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Laufberichte

Arosa: Laufen ist auch Wintersport

10.01.15 Special Event
 
Autor: Klaus Duwe

Wenn auf Marathon4you von einem Lauf berichtet wird, der weder ein Marathon noch ein Ultra ist, hat das gute Gründe: 

Silbern glänzende Berge, blauer Himmel und eine strahlende Sonne. Wer solches im Wappen führt, weckt hohe Erwartungen.  Arosa kann sie erfüllen. Selbst im diesjährigen frühlingshaften Winter wird der noble Urlaubsort seinem Wappen und seinem Slogan („Schneesicher“) gerecht.  Wenn man als Läufer nicht auch Skifahrer ist, könnte einem das relativ egal sein.  Im Falle Arosa sollte man aber auch als Wintersportabstinenzler zweimal hinschauen, denn es gibt ein weit ausgedehntes Netz an Winterwanderwegen. Mit Laufschuhen, eventuell aufgerüstet mit Gamaschen und Spikes, fällt man dann auch nicht weiter auf.

Seit nunmehr 11 Jahren gibt es den swiss snow walk & run,  ein Event, der im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht. Eine schneesichere Laufstrecke wäre ja schon ungewöhnlich genug. Aber in unserem Fall kommen bei der Halbmarathondistanz noch 630 HM dazu, bei der Crazy Distance (19,2 km) sind es sogar 700! Die als Long Distance bezeichnete 12 km-Strecke  weist immerhin noch 315 HM auf, die Short Distance (6,1 km) 115. Spaziergänge sind das alle nicht.
Wer nun glaubt, zu einem solchen Exoten-Event würde sich eine Handvoll Hardcore-Runner treffen, irrt sich gewaltig. Zum Jubiläum im letzten Jahr waren 1400 Läuferinnen und Läufer am Start, in diesem Jahr sind es immerhin 1200! Und jetzt kommt’s: Der Frauenanteil bei den langen Distanzen liegt bei 33 %, bei den 12 km bei annähernd 50 %. Bei der kurzen Strecke sind sogar 2/3 Frauen.

Liegt’s am Rahmenprogramm? Mister Schweiz, Bachelor und Schwingerkönige treffen sich regelmäßig beim Snow Run in Arosa, dazu namhafte Eliteläuferinnen (z. B. Simone Niggli-Luder, mehrfache Orientierungslauf-Weltmeisterin und Schweizer Sportlerin des Jahres) und –läufer wie der vielfache Berglaufweltmeister Marco de Gasperi.  Nicht am Start, aber dennoch aktiv dabei, ist der Schweizer Laufhero Viktor Röthlin. 

Dazu gibt’s jede Menge Live-Musik vom Feinsten, egal, ob Guggemusik oder Jazz. Entsprechend großartig ist die Stimmung. Die Organisation ist insgesamt so, wie man es von den Schweizern kennt: Perfekt!

Wäre der Winter in unseren Breiten so, wie dieses Wochenende in Arosa, ich würde ihn lieben.  Arosa liegt auf ca. 1700 m Höhe und ist umrahmt von nahezu 3000 m hohen Bergriesen. Es gibt als Zufahrt nur die ungefähr 30 km lange Straße von Chur durch das Schanfigger Tal. Seit 1914 gibt es die Bahnlinie Chur – Arosa mit dem berühmten Langwieser Viadukt.  In Chur in die Bahn umzusteigen, ist im Winter keine schlechte Lösung. Die Straße, auf der man in vielen Kurven 1100 HM überwindet, ist nach heftigeren Schneefällen oft nur mit Ketten befahrbar. Die Bahn fährt immer und die Fahrt ist ein Genuss. Lest mal meinen Bericht von 2012.

Ein Genuss ist auch der Lauf. Die ausführlichen Laufberichte von Andrea (2013) und Bernie (2014) belegen das. Diesmal müssen Bilder genügen. Ich fahre mit der Weißhornbahn bis zur Mittelstation (2015m). In 10 Minuten ist man bei der Tschuggenhütte (2000 m), Treffpunkt für alle, die Spaß im Schnee haben.  Selbst an einem herrlichen Tag wie heute findet man problemlos einen Platz. Ansonsten gibt es auch eine Liegestuhl-Hotline, um zu reservieren. In der Wintersonne kann man dann ein Tschuggenplättli mit Bira-Brot (33 Fränkli) und/oder einen Apfelstrudel mit heißer Vanillesauce (11,50 Fränkli) genießen. Kate Middleton und Prinz William waren mal als Hochzeitgäste auf der Tschuggenhütte. Ihnen wurde Raclette serviert.

Heute steht der swiss snow walk and run im Mittelpunkt,  denn hier her führen alle Strecken (außer der 6,2 km), der Halbmarathon sogar zweimal (km 6 und 14,5).  Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist eine große Verpflegungsstation aufgebaut. Fürs Auge gibt es herrliche Ausblicke auf  Berge, Täler und Dörfer und für die Ohren die Guggemusik der „Räbä Forzer“ aus Thal, einem kleinen Weinort. Die Übersetzung des Namens kann ich mir sparen.

Imponierend, wie reibungslos und stressfrei an diesem „Verkehrsknoten“, wo Snowboarder, Skifahrer, Läufer und Spaziergänger zusammenkommen, alles abläuft. Es ist die reinste Freude, für alle. Spätestens jetzt treffe ich eine Entscheidung: Ich bin nächstes Jahr wieder hier. Dabei ist es mir völlig egal, ob als Läufer oder wieder als Fotograf. Es lohnt sich nämlich immer.

Natürlich will ich in erster Linie allen, die die bekannten Schweizer Bergmarathons  bereits kennen,  Lust machen, die Berge auch einmal im Winter zu erleben.  Wenn allerdings jetzt auch andere Laufveranstalter  auf die Idee kommen, in schneesicherem Gelände einen Lauf zu organisieren,  fände ich das auch nicht schlecht.

Auf ein weiteres interessantes Rennen möchte ich in diesem Zusammenhang hinweisen. Es ist zwar nur genau 3,312 km lang, hat allerdings 860 m Höhendifferenz. Und jetzt der Knaller: Es findet in Kitzbühel statt auf der weltberühmten Streif. Dort, wo die Ski-Asse sich ins Ziel stürzen, wird gestartet und oben beim Start wird gefinisht.  

Dazu gibt es zwei Informationen. Ich sage euch die schlechte zuerst: Der Lauf auf der Org-Strecke (350 Teilnehmer) ist ausgebucht. Jetzt die gute Nachricht: Wir haben einen Startplatz sicher und werden euch von diesem verrückten Rennen berichten.

Gute Nachricht, Teil 2: Für die sogenannte „Rucksackklasse“ auf der Familienstreif (599 Limit) gibt es noch Startplätze.

Weitere Informationen

In der aktuellen Umfrage auf Marathon4you.de geht es darum, wie ihr zu solchen Veranstaltungen steht. Seid ihr der Meinung, Laufen ist durchaus auch Wintersport und würdet ihr an einem anspruchsvollen Winterlauf im Gebirge teilnehmen?

Hier geht es zur Umfrage

 

Weitere Bilder findet ihr auf Trailrunning.de

 


 
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