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Laufberichte

GRAND RAID DU CRO MAGNON 2008

14.06.08
Von den schneebedeckten Gipfeln des Piemont an die Côte d´Azur

Am 14.06.2008 wurde der bei deutschen Läufern weitgehend unbekannte GRAND RAID DU CRO MAGNON bereits zum 8. Mal ausgetragen.

Der Lauf verbindet die Partnerstädte Limone (Italien, Piemont) mit Cap d` Ail in Frankreich, das zwischen Nizza und der Grenze zum Fürstentum Monaco liegt.

Die Strecke ist als Trail mit 104,8 km und einem positiven Höhenunterschied von
5.400 m ausgeschrieben. Da der Startort Limone auf 990 m Seehöhe liegt, das Ziel aber direkt am Strand von Cap d´Ail, geht es dabei 6.400 m bergab.

Die französischen Seealpen erheben sich in dieser Region auf bis zu 2.800 m. Während an der Côte d´Azur schon Sommer herrscht, kann es in den Hochlagen auch im Juni noch zu Wintereinbrüchen kommen. So musste der Lauf in 2007 wegen Schneesturms nach ca. 10 km abgebrochen werden.

Auch in diesem Jahr war aufgrund einer ungewöhnlich hohen Altschneedecke und einer langen Schlechtwetterperiode vor dem Veranstaltungswochenende die Durchführung in Frage gestellt.

Erst zwei Tage vor dem Start gab es seitens der Veranstalter grünes Licht. Wegen der Schneebedingungen und aufgrund von Auflagen der italienischen Behörden musste die Strecke jedoch auf ca. 93 km verkürzt werden.

Ein Punkt zu Punkt Kurs erfordert sowohl beim Veranstalter als auch beim Teilnehmer erhöhte logistische Anforderungen. Ich hatte mich bereits bei der Anmeldung für den angebotenen Bustransfer von Cap d´Ail nach Limone entschieden. Am Freitagmittag wurde etwa die Hälfte der Teilnehmer von Cap d´Ail mit Bussen an den Startort gebracht. Die Fahrtzeit betrug etwa 2,5 Stunden. Dort fand am Abend die Startnummernausgabe mit anschließender Pasta-Party statt. Achtung: Seitens der Veranstalter wird keine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Es empfiehlt sich daher, bereits im Voraus ein Zimmer in einem der zahlreichen Hotels in Limone zu buchen.

Die Busfahrt verbrachte ich an der Seite von Bill Nickl aus Belzig, der bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit Konrad Schwarz (100 MC) gestartet war, dann aber wetterbedingt abbrechen musste. Den beiden verdanke ich auch die Information wegen der fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten in Limone. Leider konnte Konrad verletzungsbedingt nicht an den Start gehen, er war aber trotzdem nach Cap d´Ail gekommen.

Bill und ich waren die einzigen deutschen Teilnehmer. Eine laufstarke Gruppe von Österreichern verstärkte allerdings das deutschsprachige Kontingent.

Schon bei der Anreise nach Limone zeigte sich das Wetter sehr launisch. Gewitter mit heftigen Regen- und Hagelschauern ließen Bill von einem Déja-vu sprechen. Genauso wäre es in 2007 gewesen.

Die Wartezeit bis zur Startnummernausgabe verbrachten wir regengeschützt in einer kleinen Bar. Auch während der anschließenden Pasta-Party in einem großen Zelt und die Nacht über goss es teilweise weiter wie aus Eimern.


Am Samstagmorgen war ab 04:30 h der Check-in und die Kontrolle des obligatorischen Materials vorgesehen. Da allerdings die Mehrheit der Teilnehmer ohnehin alles an vorgeschriebener Schlechtwetterkleidung am Leib trug, verzichtete der Veranstalter auf eine Überprüfung der Rucksäcke.

Der Regen hatte erfreulicherweise aufgehört und in der Dämmerung war deutlich zu erkennen, dass über Nacht wohl bis auf eine Höhe von ca. 1.800 m Neuschnee gefallen war.

Ab 6:00 h erfolgte der Transfer der StarterInnen mit Bussen zum geänderten Startort, einem Skigebiet oberhalb von Limone. Um ca. 6:30 h wurde, nach ausführlichen Ermahnungen, wegen der Witterungsverhältnisse extrem vorsichtig zu sein, der Start freigegeben. Von den gemeldeten 500 LäuferInnen waren vermutlich einige nicht angetreten, dennoch setzte sich ein ziemlich beeindruckendes Feld in Bewegung. Auf einer Fahrstraße ging es in Serpentinen, später über die Skipiste ca. 450 hm nicht zu steil zu einem ersten Col (ca. 2.000 m). Von dort führte die Trasse auf ehemaligen Militärstraßen unschwierig zum „Fort Central“, einer aufgelassenen militärischen Befestigungsanlage, um dort auf die ursprüngliche Streckenführung zu treffen.


