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Laufberichte

4. Alb-Donau Walking-Marathon: „Durchgefressen“

29.09.13 Special Event
 

An der Donau

 

Nachdem wir bisher das Gros der Höhendifferenz hinter uns haben, werden die nächsten zehn Kilometer flach und eben verlaufen. An der Donau klettern wir die drei, vier Höhenmeter nach oben auf die Dammkrone, wo uns der blaue Donaustrom zur Rechten begleitet. Wie Martin Ott-Frömmel, auf die Idee des Barfußlaufens gekommen ist, will ich wissen. „Zu Beginn meiner Laufkarriere haben mir die Laufschuhe die Füße ruiniert,“ sagt er. „Die sind im Laufe meines ersten Rennens klein geworden, ich bekam Blasen an den Füßen und zu guter Letzt wurden einige Fußnägel blau und gingen dann ab. So stieg ich auf den Barfußlauf um.“

Hart wurde es für ihn im vergangenen Jahr Ende Oktober beim Lionslauf von Eichstätt nach Neuburg. Der Winter meldete sich mit Schnee viel zu früh, aber die Kälte machte ihn nichts aus. Lediglich auf den gekiesten Feldwegen lief er im grasigen Mittelstreifen, da das leichter war als in den Fahrspuren.

Das Schild des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen zeigt uns die Grenzen des Regierungsbezirkes. Ein Schritt weiter und wir sind nicht mehr bei den Schwaben, gell, sondern in Oberbayern, host mi?

Martin berichtet, dass das Staubecken mittlerweile geräumt wurde, so ist wenigstens der Anblick der Wasserfläche besser. Wir sehen schon das Bootshaus vor Bertoldsheim, die nächste Versorgungsstelle, als aus dem Windschatten des Hauses eine Vereinskollegin tritt, die Maria Rami. Sie hat schon im Laufe der Woche angekündigt, mich ein Wegstück zu begleiten, denn sie wohnt auf der anderen Seite der Donau, nur ein paar Kilometer entfernt.

Neben den üblichen Getränken und Obst warten hier selbstgebackene Nussecken und Apfelstreuselkuchen auf die Abnehmer. Noch 18 Kilometer. Nach weiteren zehn Minuten überqueren wir an der Staustufe Bertoldsheim die Donau.

Auf dem Uferweg, mitunter ein wenig ruppig und in der Mitte mit hohem Gras, laufen wir rund zwei Kilometer, ehe wir in den Auwald nach rechts einbiegen. Schöne Ausblicke, einige Jägerstände, Tümpel, verrottende Bäume, die Friedberger Ach, fast wie im Urwald. Parallel zum Schüttrinnengraben erreichen wir den Waldrand, wo unser Blick auf das weite Grünland schweift. Schafe sehen wir beim Fressen, zwei, drei Hunde halten die Herde zusammen.

Schon von weitem sehen wir die nächste Tankstelle am Waldrand, etwas erhöht zum Gelände. Nusskuchen wird da feil geboten. Auf Nachfrage hat auch das vordere Feld genascht. Nur der erste war für die Kostprobe zu schnell, denn die zwei Helfer haben den noch von ihrem Auto aus gesehen. Wer zu schnell ist, den bestraft  der Hunger. So oder ähnlich ist das hier.

 

Doppelschanze, Kaiserburg, Ziel

 

Noch elf Kilometer, wir packen den restlichen Weg an. Immer einen, zwei Schritte ist die Maria voraus, sie ist fit wie ein Turnschuh, obwohl sie auch schon um 08.30 Uhr zum Läufchen das Haus verlassen hat. „Die halbe Stunde früher zum Start ist nicht recht viel mehr“, so meine Feststellung, „und nächstes Jahr geht bei dir auch der Marathon“. Sie nickt und macht das nicht nur aus Gefälligkeit, sondern sie kann das schon bewältigen. Und ich hätte wieder jemand als Fotomodell, nachdem die zwei Mädels aus dem Schwäbischen, meine letztjährigen Begleiterinnen, nicht gekommen sind.

An der Waldkapelle schaue ich für einen Augenblick in das Innere und halte kurz inne. Oberhalb der Kapellentüre ist zu lesen:

„Bet‘ ein kurz Gebet, wenn du vorüber gehst.
Wer weiß, ob du nicht morgen früh schon vor dem Richter stehst.“

Maria verlässt uns nun und läuft über die Felder heimwärts. Wahrscheinlich wird sie nur wenig früher zuhause sein als wir mit unseren restlichen neun Kilometern.

