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Laufberichte

Höhenflug

25.07.09

Mit einem Zucker- und Koffeinschub aus zwei Bechern Cola mache ich mich auf den letzten Abschnitt. Immerhin ist es ein Drittel eines klassischen Marathons, das bis zum Ziel noch zu bewältigen ist. Wer sich darauf einstellt, dass die Sache nach dem Abstieg vom Scalettapass schon gegessen sei, stürzt sich hier in Kilometer langes Leiden:

DISCHMATHAL (…) Seine Höhenlage ist eine bedeutende, indem seine obere Stufe, der Dürrboden, in 2100-2000m und seine Ausmündung ins Davos noch auf 1560m liegt. Die Neigung ist eine ziemlich gleichmässige; auf eine Länge von 11km beträgt sie ca. 500m oder 4½%. Einige alte Stirnmoränenwälle, die quer durch das Thal ziehen, bilden rascher fallende Thalstufen, hinter denen jeweilen die Thalsohle beinah horizontal ist. (…)

Die sonst akribischen Beschreibungen in diesem alten Lexikon verschweigen die leichten Gegensteigungen, die immer wieder eingestreut sind. Zusammen mit den müden Beinmuskeln entwickeln sie sich zu mentalen Knochenbrechern.

Aller Vorsicht und Aufmerksamkeit zum Trotz erlebe ich im Dischmatal auf halbem Weg beinah noch einen veritablen Knochenbrecher. Das Ablaufmuster entspricht im Detail dem des vergangen Jahres. Die rechte Fußspitze bleibt an einem Stein auf dem mit Gras bewachsenen Weg hängen und ich lege mich der Länge nach hin. Im Bestreben, meine Kamera in der rechten Hand zu schützen, drehe ich mich ab, schlage mit den gleichen Körperstellen auf und stelle dem Hintermann noch beinah das Bein. Bevor ich richtig weiß, was passiert ist, wird mir links und rechts untergehakt, werde auf die Beine gestellt und kann weiterlaufen. Gewissermaßen als Dank kann ich den einen Wohltäter noch ein paar Kilometer mitziehen, wobei mich sein Atmen direkt hinter mir gleichzeitig auch vorantreibt.

Abgesehen von dieser akrobatischen Einlage läuft bis jetzt alles nach Plan und auch meine Hoffnung, auf diesen letzten Kilometern locker laufen zu können, scheint sich zu erfüllen. Die Einteilung hat geklappt und diese Erkenntnis beflügelt mich zusätzlich. Den letzten Verpflegungsposten lasse ich im doppelten Sinn links liegen und stelle kurz darauf mit Freude fest, dass die Streckenänderung hier bedeutet, dass uns in diesem Jahr einige Höhenmeter erlassen werden.

Die Strecke ist hier ziemlich leer, was sich aber bald ändert, denn auf den letzten beiden Kilometer stoßen die Teilnehmer von K21 und K11 dazu. Die letzten Meter durch Davos sind keine berauschende Kulisse, umso imposanter ist das Einlaufen auf die Leichtathletikbahn des Sportzentrums. Einer der zwei Zielkanäle ist den Finishern des K78 vorbehalten und ist dicht gesäumt mit Zuschauern.  Mit einem unbeschreiblichen Hochgefühl überquere ich die Ziellinie. Der Höhenflug wird aber noch eine Weile andauern, da bin ich mir sicher.

Mit einem alkoholfreien Siegestrunk bayrischer Provenienz stoßen wir auf diesen tollen Lauf an, bevor ich mich in der Eishalle unter die Dusche stelle, wo der Name Eishalle eine neue Dimension bekommt. Dabei war ich immer der Meinung, bei der Eisproduktion falle viel Abwärme an. Warum es diese nicht zur Wasseraufbereitungsanlage schafft, ist mir ein Rätsel. Aber dieses kleine Haar in der Suppe kann mir deren Genuss nicht verderben und mit einem weiteren bleifreien Hopfentropfen ist auch diese Kröte geschluckt.

Am Abend treffe ich beim Verlassen des Restaurants noch „Mr. Swiss Alpine“ himself und kann ihm und seinen Leuten zu einem weiteren gelungen Swiss Alpine gratulieren. Er meint, ich solle in dem Fall im nächsten Jahr wieder teilnehmen und gleich noch fünf weitere Teilnehmer mitbringen. Drei nächstjährige Novizen kann ich ihm gleich präsentieren, um die beiden verbleibenden zu rekrutieren, habe ich noch ein paar Monate  Zeit. Und weil nächstes Jahr großes Jubiläum ist, könnte ich im Gepäck noch einen Swiss Alpine Song mitbringen, denn die langfristige Verarbeitung so tief gehender Emotionen lässt sich mit Musik am besten machen. Dann wachsen mir gleich nochmals Flügel.

Finisher-Impressionen (Fotos Margot Duwe)


Ergebnisse

K 78 Männer

1 Buud, Jonas (SWE)  Mora 05:48:43
2 Rey, Jean-Yves (SUI) Crans-Montana  06:07:15
3 Armuzzi, Antonio (ITA) Capiago Intimiano 06:09:26

K 78 Frauen

1 Gavelin, Lena (SWE) Frösön  06:41:30
2 Hawker, Elizabeth (GBR)  Grossbritannien  06:57:51
3 Nunige, Jasmin (SUI) Davos Platz  06:58:35

1022 Finisher

K 42 Männer

1 Bundi, Gion-Andrea (SUI)  Davos Frauenkirch 03:12:43
2 Dai, Matsumoto (JPN)  Gunma 03:25:47
3 Strothmann, Dirk (GER)  Borgholzhausen 03:28:44

K 42 Frauen

1 Lehmann, Diana (GER)  Potsdam  04:05:34
2 Reiber, Carolina (SUI) Zürich  04:06:21
3 Loonen, Kristijna (NED)  Vaals 04:06:35

987 Finisher

C 42 Männer
1 Gonzalez, Giovanni (MEX)  Distrito Federal   02:32:44
2 Jaunin, Marc-Henri (SUI)  Neuchâtel   02:44:26
3 Graf, Noldy (SUI) Speicher   02:51:09

C 42 Frauen

1 Schelbert, Bettina (SUI) Stallikon   03:14:25
2 Zwahlen, Edith (SUI) Davos Platz   03:17:27
3 Schödler, Bianca (SUI) Mülligen   03:22:08

273 Finisher

 

 
 

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