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Laufberichte

Punktlandung beim ersten Ultra

08.05.11

Den Liebhabern des Württemberger Weins ist Ochsenbach sicherlich ein Begriff. Auf rund 80 ha Weinbergen werden vorwiegend Trollinger, Lemberger, Portugieser und Sylvaner kultiviert.

Seit 2005 richtet der TV Ochsenbach 1908 eV ein kleines, aber feines Laufevent aus. Zu den obligatorischen Bambini- und Schülerläufen, einem 5 km Jedermannlauf, dem 10er, der hier anspruchsvolle 11 km hat, und einem nicht weniger schwierigen Halbmarathon ist im letzten Jahr der 54 km lange Stromberg Extrem gekommen. Was sich wie ein Geheimtipp anhört, ist wohl keiner mehr: über 100 Teilnehmer in diesem Jahr auf der Ultradistanz, auch aus fernen Regionen Deutschlands, beweisen das.

Schon auf der Anfahrt bekommt der Ortsunkundige einen Eindruck vom bevorstehenden Lauf. Flach ist es hier nicht. Morgens um kurz vor 8 Uhr ist in der Dorfstraße mit ihren romantischen Fachwerkhäusern noch nicht viel los. Die Straße ist zwar gesperrt und alles für den bevorstehenden Start aufgebaut, aber ansonsten ist noch alles ruhig. Erst als Nicole Benning, die Vorjahressiegerin, eintrifft, merkt man, dass es nun bald losgeht.

Der Start ist pünktlich um 8 Uhr. Da es mein erster „richtiger“ Ultralauf ist, bin ich entsprechend nervös. Nach 6h45 ist Zielschluss, ist würde aber  gerne vorher ankommen. Aber soweit sind wir ja noch nicht. Nach dem Start ist das Feld noch dicht beisammen. Das ändert sich an der ersten Steigung, kurz nach Verlassen des Ortes. Als ich mich umdrehe, merke ich, dass ich fast die Letzte bin. Das kann ja heiter werden.

Bei km 6 haben wir die erste Getränkestation auf dem Rennweg erreicht und die ersten 150 Höhenmeter hinter uns. Wir folgen dem Rennweg, um nach weiteren 60 Höhenmeter und 10 Kilometern im Wald auf den Weinbergweg zu treffen. Hier bekommen wir auch das erste Mal einen grandiosen Ausblick auf die Strombergregion. Kurz vor Freudental geht es endlich auch bergab (wir verlieren 100 Höhenmeter) bis zur Getränkestelle am unteren Weinbergweg, der parallel zur L1106 verläuft.

Frisch gestärkt folgen wir dem Weg zurück zum Ortseingang von Hohenhaslach, um dort in die Weinberge einzubiegen. Es geht auf den Hohenhaslacher Berg, vorbei am Weingut Baumgärtner, auf den Panoramaweg und dort entlang, bis wir die Bühlgasse wieder bergab rennen.

Unten bei km 22 erwartet uns die Getränkestelle der Motorradfreunde. Die nächsten 5 km im Tal sind kurzweilig, zum Teil Wohngebiet, zum Teil Natur, bis wir die Fontanis-Halle in Spielberg erreichen. Die besorgte Helferin nötigt uns Unmengen von Getränken auf, da es jetzt bergauf gehen würde. Hier verläuft übrigens auch die 11km- und die Halbmarathonstrecke.

Wir verlassen Spielberg Richtung Hohenhaslach bis zum Feldweg rechts und weiter diesen entlang. Kurz folgen wir der L1110, um dann rechts zum Baiselsberg einzuscheren. Nach einem steilen Anstieg (150 Höhenmeter) liegt auf einer kurzen Zwischenebene die Getränkestation Baiselsberg I, die wir bei km 49 noch einmal besuchen werden. Auf der folgenden Begegnungsstrecke kommt mir tatsächlich das Führungsfahrzeug, ein Fontanis-Smart entgegen. Hier kann ich einen Blick auf den Führenden und späteren Gewinner Tim Jensen werfen, der noch locker aussieht und sogar auf meine Anfeuerung mit einem aufmunternden „auf geht´s“ reagiert.

Wieder auf dem Rennweg geht’s nun bergab - aber wie! Hier kann ich nicht laufen, mein rechtes Knie streikt. Schnell verlieren wir 300 Höhenmeter. An der Getränkestation Hummelberg bei km 36 haben uns die Weinberge wieder. Ich merke, es ist inzwischen heiß geworden. Der Wetterbericht hatte schließlich auch 28 Grad vorhergesagt. Die armen Helfer. Hier sind es Jugendliche, die in der prallen Sonne ausharren, und trotzdem noch interessiert und motiviert sind. Überhaupt ist es auffallend, dass alle Helfer versuchen, uns die Wünsche von den Augen abzulesen.

Ausgerechnet in der größten Hitze geht es jetzt über Felder, wo  Schatten Mangelware ist. Doch es kommt noch schlimmer: der Aufstieg in den Weinbergen zum Klosterberg. Kaum zu glauben, dass das nur 1,3 km sein sollen.

Im Wald ist der weitere Anstieg dann nicht mehr so schlimm. Wir sind jetzt ungefähr bei km 40 und es geht wieder runter bis zu den Weinbergen von Horrheim. Der letzte Anstieg wieder auf den Baiselsberg folgt bei km 44.

Gott sei Dank ist bei km 48 die letzte Steigung überwunden. Bergab läuft es noch flott. Die Getränkestation Kirbach bei km 51 ist die letzte und wir sind ja schon unten. Am Kirbach entlang über eine Viehweide ist dann die leichteste Übung. Ein letzter fieser Anstieg im Ort und die Dorfstraße ist wieder erreicht - das Ziel nah.

Im Zielbereich ist die Hocketse (schwäbisch für Fest) in vollem Gange. Da die Bierbänke im Bereich des Zieleinlaufs aufgebaut sind, brandet tosender Jubel auf, als wir das Ziel erreichen. 6:44,28 h, knapp vor Zielschluss. Cool.

Natürlich darf man auch später noch ins Ziel, aber jetzt ist erst mal die Siegerehrung. Nicole Benning hat es wieder gepackt: in 4:41 h hat sie das Ziel erreicht. Tim Jensen brauchte 4:07. Glückwunsch.

Glückwunsch auch zu dieser gelungenen Veranstaltung. Die Strecke war professionell präpariert und abgesperrt. An zweifelhaften Kreuzungen waren immer Streckenposten, die einen angefeuert und auf schwierige Streckenabschnitte hingewiesen haben. Die Verpflegung mit Wasser und Iso von Fontanis, Bananen, Äpfel und sogar Brot und Traubenzucker war gut und auch mengenmäßig ausreichend. Besonders erwähnen muss ich die Wannen mit Wasser zum Kühlen, die bei dieser Hitze extrem wichtig waren.

Das bemerkenswerteste für mich ist, dass die Veranstaltung auch von Einheimischen rege angenommen wird. Viele kommen zum Essen und auf einen Plausch und als Sportler wird man herzlich aufgenommen.

 

Informationen: Stromberg Extrem-Lauf/Kirbachtal-Lauf
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