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Laufberichte

Ricky Marathon in Sarntheim/I: Unter Freunden

12.09.09

Eigentlich liebe ich ja bei Marathonveranstaltungen die kurzen Anreisen. Morgens hin und am Nachmittag wieder zurück, so habe ich es am liebsten. Aber heute mache ich mal eine Ausnahme und fahre 950 KM bis in das schöne Südtirol zu meinem Lauffreund Hartmann Stampfer. Er ist ja selbst ständig laufend unterwegs und da er jeden Marathon nur einmal läuft, hat er mittlerweile bei über 130 Läufen fast ganz Europa bereist.

Ich habe ihn 2007 beim Malta Marathon kennengelernt, und bin seitdem mit ihm in Verbindung geblieben. Inzwischen haben wir auch schon sechs Marathonläufe gemeinsam bestritten.

Jetzt hat er mit einigen anderen Läufern selbst einen Marathonlauf organisiert. Als Anlass nahm man den Marathongeburtstag von Richard Gross. Marathongeburtstag? Was ist denn das, werden sich jetzt viele fragen. Nun Richard wird am 12.09.2009 42 Jahre und 195 Tage alt, und das muss ein Läufer natürlich feiern. Also wurde der „Ricky Marathon“ ausgeschrieben. Richard Gross ist selbst ein Lauf-Weltenbummler und hat mittlerweile auch bereits 99 Marathonläufe absolviert  und 6 Ultras. 75 davon konnte er unter 3 Stunden finishen. Kein Wunder also, dass er in Italien bestens bekannt ist und viele Freunde in der Laufszene hat. Sie alle folgen jetzt gerne seiner Einladung und ich bilde zusammen mit meinem Vereinsfreund Peter Heinz die deutsche Delegation.

Da der Lauf  am Samstag um 14 Uhr stattfindet, reisen wir zusammen mit unseren Frauen bereits am Freitag nach Völs am Schlern an.  So können wir noch ein wenig die schöne Südtiroler Bergwelt genießen und mit Hartmann eine Trainingsrunde um den Völser Weiher machen. Am Vorabend gab es auf ORF1 und 2 noch einen Vorbericht über den Ricky Marathon. Das Ereignis schlägt also auch überregional einige Wellen.

Am Samstag geht es dann auf den kurzen Weg nach Sarnthein, wo in der Sportzone Labnis der Start- und Zielbereich ist. Richard hat sogar noch eine kleine Pastaparty organisiert und es gibt hier für alle Spaghetti bis zum Abwinken.
Bei der Jausenstation ist die Startnummernausgabe und erfreut stellen wir fest, dass sogar unsere Namen vorne auf der Startnummer aufgedruckt sind. Die Anmeldung konnte problemlos über das Internet erfolgen. Als Startgebühr gilt eine Spende von 5 Euro zugunsten der Stiftung für rumänische Waisenkinder.

Gelaufen wird auf einer 4,22 Kilometerrunde, sodass für den Marathon 10 Runden fällig sind. Jeder Läufer kann selbst entscheiden, wie viele Runden er laufen möchte und die dann zurückgelegte Entfernung wird ihm bestätigt. Natürlich wollen fast alle die Marathondistanz schaffen. Bezüglich des Streckenprofils hatte ich als Flachländer meine Bedenken, doch die sind bei einem Höhenunterschied von 15 Meter pro Runde schnell beseitigt.

Nach und nach treffen die Teilnehmer ein und wir können unter ihnen Slivana Tosellini, Francesco Cappecci, Mario Ferri und Mario Liccardi begrüßen. Die begeisterten Sammler waren vor zwei Monaten auch in Waldniel dabei und lassen sich hier den Lauf natürlich auch nicht entgehen. Gerhard Wally aus Wien lerne ich nun auch persönlich kennen. Von ihm habe ich schon viel gehört. Er hat allein in Italien bereits 100 Marathonläufe geschafft, und in Deutschland wird er dies auch noch in diesem Jahr packen.

Mit Hermann Achmüller ist einer der erfolgreichsten Südtiroler Langstreckenläufer dabei, konnte er sich doch schon beim München- und Jungfrau-Marathon in die Siegerliste eintragen. Auch er lässt es sich nicht nehmen, seinem Freund Ricky zum „Geburtstag“ zu gratulieren.

Neben der guten Laune sollte jeder Teilnehmer noch ein Foto zum Thema Laufen mitbringen, und schon bald haben wir eine bunte Sammlung zusammen, welche unseren  Sport von allen Seiten zeigt.

In der Ausschreibung stand bereits, dass es bei diesem Lauf nicht um neue Bestzeiten geht, sondern um ein unterhaltsames Treffen von „marathonverrückten“ Freunden. Trotzdem ist die Strecke natürlich amtlich vermessen und die Veranstaltung offiziell ausgeschrieben. 

Bis 14 Uhr haben sich 61 Teilnehmer eingefunden. Zusammen mit den Angehörigen und Zuschauern bilden wir also eine beachtliche Kulisse. Wir lassen Richard zum „Geburtstag“ und zu seinem 100. Marathonlauf  hochleben und natürlich bekommt er einen Startplatz in der ersten Reihe.

