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Laufberichte

Knackige Anstiege und Braut auf zwölf

22.10.11
Autor: Joe Kelbel

Der Hohenstaufen bei km 18. „Knackiger Anstieg!“ Einmal rund um den Berg, die schnelleren Läufer kommen uns entgegen, dann stehen wir oben, dort wo die Reste der Stauferburg rekonstruiert wurden. Wendepunkt mit knackiger Aussicht. Hohenstaufen Dorf.

Der Aasrücken bildet eine Art natürliche Brücke zwischen dem Hohenstaufen und dem Rechberg. Der Name kommt wohl nicht von Tierkadavern, sondern  vom Wort „äsen“.Offensichtlich hatten die Alemannen früher auf diesem Rücken ihre Tiere weiden, also äsen lassen. Bernie, wegen Muskelzerrung nicht am Start,  hält  isotonische Aasung für uns bereit.

Knackiger Anstieg zum Rechberg (km 25), die Rechberger kamen nach den Staufern. Ihre Burg Hohenrechberg ist noch gut erhalten und leuchtet uns entgegen..

Ein Strassenschild kündigt von Graf Ulrich. Graf Ulrich († 1496 ) und seine Frau Anna nutzten ihren Hund, um sich Nachrichten auszutauschen. Eines Tages, als der Graf verreist war, klopfte es an der Tür und sie fand den Hund, der diesmal in seinem Halsband allerdings keine Nachricht hatte. Wenig später erhielt sie die Nachricht vom Tode ihres Gatten. Seither, so die Sage, hört man jedes Mal ein Klopfen, wenn ein Familienmitglied der Rechenberger im Sterben liegt.

Auf dem Kreuzweg, er wird uns mit dem „Gang nach Canossa“ angekündigt, geht es nach oben. Den Gang nach Canossa machte Heinrich IV 1076, er war kein Staufer sondern Salier.

Viele 25 km-Läufer kommen uns entgegen, die haben fertig.

Links geht es weiter auf dem 50 km Kurs, rechts ist Schluß für diejenigen, die bei km 25 aussteigen wollen. Daniel läuft heute seinen 475., er übernimmt jetzt Didi und ich genehmige mir eine dicke Bratwurst vor der Wallfahrtkirche St Maria.

Die Legende erzählt, dass ein Einsiedler ein schönes, aus Lindenholz geschnitztes Marienbild dorthin brachte. Er erbaute für dieses Marienbild eine hölzerne Kapelle und für sich eine Klause. Dieses Gnadenbild wird bis auf den heutigen Tag die "Schöne Maria" genannt, sie befindet sich in der Mitte des Hochaltars. Sie trägt das Jesuskind auf dem Schoß, in ihrer Rechten hält sie ein goldenes Zepter. Zwei Engel schweben über ihr und halten die Königskrone.

Knackiger Abstieg nach Rechberg, hier wartet ein Dhuttlebus auf die fertigen 25 km-Läufer. Kaiserbergstrasse nach Wißgoldingen.

Der Stuifen ist der dritte Kaiserberg (km 35), keine Strasse führt hinauf, kein Gebäude steht hier. Grund ist, dass regelmäßig Sturzfluten vom Stuifen auf Rechenberg niedergingen, man hatte deswegen 1850 eine gewaltige Aufforstung gestartet, die 70 Jahre dauerte.

Knackiger Anstieg über den Hoh Chi Ming Pfad. Bei km 31 Blut auf dem Asphalt. Sehr viel Blut. Der Krankenwagen lädt gerade eine DNF-Läuferin ein.

Isotonischer Verpflegungsposten von Bernie, dann geht es die Teerstrasse nach Tannweiler hoch. Begegnungsstrecke in wunderbarer Herbstsonne. Der Anstieg zur Reiterleskapelle ist nicht knackig sondern happig.

Der Bauer Reuterle begegnete  dem untoten Hauptmann Roth, der auf einem Pferd ohne Kopf, begleitet von kopflosen Hunden, mit schrecklichem Lärm und Krach von Grandegg  zum Heldenberg fegte, worauf dem armen Bauern die Sinne schwanden. Als er erwachte, gelobte er für die Seelenruhe des Hauptmannes eine Kapelle zu errichten.

