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Laufberichte

Von 42 auf 226

18.07.05

Ich bin ein IRONMAN!

 

226, was ist das für eine Zahl? Welcher Ultra kann das sein? Etappenlauf oder 24h? Nein, alles falsch!!! So, wie für einen Läufer die Zahl 42,195 magisch ist, ist es für einen Triathleten die Zahl 226 bzw. das Wort IRONMAN. Das ist der Triathlon, bei dem man 3,8 km schwimmt, 180 km radelt und 42,2 km läuft.


Die deutsche Auflage des Ironman, der ein offizieller Qualifikationswettkampf für die Weltmeisterschaften in Hawaii darstellt und 120 Startplätze zu vergeben hat, fand in seiner vierten Auflage am 10. Juli 2005 in Frankfurt am Main statt. Spätestens seit dem Tag, als ich mich für den 4. Opel Ironman Germany anmeldete, habe ich diesem Datum entgegen gefiebert (vor Angst und Freude gleichermaßen). Nachdem ich die Berichte der 3. Auflage verfolgt hatte, dachte ich mir, da muss ich auch hin!!!

 

Gedacht, gesagt und angemeldet.

Das war auch der einfachste Teil der Vorbereitung. Nun musste ich mich mit den Problemen der fehlenden Schwimm- & Radkenntnisse auseinander setzen und mir das nötige Equipment besorgen. Dabei stellte ich immer wieder fest: „ Alles einfacher gesagt, als getan!“ Da ich aber nun angemeldet war und vielen Bekannten und Freunden von meinem Vorhaben erzählt hatte, gab es jetzt kein Zurück mehr. Ich begann zweimal die Woche zu schwimmen, kaufte mir ein Rennrad und einen Neoprenanzug. Aber ein Jahr kann  verdammt schnell vergehen, wenn man so ein trainingsintensives Ereignis anpeilt. Jedenfalls saß ich schneller in Richtung Frankfurt am Main im Auto, als mir lieb war.

 

Pünktlich am 8. Juli um 15.15 Uhr zur Wettkampfbesprechung im Forum der Frankfurter Festhalle angekommen, wurden wir auf alle Einzelheiten des Ironmans vorbereitet. Die Einführung war sehr gut und ausführlich gestaltet, sodass ich die Wettkampfbedingungen meines allerersten Triathlons sofort verstand. Andererseits wurde mir aber auch klar, auf was ich mich hier eingelassen hatte. Shit Happens!

 

Bei der anschließenden Pastaparty, die in ihrer Quantität und Qualität alles überbot, was ich bisher gesehen hatte, bedienten wir uns reichlich an der Pastameile, am Kuchenbasar, an der Salattheke und an den zahlreichen Getränkeständen. Es war gut, dass diese Pastaparty zwei Tage vor dem Wettkampf stattfand, denn sonst wäre ich im Langener Waldsee untergegangen. Nachdem ich am Folgetag mein Rad in der ersten Wechselzone am Langener Waldsee abgegeben hatte, begutachtete ich die Schwimmstrecke des Sees und mir wurde visuell klar, wie lang 3.800 m am Stück sein können. Nur schnell fort vom See und vergessen,  was ich hier gesehen hatte, dachte ich mir und  verbummelte den Tag mit ansteigender Nervosität in der Frankfurter City.

 

Am 10.07.2005 – 3.45 Uhr, der Wecker klingelt  - „Nein, hoffentlich nur ein Traum“ - aber keine Chance DER LÄNGSTE TAG DES JAHRES hatte begonnen!!! Ich packte mein Schwimmequipment und begab mich zum Bus-Shuttle. Als wir um 5.00 Uhr am Langener Waldsee ankamen, herrschte dort bereits reges Treiben von Seiten der Offiziellen und der Athleten. Nach dem Rad-Check und dem Hineinquetschen in den Neoprenanzug ging es Richtung See. Dort tummelten sich zwar schon einige Athleten im Wasser, aber die meisten scheuten noch das pudelwarme Wasser und warteten auf der Rampe.

