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Laufberichte

Wunderbar

 
Autor: Klaus Duwe

Bregenz (km 10) ist mit knapp 30.000 die drittgrößte Stadt des Bundeslandes Vorarlberg, aber deren Hauptstadt. Durch alle Jahrhunderte bis zur Römerzeit gibt es zahlreiche Baudenkmäler wie das Alte Rathaus,  der Martinsturm, das Deuringschlössle oder die Ruine der Burg Hohenbregenz.  Aus neuerer Zeit stammen das Benger Areal (Werksgebäude) und das „Mili“ genannte Militärbad. Bekannt aber ist Bregenz vor allem wegen der Festspiele, die jährlich im Juli und August auf der Seebühne stattfinden. Dieses und das nächste Jahr kommt Mozarts „Zauberflöte“ zur Aufführung. 

Die Laufstrecke führt direkt über die 7000 Zuschauer fassende Tribüne mit Blick auf die Bühne. Warum fällt mir angesichts des Bühnenbildes, drei gigantische Zauberdrachen, trotz der Berieselung mit Musik aus der „Zauberflöte“ nicht Mozart ein, sondern die Rolling Stones, die mir, ehrlich gesagt, auch näher stehen? War jemand von euch 1990 auf der Urban Jungle Tour der Stones? Der erinnert sich ganz bestimmt wie ich an die riesigen, aufblasbaren Puppen. „Start me up“, so ging’s los.

Und so geht es in Bregenz weiter: Zunächst noch entlang des Sees kommt man nach Hard (ca. km 17), überquert den Rhein und erreicht bei knapp der Halbdistanz Fussach, später Höchst. In den Orten ist mächtig was los, aber auch außerhalb, an gut erreichbaren Punkten, stehen immer wieder Fans, um die Läuferinnen und Läufer anzufeuern. Die Veranstalter sprechen von 40.000 Zuschauern an diesem Sonntag.

Bei km 25 ist man dann in St. Margrethen, dem östlichen Tor zur Schweiz. Das Städtchen im Kanton St. Gallen hat zwar nur ca. 6000 Einwohner, ist aber seit der Römerzeit ein bedeutender Verkehrsknoten zu diversen Alpenpässen und –tunnels. Keine internationale Spedition und keine Schweizer Bank, die hier nicht eine Niederlassung hat. Größter Arbeitgeber ist aber eine Parkettfabrik mit 300 Beschäftigen. Von hier aus traten vor vielen Jahren Fertigparkett und im Anschluss dann die Laminatböden ihren Siegeszug über die Baumärkte in Millionen Wohnungen an. Statt zu laufen habe ich seinerzeit dabei kräftig mitgemischt.

Jetzt geht es kilometerlang auf dem Rheindamm weiter, bis der Fluss an der schon bekannten Stelle überquert wird und man bis hinter Hard (km 35) auf der gleichen Strecke wie schon zuvor zurückläuft. Manche finden diesen Streckenabschnitt nicht prickelnd, manche geben Gas und andere denken über sich und die Welt nach. Zur Meditation kommt dann das Kloster Mehrerau gerade recht. Bereits 1083 wurden hier Benediktiner Mönche aus dem Kloster Petershausen (Konstanz) angesiedelt, seit 1850 wird es von Zisterziensern geführt.

Wer es bis hier hin geschafft hat, meistert auch die letzten Kilometer bis zum stimmungsvollen Zieleinlauf im Casino Stadion. Ich hoffe, dass mehr Zuschauer im Stadion sind, wenn die Schwarz-Weißen hier ihre Heimspiele austragen. Das soll aber kein Kritikpunkt sein, im Gegenteil. Es ist erstaunlich, welche Atmosphäre man mit unzähligen Werbebannern und –portalen, fetziger Musik und einem gut informierten und gut gelaunten Moderator in ein Stadion mit lediglich gut besuchter Tribüne zaubern kann.

Zur Strecke ist noch etwas nachzutragen. Mancher ambitionierte Marathoni mag denken, dass man auf einem Marathonkurs wie diesem, wo es über weite Strecken auch durch die Landschaft geht,  keine Bestzeiten laufen kann. Da kann ich Entwarnung geben. Denn die Kenianerin Macharia Esther Wanjiru hat es eindrucksvoll bewiesen. Mit 2:30:50 gewinnt sie den Marathon, verbessert den Streckenrekord gleich um fast 5 Minuten und ihre persönliche Bestzeit, gelaufen in Graz, um eineinhalb Minuten. Dafür gibt es 2000 Euro Sieg- und 1500 Euro Rekordprämie.

Bei den  Männern verpasst Bett Richard Kiprono den Streckenrekord um 87 Sekunden. Aber zu den vielerorts ausgerufenen Jagden nach Rekorden muss man auch sagen, dass eine flache, gerade Asphaltpiste alleine keinen Rekord garantiert. Läuferinnen und Läufer, die im Bereich 2:10 (Männer) und 2:30 (Frauen) laufen, kosten Geld. Nur wer das bereit ist auszugeben UND eine Strecke ohne wesentliche Steigungen hat, kann sich am Ende vielleicht über eine neue Bestzeit freuen. Die Betonung liegt auf „vielleicht“. Ich denke an den Marathon in Dubai, wo man für Haile Gebrselassie eine „extraschnelle“ Strecke ausgesucht und dazu noch 1 Mio. Dollar für den Weltrekord ausgelobt hat. Vergeblich, wie man weiß. Denn der Mensch ist keine Maschine. Und das ist gut so.

Auch das Wetter spielt in unseren Breiten eine gewisse Rolle. Letztes Jahr bei Dauer-Starkregen waren die Voraussetzungen eher schlecht, dieses Jahr bei Temperaturen um 15 Grad und ohne Nass von oben, schon besser. Zu „perfekt“ fehlte nur etwas Sonne. Die verspricht Marathon-Chef Peter Mennel für nächstes Jahr. Vielleicht gibt es dann statt eines Streckenrekordes einen neuen Teilnehmerrekord.  Ich denke, damit könnte er leben. 

 

Marathonsieger

 

Männer

1 Bett, Richard Kiprono (KEN) 02:12:45
2 Kanyanjua, Geoffrey Ngugi (KEN) 02:18:56
3 Kipkorir, Edwin (KEN) 02:19:09

Frauen

1 Macharia, Esther Wanjiru (KEN) 02:30:50
2 Müller, Astrid (SUI) 02:53:05
3 Saanum, Inger Dagny (NOR) 02:59:48


1179 Finisher

 

 

Die Kinderläufe am Samstag

12
 
 

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