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Laufberichte

Balaton Supermarathon

20.03.16 Special Event
 

 

3. Tag

 

 

Der nächste Tag beginnt ähnlich früh wie der vorherige. Unser Hotel Helikon liegt in Keszthely, wo am Vortag der Halbmarathon gestartet war. Der Bus fährt wieder 8 Uhr 15, die Fahrzeit zum Start in Badacsony ist aber nicht so lang wie gestern. Dafür ist der Frühstart bereits um 9 Uhr 30. Die Etappe ist mit 45,2 km die kürzeste des gesamten Laufs. Ich fühle mich müde und habe schlecht geschlafen. Daher lasse ich es langsam angehen. Das Wetter ist genauso schön wie gestern; nur der unangenehm kalte Wind scheint eingeschlafen zu sein. Also bleibe ich bei Weste und Langarmshirt. Eine kurze Hose kommt für mich bei diesen Temperaturen nicht in Frage.

Nach 3 km kommen wir am Starttor, des heute parallel ausgetragenen Marathons, vorbei. Die Marathonis sind schon früher gestartet. Bald kommen die ersten Staffelläufer von hinten, dann der Führende des Ultras und kurz darauf auch schon Christoph. Er konnte gestern den zweiten Platz erringen und ist wieder betont locker unterwegs.

 

 

Heute ist die Strecke ungewohnt wellig. Wie gestern sind bei km 20 meine Beine schwer. Diesmal geht es aber nicht weg. Jede Steigung nutze ich zum Gehen. Trotzdem kommt Norbert erst bei km 33 von hinten. Auch er hat heute wohl zu kämpfen. Die letzten Kilometer zerbröselt es mich richtig. Hier ist es wieder flach, aber ich komme kaum vom Fleck. Wir laufen durch den bekannten Badeort Balatonfüred und anschließend auf der Strandpromenade. Ich kann es gar nicht genießen; ich will nur noch ans Ziel. Irgendwann ist es dann geschafft. Norbert war nur kurz vor mir (natürlich 30 Minuten schneller wegen meines Frühstarts). Im Bus kann ich diesmal nichts essen, denn ich bin zu platt.

 

4. Tag

 

 

Zum ersten Mal habe ich gut geschlafen und fühle mich am nächsten Morgen relativ ausgeruht. Vom Hotel Ramada in Balatonalmadi ist es nicht weit nach Balatonfüred, wo gestern das Ziel war und heute der Start ist. Dafür ist der Frühstart aber schon um 7 Uhr 30. Das bedeutet, dass wir um 6 Uhr 40 im Bus sein müssen.

Heute haben sich viele Läufer für den Frühstart gemeldet. Die letzte Etappe ist 49,2 km lang und endet beim Hotel Magistern in Sjofok, wo vor 4 Tagen alles begann. Gleich nach den ersten zähen Schritten bemerke ich, dass es heute erstaunlich locker geht. Mühelos kann ich mit Läufern mithalten, die in den Vortagen schnell nach vorne entschwunden waren. Wir unterhalten uns angeregt, so dass die Zeit wie im Flug vergeht. Es bleibt sogar noch Zeit für ein Geburtstagsständchen. Die Eltern eines Mitläufers begleiten Ihn die ganze Zeit und sind mit ihren blauen Perücken gut zu erkennen. Seine Mutter hat heute ihren Ehrentag.

Bei km 33  soll es eine längere Steigung geben. Mein Plan ist, locker bis dahin zu kommen, hinauf zu gehen und dann die letzten Kilometer richtig zu genießen. Das geht auch ganz gut auf. Erfreut stelle ich fest, wie flott die Zeit vergeht, wenn man schneller laufen kann. Die Steigung nutze ich, um die von hinten kommenden schnelleren Läufer anzufeuern. Trotzdem zieht es sich etwas. Oben an der VP ist Halligalli, und ich muss erst einmal verschnaufen. Weil man weiß, dass von hier aus jeder das Ziel erreichen wird, sind die Zuschauer bereits im Finishermodus. Die Läufer werden gefeiert, als wenn bereits hier alles vorbei wäre.

