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Laufberichte

Panoramalauf im steirischen Almenland

 

Veranstalter Hannes (Kraxi) Kranixfeld bewirbt diesen Event mit 1770 Höhenmeter als den härtesten Marathon in der Steiermark. Diejenigen, die schon einmal im Naturpark Pöllauer Tal in der hügeligen Landschaft im Herzen der Oststeiermark dabei waren, sind auch von den Naturschönheiten der Region sehr angetan.

Als ich voriges Jahr den Ort „Winzendorf“ ins Navi eintippte, streikte das Gerät. „Schönegg bei Pöllau“ wurde hingegen erkannt, eine aufgestellte Tafel führte mich dann zum Startbereich. Kraxi hat dieses Jahr sogar die exakten Navikoordinaten in einem Rundmail ausgesendet, sodass jeder, der über GPS verfügt, punktgenau zu seinem Haus finden kann.

Von Wien aus sind es ca. 150 km, bei Hartberg verlässt man die Südautobahn. Der Wetterbericht für den Pfingstsamstag  verheißt strahlenden Sonnenschein bei Temperaturen an die 30 Grad C. Die Wochen vor der Sonnenwende erlebt man sehr intensiv, wenn man zeitig in der Früh aufsteht. Um 5 Uhr ist es schon hell, die aufgehende Sonne erstrahlt in einem satten Rot in meinem Rückspiegel.

Gegen 6 Uhr 30 erreiche ich die Gemeinde Schönegg bei Pöllau, die 10 km westlich von Hartberg liegt und ca. 35 km von Graz entfernt ist. Das Gemeindegebiet wird von der Pöllauer Safen durchflossen,  Zuflüsse sind der Lambach und der Kroisbach. Nach der Umsetzung des steiermärkischen Gemeindestrukturreformgesetzes wird die ca. 1400 Einwohner umfassende Gemeinde im kommenden Jahr mit einigen Nachbarorten zusammengelegt werden und zukünftig Marktgemeinde Pöllau heißen.

Winzendorf, wo Kraxi sein Haus hat und sich der Marathonstart befindet, ist neben Hinteregg und Schönau eine von drei Kastralgemeinden von Schönegg bei Pöllau. Voriges Jahr befanden sich hier noch einige Rohbauten, inzwischen sind die neuen Häuser bezogen. Ob man den Baugrund noch immer um 20 Euro pro m2 kaufen kann, wie ich letztes Jahr erfragt habe, entzieht sich meiner Kenntnis.

Eine Stunde bleibt mir bis zum Start um 7 Uhr 30. Da ich die Meldefrist bis 4. Juni versäumt habe,  vergewisserte ich mich per Mail, ob man sich auch heuer wieder problemlos nachmelden kann. Wie bei den meisten Marathons ist die Startgebühr für den Sommeralm-Marathon günstiger, je früher man sich anmeldet. So wie voriges Jahr zahle ich auch heuer am Renntag 50 Euro, die aber gut investiert sind, denn nach dem Lauf wird den Finishern (und auch jenen, die ausgefallen sind und trotzdem dabei sein wollen) ein Mittagessen angeboten, das auch heuer wieder im Gasthaus Bauernhofer serviert werden wird.

Beim diesjährigen 4. Sommeralm Marathon wird erstmals die Möglichkeit geboten, mit einer Staffel am Rennen teilzunehmen. Drei Läufer, auch als „mixed“ Staffel, teilen sich die volle Marathon-Distanz.


Am Start stehen etliche bekannte Läufer – vom 100 Marathon Club Austria sind Werner Kroer, der den schwierigen Schoberstein Bergmarathon mit 3600 Höhenmeter in 8:37:08 Stunden am 24. Mai  gefinisht hat und Franz Lang dabei, der als gefragter Pacemaker schon in Berlin, Bremen, Graz oder Zürich seine Vorgaben mit Finisherzeiten zwischen 4 und 5 Stunden stets eingehalten hat. Ich bin mit dem Franz auch voriges Jahr gemeinsam hier gelaufen, wir haben zeitgleich das Rennen nach 6:32 Stunden beim Windrad beendet. Kraxi hat ihn auch heuer wieder als Schlussläufer engagiert, der sozusagen das Tempo vorgibt, um in der angepeilten Zeit von 6:30 Stunden zu finishen.

