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Laufberichte

Mehr Saar, mehr Schleife, mehr Trail

 

Als ich im letzten Jahr bei überwiegend sonnigem Wetter die Premiere des Saarschleife Trail erlebte, war ich von diesem Herbstfarbenrausch restlos begeistert. Die Strecke und die im Sonnenschein wunderbar bunten Bäume überfluteten mich so sehr mit Glücksgefühlen, dass ich dem Lauf die Bestnote gab. Umso neugieriger bin ich jetzt, da eine neue, sehr stark veränderte Streckenführung angekündigt wird.

Es wird also ein ganz neues Saarschleife-Erlebnis. Ich liebe Abwechslung! Und im Großen und Ganzen finde ich rückblickend die neue Strecke wirklich besser. Wir laufen längere Strecken  an der Saar entlang, sehen mehr von der Saarschleife und der Asphaltanteil ist jetzt nur noch minimal.

Während Nord- und Ostdeutschland an diesem Sonntag ins Sturmchaos gestürzt werden, hört der Regen im Saarland schon vor dem Start auf. An manchen Streckenabschnitten ist es etwas windig, aber meist laufen wir im Tal recht windgeschützt. Allerdings hat das Wetter in der Nacht einiges von der Streckenmarkierung ruiniert und wegen Sturmschäden musste sehr kurzfristig unsere Route von 61 km mit 2100 Höhenmetern auf 55 km gekürzt werden.  

Aber für mich geht es schon lange nicht mehr um Kilometer. Das Erlebnis und die Begegnungen mit mir bekannten Läufern und neue Kontakte sind mir  wichtiger. So ist auch hier die Startnummernausgabe beim Tagungs- und Besucherzentrum Cloef-Atrium wieder ein pausenloses "Hallo". Auch Redaktionskollege Frank Albrecht begrüßt mich gleich.

Dieses Mal habe ich meine Freundin und zwei Vereinskameraden mitgebracht. Annette läuft die 31 km Strecke.

 

 

Um 7.30 Uhr ist es schon hell genug, um ohne Stirnlampe zu laufen. Gleich beim Start ist es anders als im letzten Jahr, denn wir laufen in die andere Richtung durch den Startbogen. Zuerst kommt eine etwa viertelstündige Runde durch den Wald. An einer Stelle kreuzt sich die Laufroute bei einer kleinen Schleife, so dass die langsamen Teilnehmer das Feld der schnelleren queren müssen. Gleich darauf laufen wir beim Cloef-Atrium erneut über die Start/Ziellinie, nun in anderer Richtung. Es folgt eine Runde am Rand von Orscholz.

Noch ist der Himmel dunkel bewölkt, doch die Temperatur ist läuferfreundlich. An einer Stelle hört der Pfad vor uns scheinbar auf. Am Boden liegt ein Stacheldrahtzaun. Wo geht es nun weiter? Offenbar haben Unbekannte Markierungen entfernt. Es ist mühsam, aber irgendwie kommen wir trotzdem klar.  

Durch ein schönes Tal, in dem mehrere Brücken über einen plätschernden Bach führen, geht es nun schnell bergab. Schade, dass es durch die dichte Bewölkung im Wald noch immer zu dunkel zum Fotografieren ist. Unten an der Saar ist die erste Verpflegungsstelle.  



Dann steigen wir auf einem anfangs steilen Trail bergauf. Vorbei an einigen für diese Steilhänge typischen Schutthängen, bemoosten Steinen und uriger Vegetation gewinnen wir schnell an Höhe. Die Strecke gefällt mir bisher wieder außerordentlich gut.  

Vom Aussichtspunkt Cloef genieße ich den grandiosen Blick auf die Saarschleife. Im Laufe der Jahrmillionen hat sich die Saar tief in das Gestein gegraben und eine optisch perfekte, zehn Kilometer lange Schleife gebildet. Der Blick von oben zur 180 m tiefer fließenden Saar ist schon alleine die Reise wert. 

 

 

Auf einem Trail geht es in hohem Tempo bergab. Ach, wie froh ich bin, heute wieder dabei sein! Unten laufen wir eine Weile am Ufer der Saar entlang. Darauf folgt auch bald der nächste Aufstieg. Oben müssen wir wieder gut wegen der Streckenführung aufpassen, denn wer an einer Stelle nicht merkt, dass er anstatt geradeaus zu den Läufern, die er etwa 200 m vor sich sieht, weiter zu rennen, zuerst einen steilen Weg links hinauf zur Verpflegungsstelle und Zeitmessmatte muss, der hat Pech. Die mit Kreidespray auf das Laub gesprühten Pfeile sind nach dem nächtlichen Regen und nachdem so viele Leute darüber gelaufen sind, kaum noch erkennbar. Doch wie schon gesagt: mit etwas Aufmerksamkeit gelingt die Orientierung.  



 Nun geht es wieder auf teilweise herrlichen Trails hinab zur Saar. Im Gegensatz zu manch anderen Laufveranstaltungen, die das Wort Trail im Namen tragen, aber meist nur über Waldwege und einfache Pfade führen, gibt es hier wirklich jede Menge knackige Trail-Abschnitte, die Aufmerksamkeit erfordern. Für mich ist die Saarschleife das perfekte Trailrunner-Paradies. Ich sehe aber auch Läufer mit normalen Schuhen ohne Trail-Profil. Davon rate ich dringend ab, denn Geröll und Wurzeln werden auf den manchmal etwas rutschigen Trails von dichtem Laub bedeckt.  

