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Laufberichte

Málaga-Marathon – Weihnachtsstimmung unter Palmen

08.12.13 Special Event
 

Hier quert seelenruhig ein Fischtransporteur den Laufweg. Auch viele Zuschauer sind mittlerweile unterwegs. Aber erst abends geht es wirklich rund: Dann ist die ganze Stadt hier zum Flanieren unterwegs. Wirklich sehenswert. Die Laufstrecke führt um die Catredral de la  Encarnación herum. Kutschen warten auf verliebte Paare. Danach das römische Theater und darüber die maurische Festung. An der Plaza de la Merced befindet sich das Geburtshaus von Pablo Picasso. Der war das letzte Mal im Alter von 19 Jahren in Málaga und gilt als der bekannteste Sohn der Stadt. Zusätzlich gibt es hier ein schönes Picasso-Museum mit ausgewählten Werken des Künstlers und auch Gastausstellungen. Tipp: Wie fast überall haben die Museen am Montag geschlossen. Wir waren am Sonntag nach dem Marathon dort. Von 18:00 bis 20:00 Uhr ist der Eintritt kostenlos. Das wird von vielen Malagueños und Touristen gerne genützt.

Am Platz auch eine Komödiantentruppe, die hier eine Trauung „zelebriert“ und zur Unterhaltung der Läufer Macarena tanzt. Jetzt ein Stück bergauf. Hier gibt es viele Kneipen und Discos. Das Pflaster in der Altstadt ist nicht so glatt, wie es auf den ersten Blick aussieht. Auch wenn es an einigen Stellen nass geputzt wurde. Dann wieder bergab und bei km 18 lassen wir die Altstadt hinter uns. Am Rio Guadalamedina geht es stromaufwärts. Rio bedeutet in diesem Fall „trockenes Flussbett“. Den Dämmen nach zu urteilen, muss da bei Regen aber ganz schön die Post abgehen.

Auf einer Brücke haben wir den mit 20m höchsten Punkt der Strecke erreicht. Das Profil kann somit eher als flach bezeichnet werden. Das Fußballstadion La Rosaleda wird flankiert von Figuren, die die Heiligen Drei Könige mit ihren Kamelen darstellen und wahrscheinlich auch erst nachts so richtig leuchten.

Es geht Richtung Meer, der Halbmarathon ist geschafft. Nun kommt ein Straßentunnel. Ich freue mich immer über solche Unterführungen. Einfach mal den motorisierten Individualverkehr ausbremsen. Das denken wohl auch viele Zuschauer, die in dem Tunnel stehen und klatschen.

Nun beginnt das Marathonabenteuer westlich des Zentrums. Es gibt viele Wohnviertel jeglicher Couleur zu sehen. Und hier kann man auch die Wirtschaftskrise spüren, in Form verwaister U-Bahn-Baustellen. Zugemauerte Ladenfronten scheinen hier üblich zu sein, wenn man keinen Mieter findet. Und es wird viel gehupt. An mehreren Stellen scheint der Marathontross die Autofahrer ziemlich zu behindern.

Die Strecke wurde dieses Jahr optimiert und fand bei Läufern und Verantwortlichen großen Anklang. Das wird die Zeitung SUR am Montag berichten. Die Polizisten haben die Autofahrer gut im Griff. Durchfahren darf man nur, wenn sich eine sehr große Lücke zwischen den Läufern auftut. An einer Ecke einige chinesische Schriftzeichen, hier scheint ein kleines asiatisches Viertel zu sein. Es gibt es auch einige marokkanische Lokale. Ein kleiner Junge lässt sich abklatschen. Als ich vorbei komme, ermahnt er mich: „Bici no vale“ („Fahrräder gelten nicht“). Er lässt sich halt von meinem neuen Artiva-Shirt mit dem Marathon4you-Schriftzug nicht täuschen!

Man feuert die Läufer hier mit „ánimo“ an, wie wir es aus Madrid schon kennen. Judith hat aufgrund ihres Hexenschusses einen recht eigenwilligen Laufstil und wird auch oft auf Spanisch angesprochen und aufgemuntert. „Wolfgang aus Alemania“, genauer gesagt aus Frankfurt, läuft an mir vorbei und freut sich über Anfeuerung in der Muttersprache. Auf den Kilometertafeln stehen auch immer motivierende Slogans – wohl dem, der Spanisch versteht.

So bei Kilometer 25 wird es dann fad. Industriegebiet. Autobahn. Einkaufszentren. Ich feuere Kerstin auf Deutsch an, die Namen stehen groß auf der Startnummer. Sie scheint aber nichts zu verstehen, freut sich trotzdem. Wobei es fraglich ist, ob man als Läufer wohlwollende Bemerkungen von vorbei radelnden Fotojournalisten wirklich gerne hört.

Vorbei am Viertel Finca El Pato. Dabei scheint es sich um eines dieser ebenso riesigen wie berüchtigten spanischen Neubauprojekte zu handeln. Immerhin ist es bewohnt, was man von manchen  Investitionsruinen in Madrid nicht behaupten kann. Breite Alleen, ein schöner neuer Park. Die Spanier lieben ihre Grünanlagen. Wir bleiben aber immer am Rand des Neubaugebiets. Man sieht noch die Reste der ehemaligen Industrie-Areale, einige alte Fabrikhallen. Dann bereits zum zweiten Mal Bomberos (Feuerwehrleute), die den Läuferinnen und Läufern mit Applaus einheizen, und eine große Sambatruppe vor einem Feliz-Navidad-Plakat (Frohe Weihnachten). Ich singe unter Palmen das Lied „Feliz Navidad - I wanna wish you a merry Christmas“ von José Feliciano.

