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Laufberichte

Coburger Wintermarathon

08.01.12

Im Westen und Norden Coburgs unterwegs

 

In Wüstenahorn zweigt dann die Strecke am Wolfgangsee ab, wieder leicht ansteigend entlang einer Kleingartenanlage. Am Ende führt dann ein Trampelpfad in entsprechenden Bodenverhältnissen durch den Wald. Spikes wären da nicht schlecht. Der eine oder andere, mich eingeschlossen, nutzt das Stück für eine Gehpause.

15 Kilometer haben wir mittlerweile hinter uns und befinden uns in dem 2500 Einwohner zählenden Stadtteil Scheuerfeld. Zwei Kirchen sind da zu sehen. Im dortigen Industriegebiet am nördlichen Ortsrand können wir zum zweiten Mal verpflegen. Wir tangieren kurz das Schloss Eichhof.

Nun folgt ein längerer Abschnitt durch den Callenberger Forst, wo am Waldausgang durch die Bäume das Schloss Callenberg zu erahnen ist. Das wurde 1122 erstmals urkundlich erwähnt und war ab 1825 Sommerresidenz der Coburger Herzöge. Heute ist das Deutsche Schützenmuseum und eine private Sammlung Herzoglicher Kunstbesitz untergebracht.

An einer Lichtung wird ein Blick frei hinunter ins Itztal mit dem Goldbergsee. Da werden wir in ein paar Kilometer Entfernung auch vorbeikommen. Doch zuvor geht es ein ganzes Stück auf Asphalt bergab. Wir verlieren rund 100 Höhenmeter. Es rollt nur so dahin.

In Beiersdorf, dem nächstem Coburger Stadtteil, kann man das Schloss Callenberg von der Ferne bewundern. Am Goldbergsee (Kilometer 20) wartet wieder eine Happa-Happa-Stelle. In der Ferne ist bereits die Veste Coburg, oberhalb der Kernstadt gelegen, zu sehen. Und da müssen wir noch hinauf.

Dieter Ulbricht, eigentlich für die Spitze vorgesehen, läuft auf. Ja, wir sind in seiner Zielzeit. Und die schnellen Gazellen, die wahrscheinlich schon über alle Berge sind, soll man ziehen lassen. Wir durchqueren jetzt den Nordteil der Europastadt Coburg. Dieser Beiname wird vom Europarat verliehen und geht an Städte, die sich für die europäische Verständigung besonders einsetzen.

Ein paar Meter laufen wir dann im Stadtteil Neuses durch den Rückert-Park. Friedrich Rückert war Dichter und Übersetzer, der sich nach seiner Schaffenszeit hier in Neuses zur Ruhe setzte. Der Park war früher der Garten seines Anwesens. Die große, im Jahr 1869 aufgestellte Büste aus Carrara-Marmor weist auf den schaffensreichen Menschen hin.

Kurz danach laufen wir über das weite Gelände der HUK, dem großen Versicherungskonzern mit rund 4500 Arbeitnehmern. An einer Bahnlinie werden wir schließlich für einige Minuten ausgebremst, denn die Schranken sind geschlossen und die Blinklichter sagen halt. Im Stadtgebiet können wir nochmals verpflegen. Gefühlsmäßig sind wir etwa bei Kilometer 27. Die Veste liegt nun deutlich oberhalb der Stadt.

 

Hoch zur Veste

 

Es wartet nun der längste Anstieg auf uns. Rund 160 Höhenmeter sind an einem Stück hoch zur Veste und dem folgenden Flugplatz zu laufen. Wer sich auf dieser Strecke ohne 25 Kilometer Anlauf testen möchte, für den empfehle ich den schnellen Zehner Anfang Juli. Der Lauf „Rund um die Veste Coburg“ ist meist für den ersten Sonntag im Juli angesetzt, es geht da hinauf und auf einem anderen Weg wieder hinunter.

Nach dem Rittersteich, einer idyllischen Grünanlage führt uns eine Allee leicht ansteigend zum Utopolis, einem modernen Multiplexkino. Die große Steintreppe im Freibereich erhalten, das wurde dem Betreiber als Auflage gemacht.

Nach dem Durchlaufen eines Torbogens sehen wir links oberhalb die katholische Kirche St. Augustin, die im 19. Jahrhundert im unteren Bereich des Festungsberges errichtet wurde. Eine Besichtigung würde mich reizen. Ein paar Schritte bergan führen uns zum Schlossplatz, ein Highlight für mich und die zahlreichen Touristen.

Rechts sehen wir das Landestheater, das 1827 von Herzog Ernst I. mit einem eigenen Ensemble gegründet wurde. Ein mutiger Entschluss, da damals die Stadt nur 8000 Einwohner zählte. Unzählige Aufführungen ziehen heute rund 120000 Zuschauer an und doch ist es wie anderswo ein Zuschussgeschäft für die Stadt.

Vor uns das Schloss Ehrenburg, das die Landesbibliothek Coburg beherbergt, die Arkaden des Hofgartens und das Palais Edinburgh. Für ein paar Bilder, Euch diese Stimmung richtig rüberzubringen, nehme ich mir ein wenig Zeit. In Hofgarten warten danach ein paar Treppen auf uns.