 

Nachdem alle hektisch in den See eilten und die deutsche Nationalhymne erklang, gab der Hessische Ministerpräsident, Roland Koch, den Startschuss für den 4. Opel Ironman Germany. Es war gut, dass ich hinten startete, denn die meisten schlugen wie wild um sich, als wäre ihnen ein Hai auf den Fersen.  Nachdem ich mein Tempo gefunden hatte, wurde mir klar, was die eigentliche Herausforderung des Schwimmens ist – nicht Kondition oder Technik waren gefragt, sondern Orientierung! Da ich mit meinen -4 Dioptrien fast blind bin und durch die beschlagene Schwimmerbrille zusätzlich gehandikapt war, schwamm ich ständig gegen die Bojen, die Trennleinen oder die Paddelboote. Zum Glück war für mich diese Tortur nach 1:24 h beendet und ich durfte mich aus dem Neo zwängen, mir die Radklamotten überstreifen und losradeln.

 

Der 180 km umfassende Radkurs gliederte sich in ein 12 km Auftaktstück von Langen nach Frankfurt und eine 84 km – Runde, die es zweimal zu fahren galt. Schon bald stellte ich fest, dass ich bis zur ersten Radverpflegung ohne Proviant unterwegs war. Diese kam aber nach 25 Kilometern und ich konnte mich mit Gels, HydroEnergy-Drinks und Riegeln der Firma PowerBar, Coca Cola, Vittel und Red Bull eindecken. Die Verpflegung war einfach perfekt – auf der Radstrecke passierte man acht Verpflegungsposten an denen je 40 bis 50 Helfer stehen und den Athleten mit über 22.000 Getränkeflaschen versorgten. Nach und nach passierte ich die Stimmungshochburgen der Radstrecke. Die erste war „THE HELL“, in Maintal-Hochstadt, man erreicht diese nach ca. 40 km und mein Sitzfleisch erleidet Höllenqualen. Denn dies ist die Passage, wo wir auf 500 m auf dem derbsten Kopfsteinpflaster fuhren, das  ich je gesehen habe.

 

Die Weiterfahrt erfolgt erschöpft, aber mit einem betäubten, schmerzfreien Gesäß und führt uns nach Friedberg zur Burgmeile, wo wieder tausende Zuschauer die Strassen säumten und uns anfeuern. Keine 15 km vor dem Beginn der zweiten Runde durchfuhr ich den  Heartbreak-Hill in Bad Vilbel, wo Tausende Zuschauer beidseitig die Straße sehr eng säumten und an der Steigung einen 1.000m langen Menschentunnel bildeten. Die Steigung ist gerade in der zweiten Runde so bitter, dass es für die Zuschauer kein Problem ist, neben uns her zu laufen. Daher ist es gut, dass gerade hier auf dem letzten Meter zum Radfinish (in der zweiten Runde) die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte. Nach 5:58 Fahrzeit, 180 km und 1.000 Höhenmetern, war die zweite Wechselzone erreicht.

 

Es ist zwar ein schönes Gefühl nach 6 Stunden wieder auf festen Boden stehen zu können, jedoch läuft man wie auf rohen Eiern und ist kaum in der Lage, einen 3m breiten Weg einzuhalten. Die Helfer scheinen die Probleme ihrer Pappenheimer zu kennen. Jedenfalls organisierten sie mir gleich meinen Beutel mit den Laufklamotten - ein Service der Maßstäbe setzt. Ich brauche mich nur noch selber anziehen, denn auch das Aus- und Einpacken der Rad- und Laufkleidung, sowie die Abgabe des Kleiderbeutels wird von Helfern durchgeführt.

 

Nach den ersten gelaufenen Kilometern merkte ich, wo bei einem IRONMAN der Hammer hängt und was ich in den Stunden davor auf der Radstrecke so getrieben hatte. Der Veranstalter jedenfalls versucht uns den Marathon so erträglich wie möglich zu gestalten. Zwar ist der Dreirunden-Kurs mit Gegengeraden am Main nicht jedermanns Sache, dennoch passierte man alle 1.500 m Verpflegungspunkte, an denen Gels, HydroEnergy-Drinks und Riegel der Firma PowerBar, Coca Cola, Vittel und Red Bull, sowie Eis, Kuchen, getrocknete Früchte, Obst und Brot gereicht wurden.