Bei Kilometer 32 umrunden wir das Stadion der Marathonmesse. Nebenan in der Halle gastiert der Cirque du Soleil. Dessen Frühveranstaltung fällt wegen des Marathons heute aus. Wie man in der Zeitung lesen wird, waren trotzdem 400 Besucher gekommen, die Karten im Vorverkauf erstanden hatten und von der Absage der Vorstellung nichts wussten.

Inzwischen ist mir auch klar, zu welchem Zweck die drei Offiziellen neben dem Läufertross mitradeln: Sie haben Kühlmittel und Vaseline dabei und helfen den Fußlahmen auf die Sprünge.

Die nächsten vier Kilometer sind langweilig. Auf breiter Straße muss dreimal hin und her gelaufen werden, zeitweise mit Gegenwind. In der Nähe die neue Startbahn des Flughafens, eigentlich an einem Fluss gelegen, den man aber nicht sieht. Einige wenige Zuschauer haben sich hierher verirrt. Die Sonne brennt herab, ich habe einen Sonnenbrand auf den Lippen. Im Schatten ist es hingegen noch ein wenig frisch.

Weitere Abwechslung bietet die Verpflegungsstelle bei km 35, wie die meisten ihrer Art gut ausgerüstet mit Wasser in Bechern oder kleinen Flaschen, Iso-Getränk und Bananen. Dahinter zwei Toilettenhäuschen. Hin und wieder werden auch Schwämme ausgegeben.

Bei Kilometer 37 sind wir dann endlich wieder am Meer. Die letzten fünf Kilometer bleiben wir auf der Promenade. Ein großes Kreuzfahrtschiff ist auf dem Weg in den Hafen. Ausreichend Zuschauer. Links aus einem Hallenbad begutachten Schwimmer unsere Anstrengungen. Im Meer haben wir gestern auch zwei Schwimmer gesehen. Eine Wassertemperatur von 17 Grad wäre mir allerdings zu kühl.

Vor mir läuft José Antonio mit einer Mähne bis zu den Knien. Der Bart ist zum Ausgleich recht kurz. Je näher das Ziel kommt, desto mehr Zuschauer sind zu sehen.

Die letzten 300 Meter dann schon wieder im Palmeral. Menschenmassen. Das Ziel (Meta) ist mit dem Startbogen identisch. Judith bleibt unter vier Stunden und ist sehr glücklich. Sie hat ihren 50. Marathon beendet. Stanislaw aus Polen hat sein Kind im Arm und empfiehlt den Poznan-Marathon. Michael beglückwünsche ich zu seinem Finish. Der fragt überrascht, woran ich ihn als Deutschen erkenne. Mit dem Vornamen könnte er ja auch Amerikaner oder Brite sein. Er arbeitet schon lange in der Gegend; erst in Granada, jetzt in Gibraltar. Heute hat er seinen ersten Marathon absolviert und ist sehr zufrieden.

Gute Organisation auch im Ziel. Massage und Fußpflege sollen die Regeneration erleichtern. Wir genehmigen uns ein Bierchen, um beim zweiten Becher festzustellen, dass wohl doch Alkohol drin ist. Die Medaille ist sehr schön mit großem „MM“. Ich möchte ja mal möglichst viele Marathons in Städten mit M laufen. Heute hat es halt für mich nicht geklappt.

Gewonnen hat diesmal der Äthiopier Wubishet Girum (2:16:53), dem sich der Sieger der beiden Vorjahre, Abdelhadi El Mouaziz, wegen Magenproblemen mit über fünf Minuten Rückstand (2:22:04) geschlagen geben musste. Dritter wurde der Spanier Roberto Bueno in 2:25:25. Bei den Frauen reichte es für die zweimalige Gewinnerin Gemma Arenas aus Spanien mit 2:56:34 diesmal nur zum dritten Platz hinter dem äthiopischen Duo Behadu Bekele Bedane (2:44:23) und Seada Nura Bati (2:53:57).

Die beiden spanischen Marathon-Veteranen Martín Fiz (2:34:21) und Abel Antón (2:59:06) kamen als 9. und 89. ins Ziel. Diesmal war also Fiz der deutlich Schnellere.

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Beim Rückweg zum Hotel flanieren schon wieder Menschenmassen auf der Muelle Uno. Nach dem Duschen mischen wir uns unter das bunte Völkchen. Auch am Montag ist man noch in festlicher Laune, da der 8.12. als Feiertag auf einen Sonntag fiel und entsprechend nachgeholt werden muss.

Auf dem Rückflug übersetzt mir Judith die ausführlichen Zeitungsartikel: Alle sind sehr zufrieden mit dem Marathon, der neue Streckenverlauf sorgte für noch schnellere Zeiten, es gab nur wenige Beschwerden von verhinderten Autofahrern und man freut sich auf nächstes Jahr.

Wer mehr Zeit hat, kann in Andalusien noch einen schönen Anschlussaufenthalt einplanen: Granada und Córdoba sind nicht weit und mit dem Hochgeschwindigkeitszug käme man auch schnell nach Sevilla.

Die Frage, ob eher der Pisa- oder der Málaga-Marathon im Dezember zu empfehlen ist, kann ich leicht  entscheiden: Die Städte und Landschaften sind so unterschiedlich, dass man einfach bei beiden mitlaufen sollte.

Málaga wird als schöner Dezember-Marathon bei milden Temperaturen seinen Termin in den Event-Kalendern finden. Wir werden wiederkommen.

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