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Laufberichte

Fünf Tage Schwarzwald

 


2. Etappe von Tennenbronn
nach Feldberg-Altglashütten, 59,7 km

 

Scheinbar haben wir gestern zwei Ausfälle zu verzeichnen. Ein Teilnehmer hat sich wohl verletzt und sein Bekannter wollte dann auch nicht mehr weiterlaufen. Also sind heute noch 68 Läufer am Start.

Um 6 Uhr 30 ist es noch dunkel, gut dass die Strecke zunächst noch an der Straße verläuft. Die wenigen Passanten sind auf dem Weg zur Arbeit oder Schule. Was haben wir es doch gut. Das frühe Aufstehen wird durch die kühle Temperatur und ein wunderbares Naturschauspiel mehr als wettgemacht. Ich genieße die frische Luft. Heute will ich das Rennen gemütlich angehen. Ich weiß immer noch nicht, warum ich gestern solche Krämpfe hatte. Ja - ich hatte genügend Salz dabei, nein - ich bin nicht zu schnell angegangen, und ja - ich habe genug getrunken.

 

 

Gleich am Anfang, nachdem wir den flotten Singletrail entlang der Schiltach verlassen haben, geht es 7 km (!) bergauf und ich werde vom Feld gnadenlos abgehängt. Die Straße ist zudem eng und der Berufsverkehr hat eingesetzt. Mehr als einmal weiche ich auf den Grasstreifen am Fahrbahnrand aus. Ab St. Georgen wird es dann ruhiger. Hier wartet wieder als erster Getränkepunkt Jürgen bei km 10. Seine Erfahrungen von Trans-Europa- und Spreeläufen helfen ihm heute nichts: er kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen Wespen. Die Biester sind überall und lassen sich nicht abschütteln.

Schwarzwaldfeeling stellt sich nun ein: es geht durch weite Wiesen mit verstreuten Schwarzwaldhöfen. Ungefähr nach 2,5 Stunden kommen die Schnellen von hinten. Sie mussten heute eine Stunde später starten und kommen nun angefegt. Hinter Rohrbach erwartet uns Schweizerin Corinne und Jan um unsere Flaschen und Kalorienspeicher aufzufüllen. Corinne läuft eigentlich gerne selbst, aber nicht ganz so verrückt und begleitet daher in dieser Woche ihren Julian. Klar, dass sie weiß, was ein Läufer so braucht. Jan ist im richtigen Leben Rettungssanitäter und gehört, wie schon öfters bei Ingos Etappenläufen, zum medizinischen Personal. Er hilft mit Rat und Tat und ist immer gut gelaunt.

Es geht nun an einer wenig befahrenen Straße entlang. Die Gegend ist traumhaft schön. Weite Wiesen mit Kühen und dazwischen kleine Gehöfte. Letzte Nebelfetzen hängen im Tal. Dazwischen ein uriger Singletrail mit den ersten Tau bedeckten Spinnweben. Der Altweibersommer lässt Grüßen. Die Strecke ist kurzweilig und ich bin erstaunt, als wir schon bei km 30 sind. Marion und Michele haben hier an der VP3 als Highlight süße Stückchen im Angebot. Marion ist bei diesem Lauf dabei um ihren Mike zu unterstützen und Michele hat es beim Spreelauf 2014 so gut gefallen, dass sie nun erneut tätig ist. Irgendwie scheint dieses Etappenlaufen ein großes Familienunternehmen zu sein.

Die nächsten Kilometer gehören zu den schönsten während des ganzen Laufs. In vollem Grün geht es zunächst bergauf. Über uns spannt sich eine hohe Autobahnbrücke. Ob die Fahrer darauf wohl ahnen, was für eine grandiose Natur unter ihnen liegt? Hinter der Kuppe läuft der Weg sanft zwischen Wiesen bergab. Unten erwartet uns ein kühles Tal, hier führt der Weg mehr oder weniger steil bergauf. Trotz der Steigung ist es angenehm zu laufen, da der Wald so erfrischend ist. Ab und zu kommt ein Motorrad und reißt mich aus meinen Gedanken.

Oben angekommen haben wir einen Rundblick, der jedem Naturliebhaber das Herz aufgehen lässt. Dann geht es rasant den Berg hinunter. Gut dass vor der Kurve das VP Schild steht, sonst wäre ich sicher vorbei gedonnert. Veronika und Jürgen (von VP1) sind ein eingespieltes Team, denn sie sind beide erprobt vom Trans-Europa- und Spreelauf. Sie versorgen hier bei km 40 die Läufer nach besten Kräften. Es gibt sogar Hefezopf und Kuchen.