 

Nach der ersten Runde, die ich in 1:24 lief, wollte ich ein wenig aufdrehen um die 4-Stunden-Marke zu knacken. Aber das zehnte, elfte oder zwölfte PowerBar Gel muss wohl schlecht gewesen sein. Hinzu kam die mörderische Hitze, die über 30° im Schatten ereichte und mir den Pelz versengte. Eigentlich dachte ich, dass meine diesjährige Trainingserfahrungen ausreichen würden, um diesen Bedingungen zu trotzen. Keine Chance,  ein Ironman- Marathon ist nun mal ein Marathon, nachdem man 3,8 km geschwommen und 180 km geradelt ist. Ich denke aber, dass bei mehr Erfahrung, mehr Triathlontraining bzw. weniger Gels & Sonne auch eine sub4 bei einem Ironman für mich zu schaffen ist.

 

Im Fazit läuft man wohl den Ironman-Marathon entspannter, als die letzten 42 km in Biel. Für jede absolvierte Runde erhielt man ein Armband. Ein schwarzes für die erste Runde, ein rotes für die zweite, sowie ein gelbes für die dritte Runde. Wenn man sich alle drei Armbänder erarbeitete hatte, durfte man den Kurs verlassen und in die Zielgerade einbiegen, von der es noch 200m bis zum ZIEL waren. Nach diesem Gefühl, die Laufstrecke verlassen zu dürfen, habe ich mich 4 Stunden und 53 Minuten gesehnt und dann war es soweit….

 

Ein Jahr Vorbereitung, tausende Euro Investitionskosten, 12 1/2 Stunden harte Arbeit - für einen Augenblick, der nur Sekunden dauert, aber so ultrageil ist, dass ich ihn mein Leben lang nicht vergessen werde!

 

Es ist vollbracht - ich habe gefinisht – ich bin ein IRONMAN!

 

12:33:50,4 h hat es gedauert und mir den 1157. Startplatz, von 1841 Finishern eingebracht. Über 20.000 Zuschauer bejubelten uns auf den mobilen Tribünen und gerieten bei jedem Zielfinish in Extase. Im Ziel bekamen wir die Medaille umgehängt und erhielten eine Begleitung, die uns in den Athletics Garden brachte. Dort gab es alles, was ein Läuferherz…äh…pardon, ein Triathletenherz begehrt. Megabüffet, Freibier, Whirlpools(!), Massagen, warme Duschen und die Heißbegehrten  Finisher Shirts & Urkunden.

 

Nach diesem Zieleinlauf und den gesammelten Eindrücken war ich so mit Adrenalin gedopt, dass ich gleich einen zweiten Triathlon dranhängen wollte.

 

Die Sieger:

1. Normann Stadler  8:20:50
2. Cameron Brown  8:28:39
3. Markus Forster 8:33:22

 

1. Lisa Bentley  9:15:31
2. Nina Eggert  9:26:22
3. Imke Schiersch  9:36:03

 

Organisatorisches:

Offizielle Seite:    www.ironman.de
Startgeld:    300 €
Meldeschluss:  Oktober 2004, wenn Teilnehmerfeld voll!
Teilnehmer:   2.000 Startplätze
Qualifikation:    keine
Zeitmessung:  Chip, der vom Veranstalter gestellt wird.

 

Zeitlimits:

3,8 km swim:    2:20 h
3,8 km swim + 96 km bike:  5:45 h
3,8 km swim + 180 km bike:  10:00 h
3,8 km swim + 180 km bike + 42,2 km run: 16:00 h

 

Leistungen:

- gratis Pastaparty, Zielverpflegung und Awardsparty
- 4 Tage freie Verkehrsnutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel
- kostenloser Busshutle zum See am kompletten Wochenende
- hochwertiger Rucksack des Opel Ironman Germany 2005
- ärmelloses Funktionsshirt des Sponsors „Wetten de“
- Badekappe des Sponsors „Wetten de“
- Handtuch der Sponsoren mini mal und Füllhorn
- Finishermedaille
- Finisherpoloshirt

 

Fazit:

Das Team des Opel Ironman Germany setzt hier Maßstäbe. Es ist zwar eine Ironman Veranstaltung, die sicherlich nach dem Franchise-System o. ä. funktioniert und Standards aufgedrückt bekommt. Aber diese perfekte, bis ins Detail ausgeklügelte Organisation hat mir das ganze Wochenende über die Sprache verschlagen.  Keine Fehler - absolut keine, alles perfekt. Über 4.000 Helfer(!!!). Es wird eine bombastische Betreuung der Athleten gewähleistet – einfach genial!

Vielen Dank an alle Helfer und Organisatoren.

 


 
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