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Laufberichte

Weiße Aussichten

28.08.11

 

In der Silvretta unterwegs

 


Nach einem Getränk auf Elektrolytbasis und einem Waffelstück mache ich mich wieder auf die Socken. Es geht wieder talauswärts. Zuerst auf befestigten Weg, der mitunter auch ruppig ist. Zwar ist die Tendenz fallend, doch immer wieder kleinere Anstiege fordern Tribut. An zwei, drei Stellen können wir einen weiten Blick ins Paznauntal hinaus werfen. Einige Kilometer entfernt ist dichtere Bebauung zu sehen, das ist Ischgl, im Winter eine Partyhochburg ohnegleichen.

Die Aussicht von hier ist ebenfalls grandios, da wir jetzt noch etwa 300 Höhenmeter über dem Talgrund laufen. Doch viele Höhenmeter verlieren wir auf einem kurzen Wegstück. Nur nicht zu schnell bergab brettern, sonst maulen die Oberschenkel.

Kurzzeitig zweigt die Marschstrecke links von uns ab und mündet dann nach etwa zwei, drei  Kilometer wieder ein. Singletrail, da freut sich der Bergläufer. Und der Pfad biegt dann nach Süden ins Jamtal ein. Dieses ganze Gelände ist Teil der Silvretta, die viele Dreitausender besitzt. Aufgrund der hohen Vergletscherung wird sie auch blaue Silvretta genannt. Die höchste Erhebung ist der Piz Linard (3411 Meter). Den vierthöchsten Gipfel des Gebirgszuges, den Großen Piz Buin (3312 Meter), werde ich mit meiner Wandergruppe noch in diesem Jahr mit einem Bergführer machen. Wenn das Wetter mitspielt.

Wir verlassen die Waldstücke und sehen unterhalb auf dem Verbindungsweg zur Jamtalhütte bereits die nächste V-Stelle. An der Eggalm (1635 Meter) ist der Wendepunkt im Jamtal. Fast ausschließlich bergab führt uns dann der Weg zurück nach Galtür, wo wir kurz vor dem Ziel am Sportzentrum abgeleitet und beim Dorfplatz in die zweite Runde gelotst werden.

 

Zweite Runde

 

 

Als ich gerade am Sportplatz zum zweiten Mal vorbeikomme, schlägt die Kirchenuhr neun Mal. Zwei Stunden für die erste Hälfte und ich bin oft für meine Reportertätigkeit stehengeblieben. Es wäre gelacht, wenn ich mein Ziel, unter vier Stunden zu bleiben, nicht realisieren würde. Also einfach die zweite Runde rennen und nichts marschieren, so ist die Losung. Ob es allerdings auch klappt, das ist eine andere Frage, zumal ich unter der Woche noch schwere Beine vom Sonthofener Ultra Trail hatte. Aber ein Versuch ist es wert.

Der Ausflug nach Wirl ist schnell abgehakt und am Sonnenweg auf der Ferwallseite könnte ich jetzt einen Teil meiner zwei Schichten am Oberkörper herschenken. In der Sonne ist es jetzt merklich wärmer geworden, obwohl die Helfer am Paznaunerhof noch eingepackt sind wie die Schneeräumer. Die haben noch nicht lange Sonnenschein. Ein paar von denen haben kurzerhand eine Gartenbank fast auf die Straße gestellt, damit sie in der Wärme hocken.

„Hau rein“, muss ich mir bei meinem Überholmanöver an der Steigung zur Lareinalm von Johannes Witwer und Bruno Franzoi anhören. Das baut auf, obwohl ich jetzt schon rund 30 Kilometer in den Haxn habe. Ich kann im weiteren Verlauf sogar noch einige Mountainbiker ein- und überholen. Die haben es allerdings noch weiter als wir mit unseren restlichen rund zehn Kilometern. Ach ja, Kilometerschilder gibt es hier nicht, jedoch sind zwei, drei Schilder mit Entfernungsangaben auf der Strecke angebracht.

