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Laufberichte

Von Meran nach Bozen

03.10.10
Autor: Klaus Duwe

Ich hatte Glück. Schon mein erster Urlaub überhaupt führte mich nach Südtirol, ins Grödner Tal, um genau zu sein. Nicht nur die Dolomiten hatten es mir sofort angetan. Die Geschichte und die Menschen faszinierten mich ebenso. Dass man Wert auf gutes Essen und Trinken legt, kam mir auch entgegen. Und so bin ich bis heute fast jedes Jahr zumindest für ein paar Tage in Südtirol.

Der Südtirol Marathon allerdings fehlt in meiner Sammlung. Und das hat gute Gründe. Gerade weil ich das Land etwas kenne, habe ich um ihn einen Bogen gemacht. Bis letztes Jahr wurde er nämlich in den Obstgärten im Unterland ausgetragen. Und Obstgärten habe ich auch zuhause. Südtirol aber, das sind selbstverständlich die Dolomiten, das ist die Landeshauptstadt Bozen und das ist Meran. Und genau dorthin gehört der Südtirol Marathon. Der Meinung war ich immer.

Bereits seit 1999 gibt es die MeBo, die 31,7 km lange Schnellstraße von Meran nach Bozen, auf der die Orte es Etschtales umfahren werden. Was liegt also näher, als auf der „alten“ Staatsstraße den Südtirol Marathon auszutragen?
Dieses Jahr ist es endlich soweit. Ist der große Wurf geglückt? Die Erwartungen sind hoch, von 4.000 Teilnehmern ist die Rede. Nicht unrealistisch, vielleicht nicht gleich im ersten Jahr, aber wenn alles klappt, warum nicht. Man muss sich schließlich Ziele setzten …

Der Termin ist schon einmal gut gewählt. Der Oktober ist mit die schönste Zeit in Südtirol. Und eine Woche später ist der bereits etablierte Marathon am Gardasee, nur 100 km weiter. Ideal für eine Woche Urlaub mit zwei einmaligen Lauferlebnissen.

Irgendwie hat man dann aber vergessen, dem Läufervolk mitzuteilen, was man da großes vorhat. Vielleicht hätten die Sponsoren dem Veranstalter nicht nur mit Geld, sondern auch mit Marketing- und PR-Maßnahmen unter die Arme greifen sollen. Oder es am besten selbst übernehmen. Dass die nämlich ihr Handwerk verstehen, darf man voraussetzen.

So bleibt es bei 1200 Anmeldungen alles in allem. Im Ziel werden 424 Marathon-Finisher gezählt, genau viermal so viel wie 2009. Eine tolle Steigerung. Also doch alles richtig gemacht?

Die Messe Bozen dient als Veranstaltungszentrum, das gut mit PKW und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. Nachmelder zahlen heute 60 Euro für den Marathon, 45 Euro sind für den Halben fällig. Die niedrigsten Gebühren liegen bei 40/25 Euro. Dafür gibt es ein Funktions-Shirt, eine Medaille und eine Tüte mit Äpfeln, Wasser und verschiedenem Gebäck. Für den Chip sind zusätzlich 10 Euro Leihgebühr fällig, die bei Rückgabe erstattet werden. Zum Vergleich: beim Gardasee Marathon sind 25 Euro der günstigste Tarif.

Um 7.00 Uhr fährt am Sonntag der Zug von Bozen in Richtung Meran. Erster Halt ist in Bozen-Süd (Messe), wo viele ihr Auto parken und zusteigen. Vierzig Minuten dauert die Fahrt, 15 Minuten der Marsch vom Bahnhof zur Therme. Merans neuer Fitnesstempel wurde 2005 eröffnet und bietet auf über 7000 qm 25 In- und Outdoor-Pools, Vital-Bereiche und 50.000 qm Außenfläche. Hier stehen Toiletten und Umkleidemöglichkeiten zur Verfügung, auf dem Vorplatz wird gestartet.

Meran ist mit fast 38.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Südtirols und war lange Zeit Landeshauptstadt. Der besonderen Lage mit der Texelgruppe im Norden und Nordwesten und der Öffnung nach Süden verdankt die Kurstadt ihr mediterranes Klima mit wenig Regen und rund 300 Sonnentagen im Jahr. 

Heute ist keiner dieser Sonnentage, der Himmel ist bedeckt, so richtig will es nicht Tag werden. Aber kalt ist es nicht. Den Kleiderbeutel gebe ich rechtzeitig ab und schaue mich nach Bekannten um, die nicht so zahlreich wie erwartet am Start sind. Viel mehr fällt aber auf, dass die Südtiroler Laufelite komplett fehlt. Daran, dass man der afrikanischen Konkurrenz aus dem Weg gehen will, kann es nicht liegen.

Der einzige Kenianische Starter (Silas Rutto) gewinnt heute in 2:17, eine Zeit, die nur wenig unter der Bestzeit zum Beispiel von Hermann Achmüller (2:18) liegt. Aber der Jungfrau-Sieger startet nächsten Sonntag in München. Auch die Luzern-Siegerin Helga Rauch von der Seiser Alm wäre hier locker auf’s Podest gelaufen. Prominenteste Starterin ist so Lizzy Hawker, sie wird unerkannt bei ihrem „Trainingslauf“ auf ungewohnter, relativ flacher Strecke Zweite.

Vor dem Start gedenkt man dem Ski-Idol Erwin Stricker. Er war ein waghalsiger Rennfahrer mit zahlreichen spektakulären Stürzen (Harry Valerien: „Sappradi, was macht er denn, der Bursch?“), aber ohne Worldcup-Sieg. Trotzdem war er beliebt wie kaum ein Zweiter. Nach seiner Sportkarriere war er erfolgreicher Unternehmer. Heute wollte er beim Marathon starten, vergangenen Dienstag starb er plötzlich, mit 60 Jahren. Die Startnummer 60 war für ihn reserviert.

9.00 Uhr, auf geht’s. Schneller als mir lieb ist geht es an der Pferderennbahn vorbei und über die Marlinger Brücke (Vorsicht, Steigung), hinaus aus der Stadt. Schade, dass man das Kurhaus auf der Passerpromenade, das Wahrzeichen von Meran, nicht zu sehen bekommt. Auch die Laubengasse aus dem 13. Jahrhundert, das Herz der Altstadt mit den mit Torbögen und Erkern verzierten Häusern wäre sehenswert, ebenso die St. Nikolaus-Kirche mit dem 83 m hohen Turm. Ein paar Bildimpressionen von Meran findet Ihr im Anschluss an den Bericht.

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Informationen: Südtirol-Marathon
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