marathon4you.de

 

Laufberichte

Köln, ich will dich Knutschen!

14.10.12
Autor: Joe Kelbel

Ach so, das Elitezelt: eine freundliche Helferin erklärt mir, dass hier die Privatsphäre der Eliteläufer geschützt wird und Fotos nicht erwünscht seien. Ein Rundumblick und ich sehe schnell ein, es ist sowieso wie bei uns im Ultrabereich. Nur die Hautfarbe ist anders.

Der Start des Marathons verzögert sich ein wenig, da sicherheitshalber gewartet werden muss, bis die Handbiker die Strecke freigeben. Später überholen wir noch die letzten, aber die nehmen sehr viel Rücksicht auf uns Läufer und auch wir haben verdammt viel Anerkennung für diese Sportler übrig.

Auch sehr viel Anerkennung haben wir Mocki gegenüber, denn sie steht hier oben auf dem Podest zwischen den Startlinien und macht nach ihrem gewonnenen Halbmarathon herzliche, sympathische Stimmung, sucht den Kontakt zu den Läufern, indem sie sich zu uns ins Feld hinab beugt und Schwätzchen hält. Schneller werden wir davon nicht, aber ihre fröhliche Stimmung tut gut. Diesen Kontakt kenne ich sonst nur von den Cierpinskis beim Halle Marathon und beim Himmelswegelauf. Ist mir verdammt viel wert.

Auch Michel, der Friedensfranzose tut gut. Begleitet wird er von Thorsten, dem Robin Hood der Marathonläufer. Dann ist da noch Markus, der Chef des Ganzen, und dann Waldemar Cierpinski. Ich hoffe, jedem sagt dieser Name etwas, seitdem m4y über seine erfolgreichen Marathonveranstaltungen berichtet. Sein Sohn Falk startet beim Marathon. Wir erinnern uns: “Lauf der Heroen” über 120 km in Halle, da wartete Waldemar auf mich. Ich wurde 15ter und letzter von 17 Läufern. Am 15.06.13 findet die zweite Auflage statt, diesmal mit einem größeren Teilnehmerfeld. Joe wird berichten. Und Falk Cierpinski sollten die  m4y-Leser auf jeden Fall verfolgen.

Mocki stammt übrigens auch aus einer Spitzen-Marathondynastie: Vater Fred: 2:24:49, Mutter Hildegard 2:40:41.

Dann stehe ich vorne in der ersten Reihe, neben Falk Cierpinski (heute 2:18:52 und Platz 14), der mich trotz höchster Konzentration freudig begrüßt. Dort Samson Barmao (Kenia, 30) der Titelverteidiger. Direkt neben mir Seboka Tola (Äthiopien, 25) , der eine diesjährige Zeit (in Dubai) von 2:06.17 zu Buche stehen und in Düsseldorf gewonnen hat. Und  Alfred Kering, (Kenia, 34), er wird heute in 2:07:37 gewinnen.

Mekuant Ayenew (Äthiopien, 21), bei den Frauen erkenne ich nur Helena Kiprop (Kenia, 36) die siebenfache Mutter, 2:26:52 hat sie dieses Jahr schon erreicht, sie wird heute in 2:25:34 gewinnen. Sie finanziert eine Stiftung in Kenia für die Erziehung von Mädchen aus armen Familien. Gut, dass ich genug Mädchen aus reichen Familien kenne. Robe Guta, die Viertplatzierte, steht an der Außenseite. Dazwischen die sogenannten Hasen, die persönlichen Pacemaker, viele ohne Namen, die aber auch schon mal unerwartet ihren Arbeitgeber versägen können. Leider kann ich keine Frontalbilder schießen, wir stehen direkt an der scharfen Zeitmeßmatte. In der ersten Reihe überrage ich wie ein orangener M4Y-Leuchtturm die dunkle Masse der Unterernährten.

Neu in Köln ist, dass über den Champion Chip geprüft wird, ob der Läufer sich auch im richtigen Startblock aufgestellt hat. Wenn nicht, gibt es 5 Minuten Zeitstrafe. Ich quetsche mich nun, so schnell es geht, in den Spitzenstartblock, der hinter dem Elitestartblock ist. Ein Germane hat nun mal einen längeren Beschleunigungsweg. Bis auf Gerd den Heroen, der im Lendenschurz samt Trinkhorn Platz 205 ergattern wird. Ich habe schon vor der Varusschlacht gelernt, mich blitzschnell an den Rand des Geschehens zu begeben. „Triumph hinter dem Schlachtfeld” nenne ich diese Devise. 

Nach dem viel zu langen Bahnhoftunnel biegen wir nach Norden ab. Der Musical Dome war ursprünglich eine provisorischen Spielstätte, nun ein Wahrzeichen.

Die Bastei (km 3) gehörte ursprünglich zur Stadtbefestigung. Der ungewöhnliche Überbau über das Ufer wurde 1924 gebaut, erinnert nicht mehr an die Stadtbefestigung, steht nun zur Vermietung. Unterhalb der  Zoobrücke kommt uns der Keniaexpress entgegen. Ist schon ein besserer Laufstil, den die Jungs drauf haben.

Die Zoobrücke ist statisch gefährdet. Statt sie zu renovieren, wird über die nächsten Jahre erst mal die Finanzierung mit Hilfe von acht Starenkästen sichergestellt. Der Zootunnel, durch den wir nun laufen, wurde in Wuttunnel umbenannt: 20.000 Autofahrer haben dieses Jahr bei 300 Meter Tunneldurchquerung dessen Sanierung nun schon finanziert.

Bei km 6 ist der nördliche U-Turn, ein wenig vorverlegt Niehler Gürtel. Es geht am Rhein entlang Richtung Süden, rechter Hand wieder der Zoo.

Wir unterqueren wieder die Zoobrücke, rechts ein kleiner Blick auf den “Skulpturenpark”, ein Ort der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Skulpturen, um es mal so auszudrücken. Sehr dünn, kaum sichtbar ist dieses Jahr die blaue Linie, neue behördliche Auflage.

Sehr schade ist die Verlegung des Marathon-Termines. Fotokina und Motorradmesse bringen halt mehr Geld rein. Dass darunter die Staffeln der Schulkinder wegen der Herbstferien leiden, interessiert den Vorstand der Messegesellschaft nicht.

Die Regierung von Köln juckt es nicht, dass sie nur diese Strecke entlang des südlichen Rheinufers bis nach Rodenkirchen genehmigt hat. Die Marathon-Orga lobt diese Neuerung als Verbesserung der Schnelligkeit der Strecke und lobt das wunderbare Rodenkirchen. Auch ich liebe lange Strecken und Begegnungsstücke, aber was ich hier für die nächsten Kilometer vor mir habe, mein Gott! Da kann ich auch in Mainz starten!

123
 
 

Informationen: Generali Köln Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner
 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024