marathon4you.de

 

Laufberichte

10 Jahre gute Laune

 

Die türkische Südküste hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem beliebten Urlaubsziel der Deutschen und Deutschtürken sowie vieler anderer Nationen entwickelt. Zwischen Kemer im Westen und Alanya im Osten werden auch heute noch große Hotelanlagen aus dem Boden gestampft. Die fruchtbare Küstenebene ist auch berühmt für ihren Obstanbau.

Wer seinen Badeurlaub am Fuße des 2000-3000 m hohen Lykischen Taurusgebirges mit kulturellen Erlebnissen verbinden will, hat die Wahl zwischen zahlreichen historischen Ausgrabungen. Antike Stätten aus der Zeit der Griechen und Römer sowie Bauwerke, die auf die Seldschuken und Osmanen zurückgehen, warten auf Besucher. In der Nähe des Flughafens kann man beispielsweise Perge besichtigen, eine der fünf größten Städte des antiken Pamphylien. In Aspendos befindet sich das wohl besterhaltene Theater des gesamten Altertums.

Einen Monat nach dem M4YOU-Jubiläumsmarathon haben Judith und ich uns Richtung Süden aufgemacht. Die Reise ging nach Antalya an der “Türkischen Riviera”, inzwischen Millionenstadt und Ziel erholungssuchender All-Inclusive-Touristen aus ganz Europa. Vor dem Start der Sommersaison 2006 organisierte der Reiseveranstalter Vural Öger dort den ersten Antalya Marathon, später “Runtalya” genannt, der seitdem  jährliche Zuwachsraten verzeichnet. Inzwischen hat der deutsch-türkische Geschäftsmann sein Unternehmen Öger Tours an Thomas Cook verkauft und 2014 eine neue Firma unter dem Namen V.Ö.Travel gegründet, die den Marathon unter der geänderten Bezeichnung “Runatolia” in diesem Jahr zum 10. Mal veranstaltet. Selbstredend werden dazu auch maßgeschneiderte Laufreisen angeboten. Übernachtung in tollen Hotels und alle Transfers  inklusive.

Den Reigen der sportlichen Veranstaltungen eröffnen am Samstag die High-Heels-Läufe für die Damen. Vor dem Terra-City-Einkaufszentrum sind 100 Meter zurückzulegen. Da schaut man(n) gerne zu. Siegerin wird  Aysen Özkul in 16 Sekunden. Für großes Medieninteresse am Rande sorgt die Gründerin der Anatolien-Partei, Emine Ülker Tarhan, die in der Gegend gerade einige politische Auftritte absolviert.

Im Einkaufszentrum befindet sich die Startnummernausgabe. Natürlich wird hier auch Deutsch gesprochen, ebenso wie alle Informationen auch auf Englisch und Deutsch erhältlich sind. Im kleinen Beutel gibt es eine Trinkflasche vom Sponsor Tupperware sowie ein Funktions-Laufhemd plus Regenmantel.

Ein Vier-Kilometer-Lauf findet ebenfalls am Samstag statt. Jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde und ein Terra-City-Laufhemd. Da sind natürlich viele Einheimische unterwegs. Interessant und ungewohnt die selbstklebenden Startnummern, die für diesen Wettbewerb ausgegeben werden. Vorneweg gehen in historischem Gewand die „Siebenschläfer“ plus Hund. Sie kommen aus der Stadt Kahramanmaraş und sind – so die Aufschrift ihres Plakats - „als Friedensgesandte in die Perle des Mittelmeers gekommen“. Sie erinnern an eine Legende, die sowohl im Christentum als auch im Islam erzählt wird.

Nach diesen Highlights zum Einstieg sorgen wir erst mal für Kalorienzufuhr: Nobles Ambiente bei der Pasta-Party vor dem Einkaufszentrum garantieren die Köche und Kellner der Majesty Hotels&Resorts. Und essen und trinken kann man, so viel man will. Quasi ein All-inclusive-Event.

Am Sonntag wachen wir auch ohne Wecker rechtzeitig auf, die Altstadt ist auch als Ausgeh-Location sehr angesagt. In der großen Glaspyramide, die als Kongress- und Kulturzentrum genutzt wird, befindet sich die Kleideraufbewahrung. Zusätzlich zum “offiziellen” schwarzen Beutel werden auch größere Gepäckstücke angenommen -  praktisch für all diejenigen, die heute noch die Heimreise antreten müssen.

Eine Seite des breiten Sakip Sabanci Bulvari ist für den Start/Zielbereich gesperrt. Auf der anderen Straßenseite befindet sich das neue Fußballstadion von Antalyaspor. Antalyas Fußballclub spielt in der Türkischen Liga meist vorne mit.

Für die fast 5.000 Läuferinnen und Läufer des heutigen Tages gibt es ein stimmungsvolles warm-up, um dann gut gelaunt zum Start über 42, 21 und 10 km Aufstellung zu nehmen. Die Rollstuhlfahrer sind bereits auf der Strecke. Von hektischer Vorbereitung keine Spur. Der Klang einer Trompete lässt die türkischen Sportler erstarren. Die uns Deutschen weniger bekannte Nationalhymne ertönt. Als das Orchester einsetzt, wird immer noch in aufrechter Haltung voller Inbrunst mitgesungen.