Es geht nun auf dem Hauptweg bergan. Linkerhand sehe ich das Reiterdenkmal von Herzog Ernst II. Die bronzene Reiterfigur in der Uniform des 7. Preußischen Kürassierregiments steht auf einem hohen Sockel. Ein Fotoschuss und weiter. Hinauf Kämpfer!

Kilometerschild 30 ist zu sehen und die Steigung ist lange nicht zu Ende. Wenige kämpfen, die meisten Mitläufer sind gelassen und lachen, als ich sie auf den Chip banne. Nur einer zieht wie eh und je, der Marathonhund. Ja, hat denn der keinen Schweinehund, wie wir jenseits Kilometer 30?

Schließlich erreichen wir die Burg, die auch „Fränkische Krone“ genannt wird. Die Burganlage (1225 erstmals erwähnt) wurde in der Geschichte nie militärisch erobert. Im 30jährigen Krieg wurde sie mit einer List des Gegners (ein gefälschter Brief, sie zu übergeben) eingenommen. Fallgatter, Eisentore, Laufgänge, Pechgruben, Bastionen, tiefe Gräben und hohe Brücken zeigen die hohe Handwerkskunst von damals, das Bauwerk unbezwingbar zu machen.

Unmittelbar an der Veste sehe ich den Festungshof, eine Einkehrmöglichkeit, die heute aber einen geschlossenen Eindruck hinterlässt. Die letzten Meter bis zum höchsten Punkt am Flugplatz Brandensteinsebene werden auf einem abgetrennten Rad- und Gehweg zurückgelegt. Nun geht es nur noch bergab und gefällig nach Lützelbuch zurück. Eine Begleiterin aus Coburg verabschiedet sich zeitig. Ihr reichen die 34 Kilometer als lange Trainingseinheit. In Würzburg bei der Bayerischen will sie wieder angreifen.

Nachdem wir den Stadtteil Löbelstein kurz tangiert haben, geht es das letzte Stück in Lützelbuch steil bergab. Oberhalb der Sporthalle finden wir die vorletzte V-Stelle. Es riecht lecker nach gegrillter Bratwurst. Nach einem Becher Tee und dem Griff in das Trockenobst treibt Dieter seine Schäflein wieder an. “Wir müssen weiter!“

 

Abschlussrunde im Coburger Forst

 

Nun wartet die zweite Runde auf die Marathonis. Wir verlassen Lützelbuch leicht ansteigend, bergan bis zur Autobahnbrücke. Am Ende des Gefälles biegt unser Hinweg nach rechts ab. Kilometerschild 35 folgt auf einer Kuppe. Nur mehr sieben Einheiten. Der Wind frischt nun ein wenig auf. Es geht in den Coburger Forst, wo wir ein wenig windgeschützt sind.

Jetzt müsste die kurze Umleitung kommen, Jürgen hat uns da hingewiesen. Ein Läufer kommt entgegen und berichtet von einer schlammigen Piste. Aha, da müssen wir einen kurzen Rechtsschwenk machen. Doch dann gelingt uns ebenfalls eine Variante, als wir auf dem Hauptweg bleiben und der hört dann kurz danach auf. Durchs Unterholz schlagen wir uns auf den rechten Weg zurück.

Immer leicht ansteigend geht es bis zu einer Hauptstraße, wo wir uns zweimal links halten. Es geht nun endgültig zurück. Leicht bergab laufen wir bis zu einer Wasserquelle und erreichen dann bei Kilometer 39 die letzte Tankstelle bei Neu-Neershof. „Kinder, wir müssen nach Hause“, so beendet Dieter unsere Einkehr und dann kommt die allerletzte Prüfung. Der Anstieg bei nun einsetzenden Regen und Gegenwind. „Kann es sein, dass wir heute schon mal schneller gelaufen sind“, fragt Dieter. „Geringfügig“, muss er sich von mir anhören. Doch die Quälerei ist an der Autobahnbrücke zu Ende und nach dem gefälligen Stück durch Rügen erreichen wir die Forkel-Halle nach gut 4.15 Stunden Laufzeit, ein wenig zu spät nach Dieters Zeitplan. Die fehlende Zeit haben wir an den V-Stellen verplempert, heute hat es keine Folgen.

Was gibt es noch zu erwähnen? Hier kriegst Du einen kostenlosen Marathonlauf, denn Startgeld wird keins verlangt, Spenden werden aber gerne für die Unkosten angenommen. Es besteht eine kostenlose Massagemöglichkeit, wo auch ein Sparschwein steht. Eine Teilnehmerurkunde kann aus dem WWW gezogen werden. Eine Spezialität muss ich noch empfehlen: Nach dem Lauf eine Coburger Bratwurst mit einem Weizenbier, das ist lecker.

Wer unter Gleichgesinnten auf der Strecke unterwegs sein will, für den besteht beim Run & Bike Team-Marathon am 21.07.2012 eine Startgelegenheit. Da wird aber eine Zeit genommen. Infos können unter http://www.coburg-marathon.de eingesehen werden. Na, wie wär’s im Januar 2013?

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