marathon4you.de

 

Laufberichte

Marathon in Laibach (Ljubljana)

27.10.13

Diesmal rein, nicht wieder rundum!

 

Unzählige Male bin ich um Laibach rumgefahren, immer am Weg zur oder von der Adria. Diesmal  ist es anders, mein Ziel ist die slowenische Hauptstadt. 85km südlich von Klagenfurt liegt Laibach, oder 2 Autostunden von Graz. Zur Adria wäre es auch nur mehr eine Stunde.

280.000 Einwohner, seit 1991 ist Slowenien selbstständig, zuvor war es der nördliche Teil von Süd(Jugo-)slawien. Temperaturen über 20° C laden ein zum Mittagessen im Freien. Uns sind die sommerlichen Temperaturen recht. Prachtvolle Jugendstilbauten sieht man, gut besuchte Gastgärten, schicke Läden, auf der Ljubljanica kann man mit dem Boot fahren.

12 Leute sind wir, die da aus OÖ anreisen, in ähnlicher Besetzung wie 2012 zum Mallorca-Marathon. Mit so einem Wetter haben wir Ende Oktober hier nicht gerechnet. Auf dem Video aus dem Vorjahr ist ersichtlich, dass der 17. Ljubljanski-Marathon bei Schneefall gelaufen worden ist.

Am Prešernov trg flanieren die Leute rum oder genießen sitzend das Wetter. Der Platz ist benannt nach France Prešeren (1800 – 1849), dessen Denkmal hier steht, sein Gedicht ist zum Text der slowenische Nationalhymne geworden: Zdravljica (dt.: Prost). Deswegen ist er auch auf der slowenischen 2-EURO-Münze abgebildet.  Unübersehbar die barocke Franziskaner Kirche aus dem 17. Jhdt. und das Kaufhaus Galerija Emporium, das sich an die betuchte Kundschaft richtet. Herausragend ist das Dreibrückenbauwerk Tromostovje. So viele Brücken so dicht beisammen findet man in Venedig nicht. Man fühlt sich wie auf Sommerurlaub!

Die Marathonmesse findet von Donnerstag bis Sonntag statt, viele Aussteller aus dem In- und Ausland haben den Weg hierher gefunden. Die Startnummernabholung im Kongresszentrum beginnt auch schon am Donnerstag, hier muss man sich nicht anstellen. Zum Funktions-Shirt gibt es sogar eine Sporttasche, die als Kleiderbeutel verwendet werden soll. Gut besucht ist auch die Testeninka (=Pasta Party) am Samstag, im Startgeld inklusive. Den ganzen Samstag über finden schon diverse Laufbewerbe statt, vorzugsweise für kleine Kinder und Schüler. Den Platzsprecher hört man in der ganzen Altstadt. Wir sind samstags auf der Laibacher Burg (Ljubljanski grad), von da kann man den mit blauem Teppich ausgelegten Zielbereich gut einsehen. Alles in allem sollen dieses Wochenende an die 14.000 Leute in Ljubljana laufen.

Sonntag, eine neue Zeitrechnung hat begonnen. In der Nacht haben wir die Uhr um 1 Stunde zurückgestellt. Ein längeres Wochenende also, die Normalzeit hat uns wieder. Beim Frühstück im Hotel ist schon viel los, in erster Linie natürlich LäuferInnen mit Begleitung. Von der Straße hört man den Sprecher, fast haben wir Bedenken, ob wir nicht schon den Start verpasst hätten. Es sind die 10km-Läufer, die zwei Stunden vor dem Marathonstart ihr Rennen haben. Es ist bewölkt und windig, dennoch hat es 17°C. Die Startaufstellung zieht sich über mehrere Zonen hin, 1.400 Marathonis und 4.600 StarterInnen über die halbe Distanz sind gemeldet. Um 10h20  starten die Handbiker, 10min später die Läufer. Mit dem Hotel Slon (dt.: Elefant) haben wir einen Volltreffer gelandet. Es liegt unmittelbar an der Startzone und damit auch ganz nahe am Ziel.

Ich weiß von einigen Freunden, die am Start sein werden. Gesehen habe ich noch keine(n) davon. Weit vorne sehe ich auf einer Anzeigentafel, dass der Start erfolgt ist. Es vergehen einige Minuten, bis sich meine Zone in Bewegung setzt. Erst ganz langsam, dann immer schneller. Sehr gut organisiert, so gibt es keinen Stau unmittelbar nach dem Start. Jürgen treffe ich wieder, im Gegensatz zu Bukarest diesmal bereits vor der Startlinie.

