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Laufberichte

Alb-Donau Walking-Marathon

03.10.11

Zwischen Alb und Donau unterwegs - mit den Walkern laufend verbunden - von Donauwörth nach Neuburg

Wie im letzten Jahr nutze ich den Alb-Donau Walking-Marathon für einen ruhigen Lauf. Am Tag zuvor bin ich noch bei der Bayerischen Marathonmeisterschaft unterwegs und heute, nach einer kurzen Überlegungsphase in der Nacht, ziehe ich schon wieder die Laufschlappen an. Einige Eindrücke will ich Euch vermitteln, sofern ich nicht von den Walking-Stecken durchlöchert werde.

Wer hier zu schnell läuft, der läuft Gefahr (gut beschrieben, nicht), an den Verpflegungsstellen leer ausgehen zu müssen, wenn diese eventuell noch nicht besetzt oder aufgebaut sind. Aber da ich gestern schnell gelaufen bin, wird heute eher ein Sauerstofflauf auf dem Programm stehen.

Der Aktiv-Park als Organisator hat sich das Ziel gesetzt, die Region zwischen Altmühl, Donau und Paar zu beleben. So managen Michael Heindl, Markus Jocher und Eva Münsinger als Vereinsobere die Veranstaltung. Es können nicht nur eine Marathonstrecke, sondern auch Distanzen über 32, 25, 15 und sieben Kilometer gewalkt und gelaufen werden. Der lange Kanten wurde erst kürzlich per GPS vermessen und siehe da, es ist ein Ultra mit rund 44 Kilometer.

Als Service werden alle Teilnehmer zu ihrem Startorten mit dem Bus vom Ziel in Neuburg gefahren. Ich finde es perfekt, wenn wir ins Ziel auf einer Punkt-zu-Punkt-Strecke heimlaufen und heimwalken können. Wer einen langsamen (Ultra-)Marathon machen will - mit 20 EUR für Versorgung, Urkunde, Handtuch und Halstuch ist man dabei. Ein Rücktransport der Kleidung von den Startorten ins Ziel ist eingerichtet. Mehr braucht es nicht.

Zeitig müssen die Langstreckler in Neuburg parat stehen, denn der Bus fährt kurz nach sieben Uhr ab. Zuvor melde ich nach (keine Zusatzgebühr) und erhalte gleich Startnummer und einige Informationen. Eine Zeitnahme wird nicht durchgeführt, so geht das ganze stresslos vonstatten. Trotz des guten Wetterberichtes (Sonnenschein am Tag!) wabert eine dicke Nebelsuppe umher.

In Donauwörth am Freibad, leicht erhöht über der eigentlichen Stadt, sieht man beim Aussteigen aus dem Bus auch nicht weiter als 100 Meter. Acht, neun Grad wird es haben, mehr nicht. Nach kurzen Grußworten werden die 30 bis 40 Walker und Läufer um Punkt acht Uhr von Bürgermeister Jörg Fischer mit einem Startsignal auf die Strecke losgelassen.

Donauwörth ist mit fast 20000 Einwohnern Kreisstadt, liegt im nördlichen Schwaben am Zusammenfluss von Wörnitz und Donau. Die Altstadt ist eingezwängt zwischen Wörnitz und Schellenberg (Stadtteil Parkstadt). Im zweiten Weltkrieg wies die Stadt nach Würzburg die zweithöchsten Schäden in Bayern auf. Heute bietet vor allen Eurocopter die meisten Arbeitsplätze für die Region.

Vom Freibad führt jetzt die Strecke nach Norden. Vereinzelte Wohngebiete und Waldwege wechseln sich ab. Ich bin nicht allein, sondern mein Vereinskollege Robert will auch einen langsamen Lauf hinter sich bringen. Zwei weitere Jogger, die einen schnellen Lauf beabsichtigt haben, sind nach kurzer Zeit auf und davon.

Einer des Orga-Teams vom Aktiv-Park läuft auch auf unserer Höhe. Er will aber nur bis Bertoldsheim mitlaufen und sich dann seinen Job in der Orga widmen. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da sehe ich das Kilometerschild 42. Da hat sich ein Sponsor gefunden. Alle zwei Kilometer sind jetzt ausgeschildert. Gezählt wird rückwärts.

Richtig idyllisch laufen wir jetzt den Edelweißweg entlang, der später durch eine Langlaufloipe ersetzt wird. Für Fahrzeuge ist der Weg gesperrt. Die Loipe muss ich mir merken, vielleicht besteht im Winter eine Gelegenheit hier zum Langlaufen. Der Herbst ist jetzt schon gehörig am Werkeln, das Laub der Bäume hat sich schon in Rot-, Gelb- und Brauntöne verfärbt. Auch Blätter sind schon viele gefallen. Wenige kleine Tümpel sind links und rechts der Strecke zu sehen. Kurz bevor wir wieder auf freies Feld laufen, finden wir die erste Verpflegungsstelle, die uns Wasser, Apfelschorle, Bananen, Äpfel und Traubenzucker anbietet. Organisatorin Eva Münsinger, gerade vor Ort, schwingt ihre Kamera. Die Sonne hat sich mittlerweile Platz verschafft und wirft im Wald lange Schatten.

Die nächste Verpflegungsstation ist bei Graisbach (Beginn der 32 Kilometer-Strecke) kurz nach einem Reiterhof eingerichtet. Der Ort liegt wieder wesentlich tiefer, so hat die liebe warme Sonne sich wieder verabschiedet. Wieder Nebel, was sonst! 14 Kilometer sind wir schon gelaufen. Zitronentee, Wasser und Kuchen gibt es zu schnabulieren. Was will man da als Teilnehmer mehr?