 Runde über das Schwarzhorn. Waldstetten. Oben auf der Burgruine Granegg haben der Sage nach fünf Burgfräulein ein goldenens Kegelspiel im Verließ gespielt. Ein armer Bauer aus dem Christental klopfte und durfte mitspielen, er wusste aber nicht, dass er nichts reden durfte und mit einem Schlag schloss sich das Verließ. Laienausgräber fanden tatsächlich in den Mauerresten aus dem 12. Jahrhundert einen kugelförmigen Stein, der nun im Heimatmuseum in Waldstetten liegt.

Km 40 ist erreicht. Wir laufen durch ein Waldstück mit 40 Bunkern. Sie sind zugemauert, nur kleine Löcher für Fledermäuse wurden offen gelassen. Es sind die Bunker der Pershing-Eins-Raketen, die hier von den Amerikanern bis in den 80er Jahren, bis zur Stationierung der Pershing II Raketen in Mutlangen, gelagert wurden. 1987 zerstörte ein Erdrutsch einige der Bunker.

Quer über das Christental soll es eine lederne Brücke gegeben  haben. Sie verband die Burgen zweier Brüder ( Heldenberg und Graneggle). Als einer der Brüder heiraten wollte, raubte der andere ihm seine Braut. Sie duellierten sich mit Pfeil und Bogen auf dieser Brücke und fielen tot von der Brücke ins Christental.

Richtung Straßdorf (km 43) zur Klepperlestrasse, der offizielle Name der Hochenstaufenbahn lautete Panoramabahn, doch der Volksmund nannte die Bahn  „Klepperle“, also laufen wir auf der Klepperles-Trasse. 7 Kilometer Richtung Schwäbisch Gmünd, langweiliger aber sehr schön zu laufener Weg.

Kurz vor der ehemaligen Stadtmauer (km 49), auf zwei Uhr  steht das Rokokoschlößchen.  Hochzeitsgesellschaft. Also lauf ich da mal hin, gefundenes Fressen für Joe und seine laufende Kamera.  Soviel Zeit muss sein, habe die  Braut auf zwölf. Einen Kuss für die Braut spare ich mir, ich bin unrasiert, rieche bestimmt auch knackig und sie hat ziemlich viel Kleister im Gesicht. Riesiges Gebrüll aus 200 Kehlen. Fotosession, die Leute lachen sich krank, denken ich sei hier der Kranke. Die Fotoapparate klicken.

„Wir müssen deine Startnummer erkennen, dann bekommst du auch einen Schampus!“ – Ich bin höflich, verkneife mir ein „Ihr seid so blöd! Muss das denn sein?“ Wünsche dem Brautpaar freundlich alles Gute und laufe Richtung Ziel.

Humor haben die Schwäbisch Gmüder ja. Nach Carlo Pedersoli, besser bekannt unter dem Namen Bud Spencer, soll der neue Tunnel benannt werden. Es enstand eine gewaltige Dynamik in der Bevölkerung, um diesen Namen durchzusetzten. Kaum zu glauben, aber Carlo Pedersoli nahm an zwei Oympischen Spielen teil, nicht etwa als Hammerwerfer, sondern als bester Schwimmer Italiens.  Er war der erste Italiener, der die 100 Meter (im Schwimmen) unter einer Minute meisterte. Es könnte aber auch sein, dass der Tunnel „Nei-Naus-Tunnel“ genannt wird.

Am „Knöpflesturm“ (12./13.Jahrh) vorbei,  so genannt wegen der knopfartigen Aufsätze auf dem Dach,  laufen wir nach Schwäbisch Gmünd „nei“. Es geht  in die Bocksgasse, vorbei am Münster, der Turm der Johanniskirche ist sichtbar. Ich schnappe mir Conny und ziehe sie über die Ziellinie.

Dieser Alb(ultra)marathon ist einmalig, schön und knackig, aber nur echt mit den drei Kaiserbergen. Ich bin absolut happy, den endlich gelaufen zu sein. Wir drücken alle die Daumen, dass uns die Streckenführung erhalten bleibt.

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Informationen: Sparkassen Alb Marathon
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