Eine Rockband sorgt für Stimmung. 9min sind seit dem Startsignal vergangen, als Jürgen und ich am Rande der Altstadt ins Rennen gehen. Rechts die Ursulinenkirche, wo gegenüber der Zielbereich ist, wenig später ein Theater. Dann hat es sich mit den städtebaulichen Besonderheiten. Die Strecke führt erst durch Wohngebiete, viele Zuseher nehmen Anteil an unserem Rennen, wir werden angefeuert. „Bravo!“

Bald nach dem Start bereits die erste Wasserstelle, die auch gut frequentiert wird. Für alle Fälle laufe ich mit einer Flasche Gatorade und aufgeklebtem MulitcarboGel-Beutel in der linken Hand, rechts die Kamera. Es ist viel los auf der Strecke, Gedränge gibt es aber keines. „Dajmo!“ ruft man uns zu. Ab und zu glaube ich ein „Superstar“ heraushören zu können. Bei km4 in ein Gewerbegebiet, dann wird es ländlich. Von der Nähe einer Hauptstadt ist hier nichts zu merken.

Bei km5 gibt es den ersten vollwertigen Versorgungsposten: H2O, Iso, Bananen, Mandarinen, Schokolade und Würfelzucker sind im Angebot. Jürgen und ich haben bis hierher fast eine halbe Stunde gebraucht. Von hinten nähern sich Handbiker, eskortiert von Polizeimotorrädern. Die Handbiker können einem leid tun. Sie müssen sich durch des dichte Läuferfeld kämpfen, das ist sicher sehr anstrengend und zeitraubend.

Nun ein kleiner Anstieg bis km6, wir laufen in einem herbstlich verfärbtem Laubwald. Schade, dass es bewölkt ist. Andrerseits, bei Sonnenschein würde es vielleicht sogar zu warm sein.

Bei km7 sind wir wieder in verbautem Gebiet, Jürgens Frau steht am Straßenrand und knipst ihren Mann. Die Blasmusik spielt auf. Bald gibt es wieder Wasser. Die Intervalle der Labestellen gefallen mir jetzt schon. Die Helfer haben viel zu tun, der Andrang ist jetzt besonders groß. Nun geht es wieder stadtauswärts, wir überqueren die Außenringautobahn und durchlaufen ein Fahnenmeer. Leicht geht es bergauf, bis bei km9 die Strecke wieder runter führt. Wieder in ein Gewerbegebiet, dann an einer Eisenbahnlinie entlang, km10. Wir haben unser Tempo gefunden. Nun schon wieder eine gut sortierte Labestelle.

Die nächsten 2km geht es geradeaus, bis wir nach einem Rechtsknick in ein Wohngebiet gelangen, hier haben wir wieder viele Zuseher. Nach km13 eine Unterführung entlang einer gesperrten Durchzugsstraße, das mit geringem Gefälle. Dann treffen wir auf Anton. Anton läuft soeben seinen 45. Marathon in diesem Jahr, fantastisch! Sein Ziel ist es, bei den „Marathon Maniacs“ das Maximum, den Titanium-Level, zu erreichen. Dazu braucht es 52 Marathons binnen 365 Tagen. Hoppauf Toni, du schaffst das! Als erster Österreicher. Mit 4 Marathons in drei Wochen wäre ich gerade einmal auf Iridium-Level.

Kurz vor km15 schließlich wieder eine vollwertige Labestelle, zusätzlich gibt es Red Bull in rauen Mengen. Ich habe schon Marathons erlebt, wo zwar viel Werbung dafür gemacht worden ist, ausgeschenkt ist aber keines geworden. Hier schon -  junge Leute sind damit beschäftigt, im Akkord die Aludosen aufzureißen. Eigentlich ist dieser Energydrink wohl in erster Linie für die Halbmarathonis gedacht, deren Rennen nun ja nicht mehr allzu lange dauern wird.

Bei km16 beginnt die 5km lange Zielgerade, hier schon werden die Spuren getrennt. Links das Läuferfeld der „Sprinter“, rechts die über die volle Distanz, da ist nun viel mehr Platz. Der Wind bläst die Plastikbecher über die Straße und sammelt sie im Rinnstein.

Wer nach 2h15min nicht die Halbmarathondistanz geschafft hat, darf nicht weiter machen, der muss nach 21,1km ins Ziel laufen. Jürgen und ich haben nach Bruttozeit 9min Verspätung. Laufen wir so wie bisher fast exakt 10 km/h, geht es sich für uns gerade noch aus. Bei Nettowertung sind die 2h15min kein Problem. Um sicher zu gehen, wollen wir es aber auch brutto schaffen. Wir laufen weiter die lange Slovenska cesta Richtung Zentrum. Vor km41 werden wir vom Führungsauto und begleitenden Radfahrern zu Seite gescheucht, die Führenden kommen daher gebraust. Eine ganze Gruppe ist es. So schnell wie die Gruppe gekommen ist, ist sie schon wieder außer Sicht.

Nun ein paar Höhenmeter unter der Eisenbahn durch, vorm Hotel Slon kann ich einige aus „meinem Fanklub“ erkennen: Monika, Ingrid, Evi. Sieglinde scheint vor lauter Enthusiamus fast über das Absperrgitter zu stürzen. Die erste Runde ist beinahe geschafft.

Ich schaue nach links, wohin jetzt die Halbmarathonis abbiegen. Auf blauem Teppich direkt auf das Gebäude der Academia Philharmonicorum aus dem Jahre 1701 zu, überragt von der Laibacher Burg am rechten Ufer der Ljubljanica, links und rechts Zusehertribünen. Eine Runde habe ich noch.

