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Laufberichte

Passatore Florenz - Faenza

26.05.12

Die Autos, die uns immer noch regelmäßig überholten, oder auch entgegen kamen, beleuchteten die Straße bestens. Waren sie aber weg, wurde es um so finsterer, so dass ich sehr froh über meine Stirnlampe war. Der Straßenbelag war nicht so, dass man bedenkenlos auch in der Dunkelheit laufen konnte. Da gab es schon jede Menge Unebenheiten, auch kleine Schlaglöcher und das ist im Dunkeln nicht ungefährlich.

Wir passierten Casaglia (km 52,5), eilten weiter hinunter nach Crespino (km 56) und hatten auf diesen acht Kilometern knapp 400 m an Höhe verloren. So konnte es weiter gehen und in der Tat, so ging es weiter. Zwar wurde die Strecke etwas flacher, aber wir kamen gut voran. Nur das Anlaufen nach jeder Verpflegungsstelle war etwas mühselig. Die ersten Schritte waren jeweils noch unrund, bis wir dann nach ein paar hundert Metern wieder "im Rhythmus" liefen.

Kurz nach Mitternacht kamen wir durch Marradi (km 65) und mir wurde  immer kälter, aktuell hatten wir vielleicht noch 6 oder 7 Grad. Meine Rechnung war nicht aufgegangen, ich hatte schlicht unterschätzt, dass es nachts deutlich kälter wird. Besserung war also nicht zu erwarten. Meine Hände wurden bewegungslos und ich konnte nicht mehr fotografieren, so steif waren sie. Warum habe ich Trottel auch meine Jacke und meine Handschuhe oben gelassen? Nun, da musste ich durch.

Zu allem Übel ging es mit meinem inneren Wohlbefinden auch noch abwärts, ich wurde schlagartig müde und ganz leicht wurde mir obendrein auch noch übel. Zwei Mal musste ich mich "in die Büsche schlagen" und trotzdem wurde es nicht besser. Im Gegenteil! Joggen war kaum noch möglich, ich musste viel gehen und an jeder Verpflegungsstelle ruhte ich mich in einem Stuhl wieder etwas aus. Mit der geplanten Zeit von unter 15 Stunden konnte es so nichts werden, die habe ich in diesen eineinhalb Stunden abgeschrieben.

Aber es gibt ja Cola! Essen konnte ich schon lange nichts mehr, aber an jeder Station zwei Becher Cola trinken und tatsächlich, es ging aufwärts und nach etwa 10 Kilometer schleichender Vorwärtsbewegung nahmen wir wieder Tempo auf. Die Strecke war jetzt flach, nur noch knapp 200 Höhenmeter abwärts auf den restlichen 25 Kilometern. Alle, die uns während meiner Schwächephase passiert hatten, überholten wir, einen nach dem anderen. Es war eine Freude wie es wieder rollte, trotz schmerzhafter Blase bei Angelika und schmerzenden Füßen bei mir. Auch war es ein wenig wärmer geworden, meine Hände waren wieder beweglich, bald dämmerte es und ich konnte wieder das eine oder andere Bild machen.

Faenza kam in Sicht, nur noch fünf Kilometer. Im Sturmschritt, so wenigstens unser Gefühl, legten wir diese letzten Kilometer zurück und - oh Freude - die 15 Stunden hatten wir unterschritten. Am Ende hatten wir von den 1.626 Finishern ganze 460 hinter uns gelassen, so gut war ich schon lange nicht mehr platziert.

Alles hat gepasst, die Toskana ist ja auf jeden Fall stets eine Reise wert und auch diesen Lauf habe ich nicht zum letzten Mal gemacht. Gegenüber Biel empfinde ich den frühen Start als großen Vorzug. Man hat hier als langsamer Läufer neun Stunden Zeit, bis einen die unvermeidliche Müdigkeit nach Mitternacht belästigt. Bis dahin aber ist die schwierigere erste Hälfte längst vorbei und es läuft beinahe von alleine. Die Italiener sind auch unterwegs immer gut drauf, die Landschaft ist toll und durch den frühen Start sieht man auch viel davon, die Strecke ist sehr abwechslungsreich und vor allem ist immer was los, Zuschauer und natürlich die Begleiter auf dem Fahrrad und die im Auto. Mit dem ständigen Verkehr bin ich gut zurecht gekommen, nie wurde gehupt, immer spürte man die Rücksichtnahme.

Das nächste Mal stelle ich mich mit meiner Kleidung nicht so dumm an und dann kann ich den Lauf auch in der Nacht besser genießen.

Drumherum

Der Passatore ist ein Punkt-zu-Punkt Lauf, er startet in Florenz mit dem Ziel in Faenza. Wer in Faenza übernachtet, kann mit einem vom Organisator gestellten Bus zum Start nach Florenz fahren; Kosten 10 Euro. Wer sein Quartier in Florenz hat, spart sich das frühe Aufstehen, der Bus startet um 8.30 Uhr, muss aber die Rückfahrt nach dem Lauf zurück nach Florenz selbst organisieren. Es gibt eine Bahnverbindung, wie häufig die Züge da aber fahren, kann ich nicht sagen.

Die Startunterlagen können schon Tage vorher in Faenza abgeholt werden. Die letzte Möglichkeit dazu ist Freitagnachmittag. Wer nicht nach Faenza kommt, kann sie am Samstagmorgen bis kurz vor dem Start in Florenz abholen. Der Stand dazu ist nicht weit weg vom Start.

Natürlich, eine Pasta Party gibt es auch, keine Frage! Für 5 Euro bekommt man einen Teller bester Spaghetti, Bruschetta, Wasser und Wein dazu. Das alles in stilvollem Ambiente in einem Klosterhof in Faenza.

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Kleidertransport

Beim Start in Florenz kann man zwei Kleiderbeutel abgeben, einer wird hoch zum Colla di Casaglia bei km 48 gebracht, der andere ins Ziel nach Faenza.

Zeitnahme

Bei den Startunterlagen liegt ein Chip bei.

Unterwegs gibt es drei Kontrollstellen, für die jeweils ein Zeitlimit gilt. Das ist aber so großzügig, dass man es wohl nicht in Anspruch nehmen muss, genauso wenig wie das Limit von 20 Stunden für den ganzen Lauf.

Auszeichnung

Im Ziel bekommt man Medaille, Urkunde, 3 Flaschen Wein

Kosten

Bei Anmeldung bis Jahresende 40 Euro; der Betrag erhöht sich jeweils um 10 Euro bis auf 80 Euro, wenn man sich erst ein paar Tage vor dem Lauf anmeldet. Die Startgebühr enthält 10 Euro Pfand, die man rückerstattet bekommt, wenn man im Ziel den Chip wieder abgibt.

Verpflegung

Insgesamt 22 Verpflegungsstellen: Tee, Iso, Wasser, Cola, Obst, Weißbrot mit Käse oder Salami, Nüsse, Riegel, Kekse, ...

Zahlen

Teilnehmer: 1.900
Finisher: 1.626

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