt uns weg vom Viadukt den Wald hinauf. Es sind noch 5 Km bis Filisur. So mancher K 30er mit blauer Startnummer sehnt das Ende herbei. Ich genieße auch diesen Abschnitt mit seinem schmalen Waldweg. Noch 50 Km, ein Drittel ist doch schon geschafft.

Allerdings kommen wir nun aus dem Schatten des Waldes hinaus in die sonnendurchflutete Landschaft. Und das heißt schwitzen! Die Temperaturen steigen. Meine Uhr zeigt am Ende eine maximale Temperatur von 34 Grad an. Die grandiose Landschaft entschädigt für die Mühen. Weit liegen die Berge in herrlichem Sonnenschein vor uns. Ein Genuss zu laufen. Allerdings ein heißer Genuss.

Oberhalb von Filisur können wir einen Blick ins langgezogene Tal hinauf in Richtung Bergün werfen. Ein Alphornbläser erfreut uns mit den Klängen seines Instruments. Steil geht es hinunter. Unter dem Bahnhof Filisur hindurch. Diesmal heißt es nicht umsteigen von einer Bahn aus Davos in eine andere nach St. Moritz. Es geht weiter im Laufschritt steil hinab.

Für die K 30er ist mitten in Filisur das Ziel erreicht. An der VS greife ich mein erstes Alpinbrötli ab. Ich beneide die nach erfolgreichem Lauf auf der Massageliege sich kneten lassenden Läufer und biege rechts ab. Es geht weiter steil hinab bis zum tiefsten Punkt der Strecke. Nur noch knapp 1.000 m sind wir hier hoch. Seit Davos haben wir in der Summe fast 600 Hm verloren. Vor uns liegen gut 1.700 Hm Aufstieg bis zum höchsten Punkt der Strecke am Sertigpass.

 

 

 

Kühlung tut not

 

Und das in praller Sonne. Ich schmelze dahin. Mein Unterhemd ziehe ich aus und packe es in den Trinkrucksack. Das ist etwas angenehmer. Linderung, sprich Abkühlung verschaffe ich mir nun an jedem der zahlreichen kleinen Wasserläufe die unseren Weg queren. Und davon gibt es reichlich. Dazu lasse ich mir überall Wasser über den Kopf schütten. Insbesondere die Kinder an den VS haben ihren Spaß daran.

Für mich ist diese Abkühlung absolut notwendig. Ich lasse es temperaturbedingt nun sehr langsam angehen und gehe das langgezogene Albulatal hinauf Richtung Bergün. Zunächst führt ein breiter Weg an einem Kieswerk vorbei parallel zur Albula. Dann heißt es mächtig ansteigen. Anders als bei meinem letzten K 78 laufen wir nicht auf die Straße auf der anderen Talseite. Wir bleiben auf unserer Seite und steigen bis auf etwa 1600 m hoch, um dann Bergün unter uns zu sehen. Etwa 200 Hm steigen wir wieder ab in den schönen Ort.

Ich habe schwer zu kämpfen. Die Hitze macht mich (fast) fertig. Schilder vor Bergün weisen den Läufern die unterschiedlichen Wege. K 78er laufen links in den Ort, K 42er rechts vorbei. Ich passiere vor dem Ort das Kleiderdepot. Ich habe nichts deponieren lassen und ziehe rasch in den Ort. In Bergün feuert ein Sprecher die Läufer an. Auch ich werde namentlich genannt und aufgemuntert. Ich registriere, dass ich noch 25 Minuten vor dem Zeitlimit den wunderschönen Ort passiere. Ein wirkliches Auge für die Schönheit Bergüns habe ich angesichts meines Zustandes nicht.

Mein Ziel ist klar. Ich will im Rennen bleiben und nicht aus dem Zeitlimit fallen. Dazu muss ich um 14 Uhr Chants passiert haben. Es geht immerfort stetig bergan. Und von oben knallt die Sonne auf uns herab. Das muss ich weiterhin gaaaanz langsam im wahrsten Sinne des Wortes angehen lassen.

 

 

 

Nietzsche lässt grüßen

 

Ich bin sehr erfreut über das schöne Wetter. Lieber laufe ich in praller Sonne mit blauem Himmel und mache schöne Fotos, als dass ich in läuferfreundlichem Nieselregen zwar besser laufen, dafür aber schlechter fotografieren kann.

In meinem Elend fällt mit Friedrich Nietzsche ein. Er hielt sich in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts mehrere Sommer über in Sils auf und hatte dort eine schaffensreiche Periode. Sein Spruch: "Gute Tage wollen auf guten Füßen gehen" (aus Nachgelassene Fragmente) ist quasi für mich heute das Motto des Tages.

Allerdings ist das heute bei mir so eine Sache. Ich leide gefühlt unter kochenden Füßen und Sohlen. Dazu brät die Sonne mir das Hirn. An jedem fließenden Wasser suche ich Kühlung. Ob ich so im Zeitlimit bleiben kann?

Zunächst geht es über Aspahlt ins Val Tuors. Dann über eine Brücke und stellenweise auf breiter Schotterpiste. Diese reflektiert noch zusätzlich die Sonnenstrahlen und sorgt auch für Wärme von unten. Das Stück bin ich auch schon mal gelaufen. Das ist heute völlig undenkbar. Schritt für Schritt stapfe ich Richtung Chants am Ende des Val Tuors.

An einer VS in Tuors Davant gibt es Gels. Zwei davon lassen meine Kräfte wieder leicht erstarken. Immer mehr Läufer ziehen an mir vorbei. Ich bleibe zwar nicht stehen und kämpfe, aber ich bin langsam. Dennoch komme ich stetig voran und schaffe es nach Chants. Immer wieder bin ich von den fantastischen Rundblicken erfreut. Wahrlich ein Genuss heute hier zu laufen, trotz der Hitze. So schön wie heute hab ich den Swissalpine noch nicht erlebt.

 

 

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Informationen: Davos X-Trails
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