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Laufberichte

Tausend rannten um das Uhu-Nest

02.09.07
Autor: Klaus Duwe

Drei Marathonläufe gibt es mittlerweile im kleinsten Bundesland: Saarbrücken, St. Wendel und den Saarschleifen Marathon in Merzig, den ältesten und schönsten, wie die treue Fangemeinde gerne anfügt. Mit der 10. Auflage in diesem Jahr ist das Prädikat „ältester“ oder „erster“ unbestritten, mit der Schönheit ist das bekanntlich eine andere Sache. Die Geschmäcker sind verschieden, und das ist gut so.

 

Die Kreisstadt Merzig hat ungefähr 31.000 Einwohner und liegt im nördlichen Teil des Landes, im Hochwald, nicht weit von der Grenze zu Luxemburg. Bekannt ist die Stadt durch den Klo- und Suppenschüsselhersteller Villeroy und Boch, der hier seit über 100 Jahren Fliesen produziert. Eine Erfolgsgeschichte aus jüngerer Zeit ist Kohlpharma, 1979 gegründet und jetzt Deutschlands größter Arzneimittelimporteur mit über 1200 Mitarbeitern und mehr als 600 Mill. Euro Umsatz. Das neue Logistikzentrum des Unternehmens zählt zu den modernsten in Europa. Innerhalb von 24 Stunden kann jede Apotheke in Deutschland direkt beliefert werden.

 

Vom Viez erzähle ich nur wegen der vielen "auswärtigen" Leser. Im Saarland heißt die ganze Gegend hier Viez-Region. Viez? Im Badischen sagt man "Moscht" und in Hessen "Äppelwoi". Alles klar? "Merziger macht herziger", behaupten die Saftpresser, die inzwischen unter dem Dach der Karlsberg Brauerei ihr Geschäft betreiben.

 

Das Veranstaltungszentrum ist in der Stadthalle, die per Bahn und Auto sehr gut zu erreichen ist. Die Saarländer sind ja ein lebenslustiges Völkchen, das keine Gelegenheit  zum Feiern auslässt. Bevorzugt macht man das im Freien. Folgerichtig ist vor der Halle alles für ein großes Fest gerichtet: Biertresen, Buffet, Grillplatz, Musikbühne und jede Menge Tische und Bänke. In der Halle gibt es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.

 

Über 900 Läuferinnen und Läufer sind am Start, im Ziel werden 143 Marathonis und 762 Halbmarathon-Finisher gezählt. Um 8.15 Uhr wird der Marathon gestartet, anschließend werden die Halbmarathonis per Bus nach Saarhausen gebracht, wo um 9.20 Uhr der Halbmarathon gestartet wird.

 

Gestartet wird neben dem Startbogen, erst nach einer Schleife von 195 Metern geht es durch den Bogen in den Stadtpark und dann an die Saar. Das Wetter ist ideal, 16 Grad und die Sonne setzt sich immer mehr durch. Gegen Mittag sind es dann gute 20 Grad, da sollte keiner meckern.

 

Die Strecke musste geändert werden und verläuft in diesem Jahr auf dem inneren Radius bis zum Wendepunkt bei Saarhausen und dann zurück. Normalerweise läuft man auf dem äußeren Radius bis Keuchingen, dann über die Saarbrücke nach Mettlach und dann zurück. Wegen erhöhter Steinschlaggefahr ist die äußere Straße aber gesperrt. Die Gefahrenstelle konnte bisher nicht beseitigt werden, weil dort Uhus nisten. Wenn die damit fertig sind, will man sich der Sache annehmen und im nächsten Jahr ist alles wieder beim Alten. 

 

Der Umstand hat was Gutes. Denn in Mettlach (dort hat Villeroy und Boch seinen Firmensitz) verlässt man den Uferweg entlang der Saar beim V+B-Museum und läuft jetzt weiter Fluss abwärts auf der gesperrten B 51. Das macht nicht nur den Läuferinnen und Läufern viel Spaß, auch viele Einheimische nutzen die sonst stark befahrene Straße für eine Radtour. In Mettlach kommen uns schon die Halbmarathonis entgegen und beleben die Strecke.

 

Kaum sind die Letzten vorbei, kommen die Führenden des Marathons jeweils einzeln und in ziemlich großen Abständen. Trotzdem ist der spätere Sieger nicht unter ihnen, Daniel Horst (Erster in 02:45:36), Christian Quinten (Zweiter in 02:46:12) und Olaf Klinkner  (Dritter in 02:48:44) drehen wohl erst auf dem letzten Drittel so richtig auf. Bei den Frauen sieht es anders aus. Tanja Hooß aus der Läuferhochburg Marpingen liegt schon deutlich in Führung und gewinnt in 03:05:52  Stunden mit großem Vorsprung.

