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Laufberichte

Crikvenica im Advent

02.12.12

Wegen der guten Luft und des milden Klimas ist Crikvenica für Rheuma- und Lungenkranke ein empfehlenswertes Reiseziel. Um diese Heilung Suchenden zu beherbergen, wurden hier schon ab Ende des 19. Jahrhunderts Hotels gebaut.

Die Adeligen und Wohlhabenden der k.u.k. Donaumonarchie Österreich-Ungarn hielten sich gerne an diesem Luftkurort auf. Der Ort selber wurde 1412 erstmals urkundlich erwähnt, als Prinz Nikola IV Frankopan die der Jungfrau Maria geweihte kleine Kirche (kroatisch: crkvica) dem Paulinerkloster stiftete. So feiert Crikvenica 2012 das 600-jährige Stadtjubiläum. Funde von Waffen, Schmuck und Gräbern beweisen jedoch schon eine Besiedelung in der Bronze- und Eisenzeit.

Anfang Dezember sind hier an der oberen Adria niedrige zweistellige Plusgrade zu erwarten. Während man nördlich der Alpen jederzeit mit Eis und Schnee und Nebel rechnen muss, darf man hier auf ideale Laufverhältnisse hoffen. 2011 hatte der Adria-Marathon seine Premiere, bei 17 Grad und Sonnenschein. Der Adria-Advent-Marathon soll eine traditionelle Veranstaltung werden, immer am ersten Adventsonntag.

Da ich von zuhause mit 6 Stunden Fahrzeit rechnen muss, fahre ich bereits am Freitag los. Mike kommt kurz entschlossen mit. So sind wir noch vor Einbruch der Dunkelheit bei regnerischem Wetter via Ljubljana (SLO) in Rijeka (HR) an der Adriaküste angelangt.

Im Hotel Kastel in Crikvenica bekommen wir den Eindruck, dass außer uns noch keine Marathonis angereist sind. Nur an der Rezeption ist jemand, freundlich und deutsch sprechend, das Hotel soll am Renntag aber ausgebucht sein. Dieses Hotel liegt an der Mündung des Flusses Dubracina in die Adria und war dereinst ein Paulinerkloster. Es ist 200m von Start und Ziel entfernt und das Basislager für den Marathon, darum hat uns Ksenija vom örtlichen Tourismusverband dort einquartiert. Vielen Dank dafür. Der Preis: EURO 21,- p.P./Nacht inkl. Halbpension!!

Mike und ich nutzen den Abend zu einem Stadtbummel. 12.000 Leute sollen hier wohnen. Denen ist es wohl zu ungemütlich draußen, man sieht kaum jemanden auf der Straße.

Sonniges Wetter dann am Samstag, jedoch sehr windig und das macht es kalt. Von den Bergen leuchtet der Schnee herunter. Bei unserer Kurzvisite auf der Insel Krk weht es uns beinahe die Haare vom Kopf. So ein Wind morgen und wir brauchen unbedingt einen Windbreaker, sonst sind wir binnen Minuten mürbe.

Da wir früh dran sind, können wir in aller Gemütlichkeit die Startnummern übernehmen. Man hofft auf wechselhaftes Wetter morgen. Laut Streckeninfo auf der Homepage sollen uns 1,181 ft / Runde Höhenunterschied erwarten, umgerechnet also 720 Höhenmeter beim Marathon. Nach fünf Stunden aber muss man im Ziel sein! Da hier alle - die meisten recht gut - deutsch sprechen, frage ich nach den Höhenmetern. Flach, höre ich zuerst. Und dann: also im Tal des Dubracina würde es schon einige Höhenmeter geben. Wie viel wisse man aber nicht. Und wenn man ehrlich sei, an der Küste entlang ist auch nicht immer alles flach. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen 720m und flach, vielleicht eine Spur näher bei flach.

