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Laufberichte

50facher Triathlon in Monterrey - Es ist geschafft

19.11.09

Marcel Heinigs Kommentar: „Der erste Tag war körperlich o.k. Ich bin ganz zufrieden, obwohl 16 Stunden fast schon zu schnell sind. Andererseits bin ich natürlich froh, dass ich fast acht Stunden Regeneration haben werde. Mental sieht es schon anders aus, die Distanz erdrückt einen. Das war zwar in Theorie klar gewesen, aber jetzt spüre ich, wie es sich in der Praxis anfühlt. Die Vorstellung, dieses Schauspiel noch neun Tage durchzuführen, fällt mir schwer. Morgen plane ich 17 bis 18 Stunden. Ich versuche, das auch in den folgenden Tagen zu halten.

Ich habe permanent Angst, das Rennen hier vorzeitig aufgeben zu müssen. Aber da muss ich jetzt durch und werde mein Bestes geben. Außerdem habe ich im Gegensatz zu 2008 (Heinig wurde Weltmeister im 10fachen Ironman) in diesem Jahr mit Sandra Krüger eine persönliche Betreuung, was dieses Vorhaben hier wesentlich erleichtert.

Zum Rennverlauf heute: Es war sehr heiß, schon im Schwimmbecken. Beim Laufen waren es über 30 Grad. Für uns kältegewohnte Deutsche waren es gefühlte 40. Die Radstrecke verlief gut, wobei die anderen Athleten alle schnell unterwegs waren, was mich dazu verleitet hat, auch mehr Gas zu geben. Morgen muss ich da runterschrauben. Ich peile 17 Stunden an.

Ein etwas trauriges Ereignis heute war das Aus von Beat Knechtle. Er ist ein erfahrener Sportler und schon lange im Geschäft dabei. Ja, und in der vorletzten Radrunde ist er mit einer Ente kollidiert, was sich vielleicht lustig anhört, aber dazu führte, dass er sich das Schlüsselbein gebrochen hat. Eine weitere Rennteilnahme ist also für ihn unmöglich."

11.11.2009

Marcel Heinig ist heute gut gestartet und hat den Tag schon fast beendet.
Aktuell befindet er sich beim Laufen. So langsam schwinden die Kräfte aller Athleten und Helfer. Tagsüber war es wieder heiß, gefühlte 30 Grad und mehr.
Viele Sportler haben nach purem Eis oder Eiswasser verlangt. Jetzt zum Abend hin wird es aber angenehmer.

Marcel Heinig von der Laufstrecke: 

„Es ist jetzt 11 Uhr und ich habe noch einen Halbmarathon zu laufen, ich fasse trotzdem kurz zusammen: Die Nacht war mit acht Stunden relativ lang und ich konnte sechs Stunden liegen. Leider habe ich kaum geschlafen, effektiv vielleicht zwei Stunden. Der Körper hatte aber seine Ruhe und die Möglichkeit, zu regenerieren. Umso erfreulicher, dass ich bisher auf der Laufstrecke keine größeren Probleme habe. Der Tag lief eigentlich besser als gestern. Ich denke, die Schlusszeit wird so bei 16:30 bis 16:45 Stunden liegen. Die Wetterverhältnisse sind heute etwas besser und das Fahrradfahren war wesentlich erträglicher. Nicht so wie gestern, wo ich so sehr geschwitzt habe, dass ich mit dem Trinken nicht hinterher gekommen bin. Die Kraft schwindet zwar, aber es sind keine Verletzungen in Sicht und ich bin überrascht, wie schnell der Körper regenerieren kann.

Kurios ist der drei Kilometer lange Weg vom Schwimmbecken zur Radstrecke.
Dieser führt über eine fünfspurige Straße. Die mexikanische Polizei soll hier den Verkehr beruhigen, schafft das aber nur ansatzweise, da kaum Jemand auf die Anweisungen der Polizei hört. Und so bleibt dieser Weg für uns ein Abenteuer.

