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Laufberichte

Utrecht Marathon: An Nederrijn, Lek, Waal und Merwede

05.04.10

Utrecht kenne ich bisher nur von der Autobahn her auf dem Weg nach Noordwijk aan Zee. In Erinnerung sind mir dabei geblieben die gigantischen Autobahnkreuzungen auf mehreren Ebenen von A2 und A12. Heute jedoch fahre ich von der A12 – E35 ab, direkt in die Stadt Utrecht.

Utrecht eine Stadt mit ca. 306.000 Einwohnern , liegt zentral in den Niederlanden am Autobahnkreuz A2 und A12. Durch die günstige Lage der Flusslandschaften aus Nederrijn, Lek, Waal und Merwede gab es hier schon im Jahre 48 n. Chr. eine römische Siedlung. 1636 wurde die Utrechter Universität gegründet. Heute ist Utrecht die viertgrößte Stadt der Niederlande.

Sehenswert sind in der Stadt der Turm des Doms St. Martinus von 1321. Der heute noch höchste Kirchturm der Niederlande (112,5m) war seinerzeit einer der größten der Welt und ist heute eines der besten Beispiele der Baukunst des Mittelalters. Durch einen schweren Sturm im Jahre 1674 wurde das Langhaus zerstört, so stehen heute nur noch Chor und Turm. Im ehemaligen Katharinenkloster gibt es ein bedeutendes Museum für Religionsgeschichte. Das Rietveld-Schröder-Haus im Stil der Moderne von 1923 ist Weltkulturerbe. Es gibt viele interessante Kirchen zu besichtigen sowie das Nederlands Spoorwegmuseum, das Niederländische Eisenbahnmuseum, sowie viele alte Häuser und Stadtschlösser.

Bekannte Personen aus Utrecht sind die niederländischen Fußballspieler Marco van Basten und Wesley Sneijder, sowie der Sänger, Schriftsteller, Liedertexter und Liederkomponist Hermann van Veen.

Der Marathon findet seit 2000 statt mit einer Ausnahme: 2001 musste er ausfallen wegen der Maul- und Klauenseuche. Die Erstaustragung fand als Leidsche Rijn Marathon im Jahr 2000 zwischen den Utrechter Vororten Vleuten und De Meern auf einem Punkt-zu-Punkt-Kurs statt. Der größte Teil der heutigen Strecke führt immer noch durch diese Stadtteile. Die Streckenrekorde sind aus dem letzten Jahr: Männer: William Kwambai Kipchumba in 2:09:41 h; Frauen: Lydia Kurgat 2:34:28 h, beide kommen aus Kenia. Neben dem Marathon gibt es auch noch einen Halbmarathon, einen 5 + 10 Km Lauf, sowie verschiedenen Kinderläufe.

Es ist Ostermontag und ich mache mich mit Dieter Reich auf die Reise ins 360 km entfernte Utrecht. Gegen 9 Uhr erreichen wir dank meines Navis die Messehallen „Jaarbeurs“, direkt im Zentrum von Utrecht bei trockenem aber kühlem Wetter. Hier sind auch Start und Ziel. Jaarbeurs, das Messecentrum ist auch seit 2008 der Hauptsponsor und bietet für den Veranstalter damit eine gute Logistik für das Veranstaltungszentrum mit den Messehallen.

Für die Marathonteilnehmer ist das Parken im großen Parkhaus kostenlos. Wir folgen den anderen Läufern über das Gelände und über eine Kanalbrücke durch eine lange Halle. Dann haben wir auch schon den Start- und Zielbereich erreicht der neben einer anderen ca. 100x100m großen Messehalle liegt.

In der ganzen Halle gibt es nur 3 Stände mit Laufbekleidung und zwei mit Schuhen. Für eine so große Veranstaltung sehr wenig Auswahl. Gegen Vorlage der Meldebestätigung bekomme ich meine Startnummer ausgehändigt an der ein Bon für das schöne Funktions-Shirt ist.

Während wir so durch die Halle schlendern, treffen wir Horst Preisler, der heute am Ostermontag auch in Utrecht läuft. Wir unterhalten uns ein wenig und die Zeit verfliegt, so dass ich mich sputen muss, um meine Laufsachen aus dem Auto zu holen. Jetzt heißt es schnell umziehen und ab zum Start. Horst Preisler hat heute Bedenken, ob er unter 5 Stunden das Ziel erreicht, denn er konnte wenig trainieren, aber wir können ihn beruhigen, denn das Zeitlimit sind für den Marathon heute 6:00 Stunden.

