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Laufberichte

Marathon in Malibu: Erfolgreiche Frustbekämpfung

11.11.12

Eine einzige Percussionband spielt kurz vor dem Ende auf. Noch interessanter als ihr Rhythmus ist der uralte VW-Bus, der wohl ihnen gehört, ein echtes Schätzchen. Dann passiert das, mit dem ich auch schon gerechnet habe, man kennt ja seine Pappenheimer: Ich hole tatsächlich einige wohlbeleibte Halbmarathonerinnen ein, die genauso lange wie wir unterwegs sein müssten, also auch zu diesem Zeitpunkt schon rund dreidreiviertel Stunden. Aber ich muß mich selbst am Riemen reißen, lästern tut es sich ja schnell. Wer sich mit so viel Übergewicht 21,1 km am Stück bewegt, hat wirklich Respekt verdient.

Die letzte Meile bricht an,  eine letzte Steigung hinauf und wieder herunter, dann tut sich vor uns der herrliche, lange Strand Zuma Beach auf, gleich haben wir es geschafft. Hier wurde übrigens die Fernsehserie „Bay Watch“ gedreht. Wer erinnert sich nicht an David Hasselhoff und die schönen großen – Augen von Pamela Anderson? Rechts, links auf den Parkplatz und wieder einmal mache ich einen Zieleinlauf, wie ich ihn im ferneren Ausland liebe: Die mitgeführte Bundesdienstflagge wird gezückt, mit ausgebreiten Armen über den Kopf gehalten und der Wind sorgt für vollflächige Aufmerksamkeit. Ich liebe das und die Amis sowieso, sie jubeln mir zu. Dann versüßt das Wort „Finish“ den Tag. Eine tolle Medaille gibt’s und, noch schöner, ein Finisher-Strandlaken, das daheim jede Menge Aufmerksamkeit garantiert. Mit meinen 3:58 Std. ungerade bin ich am Ende tatsächlich 173. von 658 insgesamt und 6. von 35 in der M50, wow. Das sind echte amerikanische Marathonverhältnisse, der Median liegt bei knappen 4:30 Std… Im Ziel gibt es noch viererlei verschiedene Riegel, drei Sorten Dosenobst, kleingeschnitten in Quarkbechergröße und Wasser, das auch jetzt noch geht. Nachdem ich abschließend ein paar tolle Surfmädels beim barfüßigen Einlauf, Paddel in der Hand, betrachtet habe, hat dieser Marathon sein Ende. Nach dem Duschen im Hotel geht es noch  einmal zurück und ein sehr langer Strandspaziergang beschließt diese schöne Veranstaltung.

Muß man wegen dieses Marathons jetzt extra in die USA fliegen? Die Vermarktung ist super, es wird der Eindruck erweckt, man liefe in einem Südseeparadies (Motto: „Where the mountains meet the sea“). Ein klares Nein aber von meiner Seite, das den Lauf aber keinesfalls schlecht machen soll. Im Rahmen eines ohnehin geplanten Aufenthalts ist der Lauf wirklich laufenswert. Was vielleicht für viele auch eine gute Idee ist: Lauft den Halben. Ihr verpasst auf der ersten Hälfte durch die Gemüsebeete nichts, denn die sieht man auch auf dem Weg nach San Francisco, und beschränkt Euch auf den Teil, der über den Pacific Coast Highway führt. Eine Medaille gibt es auch, die gleiche, nur mit einem anderen Halsband, und ein Handtuch dürft Ihr auch mitnehmen. Wir fahren jetzt über drei Tage die gut 400 Meilen nach San Francisco, bleiben dort noch weitere drei und dann geht’s, gefolgt von ordentlichem Jetlag (9 Stunden Zeitverschiebung), wieder nach Hause in die Wirklichkeit.

Mit Sunrise-Avenue verabschieden wir uns mit etwas Wehmut aus dem Großraum L. A.:
“Bye bye, Hollywood Hills, I'm gonna miss you, where ever I go, I'm gonna come back to walk these streets again. Remember that we had fun together!”

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Streckenbeschreibung:
Die ersten zwei Drittel vollkommen flach über teilweise nur einspurig abgesperrte Straßen, im letzten Drittel die Masse von insgesamt 155 Höhenmetern.

Rahmenprogramm:
Keines.

Laufstrecken:
Punkt-zu-Punkt-Kurs, Marathon, Halbmarathon, Supathlon (7 Meilen Laufen, 6 Meilen Paddeln).

Startgebühr
Je nach Anmeldezeitpunkt 104 – 145 $.

Auszeichnung:
Medaille, Strandlaken, Urkunde.

Logistik:
Transport vom Ziel zum Start, Gepäckrücktransport.

Verpflegung:
18 Wasserstellen, dreimal gibt es Gel.

Zuschauer:
Eher dünn, die teilweise spektakuläre Landschaft entschädigt dafür.

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