 

 

Wir befinden uns nun hoch über dem See mit toller Fernsicht. Die Strecke läuft wellig dahin, dann bei km 40 geht es steil bergab, womit wir wieder auf Seehöhe sind. Jetzt sind es noch ungefähr 8 km. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich für meine Verhältnisse sehr schnell unterwegs bin. Trotzdem fühle ich mich gut. Anstatt nun das letzte Stück nochmal zu genießen, versuche ich das Tempo zu halten. Alle, die von hinten kommen, beglückwünschen mich, und ich gebe das gerne zurück. Wir laufen auf einer schmalen Straße ohne Sicht auf den See. Gleichzeitig kommen nun die Autos der Begleiter und suchen einen Parkplatz. Das ist jetzt nicht so angenehm, denn die Strecke wird zum Schluss auch immer länger.

Endlich geht es nach rechts Richtung Seeufer. Der Weg endet und Pfeile deuten auf die Wiese. Man sieht, dass hier schon viele vor mir gelaufen sind. Trotzdem ist es uneben mit tiefen Längsrillen. Jetzt bloß nicht noch den Fuß umknicken. Der Läufer hinter mir sieht das wohl ähnlich und verzichtet auf ein riskantes Überholmanöver. Endlich erreichen wir die uns bekannte Strandpromenade. Noch ungefähr 200 m und das Ziel ist erreicht. Ich genieße den Applaus und werde namentlich angekündigt. Dann erhalte ich meine hart verdiente Medaille.

Um 15 Uhr 30 findet die Siegerehrung im Hotel Magistern statt. Der Ungar Péter Steib wurde nach dem Vorjahressieg seiner Favoritenrolle gerecht und gewann in 13h51 unangefochten. Christoph Lux verteidigte mit 14h08 seinen zweiten Platz und Zoltán Csécsei wurde mit 14h38 Dritter.

Bei den Damen waren die Treppchen fest in ungarischer Hand. Die Vorjahreszweite Tímea (Timi) Ladányi gewann in 16h33, vor Gitta Molnár mit 16h50 und Nóra Kelemen mit 17h10.

Fazit:

Ein Etappenlauf ist ein Abenteuer, das jeder Läufer einmal erleben sollte. Für die Liebhaber langer Strecken kann der Balaton Supermarathon eine schöne Erfahrung sein. Die Streckenlängen sind im unteren Ultrabereich und da es nur vier Tage sind, ist die Belastung überschaubar. Bei weitgehend flacher Strecke besteht die einzige wirkliche Herausforderung darin, die häufig unebene Straße oder den Radweg im Blick zu behalten um nicht zu stolpern. Man muss daher oft auf den Weg vor sich schauen, anstatt die schöne Landschaft zu genießen.

Wir hatten das komplette Zusatzpaket gebucht, bestehend aus Übernachtung vor dem Lauf mit Abendessen und Frühstück, 3 Übernachtungen während des Laufs mit Halbpension und einer Zusatznacht bis Montag. Hier sind selbstverständlich sämtliche Transfers einschließlich Gepäcktransport mit enthalten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Betreuung durch Organisationsmitarbeiter, die für sämtliche Fragen rund um den Lauf ein offenes Ohr hatten.

Zusätzlich fallen nur noch Flugkosten, ein Mietwagen für die Fahrt vom Flughafen zum Hotel und zurück, und günstige Getränkekosten beim Abendessen an.

Obwohl es mir sehr gut gefallen hat, planen wir kein „Comeback“. Zum einen hatten wir optimales Wetter. Ich könnte mir vorstellen, dass der Lauf bei Regen oder sogar Schnee und stärkerem Wind die ganze Sache deutlich erschweren würde. Das kann man nicht vorhersehen und ist im März durchaus möglich.

Zum anderen fiel es mir vor allem am dritten Tag  schwer, mich zu motivieren. Ich hatte zeitweise leichte Magenbeschwerden, habe schlecht geschlafen und immer schmerzende Beine. Dass es trotzdem am vierten Tag so gut lief, ordne ich mal unter „Glück gehabt“ ein.

Sehr schön war der Zusammenhalt unter den Ultraläufern aus aller Herren Länder. Ich konnte viele schöne Gespräche führen und neue Leute kennen lernen. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass der Langstreckenlauf die Menschen zusammenführt und verbindet. Deshalb kann ich den Lauf nur weiterempfehlen.

12
 
 


 
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