An der Lareinalm, wo letztes Jahr schon Bernie sich Rotwein Marke „Kalterer See“ geschnorrt hat, frage ich nach weiteren Spezialitäten. Einer springt zu seinem Auto und bietet mir einen feinen Traubensaft an. Ja, gleiche Marke wie bei Bernie. Ich höre mich nicht nein sagen zu dem edlen Traubengetränk.

Als ich mich wieder aufmache und in Richtung Fluchthorn andeute, weiterzurennen, höre ich von den Helfern nur lautes Lachen. Mein Lauf durch den Maißwald geht ohne Gehpause und es kommt auch kein Verfolger mehr von hinten. Die letzte V-Stelle an der Eggalm lasse ich aus. Über den Jambach, noch eine kleine Steigung und es geht nach Galtür hinein. Dort zwei Mal scharf rechts herum, nochmals 50 Meter bergan, nach einer Linkskurve über eine Almwiese und das Ziel am Sportzentrum ist erreicht. Moderator Seppi Kurz kündigt jeden Athleten bei seinem Zieleinlauf an. So schaffe ich meinen Silvretta-Ferwall Marathon auf der Ersatzstrecke in persönlicher Bestzeit.

 

Zielimpressionen

 

 

Die Uhr zeigt 3.55.09 Stunden. Mit Gesamtplatz 22 bin ich hochzufrieden. Das reicht in der Klasse M50 zum fünften Rang. Als Auszeichnung erhalten die Läufer das goldene Leistungsabzeichnung, eine schön gestaltete Medaille. Im angrenzenden Hallenbad finden sich gute Erholungsmöglichkeiten. Die Benützung ist für die Teilnehmer gratis. Für Musik im Silvrettasaal des Sport- und Kulturzentrums hat der Veranstalter gesorgt und verkürzt damit die Zeit bis zur Siegerehrung. Mit Essen und Unterhaltung lässt sich das gut überbrücken.

Fazit:  Der Silvretta-Ferwall-Marathon ist ein überaus schöner und anspruchsvoller Lauf im familiären Ambiente. Vergessen darf jedoch nicht werden, dass der Kurs bis in hochalpine Regionen führt und dass dies in der Renngestaltung berücksichtigt werden muss. Wenn Zuschauer an der Strecke stehen, dann werden wir auch angefeuert. Man ist aber immer wieder lange alleine unterwegs, dafür hilft man sich gegenseitig bei Krisen, Stürzen und gefährlichen Stellen. Schade, dass wir heute nicht über das Muttenjoch konnten.

 

Aussichten für 2012

 

Für den 21.07.2012 wird ein neues kernig-bäriges Event von den Verantwortlichen in Galtür und Ischgl geplant. Der Silvretta-Run 3000 mit drei Streckenlängen von 16,5 bis 38,3 Kilometer Länge. Ich habe sogar gehört, dass der lange Kanten noch bis zur Marathondistanz verlängert werden soll. Start ist geplant in Ischgl. Es geht zur Heidelberger Hütte, dann über das Kronenjoch bzw. Ritzenjoch und über Lareintal oder Jamtal ins Ziel in Galtür. Die lange Strecke führt bis in eine Höhe von fast 3000 Meter. In Kürze gibt es weitere Hinweise auf den einschlägigen Homepages von Ischgl und Galtür.

Ja, und wer das Muttenjoch sehen will, der 39. Silvretta-Ferwall-Marsch am 26.08.2012 bietet eine Möglichkeit. Ohne Zeitnahme zwar, aber dafür können sich Teilnehmer deutlich mehr Zeit nehmen, die Aussichten auf die 74 Dreitausender zu genießen.  Da muss nur noch Petrus mitspielen. Na, wie wär’s?

Marathonsieger Männer:
1. Helmut Schiessl, Team Salomon, 2.40.09
2. Stephan Hugenschmidt, LT Radolfzell, 2.40.52
3. Michael Barz, Durach, 2.46.44.

Marathonsieger Frauen:
1. Magdalena Schiffer, SV Raika Reutte, 3.23.56
2. Ildiko Wermeschen, FT Jahn Landsberg, 3.39.03
3. Barbara Tatschke, Wilpoldsried, 3.46.00.

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Informationen: Silvretta-Ferwall-Marathon
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