Erst jetzt machen uns Mitläufer darauf aufmerksam, dass Marathonis weiter vorne stehen müssen. Hier ist der 10-km-Block, aber dank Nettozeitnahme können wir das noch gerade so hinbiegen. Nach einem Kilometer geht es schon Richtung Steilküste. Wir sind hier ca. 40 Meter über dem Meer und erhoffen uns einige schöne Ausblicke. Das Antalya Müzesi liegt links von uns. Als archäologisches Museum der Provinzhauptstadt zeigt es Kunstschätze aus ganz Lykien und Pamphylien. Auf der folgenden schönen Allee liegen noble Wohnhäuser. Wer es sich leisten kann, besitzt hier eine Wohnung mit Blick auf das Meer. Einige Bewohner schauen uns zu, während sie gemütlich beim Frühstück auf dem Balkon sitzen.

An der ersten Getränkestelle erwartet uns eine Verkehrsampel, bei der auch die Masten in den Ampelfarben leuchten - nett. Als ich vorbeikomme, erstrahlt gerade alles in Rot. Am Rathaus vorbei umrunden wir nun die Altstadt, die in einer Bucht der Steilküste liegt. Das Ganze ist Unesco- Weltkulturerbe, sehr romantisch und natürlich auch touristisch voll erschlossen. Die meisten Häuser sind renoviert, bei manchen kann man aber noch die ursprünglichen Holzkonstruktionen sehen, eine ganz andere Technik als bei unseren Fachwerkhäusern. Natürlich gibt es auch einen schönen Hafen mit verträumten Restaurants und viele Piratenboote, mit denen man entlang der Küste nach Osten fährt.

Das alles sieht man als Läufer aber nicht. Ist auch gut so, weil die Gässchen meist steil abfallen. Wir überqueren dafür eine Fußgängerzone (Şarampol Caddesi). Die sollte man besuchen, wenn man bei den Gewürz- und Teppichhändlern in der Altstadt genug eingekauft hat. Dort gibt es türkisches Leben pur. Auf dem Weg liegt auch eine wichtige Moschee (Murat Paşa Camii) und am Ende das schicke “MarkAntalya”- Einkaufszentrum.

Vorbei geht es jetzt am Antalya Dönerciler Çarşısı, einer Art “Döner-Fressgasse”. Am Freitag ereilte mich da  ein Kulturschock: Man ist gerade frisch angekommen, hat noch kein Gefühl für das andere Geld und muss nach einer kleinen Mahlzeit in einem Lokal feststellen, dass man mehr bezahlt hat als im noblen türkischen Restaurant daheim. Selber schuld.

Auf der palmengesäumten Atatürk Caddesi sehen wir rechts gelegentlich Teile der alten Stadtmauer. Dann das Highlight Antalyas: das Hadrian Kapısı, ein römisches Stadttor aus dem Jahr 130. Hier endete die Straße aus dem östlich gelegenen Perge.

Wie in jeder türkischen Großstadt gibt es auch hier eine Trambahn. Entlang der Laufroute fährt ein Bähnchen, das ursprünglich für Touristen angelegt wurde, sich aber auch bei den Einheimischen großer Beliebtheit erfreut. Die Wagen stammen aus der Partnerstadt Nürnberg. Als bekannt wurde, dass die Stadtverwaltung sie durch modernere Straßenbahnen, wie sie auf der Hauptlinie Antalyas verkehren, ersetzen wollte, hagelte es Bürgerproteste. Die Nürnberger Wagen werden also wohl noch eine Weile unterwegs sein.

Nach dem nächsten Knick erwarten uns Geldautomatenhäuschen vieler türkischer Banken, bei deren deutschen Tochterfirmen vielleicht auch einige Marathonis ihr Geld anlegen. Immerhin hat die türkische Lira im letzten Jahr gegenüber dem Euro an Wert gewonnen. Somit habe ich mit meinen 55 Lira (19 €) aus dem Jahre 2012 einen satten Gewinn von einem Euro gemacht.

Das rote Haus auf der linken Seite wurde 1930 für sechs Monate vom Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, bewohnt und beherbergt nun ein Museum.  Auf der Işıklar Caddesi geht es wieder Richtung Steilküste. Auffallend viele Brautmodengeschäfte befinden sich hier. Ein Hinweis auf das Bevölkerungswachstum?  Um 9:30 Uhr ist hier noch nicht so viel los. Zuschauer gibt es nur vereinzelt, aber einige Folkloregruppen haben wir schon gesehen.

Es ist bereits recht  sonnig und warm. In den Wintermonaten kann es hier aber auch recht kühl werden. Aber Anfang März beginnt wohl schon die Vorsaison. Jedenfalls sehe ich bei den Hotels oft deutsche Urlauber, die uns zuschauen.

12
 
 

Informationen: RUNATOLIA Antalya Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner
 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024