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Laufberichte

Ich bin wieder da!

08.03.09
Autor: Klaus Duwe

Schon bald sind wir am Platz der Republik mit dem großen Denkmal für Kemal Atatürk (1881 – 1938). Er ist der Begründer der modernen Türkei und hat unter anderem die Trennung von Religion und Staat nach westlichem Vorbild vollzogen, die am Koran orientierte Rechtsprechung abgeschafft und das Schweizer Zivilrecht, das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht eingeführt sowie die Umstellung von arabischer Schrift auf das lateinische Alphabet bestimmt. Der Ehrentitel „Atatürk“ (Vater der Türken) wurde ihm während seiner Präsidentschaft vom türkischen Parlament als Nachname verliehen.

Von diesem Platz sieht man auf die Altstadt mit ihren 400 denkmalgeschützten Häusern, die Yivli Minare Moschee, das Meer und den Hafen. Wer hierher keinen Ausflug macht, war nicht Antalya.

Im Jahre 130 n. Chr.  besuchte Kaiser Hadrian Antalya. Um ihn würdig zu empfangen, erbaute man das nach ihm benannte Tor, das wir jetzt rechts neben Überresten der Stadtmauer sehen können. Die breite Atatürk-Straße, von stattlichen Dattelpalmen in zwei Fahrbahnhälften geteilt, nennt man auch Döner-Straße. Warum, könnt ihr euch denken.

Wir erreichen die Straße entlang der Steilküste und haben rechts einen herrlichen Blick auf das Meer und auf gepflegte Grünanlagen mit Palmen, blühenden Bäumen, Sträuchern und vielen Picknick-,  Spiel- und Trimmplätzen. Links sind die Wohnanlagen (meist Hochhäuser) und dazwischen einige Geschäfte. Die teils schneebedeckten Berge des Taurus-Gebirges machen normalerweise die Kulisse perfekt - heute sind aber leider nicht zu sehen.

Die Sonne scheint vom fast wolkenlosen Himmel. Hier ist längst Frühling. Die Orangenbäume hängen voller Früchte. Noch nie habe ich köstlichere Orangen oder besseren, frisch gepressten Saft getrunken, als hier. Urlauber und ein paar Einheimische gehen spazieren oder joggen und die ersten 10er kommen uns auf ihrem Rückweg entgegen „geflogen“.

Informationen: RUNATOLIA Antalya Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

„Die haben’s gut, sind bald im Ziel“, meint einer. Ich bin noch nie einen 10er oder Halben gelaufen und habe auch jetzt darauf verzichtet, es als Alternative in Betracht zu ziehen. Mir ist das zu schnell und zu hektisch. Marathon oder gar nichts …

Ich laufe zu einem Türken auf, der die Startnummer 500 trägt. „Was hast du für die Nummer bezahlt?“ frage ich ihn scherzhaft. Ich denke nicht, dass er mich versteht, erwarte deshalb auch keine Antwort und laufe weiter. Er lacht und antwortet in einwandfreiem Deutsch: „Bezahlt habe ich nichts extra. Man hat mir meinen Wunsch kostenlos erfüllt.“ „Ich wollte die Nummer haben, weil ich bei meinem ersten Marathon in Istanbul die Nummer 499 hatte“, fährt er fort.

Er ist zum ersten Mal in Antalya und schon jetzt begeistert. Obwohl er in seinen langen Hosen bestimmt ganz schön schwitzt, genißt er die Sonne. In Istanbul ist er nämlich mächtig nass geworden. Wo er sein gutes Deutsch gelernt hat? „Meine Mutter ist Germanistik-Professorin.“

Ich bin am Fotografieren, lasse Ilgaz mit der Nummer 500 ziehen und quatsche dafür Daniela mit der Nummer 100 an. „Ist das auch eine Wunschnummer?“ will ich wissen. Nein, ihr wurde zufällig diese Nummer zugeteilt. Aber: Jede andere Nummer hätte sie gegen eine Startnummer für den Halbmarathon umgetauscht. Ihr ist nämlich ziemlich mulmig, denn es ist ihr erster Marathon seit zwei Jahren. „Warum die Pause?“ „Ich war verletzt, das Knie.“ Aha, kenn ich. Aber zwei Jahre? Worüber beklage ich mich?

Wir kommen zum Düden-Wasserfall, wo die Wassermassen 30 m tief ins Meer stürzen. Von hier sieht man kaum was davon. Man sollte aber sowieso unbedingt vom Hafen in Antalya aus eine kleine Bootsrundfahrt machen, bei der dann auch die Wasserfälle zu sehen sind.

Ich bin über eine Stunde unterwegs. Keine Ahnung wie weit ich gelaufen bin. Es ist zwar jeder Kilometer markiert, aber ich habe noch keinen Hinweisschild gesehen. Ich bin nur am Laufen, Quatschen und Genießen. Für ruhigere Abschnitte und zur Überwindung eventueller mentaler Probleme habe ich meinen iPod einstecken, auf dem eine spezielle Marathon-Playlist mit Livemusik der Rolling Stones, REM und Bruce Springsteen aufgespeichert ist.

Lara wird erreicht und der Wendepunkt für den Halbmarathon (km 12,2). Die Strecke hat jetzt deutlich Gefälle und als es rechts hinunter zum Meer geht, ist es sogar ziemlich steil. Direkt am Meer und an der Laufstrecke liegt das Clubhotel Sera, in dem offensichtlich viele Marathonis wohnen, deren Angehörige hier kräftig Stimmung machen.

Der folgende Streckenabschnitt ist neu und führt auf einer gerade fertig gestellten Promenade 3 – 4 km direkt am Meer entlang. Schöner kann man nicht laufen. Es ist ein Traum: Sonne, Palmen, Meer – phantastisch. Julie aus England, nur geschätzte 150 cm groß, nutzt meine Fotopausen, um an mir vorbei zu ziehen. Ihr Shirt weist sie als Mitglied des englischen 100-Marathon-Club aus. „Good luck Julie, see you later.“ Meine Zwischenzeiten weisen später nach, ich habe hier viele Minuten verloren – aber viele Eindrücke gewonnen.

Links ist eine riesige Parkanlage mit hunderten, wenn nicht tausend Grillplätzen in Reih und Glied. Kein Mensch ist zu sehen. Ich schließe die Augen, denke es ist Sommer. Um jeden Grill ist eine türkische Familie versammelt. Die Gerüche betäuben,  der Lärm macht taub. Schnell bin ich wieder wach und genieße die Ruhe.

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