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Laufberichte

Marathon Ravenna citta d’arte: tutto era perfetto

10.11.13 Special Event
 

An der 30km-Labestelle ruft ein Helfer die Ambulanz per Telefon, ein Läufer liegt verletzt am Boden, es könnten Krämpfe sein. Ein anderer steht an einer Wand und macht Stretch-Übungen – er hat mich zuvor mit „Shalom“, vielleicht eh nur so zum Spaß, begrüßt und gefragt, ob ich vielleicht Amerikaner bin und mir dann einen guten Lauf gewünscht. Doch es sieht aus, als hätte er sich übernommen. Leider spüre auch ich nun eine gewisse Müdigkeit, das Anfangstempo auf den ersten 10 km dürfte zu hoch gewesen sein. Der lange Basketballer rückt mit seinem Partner von hinten auf – die beiden ziehen mit ca. 6:45 min/km vorbei. Es geht durch einen Park auf Schotter weiter, wir sind nahe beim Mausoleum des Ostgotenkönigs Theoderich. Die Ostgoten regierten in Ravenna als Stellvertreter des oströmischen Kaisers in Konstantinopel bis Mitte des 6. Jahrhunderts nach Christus.

Ich blicke zurück, eine sehr kleine Gruppe mit Lila-Ballons nähert sich von hinten. Bei Kilometer 32 überholt mich der 4:30er-Pacemaker mit nur mehr 2 Läufern im Schlepptau. Damit ist klar gestellt, dass ich heute bestenfalls unter 4:40 finishen werde, eine Zeit unter 4:30 wird sich nicht mehr ausgehen. Ich warte auf den 2. Indoor-Marathon in den Messehallen der Stadt  Wien am 15. Dezember. Da rechne ich mir wieder eine gute Zeit aus, denn die Strecke ist völlig flach, es gibt keinen Wind, die Kurven haben einen nicht zu engen Radius.

Ab Kilometer 35 verläuft der Marathon nur mehr in der Stadt Ravenna durch verwinkelte Gassen, vielfach auf Kopfsteinpflaster, mehrmals im Kreis. Es bleibt beim Vorbeilaufen keine Zeit, bei den  bedeutenden historischen Gebäuden wie z.B. der Basilica di San Vitale (Km 37) oder – einige Laufkilometer im Kreise weiter –  der Basilica di Sant’Apollinare (km 41) zu verweilen, es geht mir ja auch um die Laufzeit. Ob in Florenz, Rom oder nun Ravenna, auf Pflastersteinen fühle ich mich nicht wohl.

Im Vergleich zu 2011 sind diesmal weitaus weniger Spaziergänger auf der Strecke anzutreffen. Als ich mich dem Ziel nähere, leuchtet 4:39 auf der Anzeige auf. Ich möchte unter 4:40 bleiben, dank eines Endspurts schaffe ich das um eine Sekunde. 4:39:59 ist eine passable Zeit für einen Marathonsammler, der Woche für Woche zumeist im Ausland einen Marathon absolviert und heuer schon 7 Doppelte an je einem Samstag und Sonntag hintereinander gelaufen ist. Dazwischen liegen größere Wegstrecken bzw. Fahrten mit dem Auto von der Slowakei nach Slowenien, von Slowenien nach Ungarn, von Tschechien nach Polen.

Die an die Finisher im Ziel ausgegebene Medaille repräsentiert traditionelle Mosaikhandwerkskunst der Region. Als ich durch die Stadt zum ca. 1 km entfernten Treffpunkt zurückgehe, beginnt es zu regnen. Ernst sitzt schon umgezogen im Auto und wartet – er hat mit 3:34 die zweitbeste Zeit im heurigen Jahr erzielt.

Wir kommen gut aus Ravenna raus, auf der Strecke nach Padua, Venedig und weiter über Udine durch das Kanaltal regnet es in Strömen. In Tarvisio nahe der österreichischen Grenze hat es geschneit. Schnee liegt auch auf der Packstrecke nach Graz. In Italien haben wir vom Wintereinbruch nichts bemerkt, 400 km weiter nördlich ist das anders.

Die Bilanz für das Wochenende ist positiv, der Marathon in Ravenna war bestens organisiert, die Strecke abgesehen vom schwierigen Teil in der Stadt für schnelle Zeiten geeignet. Wer zusätzlich schöne Medaillen liebt, sollte einmal in Ravenna gelaufen sein.

Sieger bei den Herren:
1. Nicodemus Biwott (KEN): 2:28:08 (der Campione am Frühstückstisch im Hotel Cube)
2. Renars Roze (LVA): 2:28:48
3. Marco Serasini (ITA):2:38:13

Reihenfolge bei den Damen:
1. Barbara Cimmarusti (ITA): 3:07:14
2. Simonetta Lazzarotto (ITA): 3:12:34
3. Maida del Zotto (ITA): 3:13:53

656 Finisher

 

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