Pünktlich erfolgt dann auch der Startschuss und die Läufer setzten sich mit großem Hallo in Bewegung.  Gelaufen wird auf einem öffentlichen Spazierweg welcher nicht abgesperrt ist, aber die wenigen Autofahrer wissen Bescheid und fahren ganz vorsichtig.

Die Strecke kommt mir von den Bildern  im Internet schon bekannt vor und es geht zuerst Richtung Sarnthein an Feldern und Wiesen vorbei. Kurz bevor wir Sarnthein erreichen, geht es an einem Wendepunkt wieder zurück. Ein Unwetter in der Woche zuvor hatte einen Teil der Strecke schwer ramponiert, aber man konnte die Schäden rechtzeitig wieder beheben.

Auf einem Parallelweg am Ufer der Sarn geht es jetzt wieder zurück zur Sportzone.
Hier erwarten uns nicht nur die Zuschauer mit südländischer Begeisterung, sondern auch eine Verpflegungsstation mit Wasser, Isotonischen Getränken, Cola und Bananen. Also alles, was man zur Bewältigung eines Marathons benötigt. Helfer halten dann die Rundenzahl für jeden fest.

Man merkt, dass die meisten Läufer heute den Spaß in den Vordergrund stellen und sich während des Laufes noch gerne unterhalten. Hier ist man wirklich unter Freunden, denn die Leidenschaft für den Laufsport ist allen gemeinsam.

Einen 10-Rundenkurs bin ich auch noch nicht gelaufen - aber so kann ich mich doch oft von meiner Frau und Petra anfeuern lassen. Das Wetter ist heute durchwachsen und in der dritten und vierten Runde regnet es sogar etwas, aber das beeinträchtigt die Stimmung überhaupt nicht.

Hartmanns Sohn Matthias hält die ganze Veranstaltung fotografisch fest und bemüht sich, jeden Teilnehmer mindestens einmal aufs Bild zu bekommen. Dies wird von Runde zu Runde einfacher, denn das Läuferfeld zieht sich jetzt doch auseinander und schon bald werde ich überrundet. So kann ich dann auch mal die Spitze bewundern, die Richard anführt. Auf den Pendelstücken sehe ich die direkt vor und hinter mir liegenden Läufer.

Da ich hier die Zwischenzeit für jede Runde nehme, kann ich mich bei der Rundenzahl nicht verzählen. Nachdem ich die Runde 5 beendet habe, zeigt meine Uhr 1:59. Also langsam bin ich doch nicht. Die Halbmarathonläufer haben ihr Ziel erreicht und ab und zu saust noch ein frischer Staffelläufer an mir vorbei. Immer wieder sehe ich Peters orangerotes T-Shirt auf der Gegengeraden leuchten und wir winken uns von weitem zu.

An der Jausenstation unterhält inzwischen ein „Ziehorgelspieler“ Zuschauer und Läufer. Da läuft man doch gleich beschwingt weiter und hat die Melodien noch lange im Ohr.

Inge und Petra fotografieren fleißig und vergessen auch nicht zu applaudieren. Wieder kommt die Spitzengruppe an mir vorbei, Richard liegt immer noch in Führung und keiner will ihm diese an seinem Ehrentag ernsthaft streitig machen.
Für die letzte Runde zieht er noch schnell ein neues farbenfrohes Outfit an. Das hat er bei einem Marathonausflug aus dem Senegal mitgebracht und eignet sich für den heutigen Festtag bestens. Als er dann mit seinen Freunden das Ziel erreicht, wird ausgelassen gefeiert und Richard lässt in Formel1- Manier den Sekt sprudeln. Passend dazu wölbt sich sogar gerade noch ein schöner Regenbogen über das Sarntal.

Auch für mich ist dann bald die letzte Runde geschafft und nach 4:09:15 habe ich das Ziel erreicht. Die Zeit wird handgestoppt und ich erhalte eine wirklich schöne Medaille.  Dazu gibt es noch später eine Urkunde und eine Ergebnisliste im Internet.

Eine Duschmöglichkeit  ist ebenfalls hier im Zielbereich vorhanden und das Wasser ist wunderbar warm.

Danach beginnt der gesellige Teil der Geburtstagsfeier. Wer denkt, die Läufer seien erschöpft, muss erstaunt feststellen, dass noch alle Reserven zum Feiern zurückgehalten haben. So kann die Geburtstagparty noch richtig steigen, und wir Nordländer bewundern das südländische Temperament. Mit Händen und Füßen unterhalten wir uns und wenn das nicht ausreicht, findet sich immer einen Dolmetscher. Erst spät abends kommen wir wieder nach Völs zurück.

Am nächsten Tag lädt uns Hartmann noch zu einem Ausflug auf die bekannte Seiseralm ein. Bei herrlichem Sonnenschein bekommen wir einen tollen Eindruck von der Schönheit der Alpenwelt. Wir sind uns alle einig, dass wir diesen Eindruck nochmals im nächsten Urlaub verstärken müssen.

Etwas traurig nehmen wir am nächsten Tag Abschied. Aber die Marathonwelt ist klein und irgendwo werden wir uns bei der einen oder anderen Veranstaltung wiedersehen.

Dieser Lauf wird uns aber als besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben, haben wir doch hier wieder neue Freunde gefunden und eine wunderschöne Möglichkeit, einen Marathon zu laufen.   

 


 
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