Bei einer Schleuse überqueren wir die Saar und laufen nun am anderen Ufer erneut längere Zeit am Fluss entlang. Traumhaft! Heute können wir die Saarschleife viel länger und intensiver genießen als beim letzten Mal. Darüber bin ich sehr froh. Nach den steilen Trails ist es auch gut, nun einige Kilometer völlig eben laufen zu dürfen.  Dann beginnt der Aufstieg zur Burg Montclair.   



Oben umrunden wir die Ruine der Burg, die im 15. Jahrhundert auf den Resten einer noch älteren Burganlage erbaut wurde. Dann laufen wir auf breitem Fahrweg zur zweiten Verpflegungsstelle. Anschließend führt uns ein Trail hinab nach Mettlach.  
Von den historischen Bauten in Mettlach sehen wir nichts, da die neue Strecke uns gleich am Ortseingang über die Brücke führt. Nur aus der Ferne sehen wir den großen Barockbau einer ehemaligen Benediktinerabtei, in dem heute die Keramikfirma Villeroy & Boch ihren Sitz hat.  

Am Ortsrand sieht man noch schwere Schäden, die  kürzlich ein Sturm verursacht hat. An einem Waldhang hat er alle Bäume gefällt, ebenso in Parks und privaten Gärten. Zerstörte Zäune sieht man fast überall.

Es folgt ein schöner Trail-Aufstieg, danach kommen einige Kilometer auf breiten Wegen mit nur wenig Höhenunterschied, immer durch Wald mit viel buntem Herbstlaub.  Der Trail bergab zur Saar macht wieder richtig Spaß.

 


 Wieder geht es ein Stück am Ufer entlang, dann erneut bergauf. Gegen 12 Uhr gibt die Wolkendecke die ersten blauen Flecke über uns frei und bald scheint tatsächlich ab und zu auch die Sonne. Darauf konnten wir vor einigen Tagen laut Wetterbericht nicht hoffen. Später, so gegen 15 Uhr, ist es sogar eine Weile komplett wolkenlos. Jetzt macht das Laufen doppelt so viel Spaß! Laufen? Naja inzwischen bin ich mehr am Marschieren. Aber ich bin deutlich unterhalb des Zeitlimit und werde auf jeden Fall bei Tageslicht das Ziel erreichen, daher kann ich mir das leisten.

Zufrieden erreiche ich die Verpflegungsstelle vor der Michaelskapelle bei Taben-Rodt. Die auf einem Felsen über der Saar aufragende Kapelle aus dem 15.  Jahrhundert bietet eine schöne Aussicht. Der Sage nach gelobte hier einst ein Ritter auf der Flucht dem heiligen Michael den Bau einer Kapelle, wenn er ihn retten würde. Dem Ritter gelang es, mit seinem Pferd unbeschadet vom Felsen in die weit unten fließende Saar zu springen und auf der anderen Seite zu entkommen. Ich will jetzt aber nicht zum Fluss hinab springen, sondern leichtfüßig dem Trail folgen.



 In der Ausschreibung steht, dass man hier das Rennen beenden kann, mit 43 km in einer separaten Liste gewertet und von einem Bus zum Ziel gebracht wird. Durch die aktuelle Streckenkürzung sind es nur etwa 39 km. Die Verpflegungsstellen bieten für jeden Geschmack etwas, auch Cola und vor allem gute, warme Suppe.

Nach einer kurzen Rast führt unsere Route nun weit weg von der Saar über viele breite Wege und einige Trails, vorerst ohne steile Auf- und Abstiege. Ich habe zwar meine Stöcke dabei, doch eigentlich  braucht man sie nicht. Das letzte Stück hinab nach Keuchingen ist dann für einen Schlamm-Fan wie mich genial. Tiefe Fahrspuren haben den Weg in einen Parcours verwandelt, der zu jedem Action-Hindernislauf passen würde. Manchmal versinkt man regelrecht im Dreck. Klasse! So mag ich es!  

Auch die nächsten Kilometer bieten dann wieder einen bunten Mix aus Trails und breiten Wegen, mal bergauf, mal bergab, technisch aber deutlich leichter als am Vormittag.  



Der herrliche Sonnenschein lässt das Herbstlaub jetzt wunderbar leuchten. Welch ein herrlicher Trail-Tag! Etwas fällt mir inzwischen auch sehr positiv auf: Ich habe heute keine einzige Gel-Packung auf dem Weg liegen gesehen. Offenbar kapieren immer mehr Läufer, dass sie ihren Müll mitnehmen sollen.  

Wo sich die Rückweg-Route mit der des Hinwegs kreuzt, muss man wieder gut aufpassen, auf den letzten zwei km scheinen dann die Markierungen ganz zu fehlen. Was sind das für Menschen, denen es Freude macht, anderen Verdruss zu bereiten? Zum Glück gibt es Wegweiser, die uns die Route zum Cloef-Atrium zeigen.  Notfalls kann man sich bei  vielen Spaziergängern erkundigen.  

 

 

Glücklich und zufrieden erreiche ich dann das Ziel. Trotz der kleinen Handicaps war es wieder ein unglaublich schöner Trail-Lauf, den ich trittsicheren Läufern uneingeschränkt empfehle. Auch weil ich sicher bin, dass man von Veranstalterseite die notwendigen Optimierungen vornehmen wird.  Hätte ich einen Wunsch bezüglich der Strecke frei,  ich sagen: bis zur Burg wie 2017, anschließend die südliche Schleife nach Besseringen und Dreisbach wie 2016. Das wäre perfekt.

Wenn es mal einen Saarschleife Trail Fanclub gibt, werde ich Mitglied.
Der Lauf ist genau mein Ding. Obwohl ich allgemein lieber neue Wettkämpfe bestreite, anstatt bekannte Strecken zu wiederholen - hier will ich unbedingt auch ein drittes Mal hin.      

 

Informationen: Saarschleife Trail
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