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Laufberichte

ING Brüssel-Marathon: Lauf in Europas Hauptstadt

28.08.05

„Mit meinen Riesen-Schritten gehe ich die Läufer platt!“ 

 

Brüssel, französisch Bruxelles oder niederländisch Brussel, ist die Hauptstadt von Belgien und gilt inoffiziell als Hauptstadt der Europäischen Union. Brüssel ist der Sitz wichtiger Institutionen, wie Europäische Kommission, Rat der Europäischen Union (Ministerrat) oder das Nato-Hauptquartier. Die Hauptstadtregion Brüssel ist ein Zusammenschluss von Brüssel-Stadt und 18 umliegenden Kommunen. Sie sind dicht miteinander verwachsen, haben aber ihre Selbstständigkeit bewahrt.

 

Belgien ist ein dreisprachiges Land. Im Norden (Flamen) wird niederländisch, im Süden (Wallonie) französisch und im Osten (Raum Eupen / St. Vith) wird deutsch gesprochen. In Brüssel wird zwar zu 80% französisch gesprochen, dennoch gilt sie als zweisprachige Stadt. Das Atomium, welches zur Weltausstellung 1958 gebaut wurde und die 165 millionenfache Vergrößerung eines Eisenatoms darstellt, und das nur 60 Zentimeter große Männeken Pis sind die bekanntesten Wahrzeichen der eine Million-Einwohner Stadt. Beide sind allerdings so ungünstig gelegen, dass der Kurs des Marathons nicht an ihnen vorbei führt.

 

Am Sonntag, den 28. August war es endlich soweit. Da stand bei mir der ING Brüssel-Marathon im Terminplaner. Der Marathon ist insofern für mich wichtig, da ich eine Statistik über Hauptstadt-Marathons in meiner Sammlung führe. Nach Berlin 2003 und 2004, Prag 2004 und Stockholm 2005 ist es zwar nicht lohnenswert darüber eine Statistik zu führen,  aber wer weiß, was noch kommt. Zudem bin ich noch jung und die innereuropäischen Flüge erschwinglich. Ziel ist es, in allen Hauptstädten der europäischen Länder einen Marathon zu laufen. Das wird zwar noch viel Arbeit, Zeit und Geld kosten, aber man leistet sich ja sonst nichts.

 

Nachdem meine Freundin und ich die halbe Nacht durchgefahren sind, lohnte sich es auch nicht mehr, ein Hotel um 2.00 Uhr in der Nacht aufzusuchen, deshalb verbrachten wir die Nacht im Auto. Es ist nicht einfach in Brüssel im Auto zu nächtigen, da auch kleine Seitengassen  die ganze Nacht sehr hell beleuchtet sind. Nachdem wir das Auto mit Decken zu gehangen hatten und einschlafen konnten, klingelte auch schon der Wecker. Ich schnappte mir die Laufklamotten und ein wenig Frühstück und wir fuhren mit der Metro in Richtung Zentrum. Ein Sicherheitsbeamter der Brüsseler Metro zeigte uns, an welcher Metro-Station der Start war.

 

Dort angekommen, bekamen wir einen ersten Eindruck, was Brüssel an Gebäuden, Plätzen und Parks zu bieten hat. Ich war ganz begeistert, da ich mir Brüssel als eine eher langweilige belgische Stadt vorgestellt hatte. Nachdem ich mir die Startunterlagen geholt hatte, mich umgezogen und mein Gepäck abgegeben hatte, traf ich Willem Mütze, den ich beim Lausitzer Marathon Triple kennen gelernt hatte.

 

Willem ist ein Niederländer, der perfekt deutsch spricht und eine atemberaubende Persönlichkeit darstellt. Beim Lausitzer Triple habe ich ihn nur als Geher kennen gelernt, aber beim Brüssel-Marathon machte er den Zugläufer für 4:30h und lief diesmal die Strecke im Laufschritt. Da die Strecke des Brüssel-Marathons zwar sehr viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, dafür aber als sehr anspruchsvoll gilt und ich zudem den Osnabrücker Land-Marathon noch in den Knochen hatte, entschloss ich mich, bei Willem zu bleiben. Dies war absolut kein Problem, da Willem fast 2 Meter groß ist und mit zwei gasgefüllten Luftballons durch Brüssel lief – es sah echt putzig aus, wie an diesem großen, stattlichen Mann die Luftballons baumelten.

 

Der Start zum Marathon erfolgte 9.00 Uhr am Triumphbogen bei wolkenfreiem Himmel und 20°C Lufttemperatur. Gleich nach dem Start liefen wir durch diesen und passierten nach einem kleinen Parkabschnitt das Europaviertel Leopold. Hier stehen sehr viele große Gebäude, die erst in den vergangen Jahren gebaut wurden. Sie prägen mit ihren Glasfassaden das Stadtbild. Die großen, modernen Gebäude mit ihren Glasfassaden prägen hier das Stadtbild und beeindruckten mich stark. 

