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Laufberichte

Ostseeman – Triathlon Langdistanz 3,8/180/42,195

02.08.09

Schön fühlt es sich an. Gleichmäßig und rund, ich gleite ganz am Rand weit genug weg von den andern. Ein bisschen im Zickzackkurs, denn die Orientierung im freien Gewässer fällt mir schwer. Mit der Zeit beginne ich zu überholen und befinde mich unversehens in der zweiten Runde. Nach 1 Stunde 20 Minuten habe ich wieder Sand unter den Füßen. Die Zeitmessung ist noch am Strand. Zur Wechselzone ist es nicht weit. Die Räder sehen auf einer Wiese gleich beim Strand. Im Umkleidezelt viele Helfer, die die abgelegten Schwimmsachen einpacken, beim Anziehen zur Hand gehen, Sonnencreme verteilen und überall da sind, wo sie gebraucht werden. Zum Rad laufen, wo steht das nur? Diesen Platz sollte man sich vorher gut einprägen, den Helm aufsetzten und schließen, ganz wichtige Triathlonrege! Dann das Rad aus der Wechselzone schieben. Ich habe die Radschuhe schon an, die Profis sind jetzt noch barfuss, denn ihre Schuhe sind an die Pedalen montiert und werden beim Fahren vollständig angezogen. Beinahe wäre ich zu früh auf das Rad gestiegen aber Zuschauer und Helfer machen mich laut rufend darauf aufmerksam. Solche Formfehler können beim Triathlon zur Disqualifizierung führen.

Die Radrunde ist 30 km lang und muss, rechen rechen, demnach 6 Mal gefahren werden. Auf meinen Tacho kann ich mich nicht verlassen, denn dieser stürzt zwischendurch immer mal wieder ab und fängt bei Null an zu zählen. Damit ich mit den Runden nicht durcheinander gerate, habe ich mir 6 Power Marshmallows mitgenommen. Am Anfang von jeder Runde werde ich eines essen. Wenn ich also kein Bällchen mehr habe, muss ich auf der letzten Runde sein. Außerdem habe ich Erdnüsse dabei gegen den knurrenden Magen.

Auf der Radstrecke gibt es zwei Verpflegungsstellen. Bei km 19 und kurz vor der Wechselzone. Bei dieser stehen jedoch ganz viele Zuschauer und die Gasse ist recht schmal. Ich fülle meine Trinkvorräte lieber bei der ersten Station auf. Man wirft seine Flasche vor der Station in ein Netz und nimmt eine neue entgegen oder man kippt die gereichte Flasche in die eigene am Lenker. Es ist ein bisschen kniffelig, weil Bananenschalen, leere Geltütchen und Trinkflaschen auf dem Boden liegen können.

Die gereichte Flasche muss ich aufschrauben, umfüllen und gleichzeitig den Verkehr und die Leute im Auge behalten. Trotzdem hält an den Verpflegungsstationen niemand an. Meistens geht alles gut. In der ersten Runde brauche ich nichts zu trinken. Das geschluckte Meerwasser füllt allmählich meine Blase. Für diesen Boxenstopp gibt es ausreichend Damentoiletten hinter Hecken oder im Maisfeld. Natürlich halte ich dafür an, nicht wie die Profis.

Die Strecke verläuft in einer wunderschönen hügeligen Landschaft. Dörfer, Felder, Wald und Ausblicke bis zur Förde hinüber in ständigem Wechsel. Man darf das Höhenprofil der Strecke nicht unterschätzen. Wer Lust hat, kann ja ausrechnen wie viele Höhenmeter gefahren werden müssen. Ich bin jedenfalls froh um jeden trainierten Schwarzwaldkilometer. In meiner zweiten Runde belebt sich die Radstrecke mit Zuschauer. Sie richten sich gemütlich ein mit Tischen und Stühlen, Kaffe, Brötchen, Sekt und anderen Leckereien. Und von Runde zu Runde wird deren Stimmung besser. Mein Magen knurrt und gleichzeitig ist mir ein bisschen schlecht. Vorsichtig knabbere ich ein paar Nüsse und trinke ein paar Schluck.

Ständig werde ich überholt. Männer gleiten scheinbar mühelos hinauf nach Wees an mir vorbei und ich frage den einen, ob es bei ihm vielleicht bergab geht. „Das sieht nur so aus“ meint er und ich schaue den gut trainierten Beinen nach. In meiner letzten Runde ist dann plötzlich Schluss mit den mich überholenden schönen Aussichten, denn die gut trainierten Beine sind schon alle abgebogen und auf der Laufstrecke. Das ist mental ganz schön anstrengend. Irgendwann überholt mich trotzdem noch ein Thomas und versucht mich mitzuziehen. Ich gebe alles, aber schneller ist nicht drin. In meinem Hinterkopf hämmert eine Zahl: 42. Ich entspanne mich so gut es geht. Das flaue Gefühl im Bauch ist zum Glück vorbei. Ich esse die letzten Erdnüsse und dann kommt der Abzweig in die Wechselzone. Diesmal darf ich abbiegen. Die zweite Distanz ist geschafft, was bin ich glücklich. Am Eingang wird dir das Rad abgenommen. Du läufst zu deinem Kleidersack und ziehst im Zelt die Laufschuhe an. Umkleiden ist nur in den Zelten erlaubt. Wieder sind viele fleißige Helfer da, die genau wissen, was sie tun müssen.

Beim Verlassen der Wechselzone die zweite Zeitmessung, 14:45 Uhr. Was bedeutet das? Rechnen kann ich jetzt gerade nicht. Die Zuschauer hier unten am Strand jubeln. Musik, Lautsprecher Ansagen, Rasseln, Tröten, Trommeln – mit einem fröhlichen Spektakel wirst du auf die Strecke geschickt. Alle sind mit einer ansteckenden Begeisterung dabei. Die ersten Kilometer sind etwas holprig, bis sich die Füße und die Beine an die neue Bewegung gewöhnt haben.

 
 

 
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