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Laufberichte

Victoria Falls Marathon

19.06.17 Special Event
 

Der Victoria Falls Marathon dürfte einer der exotischsten Marathon-Läufe der Welt sein, misst man den Grad an Exklusivität anhand der deutschsprachigen Teilnehmer. Am Sonntag, den 18. Juni 2017, wurde er zum 11. Mal durchgeführt. Neben dem Marathon-Lauf finden auch ein Halbmarathon und ein sogenannter Fun-Lauf über 7,5 km statt.

Die Viktoria-Fälle im südlichen Afrika, UNESCO-Weltnaturerbe, gehören politisch zu Zimbabwe, dem ehemals nach Cecil John Rhodes genannten (Süd-)Rhodesien. Hier treffen vier Ländergrenzen zusammen: Zambia, das ehemalige Nord-Rhodesien, Namibia, das ehemalige (Deutsch-)Südwestafrika, Botswana und eben Zimbabwe. Die Viktoria-Fälle sind eine der spektakulärsten Wasserfälle der Welt und touristische Hauptattraktion dieser Vier-Länder-Region. Das Motto für die Viktoriafälle ist: The smoke that thunders!

Ich bin durch einen Prospekt des Laufveranstalters Werner Otto Sportreisen aus Brühl bei Köln  auf diesen Lauf aufmerksam geworden. Da ich wohl schon in Südafrika, z. B. beim Two-Oceans-Halbmarathon 2016, noch nie aber an den äußerst attraktiven Viktoria-Fällen war, entschloss ich mich, die angebotene Lauf- und Urlaubsreise zu buchen. Die Laufgruppe bestand aus zehn Personen (vier Frauen und sechs Männer), von denen drei Personen zum Marathon und sieben zum Halbmarathon angemeldet waren.

 

 

Start für alle Marathon- und Halbmarathonläufer ist vor dem offiziellen Marathon-Hotel „The Kingdom at Victoria Falls“, auf dessen Gelände sich auch die Startnummern-Ausgabe befindet. Die Marathon-Läufer starteten bereits um 06.45 Uhr, die Halbmarathon-Läufer um 07.15 Uhr, um höhere Temperaturen im Verlauf des Laufes zu vermeiden. Von den Läufern internationaler Herkunft wird von den Marathon-Läufern 50,- US-Dollar, von den Halbmarathon-Läufern 40,- US-Dollar Startgebühr erhoben. Der US-Dollar ist nach der Hyperinflation und der Einführung des international nicht anerkannten „Bond“ die inoffizielle Hauptwährung in Zimbabwe.

Die Laufstrecke führt anfangs kontinuierlich abwärts auf die sehr beeindruckende Livingstone-Brücke zu, die Zimbabwe mit Zambia verbindet. Diese Stahlbrücke wurde in England gefertigt, an die Viktoria-Fälle transportiert, aus den Einzelteilen zusammen geführt, 1905 eingeweiht und ist seitdem mit einer einspurigen Straßenführung in Betrieb. Die Herstellungskosten betrugen damals 72.000 Pfund. Die Strecke ist auf die Halbmarathon-Distanz ausgelegt, so dass die Marathon-Läufer in den Genuss kommen, bei diesem Zwei-Runden-Lauf diese wunderschöne Brücke zweimal zu überqueren. Sie wird an diesem Marathon-Tag extra für den Straßenverkehr gesperrt. Am Wendepunkt hinter der Brücke, die spektakuläre Ausblicke auf die Wasserfälle bietet, ist bereits der zweite Kilometer absolviert und die Läufer befinden sich kurzzeitig auf dem Staatsgebiet von Zambia.

Nach der Rückkehr über die Livingstone-Brücke, benannt nach dem berühmten schottischen Missionar und Afrikaforscher Dr. David Livingstone, der als erster Europäer die Wasserfälle am 16.11.1855 gesehen haben soll und diese nach der damaligen englischen Königin Victoria benannte, führt die Laufstrecke auf dem Zambezi-Drive entlang dem Zambezi-Ufer zu einem weiteren touristischen Höhepunkt, „The Big Tree.“ Dieser gigantische Baobab (Affenbrotbaum) misst in seinem Stamm fast 18 m bei einer Höhe von 23 m und soll annähernd 1.500 Jahre alt sein.