 

Nachdem wir durch einen Autobahntunnel liefen, ging es entlang  sehr schöner Reihenhäuser, wo jeder Eingang einen anderen Baustil hat. Das Wetter wurde allmählich wärmer und jeder Getränkestand war sehr willkommen. Durch die flachen, aber langen Anstiege wurde mir langsam bewusst, was Willem unter anspruchsvoll verstand. Da waren die vielen Parkanlagen mit ihren Hügeln und Teichen eine schöne Abwechslung. Die Parks sind super sauber und sehr gepflegt, man hat das Gefühl, als käme der feine englische Rasen nicht aus England, sondern aus Brüssel bzw. Belgien. Die Streckenführung ist einfach genial, da sich die vielen Parks mit den Sehenswürdigkeiten immer abwechseln.

 

Nach einem guten Drittel geht es zwei Kilometer stetig bergauf. Das sind die Anstiege, die zu steil zum Laufen sind und zu flach um zu gehen - und das über zwei Kilometer. Ich entschied  mich für’s Laufen, da ich sonst die Gruppe aus den Augen verlieren würde. Als Willem feststellt, dass ich nicht mehr rede und mit mir beschäftigt bin, weiß er sofort, was los ist. „Als Läufer sind die Anstiege sehr schwierig zu laufen, aber als Geher mache ich die Läufer platt. Durch meine Reisenschritte komme ich mit Gehen schneller voran, als die meisten Läufer im Laufschritt. Mich strengt es nicht an und die Läufer machen sich kaputt.“ Willem läuft zwar trotzdem weiter, aber entspannt und locker wie eine Feder.

 

Nachdem wir oben angekommen waren, liefen wir die nächsten Kilometer flach, ehe es dann wieder einen Kilometer bergab ging. Da dies ausgerechnet die Gegenpassage war, hielt sich die Freude über das bergab laufen in Grenzen. Denn mir war sofort klar, dass ich jeden Meter den ich jetzt bergab laufe in einer halben Stunde wieder bergauf laufen würde.

Zunächst bot sich durch Schlösser, Parks und Seen eine gute Erholung. Diese Parks erinnerten mich ein wenig an Schloss Sanssouci in Potsdam. Die halbe Stunde war schneller rum, als mir lieb war und wir mussten wieder bergauf laufen. Oben angekommen, waren es nur noch zehn Kilometer bis ins Ziel. Es gab mehr Abstiege als Anstiege.

 

Bei Kilometer 39 passierten wir erneut den Triumphbogen, liefen durch ihn hindurch und weitere zwei Kilometer auf der Strecke, die wir bereits vor über vier Stunden gelaufen waren. Es war wirklich ein komisches Gefühl nach 39 Kilometern erneut durch den Bogen zu laufen, denn normalerweise finisht man bei einem Marathon dann, zumal die Zeitmessung des Starts noch funktionierte und der Platz sehr belebt war.

 

Beim Start liefen 10 Läufer in Willems 4,5h-Gruppe, aber nach und nach mussten immer mehr  Läufer passen und die Gruppe wurde immer kleiner, bis nur noch Willem und ich übrig waren. Nachdem der letzte Läufer ausgestiegen ist, sagte Willem zu mir: „Wenn du jetzt auch noch schlapp machst, dann trete ich dich ins Ziel. Ich will wenigstens einen Läufer haben, den ich komplett durchgebracht habe.“

 

Wir konnten zwar auf den letzten Kilometern noch einige Läufer ermuntern, vom Gehen zum Laufen zu wechseln, dennoch liefen wir zu zweit ins Ziel auf dem Grand Place. Da uns die Zeit eigentlich ziemlich schnuppe war, machten wir vor dem Zieleinlauf ein Bild von uns und liefen mit einer Arschruhe in 4:29h über die Zeitmessung. Vielen Dank an Willem für diesen tollen Lauf, die schönen Erinnerungen und die Bilder.  

 

Fazit: Super-genialer Stadtmarathon, der in den nächsten Jahren viel mehr Teilnehmer bekommen wird.

 

Teilnehmer:

Marathon: 800
Halbmarathon: 1.500


Streckenbeschreibung:

eine große Runde, asphaltierte Straßen, anspruchsvolle flache und lange Steigungen

 
Gratifikation:

Urkunden, Medaille, Finisher-Shirt, Wärmeschutz 


Drumherum:

Champion-Chip; Duschen weit weg, gute Anbindung an die Öffentlichen Verkehrsmittel

 

Verpflegung:

alle drei Kilometer: Wasser und Iso in Flaschen,  Bananen

 


 
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