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Laufberichte

Ein echter Geheimtipp

04.09.05

„Wer Kinder gebären kann, der kann auch Marathon laufen!“

 

Der Saarschleife-Marathon ist der einzige Marathon im Saarland, mit 1 Mio. Einwohner eines der kleineren Bundesländer. Die Kreisstadt Merzig, deren 31.000 Einwohner sich auf 17 Stadtteile und 108 qkm verteilen, ist Austragungsort der bereits achten Auflage.

 

Die Saar, die in Donon entspringt, fließt je zu einer Hälfte durch Frankreich und Deutschland und mündet nach 250 Kilometern in die Mosel. Auf ihrem Weg von Süd nach Nord stößt sie  hinter Merzig auf die Ausläufer des  Hunsrück und des nördlichen Saargau.

 

Der Bergkamm stellt für den Fluß ein so großes Hindernis dar, dass er nach Nordwesten ausweicht und nach einer 180-Grad-Wende annähernd parallel zurück fließt. Dieser „Umweg“ zwischen Besseringen und Mettlach, die legendäre Saarschleife, ist 10 Kilometer lang. Die Luftlinie zwischen beiden Orten beträgt nur 2 Kilometer. 

 

Klingt spektakulär und so wählte ich den Saarschleife-Marathon für meine Sammlung aus.  Nach der selbst verschuldeten Panne beim Osnabrücker Land-Marathon („wer lesen kann, ist echt im Vorteil“),  schaute ich mir dieses Mal genau die Ausschreibung durch und holte mir 2 Stunden vor Beginn des Marathonstarts meine Unterlagen in der Stadthalle Merzig ab. Zwei Stunden sind aber keinesfalls zu viel, da es von der Stadthalle bis zum Start fünf Kilometer sind. Selbstverständlich stellte der Veranstalter Busse  bereit, die bereits 8.15 Uhr von der Stadthalle zum Start fuhren.

 

Da die Fahrtzeit nur wenige Minuten betrug, verblieb uns noch genügend Zeit, um mit marathon4you-Autor, 100 Marathon-Club-Vereinskumpel, Wüstenpirat und Death-Valley-Bezwinger (Mann, hat der viele Funktionen und Titel) Bernhard Sesterheim zu plaudern. Bernhard hatte sich erst am Vorabend entschlossen, anstatt einer gemütlichen Sonntagsrunde rüber an die Saarschleife zu kommen, um seiner Sammler-Leidenschaft nachzukommen.

 

Der Start war mitten auf der Wiese neben der Saar in der Walachei, aber bei 20°C und einer wunderschönen Landschaft so idyllisch, dass der Startschuss zum 8. internationalen Saarschleife-Marathon auch später hätte erfolgen können.

 

Aber nix da! Um 9.00 wurden fast 200 Läufer auf die Strecke geschickt. Die Strecke teilte sich in eine zweimal zu belaufende  18 Kilometerschleife und einem 6 Kilometer Endstück auf. Die 18 Kilometerschleife teilte sich in ein 9,5 Kilometer-Stück im Außenradius und 8,5 Kilometer-Stück im Innenradius der Saarschleife auf.   

 

Wir liefen immer auf asphaltierten und befestigten Rad- und Wanderwegen am Fußufer der Saar entlang. Dabei hatten wir immer einen guten Blick auf die vorbei fahrenden Schiffe und Boote, die ihr Frühstück oder einen Aperativ einnahmen. Unseren Aperativ nahmen wir an den  Verpflegungsstellen, die alle ungefähr 5 Kilometer eingerichtet waren. Nach dem ersten Stück auf dem Außenradius liefen wir in Mettlach über eine Brücke und wechselten die Uferseite auf den Innenradius der Saarschleife in Richtung Merzig zurück.

 

Auf der anderen Uferseite konnte man nun das Hauptfeld der Halbmarathonläufer beobachten, die eine Stunde später vom gleichen Startpunkt wie wir gestartet waren, aber nur einmal die Saarschleife zu bewältigen hatten.


In Besseringen und über 8 Kilometer auf der Innenseite der Saarschleife teilte sich das Feld der Marathonis und der Halben auf. Für die Halben führte der Kurs zum Ziel nach Merzig und für uns über eine Brücke auf die andere Uferseite zur zweiten Runde.

 

Und das war auch gut so! Denn bei dieser herrlichen Landschaft lohnte sich eine zweite Runde allemal. Vom Schauen hatte ich auch dann noch nicht genug, kilometermäßig war dann das Soll der Marathonis erfüllt, sodass ich in Besseringen zum Ziel nach Merzig laufen durfte. Erst jetzt, wo es keinen Schatten mehr gab, bemerkte ich, dass die Temperaturen auf fast 30°C gestiegen waren. Viele Läufer genehmigten sich nun eine Verschnaufpause, indem sie ein Stück gingen. Ich hatte aber schon manchmal das Gefühl, dass das ein Fehler ist. Wenn man stehen bleibt, oder langsam geht, dann lässt auch die Luftzirkulation nach und es erscheint einem noch wärmer, als es im Lauftempo bereits der Fall ist.

 

 

Bei Kilometer vier, an der Saar wird rückwärts gezählt, überholte mich relativ zügig eine junge Frau. Da ich auch ein gutes Lauftempo hatte, war ich sehr erstaunt und fragte sie, ob sie einen Halbmarathon läuft. „Nee, nee es ist die volle Distanz“, sagte sie und fügte weiter hinzu: „Das ist mein erster Marathon, da habe ich es auf der ersten Hälfte noch ein wenig ruhiger angehen lassen. Wer Kinder gebären kann, der kann auch einen ganzen Marathon laufen!“ Sie bretterte voll weiter und ließ mich und andere Läufer total beeindruckt hinter sich.

 

Der letzte Kilometer bis ins Ziel führte in Merzig durch den Stadt-Park und über einige abgesperrte Straßen. Auch hier hatte es wieder eine Frau eilig. Als sie merkte, dass auch ich mein Tempo anzog, als die mich überholen wollte, fragte sie mich: „Laufen wir zusammen ins Ziel oder einzeln?“ „Wir können schon zusammen laufen“, antwortete ich, da ich beim Duellieren eh den Kürzeren gezogen hätte. Zwar mit immer schneller werdendem Fuß, aber gemeinsam legten wir die letzten Meter ins Ziel zurück und finishten zusammen beim internationalen Saarschleife-Marathon.

 

Fazit: Ein sehr schönen Lauf, tolle Landschaft und starke Frauen hat das Saarland zu bieten. Ein echter Geheimtipp für nächstes Jahr.

 

Teilnehmer:

Marathon: 200
Halbmarathon: 800
 
Streckenbeschreibung:

Zwei-Rundenkurs, flach, asphaltierte Straßen u. befestigte Wege
 
Gratifikation:

Urkunden-Ausdruck im Internet
 
Drumherum:

Chipsystem vom mandigo in der Startnummer integriert; einfache Anreise; Duschen, Parkmöglichkeiten u. Toiletten sehr zentral

 

Verpflegung:

alle vier bis fünf Kilometer: Wasser, Iso, Cola, Bananen

 

Zuschauer/Atmosphäre:

Die Strecken- u. Verpflegungsposten feuern unterwegs mächtig an; im Ziel erwarten einem dann viele Zuschauer 

 

Informationen: SaarschleifenLand-Marathon
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