Pünktlich um 10:30 wird das Feld bei ca. 10 Grad aber Sonnenschein auf die Reise geschickt. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl gibt es kein Gedränge beim Start und ich bin nach 37 Sekunden auf der Startmatte. Alles verläuft reibungslos und diszipliniert.

Nach dem Start an den Messehallen geht es nach wenigen Metern links um das Messegelände und über die Croeselaan und den Graadt van Roggenweg. Das Feld ist noch eng zusammen und ich kann die BUZ von 4:15 kurz vor mit und die BUZ von 4:30 kurz hinter mir sehen. Bei  Km 1 überqueren wir den Vaartsche Rijn und biegen danach ab auf den Kanaalweg. Wir laufen ein Stück am Kanal entlang und kommen hinter Km 2 wieder ans Messegelände. Wir biegen jedoch nicht in die Start/Zielstraße ab sondern es geht über die Croeselaan in die andere Richtung. Wir laufen jetzt in eine 6 Kilometerschleife, die uns fast U-förmig bis zur Museumlaan bringt. Bei Km4 spricht mich ein Läufer an und wir unterhalten uns nett in deutsch. Er ist aus Belgien und mit seinen Kameraden in ca. 1 ½ Busstunden hierher gekommen. Im Gespräch stellen wir fest, das wir uns beim Jungfrau Marathon  wieder sehen werden..

Bei ca. km 6 umlaufen wir einen Kreisel und es geht ein Stück parallel zurück. Auf dieser Begegnungsschleife sehen wir die Spitze, die hier nur aus Kenianern besteht. Sie fliegen nur so über den Asphalt. Interessant ist auch zu sehen, wie viele Marathonis sind heute unterwegs, wie viel sind vor mir und wie viel sind hinter mir. Das Feld hat sich schon weit auseinander gezogen. Man hat so gut wie keine Möglichkeit, sich jemandem anzuschließen, denn bei nur 500 Teilnehmern läuft jeder sein eigenes Rennen.

Es geht entlang an Kanälen zum Start/Ziel, wo wir auf dem Messegelände die 10 Km Marke erreichen. Ab der Wende an der Messehalle sind es nur noch 32 km. Die nächsten knapp 1 ½ Kilometer geht es jetzt entgegen der Startschleife am Nieder-Rhein entlang. Hier bläst uns heftiger Wind entgegen. Wir verlassen für 500 Meter die Wasserstraße überqueren einen anderen Kanal und laufen weiter bis km 13 am Wasser entlang. Es geht weiter über den Vleutenseweg wo wir bei Km 14 einen Nebenkanal vom Nieder-Rhein überqueren.

Die nächsten 25 km bleiben wir linksseitig vom Rhein. Wir überqueren die Autobahn A2 nach ca. 500 Metern und befinden uns in De Meern. Die Strecke verläuft jetzt entlang von Grachten und wunderschönen Häusern. Wir kommen in eine Wohnsiedlung, wo uns ein Riesenhase begrüßt. Hier am Versorgungsstand bei Km 15 hat sich eine Menge Menschen eingefunden, die die Läufer anfeuern.

Bewohner winken uns freundlich von ihren Terrassen herüber und fordern jeden Läufer auf zum Durchhalten. Bei Km 15 biegen wir südlich ab. Der nächste Kilometer ist ausnahmsweise mal ohne Wasserstraßenbegleitung. Ab Km 16 sind wir wieder an einem Kanal der uns ein Stück begleitet. Zwischendurch geht es durch Wohngegenden und bei ca. Km 18,5 kommen wir an einen größeren Kanal den wir rechtsseitig ca. 2km entlang laufen. Auf der anderen Seite kommt schon die Marathonspitze in entgegengesetzte Richtung. Die sind schon kurz vor Km 36. Auch hier gibt es wieder reichlich Gegenwind.

