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Laufberichte

Laufen in Harmonie mit der Natur

06.09.09

Wir verlassen den Stadtpark und kommen direkt an die Saar, die uns nun fast den ganzen Lauf begleiten wird. Hinter Km 2, oder, weil die Veranstalter hier die Km-Schilder umgedreht aufgestellt haben, noch 40Km, verlassen wir für ca. 1km das Ufer und laufen durch das Industriegebiet Bruchwies. Hier befindet sich die Firma Drahtcord, einem gemeinsamen Unternehmen von Continental und Pirelli, die Festigkeitsträger für Stahlgürtel-Reifen produzieren. Direkt in Ufernähe befindet sich auch ein großes und modernes Unternehmen, die Kohlpharma. Es wurde 1979 gegründet und ist jetzt Deutschlands größter Arzneimittelimporteur mit über 1200 Mitarbeitern.

Wir kommen wieder an die Saar und laufen neben dem Wasser auf dem Saarleinpfad. Der Saarleinpfad führt vom französischen Saargemünd aus auf der linken Saarseite durch Saarbrücken bis nach Völklingen. Ein Leinpfad, oder je nach Gegend auch Treidelpfad, Bomätscherpfad oder auch Treppelweg, sind  unmittelbar am Fluss gelegene Arbeitswege. Hier wurden durch Menschen und Tiere an bis zu 500m langen Leinen hölzerne Frachtschiffe flussaufwärts gezogen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es vorwiegend in Frankreich Treidellokomotiven. Noch im ersten Weltkrieg hatten Treidelbahnen militärische Bedeutung. Mit dem Erscheinen von maschinengetriebenen Schiffen und Schleppern ging das Treideln zu Ende. Die letzte Treidelbahn Frankreichs wurde erst 1977 stillgelegt. Heute sind die meisten Leinwege ausgebaut für Radfahrer, Spaziergänger, Wanderer und natürlich für uns Läufer.

Die Saar neben uns liegt im Nebel, das gegenüberliegende Ufer ist kaum sichtbar. Wir passieren die Schiffsanlegestelle Besseringen. Der Weg führt uns auf den Kilometern 4 – 6 über einige Wellen und Hügel und wird dann relativ flach auf einem Naturweg neben der Saar. Wir laufen überwiegend im Schatten und es ist noch recht kühl hier am Ufer. Kurz vor Mettlach bei Km 14 an der Staustufe ist die Wechselzone für den Staffelmarathon. Ab hier geht es die nächsten 14km auf Asphalt weiter.

Über Treppen laufen wir unter der Keuchinger Brücke durch und erreichen die Schiffsanlegestelle Mettlach. Mettlach wurde um 676 gegründet vom fränkischen Herzog Lutwinus. Der Turm des Klosters, der 990-994 errichtet wurde, ist das Grabmahl des Heiligen Luitwin. Der 1000-jährige alte Turm wird zurzeit  gerade renoviert.

Rechts der Straße im alten Abteigebäude ist der Hauptsitz der Firma Villeroy & Boch. François Boch begann 1748 mit seinen drei Söhnen mit der Herstellung von Keramikwaren insbesondere Geschirr. 1791 gründete Nicolas Villeroy eine Steingutfabrik in Vaudrevange. 1836 schlossen sie sich zum Unternehmen Villeroy & Boch zusammen. 1879 wurde die Fliesenfabrikation in Merzig eröffnet, 1899 wurden Großserienproduktionen von Sanitäkeramik hergestellt. Damit waren auch für das ärmere Volk Toiletten, Spülbecken und Badewannen erschwinglich.

Wir verlassen Mettlach am Schiffsanleger auf dem Fußweg. Kurz dahinter belaufen wir die B 51 Richtung Saarburg, die heute Vormittag für den Straßenverkehr bis kurz vor Saarhausen gesperrt ist. Jetzt kommt die Sonne durch den Nebel, der sich langsam auflöst und das andere Ufer wird deutlich sichtbar.

Kurz nach dem Ort kommen uns die ersten Halbmarathonis entgegen, die zwischen Saarhölzbach und Saarhausen, 97,5 Meter hinter dem Wendepunkt für uns, um 9:30 Uhr gestartet sind. Kurz danach kommt uns die Startnummer 1 entgegen. Es ist Jörg Hooß vom LTF Marpingen, der den Marathon auch in 2:42:12 gewinnt. Ein Stück später kommt seine Frau Tanja mit der Startnummer 2 uns entgegen. Sie gewinnt den Frauenwettbewerb in 3:04:07.