Ich  muss jetzt noch 21 Kilometer, also 2:30 Stunden laufen, freue mich schon auf die Dusche und später aufs Bett. Das ist meine Motivation für den Rest des Tages und so werde ich jetzt auch keine großen Pausen mehr einlegen. Bis morgen." 

12./13.11.2009

Der vierte Wettkampftag ist zur Hälfte vorbei und Marcel Heinig wird jetzt gleich vom Rad aufs Laufen umsteigen. Acht Stunden hat er für die Radstrecke gebraucht. Man hat das Gefühl, dass ihm mental und körperlich das Schwimmen und das Radfahren nicht soviel ausmachen wie das Rennen. Das Schwimmen hat sich so bei 2,5 bis 3 Stunden eingependelt. Das Wasser war zwar wieder ziemlich warm, es läuft aber ganz gut im Becken. Dann ging es aufs Fahrrad.

Die Sonne hat ihm wieder sehr zugesetzt, obwohl er eine permanente zentimeterdicke Schicht Sonnencreme auf der Haut hat. Das Laufen absolviert er dann im Dunkeln. Bei ihm kommen da wieder die Erinnerungen vom letzten Jahr durch: „Nie endende Runden“. Er, aber auch alle anderen Teilnehmer, äußern die ersten Gedanken, das Rennen vorzeitig zu beenden. Es wird vor allem eine mentale Frage sein, ob Heinig, das Rennen durchhält.

Sein Betreuerin Sandra Krüger hat hier ganze psychologische Arbeit zu verrichten. Der österreichische Starter Andreas Karall ist heute nicht mehr angetreten. Er schafft es nicht, diese Tortour noch weitere sieben Tage durchzustehen.

Körperlich hinterlässt der Weltrekordversuch auch die ersten Spuren bei Heinig: er verliert die ersten Zehnnägel. Auf einem abschüssigen Laufteil rutscht der Fuß nach vorn und drückt an Socke und Schuh. Außerdem hat er ein paar offene Stellen durch das Sitzen auf dem Rad.

Marcel von der Strecke:

„Ich habe noch acht Laufkilometer vor mir, es ist ungefähr um ein Uhr. Ich habe das Gefühl, dass es nicht so gut aussieht für mich. Körperlich ist zwar halbwegs alles o.k.. Auch die Regeneration klappt ganz gut. Letzte Nacht hatte ich fünf bis sechs Stunden Zeit gehabt. Aber im Bett bin ich dann Achterbahn gefahren, als wenn ich besoffen wäre. Ich schätze, dass ich zwei Stunden im Tiefschlaf war. Besonders das Laufen bereitet mir mentale Schwierigkeiten und ich muss immerzu an das vergangene Jahr denken. Ich weiß nicht, ob ich dieselbe mentale Power wie im letzten Jahr aufbringen kann. Wenn ich jetzt hier laufe, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich hier noch sechs Tage laufen soll. Sandra und Beto betreuen mich hervorragend und kümmern sich ganz rührend um mich. Auch die anderen Athleten, Betreuer und Verantwortlichen drücken mir die Daumen und feuern mich an. Das gibt unheimlich viel Motivation. Die Bedingungen sind viel besser als 2006, wo ich zehn Ironmans in zehn Tagen absolvierte. Aber damals war ich irgendwie mehr bereit, durch die Hölle zu gehen als jetzt.  Mir fehlt dieses Mal irgendwie die Gelassenheit und die Geduld, hier noch zu Ende zu laufen.

Vielleicht ist auch der selbst gemachte Erfolgsdruck, der noch Öl ins Feuer gießt. Ich muss jetzt noch rund 7,5 Kilometer laufen und dann zum ärztlichen Check, wo die Flüssigkeitswerte des Körpers bestimmt werden, um sicher zugehen, dass sie Athleten nicht zu sehr dehydriert sind, dann zur Urinabgabe, unter die Dusche und ab ins Bett.“

 
 

 
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