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Laufberichte

Laufend durchs Weltkulturerbe

22.05.11

Weltkulturerbe der UNESCO, das ist Ehre, aber auch Verpflichtung. Rigas Altstadt hat diesen Titel und erweist sich würdig. Für Besucher heißt das aber auch, die UNESCO prüft intensiv und regelmäßig, also muss Riga auch einen Besuch wert sein.

Meine Geographiekenntnisse haben mir nur bedingt geholfen. Dass Riga die Hauptstadt von Lettland ist, na ja dafür hat es noch gereicht. Und dass Lettland zu den Baltischen Staaten, die seit 20 Jahren unabhängig sind, gehört, und an der Ostsee liegen, ok. Aber was hier alles für Schätze verborgen sind, das hat sich erst durch eine Internetrecherche ergeben, und so war das Interesse geweckt hier doch auch mal den Marathon zu laufen.

Der Flug ging ab Düsseldorf mit der Air Baltic. Diese gemeinsame Gesellschaft der 3 baltischen Staaten, die 1995 gegründet wurde, verfügt über moderne Flugzeuge und hat ein Streckennetz, das mittlerweile sogar bis Dubai geht und nunmehr rund 3,5 Mio Passagiere pro Jahr befördert.

Übrigens Lettland gehört zur EU, was das Reisen natürlich enorm erleichtert. Der normale Ausweis reicht, und alle Stecker passen in die Steckdosen. Doch Achtung: Den Euro gibt’s noch nicht. Am Besten tauscht man vor Ort in einer der unzähligen kleinen Wechselstuben seine Euro in Lats um. 1 Euro sind 0,7 Lats. Auch nicht wundern; die Münzen sehen fast genauso aus wie unsere alten Pfennig-Münzen. Na ja, dann wissen wir wenigstens wo die abgeblieben sind.

Vom Flughafen ist man in 15 Minuten per Baltic Taxi in der Altstadt (Kosten ca. 12 Euro). Dort gibt es jede Menge gute Hotels in jeder Preislage. Ich hatte mich für ein schönes, preiswertes Mittelklassehotel, das “Albert“, benannt nach Albert Einstein, entschieden. Die Lage war günstig: 5 Minuten Fußweg zur Marathonmesse, 10 Minuten Fußweg zum Start und 10 Minuten zur Altstadt.
Diese Entfernungsangaben zeigen aber auch schon, wie man sich in Riga fortbewegen sollte, nämlich zu Fuß und wenn das nicht geht per Fahrrad. Wirklich alles ist fußläufig leicht zu erreichen. Vom Hoteldach hatte ich mir schon den ersten Überblick verschafft, und dann ging’s auch schon ab in die Stadt.

Riga wurde übrigens 1201 von dem Domherrn Albert von Buxhoeveden gegründet und hat seitdem eine sehr wechselvolle Geschichte erlebt.

Nur ein kleiner Teil der rund 700.000 Einwohner lebt wirklich in der Altstadt, dafür ist die einfach zu klein, aber was da alles so reingeht an Gebäuden, Geschichte und Anekdoten ist wahrhaft unbeschreiblich. Deshalb hatte ich auch ernsthafte Schwierigkeiten mich hier auf 100 Bilder zu beschränken und dann noch was für den Lauf übrig zu lassen. Bei der Stadt bleibt einem echt der Atem weg. Der Lauf trat an diesen beiden Tagen vor dem Start ganz weit zurück. Ich hatte auch an einer Führung (in Deutsch), die sehr empfehlenswert sind, teilgenommen und so vieles über die Stadt die Geschichte und die Gebäude erfahren, was mir sonst durch die Lappen gegangen wäre. Hier in Riga gibt es übrigens unzählige Jugendstilgebäude, die aufwendig und liebevoll restauriert worden sind. Nicht nur für Kenner eine wahre Augenweide.

Aber auch die Zugehörigkeit zur Hanse hat Ihre Spuren hinterlassen. Schönstes Schmuckstück ist das 1999 vollständig rekonstruierte Schwarzhäupterhaus, das mit den Wappen der deutschen Hansestädte verziert ist, und vor dessen Tor auch der Roland steht. Schwarzhäupter waren übrigens die unverheirateten Angehörigen einer großen Kaufmannsgilde, denn nur die hatten hier Zutritt.
Handels- und Handwerkergilden haben in Riga das Stadtbild geprägt und man findet ihre prachtvollen Bauten überall in der Altstadt. Die Schönsten sind die von der Großen und der Kleinen Gilde, die sich sogar gegenüber stehen und in ständigem Bauwettstreit standen. Der Große Gilde gehörten die Kaufleute mit viel Geld, und der Kleine Gilde gehörten die Handwerker, mit weniger Geld aber mehr Geschick und Ehrgeiz, an. Durch den ständigen Bauwettstreit sind uns diese tollen Gebäude erhalten geblieben.

Die ältesten Gebäude in Riga sind die 3 Brüder, die zwar zu unterschiedlichen Zeiten erbaut wurden, und auch nicht Brüdern gehört haben, aber deren enge räumliche Zusammengehörigkeit ihnen diesen Namen gab.

Überall in Riga gibt es schöne Plätze, die im Sommer zum Verweilen, Plauschen und Essen einladen. Und das wird in dieser Zeit sehr viel getan, denn der Sommer ist kurz in Lettland, und die Winter sind sehr, sehr lang und hart. Umso mehr spürt man die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Letten. Man ist nicht Tourist, man wird als Gast behandelt.

Trotz Jahrhunderte langer Fremdherrschaft haben sie sich diesen Wesenszug erhalten. Neben dem Schwarzhäupterhaus steht übrigens das Okkupationsmuseum das dem Interessierten hierzu tiefere Einblicke gewährt.
Zu den Preisen in der Gastronomie kann man sagen, dass diese noch recht erschwinglich sind. Man kann aber auch Einheimische fragen, wo man zu demokratischen Preisen essen kann, und dann wird gerne geholfen. Demokratisch heißt hier: Sehr gut, aber günstig.

Da das Wetter ausgesprochen schön war und die Temperaturen um 21 Grad lagen, ließ sich Draußen alles ohne Jacke erledigen, nur Abends wurde es dann doch kühler, aber nicht dunkel. Mittsommer rückt halt immer näher, und so wird es nur zwischen 22.00 und 4.30 Nacht.

Wer hier laufen möchte, der sollte wirklich mindestens 1 bis 2 Tage vorher anreisen und sich umschauen. Es lohnt sich!

Doch nun zum Lauf, den hatte ich bei der ganzen Schwärmerei fast schon vergessen.

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Informationen: Riga Marathon
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