Mir bleibt noch etwas Zeit, Kraxis Winzendorf zu erkundigen. Wir haben zwar auch ein Wochenendhaus in der Steiermark, die Gegend hier ist aber deutlich wärmer als das obere Mürztal. Nur vergisst man allzu leicht, dass es in der warmen Jahreszeit fast überall am Land schön ist. In abgelegenen Orten muss man in beruflicher Hinsicht oft längere Fahrten zu seinem Arbeitsplatz einkalkulieren.

Knapp vor dem Start hält der Bürgermeister noch eine kurze Rede, in der er auch die nicht von allen Betroffenen mitgetragene Ortszusammenlegung anspricht.  Ich stelle mich vorne hin, um nach dem Startschuss um 7 Uhr 30 die ca. 40 bis 45 Läuferinnen und Läufer zu knipsen. Mit Franz und dem Dietmar aus Ollersdorf bilden wir drei die Nachhut. Ich habe mir heute vorgenommen, das Naturerlebnis auf dieser schönen Strecke in den Mittelpunkt zu stellen und auch ohne größere Anstrengung diesen Bergmarathon zu finishen. Das gemächliche Lauftempo auf den ersten Anstieg gleich nach dem Start, das Franz im grünen Pacemaker-Shirt vom Zürich-Marathon vorgibt, kommt mir dabei gerade recht.

 


Der mit gelben Tafeln, die u.a. auch von der Firma SMB gesponsert wurden, bestens markierte Kurs über Seitenstraßen, Wald- und Wanderwege ist auf den ersten 5 km weitgehend flach, sodass wir die erste Labe nach ca. 40 Minuten erreichen. Um 8 Uhr morgens ist der Tag noch jung, auf den bunten Blumenwiesen liegt Tau, doch die Sonne wird die Feuchtigkeit bald aufgetrocknet haben. Mischwälder, Wiesen, Äcker und Obstbaumkulturen bilden das Panorama, noch lange bevor es bergauf geht. Einen herrlicheren Tag in einer so schönen Landschaft hätte sich Kraxi als Initiator und Organisator dieses Events nicht aussuchen können, um seinen Marathon unter dem Slogan „Von einem Läufer für Läufer“ so erfolgreich wie letztes Jahr über die Bühne zu bringen.

Kraxi selbst ist ein erfahrener und auch sehr schneller (Berg-)Läufer, der u.v.a. Erfolgen 2009 den WelschLauf gewann und im gleichen Jahr auch den 2.Platz im Ultralauf-Europacup belegte. Seine Halbmarathonbestzeit liegt bei 1:13:37 (2007), die persönliche Marathonbestzeit erreichte er im Pitztal mit 2:38:50 im Jahre 2010.

Unser Tempo ist so gemächlich, dass Franz, Dietmar und ich  im langsamen Laufschritt auf der Ebene und im etwas schnelleren Gehtempo bei Anstiegen über Gott und die Welt reden. Ich pfeife das Wanderlied „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen, in Berg und Wald und Strom und Feld“.  Noch sind wir nicht im eigentlichen steirischen Almenland unterwegs, aber der Marsch im Eilschritt durch das Pöllauertal führt uns direkt dorthin.

Franz erzählt, dass er seit Wochen an einer hartnäckigen Verletzung leidet, die ihn beim Laufen behindert und auch Schmerzen verursacht. So habe er nicht wirklich trainieren können und hofft, dass eine gewisse Schonung wie bei diesem Lauf die Heilung begünstige.  Auch ich habe meine Probleme, beim Abwärtslaufen spüre ich seit einiger Zeit wieder den Meniskus im linken Knie. Das könnte aber auch eine Überlastung des Seitenbandes sein oder ein anderes Handicap. Dietmar zeigt Anstalten, das Tempo zu erhöhen. Er wird vermutlich eine schnellere Zeit als 6:30 erreichen wollen.

Die nächste Labe kommt noch vor der 10 km-Anzeige. Heute laufe ich ohne GPS, um sicherzugehen, dass nach 6 Stunden der Akku der Uhr nicht leer sein wird. Die Helfer tragen ein gelbes Shirt wie letztes Jahr. Es gibt Wasser, Iso und Bananen. Wir drei sind einstweilen noch zusammen. Es juckt mich sehr, etwas schneller zu laufen, doch ich warte auf Franz und Dietmar.

Wir überholen einen Läufer mit einem Shirt eines vorangegangenen Laibach-Marathons, das ich voriges Jahr in grün bekommen habe. Er sagt uns, dass er sich verletzt habe und jetzt bis zur nächsten Labe marschieren will. Ungewöhnlich daran ist, dass der Kollege seine Laufschuhe ausgezogen hat und in Crocs dahinspaziert.

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Informationen: Sommeralm Marathon
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