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Laufberichte

Madrid Marathon

22.04.12

Dieser Bericht handelt von verschlossenen Toiletten, hügeligen Straßen, monumentalen Gebäuden, einem Champions-League-Spiel und einem schönen Marathon.

Rock 'n' Roll Marathon Madrid: Das ist Laufen in der spanischen Hauptstadt mit mehr als 30 Bands an der Strecke. Bei der Rock 'n' Roll-Serie handelt es sich um eine US-amerikanische Erfindung. Die Premiere fand 1998 in San Diego statt, und mittlerweile gehören  über 20 Läufe in den USA dazu. In Europa sind vier Marathonläufe dabei, einer davon in Madrid. Die Idee dahinter ist wohl die Freude am Marathonlauf und der Wohltätigkeitsaspekt. Außerdem gibt es Heavy Medals: Abhängig von der Anzahl absolvierter Rock 'n' Roll-Läufe bekommt man noch „Sammelmedaillen“. Das ist auch der Grund für viele amerikanische Läuferinnen und Läufer, eifrig mitzumachen.

Für uns ist es der erste Marathon in Spanien. Madrid kann mit einer Vielzahl von Sehenswürdigkeiten punkten und hat für jeden Besucher etwas zu bieten: viele Museen (auch ungewöhnliche), Musicals und Theater...

Der Frühling ist als Jahreszeit für den Marathon ideal, da es in Madrid im Sommer sehr heiß werden kann. Im Winter ist es dafür recht kalt und windig. Bei unserem ersten Besuch im Februar 2006  (ohne Marathon) haben wir die Stadt sogar im Schnee erlebt. Auch den Madrilenen war das damals viele Fotos wert.

Bereits am  Flughafen treffen wir auf viele Marathonis. Mit der U-Bahn gelangt man schnell ins Zentrum. Unser Hostal liegt in der Nähe der Gran Via und ¬ wie wir anhand einer Bodenmarkierung feststellen, ¬ bei km 17 der Marathonstrecke. Vor unserem Hauseingang stehen drei mit Kabelbinder verschlossene mobile Toiletten; dazu später mehr.

Die Startnummernausgabe  befindet  sich auf dem Messegelände und ist per U-Bahn gut zu erreichen. Am Samstagnachmittag ist hier natürlich viel los und wir müssen auf die Unterlagen und die Marathontüte ein bisschen warten. Ähnlich wie in Italien sind im moderaten Startgeld (40 € + 5 € Anmeldung beim spanischen Laufverband + 4 € Systementgelt pro Person) ein schönes Laufhemd „made in Spain“  (Warum sind die Hemden in Deutschland made in China?) und ein Rucksack enthalten. Die Marathonmesse an sich ist  überschaubar. Immerhin gibt es auch noch einen Gutschein für die Pasta-Party, gültig jeweils für den Läufer und eine Begleitperson.  Die Essensausgabe  ist gleich nebenan und nach weiteren 30 Minuten Anstehen kommen wir in den Genuss einer großen Portion Nudeln, einer Orange und so vieler Getränke (auch Bier), wie wir wollen. Ein Sprecher gibt derweil Tipps und Storys zum Besten. Wir verstehen kaum etwas, aber die  Einheimischen lachen viel...

Madrid liegt in einer hügeligen Landschaft auf etwa 700 Metern Höhe. Bei unserem abendlichen Spaziergang fällt uns das schon mal auf. Aber wichtiger ist natürlich das Fußballspiel Real Madrid gegen Barcelona, das in den vielen Kneipen und Tapas-Bars am Bildschirm verfolgt werden kann. Real gewinnt.

Das Hostal hat gottlob dicke Zimmerwände, so dass wir gut schlafen können. Am Morgen versuchen wir die Außentemperatur an unserem Fenster zum winzigen Innenhof zu ermitteln und beschließen, auf die Mitnahme eines Kleiderbeutels zu verzichten. Auf der Straße angekommen, merken wir, dass es mit 10 Grad doch noch etwas kühl ist – ich hatte den dünnen Müllsack gewählt. Interessanter sind jedoch drei herbe Schönheiten, die in kurzen Röckchen viel Spaß an einem Hetero-Läuferpärchen in Müllsäcken haben. Sei's drum. Später frage ich mich, warum ich nicht ein nettes Foto von den „Damen“ gemacht habe. Der Weg zum Start ist kurz.

Vor der Plaza Colón befindet sich der Startbereich, wo die vielen Toilettenhäuschen immer noch verschlossen sind. Ein Begleiter hat ein Messer dabei und schneidet resolut die Kabelbinder auf. Später stelle ich fest, dass die Spanier eine Anstehschlange pro 10er Block Toiletten bilden. So sollten wir das bei uns auch halten, das wird dann wirklich gerechter.

Die Corrals, also die Startblöcke, sind in unterschiedlichen Farben markiert, der Zugang wird aber sehr lasch kontrolliert. Trotzdem haben die meisten Teilnehmer sich im richtigen Bereich aufgestellt. Judith sollte trotz ihrer gemeldeten Zeit von 3:50 ganz hinten starten, konnte aber bei einem Trouble-Desk erreichen, dass sie gleich hinter der Elite einen Platz erhält. Frauen-Finisherzeiten werden jeweils einen Block vor den entsprechenden Männerzeiten eingeordnet. Judith ist aber ganz brav uns stellt sich zu mir. Dann springen auch wieder ein paar Fotos von ihr raus.

Die 10-km-Läuferinnen und -Läufer stehen in den gleichen Blöcken und starten zusammen um 9 Uhr. Der Paeso de la Castellana hat immerhin 12 Spuren, da hält sich das Gedränge in Grenzen. Die schöne Columbus-Säule nehmen wir nicht so wahr, wir müssen erst unseren Rhythmus finden und der ist auffallend langsam. Die erste leichte Steigung bremst uns aus....

Wir laufen an vielen monumentalen Gebäuden vorbei, wobei eins der schönsten, das Postministerium, am Ende der Startaufstellung zu sehen war. Kurz hinter der U-Bahnstation Nuevos Ministerios, deren Name natürlich mit riesigen Verwaltungsgebäuden zusammenhängt, kommt das erste wirklich Highlight auf uns zu: das Fußballstadion Santiago Bernabeu, in dem es am Mittwoch nach dem Marathon zu einem wirklichen Fußballkrimi zwischen Real Madrid und dem FC Bayern kommen wird. Hier trennen sich auch mit großem Hallo die 10-km-Läufer von uns. Sie umrunden das Stadion ganz und laufen dann schon zurück.

In der Folge kommen wir an zwei recht schiefen Hochhäusern vorbei, die schon fast ein modernes Wahrzeichen der Stadt sind, bevor es in ein Wohngebiet geht. Um 9:30 Uhr sind hier nicht wirklich viele Zuschauer. Auf einem Balkon steht eine Frau im Bademantel und schaut uns zu. Ein recht großes Gebäude entpuppt sich als die russische Botschaft. Der Läufertross ist immer noch recht kompakt und in der Breiten Avenida Pio XII durch die hügelige Straße recht nett anzusehen. Hier gibt es wieder größere Häuser, eine U-Bahnstation und damit auch die ersten nennenswerten Zuschauerzahlen. Außerdem soll hier die höchste Stelle des Marathons sein. Wir haben auf sechs Kilometern 100 Höhenmeter zurückgelegt.

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