Jürgen und ich starten nach 2h06min in die zweite Runde. Jetzt weiß ich die Begleitung besonders zu schätzen, denn es ist ruhig geworden auf der Straße. Der Wind hat zugelegt, die Zuseher sind weniger geworden. Aber die, die da sind, die meinen es besonders gut mit uns. Mit aufmunternden Armbewegungen kann man den Applaus zusätzlich zum Anschwellen bringen, und Spaß scheint es ihnen auch zu machen. Zur Not feuern uns die Streckenposten und Helfer an den Labestellen an.

Bei km24 wird der Föhn kurz heftig, er kommt von vorne und bläst mir Staub in die Augen, bald aber biegt die Strecke ab. Wind von der Seite ist da schon besser.

Nach km26, da bin ich 2h38min unterwegs, kommt doch tatsächlich für ein paar Minuten die Sonne raus. Sie lässt das Laub bunt aufleuchten. An den Labestellen hat nun jeder seinen eigenen Helfer. Die haben jetzt auch Zeit und sind ganz entspannt. Ein Mädchen mit langen braunen Haaren reicht mir einen Becher Wasser, greift dann nach meiner Kamera und schießt ein Bild von mir.

Nun geht es wieder über die Autobahn, die Fahnenschwinger sind nicht weniger geworden – die haben Ausdauer! Ein Spruchband ist mir vorhin nicht aufgefallen: „DAJMO, MARATONCI“ steht in bunten Großbuchstaben drauf. Bei km30 wieder das leichte Gefälle, wenig später lässt sich die Sonne wieder für ein paar Minuten sehen. Der 4:15-Schrittmacher zieht vorbei, irgendwie bin ich nicht mehr so frisch. Jürgen macht auf mich einen viel besseren Eindruck.

Meine linke Wade hat sich aber erholt, die hat mir in den letzten Wochen Schmerzen bereitet, sogar noch am Beginn des Rennens. Das ist jetzt weg, wird mir bewusst, dem gemäßigtem Tempo sei Dank. Wir werden das jetzt in aller Ruhe zu Ende laufen, da und dort von Streckenposten beklatscht und von HelferInnen angelächelt. Und immer wieder werde ich „Superstar!“ genannt. Wo hat man das sonst? Zwei Stückchen Schokolade gibt es noch bei einer Labe, die kann sicher jemand dringender gebrauchen als ich.

Jürgens Frau hat sich bei km35 eingefunden, ein einsamer Fan, aber gut gelaunt. Ich freue mich auf die Red-Bull-Labe und trinke dort eine ganze Dose aus. Das letzte Stück will ich mit den verliehenen Flügeln fliegen. Das hat schon in Graz 2003 nicht geklappt, vielleicht ja heute?

Zum dritten und vorletzten Mal in dieser Runde überqueren wir die Außenringautobahn als mich Jürgen fragt. „Siehst du den Zopf da vorne?“ Der gehört zu Susanne, dem Geburtstagskind. Sie wehrt sich etwas dagegen eingeholt werden, schließlich sind wir dran.

Sie freut sich richtig, uns zu sehen, denn sie ist gerade im Formtief. Jürgen und ich hingegen sind immer besser in Fahrt gekommen. Wir nehmen sie mit auf die 5km-lange Zielgerade und tun uns gegenseitig gut, wie wir an den LäuferInnen erkennen, die wir nun stetig überholen. So laufen wir in Formation die Straße runter.

Meine Muskelprobleme sind wie weggeblasen: Ich werde immer schneller, lasse mich auch vom Anstieg nach der Eisenbahnunterführung nicht bremsen. Da ist auch schon unser Hotel, noch ein Foto bei km42. Die Zusehertribünen beiderseits des blauen Teppichs sind schon etwas verwaist. Ich laufe durchs Ziel, drehe mich um und knipse Jürgen und Susanne. Geschafft!

Ja, das ist ein guter Schlussabschnitt und mein 4. Marathon im Oktober 2013.

Mehr als 1.100 Marathonis kommen beim 18. Laibach-Marathon ins Ziel.

Ich bekomme eine Finisher-Medaille, und noch eine von Evi, als sie mir gratuliert. Außerdem  ein weiteres Funktions-Shirt.

Dem Vernehmen nach gibt es eine großzügige Ziellabe mit allerlei Stärkungen und Massagen im Angebot. Das Hotelzimmer bei Start und Ziel bekommt aber den Vorzug. So gehen wir ins nahe Hotel Slon. Hier haben wir einen After-Marathon-Brunch gebucht. Um € 15,- p.P. spätes Auschecken UND ein erstklassiges Buffet.

Startgeld übrigens je nach Anmeldezeitpunkt:  € 30, € 35 oder € 70


Sieger: 

Herren: Mulugeta Wami  (ETH)  in  2h 10min 26sec
Damen: Caroline Chepkwony (KEN)  2h 27min 27sec

Finisher:

Marathon:  1.115 Herren + 236 Damen  = 1.351
Halb-Mar.:  3.969 Herren + 2308 Damen= 6.277

 

 

 


 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024