 

 

Weiter geht es auf der Straße „Mosi Oa Tunya“ zu einem kleinen Nationalpark im Norden von Victoria Falls. Ein sehr informativer Plan der Laufstrecke (leider ohne Höhenprofil) lässt sich aus dem Internet herunterladen. Auf diesem Streckenabschnitt ist auch der erste bemerkenswerte Hügel zu bewerkstelligen. Die Strecke ist ab Streckenabschnitt 5 jeden km getrennt für Marathon- und Halbmarathon-Läufer, wobei Erstere eine größere Schleife durch den National-Park zu laufen haben, gekennzeichnet. Alle zwei km werden durch sehr nette Helferinnen und Helfer Wasser in praktischen Aufreißbeuteln gereicht. Ab km 5 wird das Wasser auch um Coca-Cola in Bechern und Bananenstücke ergänzt.

Bei km 16 beginnt die erste größere Herausforderung, als es gilt den recht steilen Anstieg auf der durchwegs asphaltierten Laufstrecke (bis auf den Streckenabschnitt im Nationalpark) zur Victoria Falls Safari Lodge zu meistern. Die ersten Läufer legen eine Gehpause ein. Dies soll sich bei km 18 wiederholen, wo ein steiler, sich lang ziehender Anstieg folgt. Auch kurz vor dem Ziel geht es wieder bergan. Hier stoßen auch die zahlreichen Fun-Läufer auf die Marathon- und Halbmarathon-Läufer. Anhand der Startnummernfarben lässt sich die Zugehörigkeit zu den Laufstrecken gut unterscheiden.

 

 

Habe ich erwähnt, dass die Zeitnahme brutto erfolgt, also für alle Läufer die Startzeit identisch ist? Die Zieleinlaufzeit wird aber individuell mittels eines in der Startnummer integrierten Chips gemessen. Der Zieleinlauf ist sehr schön gelegen: Ziel ist die Victoria Falls Primary School, die über eine Rasenfläche um einen Sportplatz herum erreicht wird. Überaus freundlich, wie überhaupt entlang der Strecke alle Helferinnen und Helfer sind, ist der Empfang unter einem großen Tor für die Finisher. Als „Belohnung“ für den Lauf gibt es eine Flasche Wasser, eine sehr attraktive, individuell für die Marathon- und Halbmarathon-Läufer gestaltete Medaille und ein laufstreckenbezogenes Finisher-Shirt. Jeder Einzelne unserer Laufgruppe, die alle das Ziel erreichten, wurde von unseren Reisebegleitern vom Reiseveranstalter herzlich in Empfang genommen und zum Lauferfolg beglückwünscht. Eine attraktive Urkunde lässt sich aus dem Internet herunterladen und ausdrucken.

Für die Halbmarathonläufer ist nach einer Runde Schluss, die Marathon-Läufer dürfen sich noch eine Runde gönnen, und bekommen auf der Livingstone-Brücke nochmals den leichten, sehr erfrischenden Nieselregen und eben den atemraubenden Blick auf die Wasserfälle. Morgens beim Start und gerade aufgehender Sonne war die Temperatur knapp 10 Grad Celsius, gegen 11.00 Uhr betrug sie knapp 20 Grad Celsius – also durchaus annehmbare Lauftemperaturen kurz vor dem südafrikanischen Winterbeginn. Naturgemäß ist die zweite Laufrunde weniger „bevölkert“ (siehe die Finisher-Zahlen), aber die freundlichen Helferinnen und Helfer harren bis zum Schluss aus. Im Zielbereich fand ein durchaus größeres Lauf-Volksfest in einer fröhlichen Atmosphäre bei schönstem Sonnenschein statt. Gerne blieben wir dort längere Zeit, um auch dem letzten erfolgreichen Läufern zu applaudieren. Der Chronist hat übrigens nur den Halbmarathon absolviert.

 

 

Die sehr informative Internetseite www.vicfallsmarathon.com des Veranstalters weist in der Ergebnisliste 324 erfolgreiche Marathonläufer (davon 89 Frauen = 27%) und 1.291 erfolgreiche Halbmarathonläufer (davon 494 Frauen = 38%) aus. Wer sich für diesen Lauf interessiert, dem seien auch die zahlreichen, sehr authentischen Filme auf youtube empfohlen, die einen anschaulichen Eindruck über die Strecke und Atmosphäre beim Lauf vermitteln.


Fazit:


Der Lauf ist nicht nur wegen der spektakulären Strecke über die Livingstone-Brücke und den fantastischen Blick auf die Wasserfälle höchst attraktiv. Auch die Streckenführung durch Buschgelände und den Schwenker in den Nationalpark sind so bei anderen Läufen nicht zu finden. Aber die fast 800 Höhenmeter beim Marathonlauf haben es in sich. Insgesamt verdient dieser Lauf einen höheren Zuspruch von deutschsprachigen Teilnehmern, die leider nur spärlich vertreten sind.     

 


 
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