Ich genieße noch ein Stückchen bergab, denn dann wird es richtig hart. Die Straße ist stärker befahren, und liegt über weite Kilometer in der prallen Sonne. Da heißt es Augen auf und durch. Die VP bei km 50 ist etwas unglücklich angelegt. Kerstin und Ronni-Doreen sind schon seit einiger Zeit damit beschäftigt mit ihrer VP dem Schatten zu folgen. Jetzt ist nichts mehr zu machen und sie können nur anbieten, dass die Läufer auf die Böschung hinauf in den Schatten gehen. Kerstins Mann Frank ist als Läufer dabei, ebenso wie Ronni-Doreens Dirk. Den Läufern geht es vergleichsweise gut - sie müssen nur laufen. Die Mädels haben jedoch echten Stress, denn sie müssen auch manchen frustrierten Läufer wieder aufbauen.

Der Straße scheint kein Ende zu nehmen. Vor Titisee-Neustadt geht es Gott sei Dank auf den Radweg, hier ist viel Verkehr auf der Straße. Die Menschen stürmen bei diesem schönen, heißen Wetter das Spaßbad am Ortseingang. Ja, baden wäre jetzt wirklich nett. In der Stadt ist unwahrscheinlich viel los. Ich schlängle mich zwischen den Spaziergängern hindurch. Vor mir ist schon seit einiger Zeit mein japanischer Freund Yoshiaki. An ihm kann ich mich orientieren und komme dadurch gut durch. Der Titisee liegt jetzt dunkel blau auf der anderen Seite der Straße.

Nach meiner Uhr sind es noch 6 km zu laufen. Es müsste noch die letzte, nämlich Ullis VP kommen. Von dort aus sind es noch 5 km. Ulli ist eigentlich Pfarrer und hat immer einen Kilometer vor seiner VP den Anfang von Psalm 23, „der Herr ist mein Hirte“ mit Kreide auf die Straße geschrieben. Es wäre schön, wenn das jetzt kommen würde. Statt dessen geht es bergauf. Claudia und Peer laufen auf mich auf. Da zeigen rote Pfeile nach rechts, endlich von der Straße weg. Es geht bergauf. Claudia hat die Strecke als Track auf der Uhr und meint plötzlich wir seien falsch. Ein Tor vor uns führt auf das Gelände einer Ferienhaussiedlung und rechts geht es steil bergauf. Geradeaus kann nicht sein, denn Ingo würde uns nicht über Privatgelände schicken. Claudia und Peer versuchen es trotzdem. Ich warte kurz, als sie nicht mehr auftauchen laufe ich ein Stückchen weiter bergauf - kein Pfeil. Ich laufe zurück auch auf das Feriengelände. Eine Frau sitzt auf der Terrasse, sie hat keine Läufer gesehen. Ich laufe noch ein Stück weiter, meine Laufkollegen sind weg und Pfeile sehe ich auch keine. Also wieder zurück, nochmal den Berg hoch. Am ersten Haus frage ich einen Mann. Er hat keine Läufer gesehen. Beim nächsten Haus bekomme ich die gleiche Auskunft. Ich laufe noch bis zur nächsten Kreuzung - keine Pfeile. Also alles wieder zurück.

Beim Abzweig erkenne ich, dass neben den Roten Richtungspfeilen ein „B“ steht. Vermutlich gehören die Markierungen zu einem Bikemarathon. Eine böse Zunge meint hinterher, das „B“ steht für den „Bachel“, der da falsch gelaufen ist - danke auch. Gleich hinter dem Abzweig kommen dann auch die richtigen Pfeile, die der Straße weiter folgen. Es wäre so einfach gewesen. Jetzt habe ich soviel Zeit verloren, dass die Reserve zum Cutoff sicher aufgebraucht ist. Außerdem bin ich erschöpft und gefrustet. Das darf nicht mehr passieren. Zur Aufmunterung kommt dann doch der Psalm 23 mit dem Vermerk, dass es nur noch 300 m bis zur VP sind.

Ulli hat schon gehört, dass ich vermutlich falsch gelaufen bin und ist erstaunt, dass ich mir sorgen über das Limit mache. Ich habe noch Reserve und es sind tatsächlich nur noch 4 km zu laufen. Das müsste trotz der nun folgenden 2 km langen Steigung locker für das Ziellimit reichen. Ich nehme mir noch einen Apfel mit und mache mich an die Steigung. Nach endlos scheinendem Anstieg habe ich oben den Zielort erreicht. Aber was ist das? Die Markierungen schicken mich wieder aus dem Ort heraus. Wo ist das Ziel? Bin ich vielleicht versehentlich auf die Strecke von Morgen geraten? Fast hätte ich mein Handy herausgeholt um Ingo zu verständigen. Da zeigt ein Straßenschild zur Feldberghalle unserem heutigen Etappenziel. Noch über eine große Wiese dann kommt mir bereits Jolanka entgegen. Ich schaffe das Ziel noch knapp vor dem Limit.

Gewonnen hat heute Frank Wiegand in 5:26:41vor Dietmar Korntner in 5:27:19 und Michael Eitner in 5:42:23.

Bei den Frauen gewann erneut Sigrid Hofmann in 7:02:20 vor Regine Sander-Rummel in 7:28:06 und Cornelia Rohwedder in 7:49:01.

 

 
 

Informationen: Schwarzwaldlauf
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