Am späteren Nachmittag hat der Wind nachgelassen. Als ich mir vor allem wegen der Höhenmeter ein paar Streckenabschnitte ansehe, beginnt es sachte zu regnen. 

Bei der abendlichen Pastaparty gibt es Nudeln in verschiedensten Erscheinungsformen, wahlweise mit Frutti di Mare, Pesto, Fleischsauce, Spinat - um einige zu nennen. Und zwar so viel und so oft wie man will. Getränke kosten extra. Bald ist der Club „Stella Maris“ gut gefüllt, die Musik spielt auf und es wird getanzt.

Vor allem Slowenen und Kroaten sind hier, kein Wunder bei dieser geographischen Lage. Außerdem finden sich Bosnier, Serben, Italiener, Deutsche und Österreicher in der Startliste, dazu die besonders schnellen LäuferInnen aus Ungarn. Über die Marathondistanz sind166 LäuferInnen angemeldet, beim Halbmarathon 4mal so viele. Außerdem wird morgen ein Fun-Run stattfinden.

RaceDay: Wir atmen auf, kaum Wind. Auf den ersten Blick freundliches Wetter, vom Süden her aber ziehen Wolken auf. 

07.00 Uhr Frühstück.  Auch das Zeitnehmungs-Team von meisterchip.de ist da, extra angereist aus dem 1.100km entfernten Mettlach. Man kennt die Veranstalterin Tatjana, daher.

08.30 Uhr Ich entscheide mich für lange Hose, und langärmeliges Shirt, keine Kopfbedeckung. Zwar kräuselt sich die Meeresoberfläche, unmittelbar an der Küste aber ist es weitgehend windstill. Und da werden wir uns hauptsächlich aufhalten. Kurz vor zehn Uhr begeben wir uns zum Start, es hat vielleicht 5 Grad. Ein paar Samba-Trommler haben sich eingefunden. Am Start sind nie und nimmer 166 Läufer, da sind viele Angemeldete nicht erschienen. Da man die Startgebühr (EURO 15,-) erst am Veranstaltungsort entrichten muss, kostet ein Nichterscheinen ja nichts.

Vor allem Laufvereine scheinen den Adria-Marathon als Saisonabschluss zu nutzen. Kurz vor dem Start werden wir per Trillerpfeifer aufgefordert, die Startaufstellung einzunehmen. Von der Startansprache auf kroatisch verstehe ich kein Wort. Als alle auf das Startsignal warten, setzt Regen ein. Große Tropfen, sehr viele große Tropfen prasseln nieder.

10.00 Uhr Startschuss bei Regen, nach wenigen Metern haben sich schon erste Pfützen gebildet. Die ersten Höhenmeter laufen wir bereits gegen die Strömung. Ich versuche meine Kamera trocken zu halten und lasse mich vom Anfangsfurioso mitreißen, die Meeresluft macht es mir möglich.

10.11 Uhr Die ersten zwei km habe ich hinter mir. Der Regen hat etwas nachgelassen. Über dem Meer bildet die Sonne hinter den Wolken einen Lichtkegel auf der Wasseroberfläche. Ob sie sich durchsetzt? Leider nein, bald regnet es wieder so stark wie zuvor. Wegen des welligen Asphalts bleibt das Wasser in den Pfützen und rinnt nicht ab. Mittlerweile sind wohl alle pitschnass. Gott sei Dank kaum Wind.

Die Strecke ist als zwei Mal zu durchlaufendes „T“ angelegt, es gibt also reichlich Gegenverkehrsbereiche. Als ich bei km3 bin, kommt mir der Führende entgegen, er hat die Wende bei km4 schon hinter sich. In den Top 10 ist auch Mike aus Linz, aktuell in der Form seines Lebens. Bei der km4-Wende gibt es Trinkwasser in offenen Flaschen. Das Tauch-Center macht noch keine Pause, einige Taucher sind bereits im Meer. Das Wasser ist heute sicher wärmer als die Luft.

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