 


Am Wendepunkt wird gewissenhaft die Nummer notiert, dann geht’s zurück. Zahlreiche Verpflegungsstellen sind eingerichtet, zunächst alle 5, später alle 2,5 Kilometer. Damit sich jeder gleich zu recht findet, haben sich die Organisatoren etwas ganz Pfiffiges einfallen lassen, das Schule machen sollte: Wasser gibt es an blauen Tischen, Iso an gelben, Kola, Kuchen, Salzgebäck und Bananen an roten Tischen.

 

Nach Saarhölzbach steigt die Straße deutlich an. Ich merke es erst jetzt, das entsprechende Gefälle auf dem Hinweg habe ich nicht zur Kenntnis genommen. Dann wird Mettlach erreicht, ein paar Zuschauer sind noch übrig geblieben und machen Stimmung. Auf dem Weg entlang der Saar geht es weiter in die Saarschleife, die man aber überhaupt nicht wahr nimmt. Die beste Sicht auf den spektakulären Flussverlauf hat man vom Aussichtspunkt Cloef im Mettlacher Ortsteil Orscholz aus. Hierher werden gerne Staatsgäste eingeladen, zuletzt traf sich vergangenen Dezember Angela Merkel mit Jacques Chirac und dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski.

 

Teilweise ist der Uferweg asphaltiert oder betoniert, teilweise aber auch als Naturweg angelegt. Das Gelände ist jetzt weniger bergig, statt Wald bestimmen sanfte Hügel und grüne Weiden das Landschaftsbild. Der Lauf ist ein Genuss und man fragt sich bei solchen Anlässen und Eindrücken immer wieder, warum nicht mehr Läufer an solchen Veranstaltungen teilnehmen. Hinzu kommt nämlich noch, dass sie ja auch billiger sind.

 

Auf der Saar schippern Boote, die jetzt zwei großen Frachtkähnen Platz machen. Schon im Mittelalter beschäftigte man sich mit Plänen, die Saar schiffbar zu machen. Im 17. Jahrhundert verkehrten hier Schiffe mit bis zu 80 Tonnen Ladekapazität. Als man im 18. Jahrhundert mit dem Abbau der Kohle begann, wurde diese auf dem Fluß zu den Hütten an Mosel, Mittelrhein und Lahn gebracht und umgekehrt Erze zur Verhüttung an die Saar.

 

Die Bergfahrt war nur möglich durch das Treideln der Schiffe, d.h. sie wurden mit Hilfe von Pferdengespannen gezogen, die auf schmalen gepflasterten Uferwegen gingen. Bestimmt war unser Weg auch einmal ein solcher Treidelpfad.

 

Bei km 36 verlassen wir kurz die Saar, es geht einen Weg ziemlich steil nach oben, dann erreichen wir wieder die geteerte Straße, laufen abwärts und sind gleich wieder am Fluss, den wir erst kurz vor dem Ziel verlassen, das wir gleich nach dem Park erreichen.

 

Jeder Finisher wird namentlich begrüßt und beglückwünscht und von den Zuschauern im voll besetzten Biergarten vor der Stadthalle beklatscht. Nach einer kurzen Erfrischung kann man sich mit hausgemachtem Nudelsalat, dem obligatorischen Schwenkbraten, Wurst und Bier verlorene Energie zurück holen.

 

Zu den Duschen im Gymnasium am Stefansberg  gibt es Shuttlebusse.

 

Teilnehmer:
143 Finisher Marathon, 762 beim Halbmarathon.

 

Marathonsieger:
Männer

1. Horst, Daniel, Mücke und McLane    02:45:36      
2. Quinten, Christian, TRI Tronic St. Wendel    02:46:12       
3. Klinkner, Olaf , LTF Köllertal e.V.  02:48:44    

 

Frauen:

1. Hooß, Tanja, LTF Marpingen    03:05:52       
2. Angel, Heike, LC Saucony Saar    03:20:20    
3. Raubuch, Juliane, LTF Köllertal e.V. 03:24:39    


Streckenbeschreibung:

Sehr schöne, abwechslungsreiche Strecke entlang der Saar. Kaum Steigungen.

 

Zeitnahme:
Chip in Startnummer integriert

 

Auszeichnung:
Urkunde, T-Shirt kann gekauft werden

 

Drumherum:
Parkmöglichkeiten bei der Stadthalle. Gepäcktransport vom Start zum Ziel (Halbmarathon),
Pastaparty

 

Verpflegung:
Alle fünf Kilometer Wasser, Iso und Kola, Bananen, Kuchen und Salzgebäck.
 

Zuschauer:
Beim Start und im Ziel und in Mettlach, sonst kaum Zuschauer.  

 

Informationen: SaarschleifenLand-Marathon
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