An der Kapelle biegt unser Weg nach links in den Wald, wo noch einige wenige Steigungen warten. Da wir schon über 30 Kilometer in den Haxn haben, geht es entsprechend zach. Weicher Boden ist eine Wohltat, doch Wurzeln wollen dir den Fuß legen. Nach fünf Minuten sind wir am Abbruch des Waldes hinunter zur Donau angelangt. Ein Trailweg führt uns über die Doppelschanze, immer am Abhang entlang. Der Ursprung dieser Anlage ist nicht erforscht. Man vermutet aus römischer, keltischer Zeit oder aus dem Mittelalter.

Ein paar Meter weiter ist die Ruine Kaiserburg zu sehen. Martin kennt genau den Ort, der sich hinter Bäumen und Büschen verbirgt. „Von der hinteren Seite ist die Burg leichter zu sehen,“ so seine Information. Die Stätte wurde im 10./11. Jahrhundert erbaut. Später gehörte die Burg den Grafen von Graisbach, wo wir heute vorbeigelaufen sind. Zerstört wurde sie im Jahr 1386 bei der Auseinandersetzung der Bayern gegen den Rheinbund. Im Fußball haben heutzutage die Bayern gegen den Rheinländer die Nase vorne, hahaha, Klaus als passionierter Fan wird das gerne lesen.

Beim Waldbad in Oberhausen laufen wir zur letzten Verpflegungsstelle. Da mundet nicht nur mir der Schokokuchen, garniert mit einem Glas Tee. Für ein Kaffekränzchen fehlt nur noch das schwarze Getränk. Nach einem kurzen Ratsch gehen wir die letzten sieben Kilometer an. Martin berichtet mir, dass sein Haus an einem Abzweig nur 50 Meter weiter wäre. Ich hätte den Schlenkerer für einen Schluck Bier schon eingelegt, er will aber weiter und fürchtet, im Fall einer Hopfenpause nicht mehr auf die Füße zu kommen.

Es geht an die Donau, die wir bis kurz vor dem Ziel nicht mehr aus den Augen lassen. Zum Ende hin erfreuen wir uns an der Josefskapelle bei der Beuthmühle, dem Trailweg oberhalb dem Saliter und dann der Altstadtsilhouette von Neuburg mit der wuchtigen Hofkirche.

Nach der Unterführung bei der Elisabethbrücke in Neuburg sind wir in der guten Stube der Donaustadt angekommen, dem Donaukai. Beim Blick nach hinten sehen wir das Renaissanceschloss. Nur mehr wenige Meter sind auf dem Radweg zurückzulegen und wir biegen dann zur Mittelschule hin ab, das Ziel ist zu sehen.

Die Organisatoren halten gerade einen Schwatz und merken nicht, dass wir ins Ziel einlaufen. Mit einem lauten „Grüß Gott“ hole ich sie in die Realität zurück. Und dann ist der vierte Alb-Donau Walking-Marathon geschafft. Ziemlich genau fünf Stunden waren wir auf den Wegen zwischen Donauwörth und Neuburg unterwegs.

 

Im Ziel

 

„Wann kriag i amoi wos zum Trinka“, muss sich unser Moderator Sepp anhören. Doch mit seinem Handzeichen in Richtung Bierausschank kommt der Michael Heindl mit einer Pulle in der Hand für mich angelaufen. Im Ziel ist jetzt natürlich noch wenig los, denn die weiteren Strecken sind später gestartet worden. Die Teilnehmerurkunden sind von der Neuburger Künstlerin Ute Patel-Mißfeldt gestaltet. Und wer die Frau heute noch kennenlernen möchte, kann auf die Veranstaltung „Mut zum Hut“ gehen und sich einen Deckel für oben zulegen. Ach ja, wie viel Höhenmeter hat die Strecke? Einer hat das heute vermessen: 568 Höhenmeter plus, 649 minus und 44,45 Kilometer in der Gerade. Ich habe schon einen in Verdacht, der vor mir eingelaufen ist.

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Fazit: Wer gemütlich ohne Zeitdiktat und ohne Zeitnahme einen Landschaftslauf mit Versorgung machen will, der ist hier richtig. Und so wie meine Überschrift aussagt, der Läufer kann sich ohne Scham „durchfressen“. Wer vorher schon ausgiebig frühstückt und Verpflegung mitschleppt, dem kann man nicht helfen. Ob die Veranstaltung fortgesetzt wird, ist noch nicht ganz sicher, denn auf den kürzeren Strecken gab es deutlich schwächere Teilnehmerzahlen. Es wäre aber schade. Hoffen wir auf eine Fortsetzung.

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