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Laufberichte

Singapore Marathon: Tropischer Nikolauslauf

06.12.15 Special Event
 

Jedes Jahr findet am ersten Dezember-Wochenende der Singapore Marathon statt, der mit dem IAAF Gold Label ausgezeichnet ist. 2015 entscheide ich mich für diese tropische Variante als „Nikolaus-Lauf“. Von den insgesamt 50.000 Läufern nehmen ungefähr 10.000 am Marathon teil, die restlichen verteilen sich auf Staffel- und Halbmarathon bzw. einen 10-km-Lauf.

Den Stadtstaat Singapur kann man innerhalb von zwölf Stunden per Direktflug von Frankfurt aus erreichen. Vom Flughafen fahre ich per U-Bahn innerhalb von fünf Minuten zur bestens organisierten Marathonmesse. Dank der vielen Helfer gibt es bei der Startunterlagenausgabe praktisch keine Warteschlangen. Für das Startgeld von umgerechnet 80 EUR erhält man neben ein paar Sponsorengeschenken auch ein Funktionsshirt, das die meisten Teilnehmer beim Marathon tragen. Anschließend kann man die Messe besuchen, um sich über weitere asiatische und australische Marathons zu informieren oder günstig seine Laufausrüstung zu erweitern. Eine Pasta-Party findet zwar nicht statt, der Kohlenhydratspeicher lässt sich aber problemlos in einem der zahlreichen chinesischen oder indischen Restaurants in der Innenstadt auffüllen. Dorthin gelangt man nach weiteren 20 Minuten Fahrt mit der U-Bahn.

Singapur befindet sich nur knapp 200 km nördlich des Äquators, so dass das ganze Jahr über tropisches Klima mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 30 °C herrschen; nachts ist es nur wenige Grad kühler. Die ehemalige britische Kronkolonie feiert 2015 mit vielen Veranstaltungen ihre 50jährige Unabhängigkeit, was ebenfalls ein Grund – neben dem Marathon – ist, dieses Finanzzentrum zu besuchen. Sehenswert sind außer dem Kolonialviertel im Stadtzentrum auch Little India, Arab Street und Chinatown. Die einzelnen Stadtteile sind ebenso wie Museen und andere Sehenswürdigkeiten schnell und bequem mit der Metro zu erreichen. Wer im Dezember die Löwenstadt besucht, sollte aber auf jeden Fall einen Regenschirm mitnehmen, weil während der Hauptregenzeit praktisch jeden Tag am frühen Nachmittag ein kurzes Gewitter mit Starkregen zu erwarten ist.

Der Marathon beginnt am Sonntagmorgen bereits um 5.00 Uhr im Dunklen in der Orchard Road, der Haupteinkaufsstraße Singapurs, die weihnachtlich geschmückt und beleuchtet ist. Die Starts für den Halbmarathon bzw. den 10-km-Lauf befinden sich weiter im Süden bzw. Osten von Singapur, alle drei Strecken treffen sich erst auf den letzten Kilometern und haben dasselbe Ziel (City Hall).

Speziell für den Marathon nimmt die Metro ihren Betrieb bereits am (sehr) frühen Sonntagmorgen auf, die Startblöcke werden aber erst ungefähr eine halbe Stunde vor dem Start geöffnet. Während ganz vorne sich die Eliteläufer bereit machen, lassen es die meisten Hobbyläufer entspannter angehen: Die meisten reihen sich in den Startblöcken für fünf und sechs Stunden ein. Obwohl die Marathonstrecke bis auf ein paar Brücken flach ist, darf man als Europäer aufgrund des tropischen Klimas keine persönlichen Bestzeiten erwarten. Dementsprechend visiert die erste Gruppe der Pacer eine Zielzeit von 3:45 Stunden an, die weiteren folgen mit Abständen von jeweils 15 Minuten. Weil in der Innenstadt nur ein Fahrstreifen für die Marathonläufer abgesperrt ist, herrscht auf den ersten Kilometern etwas Gedränge, anschließend hat man aber ausreichend Platz.