Kurz hinter Km 20 ist wieder ein Begegnungsstück bis ca. Halbmarathon. Auf diesem geraden langen Stück bringt uns der Wind fast zum Stillstand, so heftig kommt er uns entgegen. Dann biegen wir noch mal ab in eine große 7km Schleife durch Neubau-Wohngebiete. Wir sind in Vleuten, westlich von Utrecht. Hier entsteht auf einer Fläche von rund 20 Quadratkilometern das größte Stadtbauprojekt der Niederlande, die Planstadt Leidsche Rijn. Der bis 2015 fertiggestellte Musterstadtteil soll für 100.000 Menschen Wohnraum und Arbeitsstätten bieten. Bei der Planung wurde Wert darauf gelegt, dass die vielen Eigenheime in möglichst kleinteiliger Siedlungsweise an den Ufern vieler kleiner Kanäle liegen. Über ein Radwegenetz sollen die Bewohner möglichst schnell Kindergärten, Schulen, Einkaufszentren, Freizeit- und Sporteinrichtungen erreichen.

Km 28 bis 29 immer geradeaus. Hinter mir höre ich eine Gruppe Läufer und ruck zuck sind die BUZ 4:40er an mir vorbei. Der alleinige Kampf gegen den Wind hat mich schon ein wenig zermürbt. Ich versuche den Läufern nur kurz zu folgen und lasse bei km 29 abreisen. Wir verlassen Vleuten in südliche Richtung. Die Uhr bei Km 30 zeigt 3:12:33. Meine Füße brennen, die Luft und Muskeln sind noch ok. nur den verdammte Wind zermürbt einen.

Km 31 bis 32 fast geradeaus. Wir sind auf der anderen Seite von der Halbmarathonmarke. Jetzt geht noch einmal durch ein Wohngebiet und bei km 34 sind wir wieder am Kanal. Auf einem Boot werden wir mit lauter Musik beschallt. Auf der anderen Seite sehe ich gerade die Führungsgruppe der Halbmarathonis die um 14 Uhr gestartet sind.

Km 35 bis 39 laufen wir rechtsseitig am Kanal entlang. Noch 3 Kilometer. Wir haben mittlerweile wieder Utrecht erreicht und die A2 unterquert. Es geht ein kurzes Stück am Kanal entlang und dann aufwärts über den Niederrhein. Hier auf der Brücke überholt mich der führende Halbmarathonläufer. Jetzt geht es weiter über breite Straßen bis zum Km 40,2 dann wird auf den letzten 2km die Strecke noch mal richtig voll. Von links kommen die 5 km Läufer die um 14:45 gestartet sind. Um mich rum sind Läufer die so 6 ½ Minuten pro Kilometer laufen. Ich reihe mich ein und laufe die letzten 2 Kilometer in deren Tempo mit.

Die letzten 1,2 Km geht es noch mal am Messegelände entlang über den Graadt van Roggenweg. Wir biegen durch eine scharfe Rechtskurve in die Croeselaan Straat ein. Endlich, tosender Applaus der vielen hundert Zuschauer am Rande der Strecke. Kurz vor dem Messegelände werden die 5km Läufer nach rechts in einen eigenen Zielkanal geführt so das ich freien Lauf zur Zielmatte habe. Hinter dem Ziel gleich ein Beweisfoto und erst mal was trinken. Dann hole ich mir die Medaille und begebe mich in die Messehalle.

Fazit: Eine schöne und gut organisierte Laufveranstaltung. Viele Menschen an der Strecke klatschen den Läufern zu. Das Streckenprofil ist relativ flach und der Untergrund besteht fast komplett aus Asphalt. Der größte Teil der Laufstrecke führte uns an Wasserstraßen entlang man könnte glauben Utrecht ist ins Wasser gebaut. Als Marathonläufer erhalte ich für 29€ ein Funktionshirt und Medaille, die Halben gehen leer aus.

Lt. Zieluhr bin ich noch unter 4:45:00 im Ziel. In der Ergebnisliste stehe ich als 514. nach netto 04:44:48. So nach dem Lauf hätte man auch die Überschrift „Vom Winde verweht“ nehmen können, was auch an den Siegerzeiten von heute ersichtlich ist.

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Marathon:
Sieger:
1.  William Kipchumba Kenia  2:11:59
2.  Mariko Kiplagat  Kenia  2:12:09
3.  Andrea Sambu Sipe Tanzania 2:12:23

Frauen:
1.  Olena Biloshchuk Ukraine  2:39:41
2.  Zeddy Chepkoech Rere  Kenia  2:41:04
3.  Jirina Kocianova Tschechien 2:57:33

Teilnehmer:
  551   Marathon (523 in 2009),
2008   Halbmarathon (2.333 in 2009),
2866   10km (3.274 in 2009),
  820   5km (893 in 2009),
  713   Kids 1 und 2km (650 in 2009),

 

 


 
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