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Laufberichte

Standard Chartered Nairobi Marathon

30.10.11

Meine Freunde haben mich aus Kostengründen nach nur einer Nacht von einem Hotel kenianischer Mittelklasse (45 US-$/ÜF) in ein Gästehaus eines Krankenhaus (besser und deutlich preisgünstiger) umquartiert. Sie bekommen zwar in beiden Häusern Rabatt, aber mit dem Gästehaus kommen sie besser zurecht und bringen dort regelmäßig ihre Besucher unter. Dies erspart mir etwa 20.000 KES und die werde ich der Gruppe zur Verfügung stellen, bzw. in sie investieren. Etliche von Euch kennen mich und werden mir abnehmen, daß ich das nicht zur Selbstbeweihräucherung tue und auch erzähle. Ich möchte, daß Ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie groß das Elend ist. Als Erstes kaufen wir 10 Uhren. Ja, fast keiner hat eine und eine billige (ohne Stopfunktion, nicht nötig) bekommt man schon für etwa 400 KES. Wahnsinn, oder? Der Rest wird in Nahrungsmittel angelegt: Ugali (Vollwert-Maisbrei, das Nationalgericht), Reis, Fett. Fett ist hier Mangelware. Mein Gott, geht es uns gut! Einen ersten Schwung kaufen wir direkt am nächsten Tag, den Rest des Geldes werden Henry und Joseph verwalten und für Nachschub sorgen.

Emotional schwierig ist für mich die Übergabe, denn es ist mir peinlich, als der sprichwörtliche reiche Onkel aus Europa aufzutreten. Es gelingt mir, einen Mittelweg zu finden und danach geht es mir wieder besser. Vor allem auch deshalb, weil wir uns jetzt, bei unserem zweiten Zusammentreffen, ein wenig kennen und sie beginnen, ihre Scheu abzulegen. So traue ich mich schließlich sie doch zu bitten, einige Fotos machen zu dürfen um sie zuhause zeigen zu können. Die Bilder der Unterkünfte und der „Küche“ sprechen für sich. Groß ist die Freude, als ich beim angebotenen Ugali zuschlage und mir prompt einen veritablen Dünnschiss einfange. Aber der marathonlaufende Apotheker meines Vertrauens hat mich prophylaktisch mit den wichtigsten Medikamenten versorgt und so wird Flüssiges schnell wieder so, wie es sein soll. Irgendwie sind wir doch alle gleich: die Mädels fordern mich auf, auch bei ihnen vorbeizuschauen und unter großem Gekichere werden Fotos gemacht und dank des Displays sofort begutachtet. Für diese Leute werde ich auch in Zukunft etwas tun. Wenn mich jemand von Euch dabei unterstützen möchte, meldet Euch bitte bei mir. Es gibt vielfältige Möglichkeiten.


Theresias House of Hope


Vor fünf Jahren traf Henry die schon damals todkranke junge Österreicherin Theresia Brandtner, die von Henry – wie könnte es auch anders sein? – derart begeistert war, daß sie seinem Freundesverein „Henry4Gold“ beitrat und als Vermächtnis hinterließ (Theresia ist leider inzwischen verstorben), ihn in seinen Projekten auch nach ihrem Tod weiterhin finanziell zu unterstützen. Da eine alte Dame ihm ein 5.000 m² großes Grundstück zwischen dem Kanjeru-Slum  und der örtlichen Schule geschenkt hatte, konnte Henry seinen Traum realisieren und im März dieses Jahres eine Vorschule für die Kinder aus dem Kanjeru-Slum eröffnen.

Die erste von drei Klassen hat mit 15 Kindern zwischen zwei und vier Jahren gerade mit dem Unterricht begonnen (auch die Lehrerein („Teacher Anne“) wird aus Hilfsgeldern bezahlt), jeden Tag erhalten sie eine Mahlzeit in der Schule.
Ich bin in der glücklichen Lage, symbolisch einen Scheck überreichen zu können. Mein Verein tritt einen Teil des Erlöses unseres StaffelMarathons ab, zwei Sieger haben ihre Preisgelder gestiftet, das Laufteam der BAFin (hier arbeitet eine meiner Vorstandskolleginnen) hatte noch Geld vom Bonner Firmenlauf übrig und ich habe das auf 1.000 € aufgestockt. Auch das sage ich ausdrücklich nicht zum Eigenlob, sondern nur um darzustellen, daß selbst vermeintlich kleine, zumindest noch überschaubare, Beträge Großes zu leisten vermögen. Denn hierfür können einheimische Handwerker vernünftige Tische und Stühle für die Kleinen herstellen und die restlichen Klassenräume herrichten.

Für mich und die anderen Spender ist es beruhigend zu sehen, daß - im Gegensatz zu Spenden an professionelle Organisationen (ohne diese schlecht machen zu wollen) – die Kohle unmittelbar und in voller Höhe zielgerichtet ankommt und der Erfolg nachweisbar ist. Der Bau eines weiteren Gebäudes ist in Planung.


Mit Henry im Slum


Nairobi besteht u.a. aus mehr als 200 Slums, nur fünf Prozent des Landes von Nairobi stehen für 2,6 Millionen Menschen zur Verfügung. 60% seiner Einwohner leben darin. Der Slum, aus dem Henry stammt, heißt Kanjeru. Die genaue Einwohnerzahl kennt keiner, sicher ist nur: Er wächst jeden Tag.

Nairobi mit seinen modernen Hochhäusern und der geschäftigen Innenstadt wirkt wie ein Magnet auf die Kenianer. Die Menschen kommen auf der Suche nach Arbeit, mit der sie sich selbst und am besten noch die Familie ernähren können, die auf dem Land geblieben ist. Die meisten stranden in den Slums, bleiben arbeitslos und schaffen nur selten den Absprung in eine bessere Wohngegend.
Die Hütten stehen dicht an dicht, rostige Wellbleche, keine Straßen in unserem Sinne, keine Strommasten, dafür derzeit jede Menge Matsch. Ich erspare mir an dieser Stelle die Beschreibung von Einzelheiten. Schaut Euch die Bilder an, sie sprechen für sich. Wenn man dann noch einzelne Familienschicksale erfährt, für die keiner etwas kann, beginnt man sich für den unermeßlichen Reichtum zu schämen, in dem man selber leben darf. Der Besitz einer Kuh, der ohne Hilfe von außen unmöglich wäre, ist einigen Familien dank Henrys Stiftung möglich und sichert diesen das Überleben. Die nicht unbedingt selbst benötigte Milch kann verkauft und so einiges andere Lebensnotwendige beschafft werden.

In einer Nachbarortschaft besuchen wir das Dorfgasthaus, das vermutlich auch noch kaum Mzungus gesehen haben dürfte. Für sagenhafte 10 KES gibt es einen großen Becher Tee und für wenig mehr auch Gebäck. Ich bin tapfer dabei und mache mir über die hygienischen Bedingungen besser erst gar keine Gedanken. Außerdem: s. Trainingscamp!

 
 

 
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