Nach dem pünktlichen Start mit Musik und Trommeln verlassen wir die Orchard Road und laufen nach Süden Richtung Kolonialviertel. Anschließend sehen wir die Hochhäuser im Finanzzentrum und passieren die Merlion-Statue, das Wahrzeichen Singapurs. Weiter geht es an der Esplanade am Ufer der Marina Bay entlang. Im Hintergrund erkennt man das Hotel Marina Bay Sands mit seinen drei Türmen und der beeindruckenden Dachterrasse. Wir laufen vorbei am Singapore Flyer, dem größten Riesenrad der Welt, und über ein Teilstück der mit Flutlicht erhellten Formel-1-Strecke nach Nordwesten. Zu dieser frühen Uhrzeit stehen nur wenige Zuschauer an der Strecke, dafür aber regelmäßig Streckenposten und medizinische Helfer für Notfälle. Die Organisation entlang der Route ist bestens, an Getränken gibt es alle 2,5 km Wasser bzw. (kühle) Iso-Getränke, später auch Bananen und Gels - bei dem Tropenklima ist ausreichendes Trinken extrem wichtig.

Wir erreichen nach etwas mehr als 10 km den East Coast Park, der sich von der Innenstadt an der Küste entlang Richtung Flughafen erstreckt. Von der Streckenführung durch viele Parks und Gärten bin ich angenehm überrascht.

Die einzelnen Kilometerschilder sind mit den inzwischen üblichen Motivationssprüchen untertitelt, bei Kilometer 19 lese ich den netten Hinweis: „Warning: Quitters Medal not available“ und muss schmunzeln; diesen Spruch kannte ich noch nicht. Inzwischen geht die Sonne über dem Meer auf, es soll ein sonniger und heißer Tag werden. Auf der anderen Seite des Parks kommen uns jetzt die führenden Eliteläufer entgegen.

Nach der ersten Hälfte des Marathons erreichen wir den nördlichen Wendepunkt und laufen anschließend direkt an der Küste zurück in Richtung Innenstadt und Ziel. An der Strecke stehen jetzt mehr Zuschauer, die uns anfeuern. Unter ihnen befinden sich ein paar Musiker und Artisten, die für Unterhaltung sorgen, sowie eine Tai-Chi-Gruppe.

Bei Kilometer 30 verlassen wir den Park und laufen am Marina Golf Course entlang weiter über eine Brücke zu den Gardens by the Bay. Von hier aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Skyline Singapurs. Einziger Nachteil ist, dass die Strecke jetzt fast schattenlos und die Sonne deutlich zu spüren ist. Die Gardens by the Bay, die erst seit ein paar Jahren existieren, sind eine riesige künstlich angelegte Gartenanlage mit dem größten Gewächshaus der Welt. Wir laufen direkt an den Ufern durch die unterschiedlichen Gärten, seitlich daneben erhebt sich das Marina Bay Sands.

Den letzten Anstieg bildet die Brücke über die Marina Bay, die wir noch überqueren müssen. Da auf den letzten zwei Kilometern die unterschiedlichen Laufstrecken zusammengeführt werden, bekommen wir Gesellschaft von den vielen 10-km-Läufern, die aber nur gehend unterwegs sind. Platzangst muss niemand haben, die Straßen bis zum Ziel sind ausreichend breit.

Jetzt kann man bereits die Zuschauer und die Musik am Ziel (City Hall) hören. Es gibt jeweils einen Kanal für die Marathon-, Halbmarathon- und 10-km-Läufer. Direkt im Anschluss erhalten wir neben der Zielverpflegung und einem Handtuch die verdienten Medaillen sowie Finisher-Shirts. Wer mag, kann sich im Massagezelt erholen oder mit den anderen Läufern auf dem Zielgelände feiern.

Julius Kiplimo Maisei aus Kenia gewinnt nach 2:17 Stunden den Marathon, der letzte Finisher erreicht nach fast neun Stunden das Ziel. Viel Applaus erhält auch Uncle Chan, der heute mit 85 Jahren seinen 101. Marathon erfolgreich beendet hat.

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Fazit:

Der Singapore Marathon ist eine sehr gut organisierte Laufveranstaltung, deren schöne Strecke weitgehend durch Parks und Gärten führt. Trotz des tropischen Klimas lohnt es sich auf jeden Fall, Singapur zu besuchen und beim Marathon mitzulaufen.

 


 
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