Anita, mit der ich letztes Jahr den größten Teil der Strecke gejoggt bin, ist aufgelaufen. Sie hat ihren Mann als Radbegleiter mitgebracht. Der hat hier mit der Mordssteigung leichte Tretprobleme, denn er schiebt seinen Drahtesel. Und wir wandern, bis die Steigung mit gut 50 Höhenmetern nachlässt. Rund 700 Höhenmeter sind auf dem langen Kurs eingebaut, also sollte man seine Kräfte gut einteilen.

In Schweinspoint, etwa 19 Kilometer liegen hinter uns, finden wir die nächste V-Stelle, die im Behindertenwerk St. Johannes eingerichtet ist. Gerade werden die Transparente aufgehängt. Die Helfer kümmern sich sofort um uns und organisieren Getränke, Wurst- und Käseschnittchen in Minutenschnelle. Nachdem Robert und ich das Tablett leer gefressen haben, machen wir uns mit einer vollen Wampe weiter auf die Reise. Anita ist auf und davon, sie will nicht auskühlen und hat ihre Getränke und Verpflegung auf dem Rad ja dabei.

Noch auf der Anlage St. Johannes stehen einige Bewohner und applaudieren uns beim Vorbeilaufen. Sie wollen gar abgeklatscht werden. Ja, Zuschauer gibt es hier wenig bis keine, nur einige Radfahrer oder Spaziergänger kommen des Weges. Die Landwirte sind schwer am Arbeiten auf den Feldern, denn der Mais will geerntet werden.

Es geht bergab zur Donau. Gut zehn Kilometer werden wir ohne Berge auskommen, da wir links und rechts an der Wasserstraße Richtung Bertoldsheim laufen. Vorher überschreiten wir die Grenze des Regierungsbezirkes Schwaben und kommen so nach Oberbayern und in meinen Heimatlandkreis.

Bei der nächsten V-Stelle warten leckere selbstgebackene Nussecken. Robert futtert vier dieser Teilchen, ich probier derweil den Kuchen. Kurz zuvor laufen wir auf zwei weitere Laufsportler auf. Der Sohn klagt über ein Muskelzwicken, dafür ist die Mutter fit wie ein Turnschuh. Noch 18 Kilometer.

Die Donau überqueren wir nach einem weiteren Wegstück an der Staustufe Bertoldsheim. Da kann ich noch einen Blick auf das dortige barocke Schloss werfen, das zurzeit durch einen Privatmann innen und außen renoviert wird. Nun folgen weitere flache Kilometer an der Südseite der Donau. Der Auwald bietet schöne Ausblicke. Wasser, Tümpel, verrottende Bäume, es schaut fast aus wie im Urwald. Schade, dass wir dann außerhalb des Auwaldes immer noch keine gescheite Sicht haben. Das Herbstlaub der Bäume würde intensiv leuchten.

 „Noch elf Kilometer“ besagt ein Schild auf der nächsten V-Stelle. Mittlerweile stellen sich uns wieder einige Steigungen in den Weg, die gar Geheinlagen fordern. An der Waldkapelle lass ich es mir nicht nehmen, hineinzuschauen, da diese nicht abgesperrt ist. Oben an der Kapelle lese ich: „Bet‘ ein kurz Gebet wenn du vorüber gehst. Wer weiß, ob du nicht morgen früh schon vor dem Richter stehst.“ Im Wald oberhalb von Oberhausen könnten wir kurz die 60, 70 Höhenmeter hinunter auf die Donau schauen. Nur, der Nebel ist wieder so dicht, dass wir nicht mal das Wasser sehen.

In Oberhausen beim Waldbad die letzte V-Stelle: Wir beschließen, nur kurz zu verbleiben und dann die letzten sieben Kilometer anzugehen. Auf idyllischen Wegen geht es nun gefällig wieder an die Donau. An der Beuthmühle ist die Josefskapelle zu sehen. Der weitere Weg bleibt entlang der Donau. Mittlerweile wird die Nebeldecke lichter. Sie löst sich dann kurze Zeit später komplett auf. So macht es jetzt noch mehr Spass. Die Temperatur ist deutlich gestiegen. Wir laufen am Freibad in Neuburg vorbei. Unterhalb der Altstadt geht es nun auf das Donaukai, wo wir „im Rückspiegel“ das Neuburger Schloss sehen.

Es sind dann nur wehr wenige Meter, bis wir vom Radweg an der Grünauer Straße nach links zur Parkschule abbiegen. Und dann ist er für mich Geschichte, der zweite Alb-Donau Marathon. Was ist im Ziel geboten? Getränke in vielfacher Form, Kuchen, Landjäger und warmer Leberkäse gibt es zu günstigen Preisen. Die Teilnehmerurkunden werden überreicht, die von der Neuburger Künstlerin Ute Patel-Mißfeldt originell gestaltet wurden. Beim Anblick der dicken Walkerinnen mit der heraushängenden Zunge kommt mir ein Lacher aus.

Fazit:
Wer gemütlich ohne Zeitdruck und ohne Zeitnahme einen Landschaftslauf mit Versorgung machen will, der ist hier richtig aufgehoben. Nächstes Jahr soll am Tag der Deutschen Einheit wieder von Donauwörth nach Neuburg gelaufen werden. Die Einladung steht schon jetzt.

 


 
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