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Laufberichte

Nord Eifel Ultra: Düren musst Du spüren!

03.04.10
Autor: Joe Kelbel

Wenn sich 14 gestandene Ultras am Ostersamstag am Rande der Eifel treffen, dann gehts nicht um einen Osterspaziergang!

Stefan Vilvo veranstaltet auf seiner 56,3 km langen Hausstrecke seit einigen Jahren den „NEU“,  die niedliche Abkürzung  für den Nord Eifel Ultra, einer extrem harten Strecke hoch in die Eifel, über Stock und Stein und durch herrliche Landschaft. Der private Einladungslauf glänzte  in den letzten Jahren aufgrund extremen Schneevorkommens mit besondere Härte und sollte dieses Jahr getoppt werden: Start 21 Uhr, wir wollen Biel-Feeling!

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Die Wettervorhersage war extrem, doch ohnehin stehen alle Teilnehmer mit Mordsrespekt in Düren am Annakirmesplatz. Der Platz ist benannt nach der heiligen Anna, die laut der apokryphen Evangelien die Großmutter von Jesus war, und deren Kopfreliquie sich in Düren befinden soll. Soweit zum „Stadtrundgang“ in Düren.

Wir, die wir da jetzt stehen, haben  ganz andere Probleme: Ein Start um 21 Uhr ist verrückt, der Körper mag nicht die Nacht durchlaufen, doch es sind 9 Stunden Lauf durch schweres Gelände veranschlagt. 900 Hm klingt nicht viel, aber es gibt kaum  vernünftige Wege. Es besteht ein hohes Risiko von Verletzungen und Unterzuckerung. Glücklicherweise haben sich Peter und Konrad bereit erklärt, uns mit Autos, in denen wir zusätzlich Proviant bunkern können, auf verabredeten Treffpunkten zu treffen. Handy, Notproviant, Wechselklamotten und gute Lampen sind unentbehrlich.

Mit extrem mäßigem Tempo geht es durch die Stadt. Nur Stefan kennt die Strecke genau. Gerd und Alexander waren schon mal dabei gewesen, haben die Strecke zusätzlich auf einem GPS Gerät gespeichert, wir anderen tappen wortwörtlich um Dunkeln.

Nach 5 Kilometern sind wir in freier Wildbahn, es ist tatsächlich wie in Biel: Die Lichter der Läufer schweben ruhig, wie Irrlichter über den Feldern, bevor der Anstieg in die Eifel beginnt. Im Wald ist es stockdunkel, manch einem reisst der tiefe Schlamm den Schuh vom Fuß. Wir eiern durch die tiefen Pfützen und bekommen klatschnasse Füße. Das ist „NEU“, nicht Biel.

Über steile Trails führt uns die Strecke weiter, der Schweiß rinnt trotz frischer Kälte. Dann folgen Wege mit uralten, schmerzhaften Steinen. Imposante Mauern eines verfallenen Klosters im Dickicht: Hier soll der Apostel Matthias erschienen sein. Stefan macht sightseeingtour, doch wir sind mit uns selbst beschäftigt.

Viel Zeit verlieren wir im Durcheinander der umgestützten Bäume. Nur mit Rufen können wir uns orientieren, die Lichter der Stirnlampen sind im Gewirr der kratzenden Äste kaum auszumachen. Meine Kleidung zerreißt lautstark. Als wir uns aus dem Wald kämpfen, glitzern die Sterne über uns.

Es wird kalt, aber glücklicherweise gibt es nicht den angekündigten Regen. Wenige Ortschaften. Einmal ein großes Osterfeuer, die Leute glauben uns nicht, was wir hier machen. Unsere Gespräche  verstummen nicht, wir kämpfen und quasseln. Einige verlaufen sich, Rufe schallen durch den Wald, wir  finden wieder zusammen. Das geschieht oft, gehört dazu, wir machen Abenteuer.

Es ist kalt, keine Zeit für Pausen an den Treffpunkten, es geht weiter und weiter. Steil und schmerzhaft sind die Wege. Im Schein der Stirnlampe erscheinen die Leuchtstreifen der Vorläufer. Es ist still, der Atem geht schwer, wir müssen mehr gehen, als wir laufen können. Wurzeln, Steine und Äste, die im Schein der Stirnlampen verschwimmen, behindern unseren Lauf. Gefühle und Gedanken, Eindrücke und schnelle Kopfbilder formen einen emotionalen Lauf.

Keine Tiere, keine Menschen, kein Laut um uns rum. Nach 6:30 Std passsieren wir die Marathonmarke. Es ist 3 Uhr 30, der Mond erscheint hinter dem Waldrücken, auf der anderen Seite erscheint die von Lichtern glühende Ebene um Düren.

Als die ersten Vögel ihr Morgenlied anstimmen, erreichen wir den Fluß. Und es ist wieder wie in Biel, anstatt der Aare ist es die Rur. Mit 8:47 Stunden Laufzeit ( 8:09 netto ) erreichen wir total kaputt aber überglücklich in den Morgenstunden unseren Startort. 

Herzlichen Dank an Peter und Konrad für die zuverlässige Betreuung, und natürlich Stefan, der uns diesen bekloppten Lauf ermöglicht hat. Wir haben einen unvergesslichen, schönen  Lauf genoßen.

 

 


 
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