Wir passieren auf der B51 den Ort Saarhölzbach. Schon im Jahre 802, im Kapitulare Karls des Großen wird der Ort als Hülzbach genannt. Nach Aussagen des Rheinischen Landesmuseums Trier belegen römische Funde, dass Saarhölzbach bereits im 2. Jahrhundert nach Christus besiedelt war. Sehenswert im Ort sind der Aussichtspunkt Vogelsfelsen sowie der Teufelsschornstein, die Kreuzkupp und das Kriegerdenkmal. Wir haben dafür jetzt keine Zeit. Es geht vorbei am Ort zum Wendepunkt, der sich ca. 800m nach der Einfahrt Steinbruch befindet. Hier werden alle LäuferInnen per Video mit der Startnummer aufgezeichnet. Abkürzen ist nicht möglich. Jetzt sind wir auf dem Heimweg. Noch vereinzelt kommen uns Läufer entgegen. Bernhard Sesterheim, der Marathon- und Ultra-Weltenbummler ist auch dabei. Er wird heute den Marathon in 4:59:57 beenden.

Wir kommen wieder an Saarhölzbach vorbei und laufen über den Fußweg am Schiffsanleger von Mettlach entlang. Um diese Zeit sind jetzt doch einige Zuschauer auf den Beinen und applaudieren den LäuferInnen zu. Jetzt sehen wir auch die Staustufe rechtsseitig in ihren gewaltigen Ausmaßen. Hier ist der zweite und letzte Wechselpunkt für die Staffeln. Es geht weiter über den Saarleinpfad in die Saarschleife. Hinter Km29 wird jetzt im besten Sonnenschein der Aussichtspunkt Cloef sichtbar. Links von uns die Felsen, rechts die Saar. Mir kommen die Worte vom Veranstalter in den Sinn. Wir haben zwar keinen Sonnenaufgang erlebt, aber wir laufen jetzt im schönen, romantischen und idyllischen Saartal, einem Wunder der Natur. Wir laufen in Harmonie mit der Natur ohne Stress, Lärm und Hektik. Schade, dass dies nur so wenige Marathonis (148 Männer und 41 Frauen) hierher zieht.

Noch vor der Schiffsanlegestelle Besseringen geht ein Fußweg hoch zur Burg Montclair. Die rund 330 Meter über NN befindliche Burgruine war einst eine der größten und mächtigsten Burgen der Region. Sie liegt auf dem von der Saarschleife umflossenen hohen Bergrücken, dem so genannten „Burgberg“. Auf der anderen Flussseite in Höhe des letzten Lokals von Dreisbach steht ein Trompeter und blast seine Weisen über das Flusstal. Noch vor dem Ort sehen wir gegenüber, mitten in der Saarschleife in einer Ufernische, die Nikolauskapelle. Der heilige Nikolaus gilt als Schutzpatron der Schiffer. Jetzt kommen auch die Häuser von Dreisbach ins Blickfeld. Dreisbach ist der einzige Ort in der Saarschleife, wohin man mit einer Fähre übersetzen kann.

Am Verbindungsweg St. Gangolf - Besseringen geht es eine kurze heftige Serpentine hoch. Hier am oberen Punkt steht immer der Dudelsackpfeifer. Jetzt, wo ich vorbei komme, ist er gerade am Einpacken. Schade. Von hier führt auch ein Weg zur ehemaligen Klosteranlage St. Gangolf. Wir kommen wieder auf den Treidelpfad direkt ans Ufer und laufen Richtung Besseringen. Die Saarränder werden flach und verlieren hier ihre Romantik.

Wir erreichen den Verpflegungspunkt 8. Es gibt immer drei Tische in immer gleicher Reihenfolge. Am ersten mit blauem Schild gibt es Aqua, am 2. Tisch mit gelbem Schild gibt es Isogetränke und am 3. Tisch mit rotem Schild gibt es Cola, Kuchen, Salzgebäck, Bananen. Die tolle Idee mit den noch farbigen Tischdecken gibt es dieses Jahr nicht mehr. Die Versorgung ist aber gut und die Helfer reichen einem die Getränke an je nach Wunsch.

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