Weiter ging es überraschend unschwierig zur ersten Verpflegungsstelle bei ca. km 25 (La Minière, 1.400 m), dann steinig und schwieriger werdend steil bergauf. Ich war mit einer Gruppe Italienern unterwegs, mit der ich dann prompt eine nicht gut ausgeschilderte Weggabelung verpasste. Da auch vor und hinter uns andere Läufergruppen unterwegs waren, gingen wir davon aus, dass wir, trotz fehlender Streckenmarkierungen, wohl auf dem richtigen Trail wären. Als wir unseren Irrtum bemerkten, hatte unser „Verhauer“ wohl an die 3,5 km und 300 hm in die falsche Richtung erreicht. Also zurück und mit entsprechendem Rückstand an den weiteren Aufstieg zum höchsten Punkt der Strecke.

Der Pfad wurde nun zum Single-Trail, teilweise ging es über Altschneefelder. Auf dem Bergkamm zum Gipfel des „Corne de Bouc“ (2.455 m) pfiff bei aufziehendem Nebel heftiger Wind. Der Chill-Faktor beschleunigte mein Lauftempo ganz erheblich. So traf ich beim folgenden Abstieg auch Bill Nickl wieder, den ich kurz nach dem Start aus den Augen verloren hatte. Bei km 45 wurde, nach diversen Abstiegen und nachfolgenden Gegenanstiegen die nächste Verpflegungsstelle (L´Authion, 1.900 m) erreicht.


Nachdem das Wetter bis hierhin trocken, teilweise sogar sonnig gewesen war, begann es jetzt heftig zu regnen. An der Verpflegungsstelle gab es keine Möglichkeit, sich vor dem Regen zu schützen. Deshalb gab es für mich nur einen Teller Nudeln („Pasta con Aqua“) im Stehen und ein Bierchen aus der Dose. Dann begann der lange Abstieg nach Sospel. Im strömenden Regen eine wahre Schlammschlacht auf aufgeweichten Pfadspuren. Kurz vor Sospel (km 65) hörte der Regen dann glücklicherweise wieder auf.

Nach der Verpflegungsstelle in Sospel (400 m) folgte ein neuer steiler Anstieg, dann ging es auf schlechten und steinigen Pfaden bergauf und bergab, bis am Col de Castillon erstmals wieder die Küstenlinie in Sichtweite kam. Nach einer weiteren Verpflegungsstelle (Les Banquettes, 700 m, km 66) (leckere Polenta, unbedingt probieren) führte ein steiler und auch technisch schwieriger Anstieg zum Cime de Boudon (1.266 m). Der folgende Abstieg war ebenfalls sehr steil und steinig. Die von nun an weithin sichtbaren Lichter von Nizza und der dicht besiedelten Küstenlinie boten einen deutlichen Kontrast zur Stille der Nacht, die uns Läufer begleitete.

La Turbie (km 89), ein malerischer Ort mit einer letzten Verpflegungsstation, liegt
ca. 500 m oberhalb des Zielorts Cap d` Ail. Von La Turbie führten ein letzter steiniger Abstieg, später dann Treppen durch die Gassen von Cap d` Ail zum Ziel am Strand nahe der Grenze zu Monaco.

Dort warteten Urkunde, Finisher-Weste und ein Büffet auf alle Läufer, die es bis hierher geschafft hatten.

Fazit:

Ein gut organisierter Landschaftslauf, mit einigen sehr schwierigen Passagen aber auch gut laufbaren Forststraßen bzw. Wanderwegen. Landschaftlich sehr reizvoll.

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Strecke:

Insgesamt technisch etwas weniger anspruchsvoll als der in der Nähe ausgetragene Grand Raid du Mercantour (alle 2 Jahre, nächste Auflage 2009)

104,8 km, 5.400 hm + / 6.400 hm -, 6 Verpflegungsstellen, Pasta-Party vor dem Lauf, Büffet im Ziel

Auszeichnung:

T-Shirt und Finisher-Weste

Teilnehmer:

Max. Teilnehmerzahl 500, 2007 und 2008 frühzeitig ausgebucht

Sonstiges:

Keine Übernachtungsmöglichkeiten durch den Veranstalter

Anreise am besten per Flugzeug nach Nizza, von dort Mietwagen oder Bahn/Bus

Weitere Informationen gibt es hier:

 


 
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